Erkrankungen im Bewegungsapparat. Dr. Hanspeter Hemgesberg
externus (äußerer Hüftlochmuskel), M. pectineus (Kammmuskel), M. adductor longus (langer Schenkelanzieher), M. adductor brevis (kurzer Schenkelanzieher), M. adductor magnus (großer Schenkelanzieher), M. gracilis (Schlankmuskel), M. rectus femoris (gerader Oberschenkelmuskel), M. tensor fascie latae (Spanner der Oberschenkelbinde), M. sartoris (Schneider-Muskel), M. biceps femoris (zwei-köpfiger Schenkelmuskel), M. semi-membranosus (Plattsehnenmuskel) und M. semitendinosus (Halbsehnenmuskel).
Zur Gefäßsituation im Hüftgelenksbereich:
Die arterielle Versorgung erfolgt ausgehend von der Aorta abdominalis (Bauchaorta/große Körperschlagader), die sich in Höhe des 4. Lendenwirbels teilt in die paarige Arteria (Abkürzung: A - Plural Arteriae = Aa.) iliaca communis (gemeinsame Beckenarterie). Diese zweigt sich bald auf in die große Becken-Schlagader, A. iliaca interna (innere Hüftarterie) und die wichtige Schlagader für die gesamte untere Extremität, die A. iliaca externa (äußere Hüftschlagader). Der A. iliaca interna entspringen arterielle Gefäße zur Versorgung von Gesäß und Oberschenkel. Die A. iliaca externa verläuft am M. psoas major abwärts und geht nach Durchtritt unter dem Leistenband über in die A. femoralis (Schenkelarterie). Sie ist die „Schlagader der unteren Extremität“ im Bereich des Oberschenkels bis zum Adduktorenschlitz, durch den sie vor der Kniekehle durchtritt und dort zur A. poplitea (Kniekehlenarterie) wird. Von besonderer Bedeutung ist folgender Ast der A. femoralis: A. profunda femoris (tiefe Oberschenkelarterie); mit ihren bd. Ästen A. circumflexa femoris medialis und lateralis stellt sich die Blutversorgung des Oberschenkelkopfes sicher. Die arterielle Versorgung des Beckens wird gesichert von der A. epigastrica superior mit Ramus pubicus (verläuft zur Schambeinfuge), A. pudenda externa und A. circumflexa ilium superficialis.
Zur nervalen Versorgung im Hüftgelenksbereich:
Zur nervalen Versorgung der gesamten Muskulatur „rund um das Hüftgelenk“ (s.o.) – sowohl für die Motorik wie für die Sensibilität – sind intakte periphere Nerven unerlässlich. Das sind: Nervus (Abkürzung: N - Nerven = Nervi = Nn.) femoralis (= Oberschenkelnerv - er ist der stärkste Ast des Plexus lumbalis = Lendengeflecht - er reicht mit seinem sensiblen Hautast N. saphenus {= verborgener Nerv} bis zum inneren Knöchel am Fuß - wird versorgt von Fasern aus dem 1.-4. Lendennerv); dieser teilt sich im „Trigonum femorale“ (oder „Scarpa-Dreieck“ = Fläche auf der Medialseite des Oberschenkels) auf in sensible Hautäste (Rami cutanei) und Muskeläste (Rami musculares) und den N. saphenus. Vom stärksten Nerven-Geflecht unseres Körpers, dem Plexus sacralis (Kreuzgeflecht) geht hervor der der stärkste periphere Nerv, der N. ischiadicus (Ischiasnerv). Äste des Plexus sacralis mit Bedeutung für das Hüftgelenk sind N. gluteus superior + inferior (oberer + unterer Gesäßnerv). Der N. ischiadicus zieht zwischen Tuberculum major + minor und Oberschenkelmuskeln abwärts und teilt sich entweder in Mitten des Oberschenkels oder nach Eintritt in die Kniekehle weiter auf. Er versorgt mit motorischen Nerven große Teile der Muskulatur, bes. auch die Beuger und sämtliche Muskeln des Unterschenkels und Fußes. Sensibel versorgt er die Haut von Unterschenkel und Fuß und über den N. saphenus auch Anteile am Oberschenkel.
Zuletzt noch:
Die permanente Belastung – vielmals falsche Belastung, anhaltende Fehlhaltung und Überlastung – des Hüftgelenkes führt zu Schädigungen des knorpeligen Gelenk-Überzuges (Gelenkknorpel - Cartilago articularis) im Laufe des Lebens.
Nicht immer, aber oftmals!
Dazu kommen noch Belastungsfaktoren wie Übergewicht, mangelnde Bewegung und auch das steigende Lebensalter.
Definition: Hüftschmerzen
Hüftschmerz ist nicht gleich Hüftschmerz!
Fakt:
Wie Rücken- und Knieschmerzen zählen „Hüftschmerzen“ (Coxalgie) mit zu den häufigsten Beschwerden im Bewegungsapparat und vielmals erfolgt die Diagnosestellung spät bis zu spät und schon im chronischen/chronifizierten Zustand und vielmals setzt eine kausale Therapie dann auch erst spät bis zu spät ein und somit sind Folge-Auswirkungen wie z.B. Hüftgelenksteife etc. geradezu vorprogrammiert.
Schmerzen im Hüftgelenk und/oder dem Weichteilapparat um das Hüftgelenk sind immer ein Hinweis, dass irgendetwas mit der Hüfte bzw. dem Hüftgelenk nicht stimmt!
Das aber heißt bzw. sollte heißen:
Dauern die Beschwerden länger als 3 bis max. 4 Wochen an und/oder liegt z.B. ein akutes Trauma vor und/oder verstärken sich die Beschwerden – z.B. Schmerzen, Bewegungseinschränkung – und insbes. auch unter symptomatischer Therapie, dann sollte/muss zwingend eine Ursachen-Abklärung und somit Differenzialdiagnostik erfolgen!
Häufigkeit von „Hüftschmerzen“
Die Häufigkeit chronischer bzw. chronifizierter Hüftgelenks-Schmerzen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Denn inzwischen klagt fast jeder elfte bis vierzehnte Patient über „Hüftschmerzen“; einmal mehr und einmal weniger intensiv und einmal mit und einmal ohne Beweglichkeitseinschränkung! Hüftschmerzen sind häufig quälende, stark einschränkende und lang anhaltende Beschwerden.
Der Hüftschmerz ist nicht ein Symptom des älteren Menschen, sondern kann die Betroffenen in allen Altersklassen und unabhängig vom Geschlecht einschränken. Ernst zu nehmen sind die Beschwerden, denn viele Erkrankungen des Hüftgelenkes können im Frühstadium effektiv und langwirksam behandelt und sogar austherapiert werden.
Hüftschmerzen: Warn- und Alarm-Signale des Hüftgelenkes!
Hüftschmerzen – zumal wenn diese länger bestehen bleiben oder sich gar verstärken – sind wichtige Warn- und Alarmsignale die weder der Betroffene und auch nicht der Behandler ignorieren dürfen!
Der zu Beginn meist nadelstich-, später dann messerstich-ähnliche Hüftschmerz, der bis in den Sprunggelenksbereich und sogar in den Fuß ausstrahlen kann, kann u.a. durch lapidare Bewegungen ausgelöst werden.
Diese noch verhältnismäßig harmlosen Schmerzsignale werden erzeugt, wenn bereits eine Enge im Hüftgelenk oder eine Schädigung von Gelenk-Knorpel, Gelenk-Bändern oder der Muskulatur vorliegt und wenn dann durch ganz bestimmte Bewegungen der gesamte Hüftgelenksapparat zusätzlich unter Druck gerät und es zu einer Schmerzverstärkung und ggfls. mit Bewegungseinschränkung kommt.
Fakt ist:
Würde man diese Warnsignale nicht ignorieren und sofort damit beginnen, der Ursache auf den Grund zu gehen und diese dann konsequent zu beseitigen, könnten viele Spätschäden am Hüftgelenk verhindert werden, mindest aber im Gesamtschadensausmaß verringert werden.
Fazit:
Umfassende Ursachen-Forschung und nachgehende konsequente Therapie ist gefordert!
Ursachen für Schädigungen des Hüftgelenkes
Fakt ist:
„Das ideale Hüftgelenk“ gibt es nicht.
Vor allem nicht mit zunehmendem/fortgeschrittenem Alter!
Denn:
Es gibt zahlreiche Störungen und Ursachen und zwar von „Innen“ und von „Außen“.
Nicht immer ist es die Hüfte selbst!
Die längere Lebenserwartung, ebenso wie die gesellschaftliche Wende zu neuen Trendsportarten ist nicht selten ursächlich für die häufiger/vermehrt und verstärkt auftretenden Hüftbeschwerden.
Unzureichende Vorbereitung des Körpers und auch des Bewegungs-Apparates vor Aktivitäten sind ebenso Auslöser der Probleme wie die geringen