Mauern der Macht. Ralf Häcker

Mauern der Macht - Ralf Häcker


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an. In Ländern wie Syrien, Iran, Israel und Palästina drohen Kriege oder sie sind sogar schon mittendrin. Länder die kurz vor dem Untergang stehen, scheren sich einen Dreck um Moral und internationale Abkommen. Diese Länder werden Ihnen, um ihre eigene Niederlage abzuwenden, das Zeug aus den Händen reißen. Die Menge aber, die Sie mir gebracht haben, reicht gerade mal aus um eine Maus in einem Schuhkarton zu vergiften. Wollen Sie damit Kriege gewinnen?“

      Tatjana war bestürzt: „Das wusste ich nicht. Ich habe doch keine Ahnung von dem Zeug. Ich habe gesagt, was ich brauche und man hat mir das gegeben.“ Putkin wirkte nach außen beinahe mitleidsvoll, seine Haltung aber blieb starr. Er zeigte sich nicht aggressiv und drohte auch nicht, aber er gab unmissverständlich zu verstehen, was er von ihr erwartete. „Ich möchte Ihnen mal ganz einfach glauben. Jetzt aber haben Sie Ahnung und Sie wissen auch, dass man in unseren Kreisen seine Abmachungen einhält. Wir haben so eine Art Ehrenkodex, gegen den man nicht verstoßen sollte. Ich habe meinen Teil der Vereinbarungen gehalten, Sie sollten das auch tun.“

      „Was ist mit meinem Bruder, kann ich ihn sehen?“ „Ich sagte doch schon, ich habe mein Wort gehalten. Es geht ihm gut. Solange Sie mit uns gut zusammenarbeiten, wird sich daran auch nichts ändern. Darum möchte ich Ihren Fehler auch nicht überbewerten. Vielleicht erkannten Sie Ihren Fauxpas wirklich nicht. Sie sollten die Gelegenheit nutzen und Ihren kleinen Ausrutscher korrigieren. Meine Männer werden in Kürze wieder bei Ihnen auftauchen. Ich hoffe, wir verstehen uns.“

      Tatjana wusste, was das für sie bedeutete.

      „Ach noch was Tatjana, sollten Sie den Stoff nicht selbst organisiert haben, sondern ihn von jemand anderem bekommen haben, gehen Sie, falls diese Person Forderungen an sie stellt, darauf ein. Das Geld bekommen Sie selbstverständlich von uns. Seien Sie sicher, es wird Ihnen kein finanzieller Schaden entstehen. – Also Kopf hoch, Sie können wieder fröhlicher schauen. Die beiden Jungs fahren Sie jetzt nach Hause.“

      Tatjana stand auf, verabschiedete sich leise von Putkin und ging zur Tür. „Ach Tatjana, warten Sie mal!“ Er griff zum Hörer und telefonierte kurz. „Hallo meine Teuerste! Hör zu, ich habe gerade Besuch von einer sehr netten Geschäftspartnerin. Ihr Name ist Dr. Smirnow. Sie wird Dich in den kommenden Tagen mal besuchen. Stell Dich darauf ein, sie wird Deine Boutique ein wenig auf den Kopf stellen und sich neu einkleiden. Greif ihr unter die Arme und sei großzügig. Die Rechnung schickst Du bitte an mich. Ich verlasse mich auf Dich. Ja, ... Danke, ciao.“

      Putkin lachte und klatschte in die Hände. Wie ich Ihnen schon sagte Tatjana, das alles wird nicht zu Ihrem Nachteil sein.“

      Auf der Heimfahrt konnte Tatjana nur an einen denken, Panev! Nein, mit Geld und neuen Kleidern würde sie das Problem nicht lösen können, aber was wusste Putkin schon davon!

      Schweißgebadet lag sie die ganze Nacht über in ihrem Bett. Schlafen konnte sie nicht. Zu sehr war sie von Albträumen geplagt, die sie nicht abschütteln konnte. Panev lag ständig neben ihr, er grinste von der Decke, er ging mit ihr ins Badezimmer, trank aus demselben Glas, teilte mit ihr Kissen und Plumeau. Er war einfach überall. Bis in die frühen Morgenstunden war er bei ihr.

      Erst als die ersten Sonnenstrahlen in ihr Zimmer fielen, beruhigte sie sich wieder. Ohne bedrückende Nachtschwärze sah sie wieder klarer. Noch an diesem Tag musste sie zu ihm.

      Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte, packte sie ihre Tasche mit den Sachen, die sie am Abend zu brauchen glaubte. Auf dem Weg in ihr Büro hatte sie sich gänzlich wieder gefangen und fand auch ihr Selbstbewusstsein wieder. Ihr war klar, dass Panev eingeplant hatte, sie wiederzusehen. Ihre Angst konnte sie in Grenzen halten, da das Schlimmste von einem Schwulen nicht zu befürchten war. Sich nochmals vor ihm ausziehen zu müssen, glaubte sie überstehen zu können. Sie brachte diese Prozedur schon einmal hinter sich und nahm sich fest vor, auch ein zweites Mal nicht daran zu zerbrechen.

      Schon kurz nach Dienstbeginn rief sie ihn an und fragte, ob sie am Abend in sein Büro kommen dürfe. Schon die Art seines Lachens, sollte für eine Vorstrafe reichen. „Natürlich, ich habe schon auf Ihren Anruf gewartet. Ich wusste, dass Sie mich unbedingt wiedersehen möchten. Seien Sie kurz nach Dienstschluss bei mir.“

      Den ganzen Tag überlegte sie, wie sie sich am besten kleiden konnte. Erwartete er sie wirklich in Reizwäsche, oder ging es ihm nur darum, sich genau das zu wünschen, was sie gerade nicht erfüllen konnte? Machte ihm nur Spaß, was sie unter Zwang tragen musste? Sie entschloss sich, ihm den Gefallen nicht zu tun und ihn in ihrem ganz normalen Businessoutfit zu besuchen. Sie war fest entschlossen, die Angelegenheit an diesem Abend hinter sich zu bringen und beruhigte sich damit, an einem Striptease sicher nicht sterben zu müssen.

      Am Abend, kurz nach Dienstschluss, klopfte sie an seiner Tür. Diesmal wartete sie, bis sie zum Eintreten aufgefordert wurde. „Treten Sie ein!“ Sie trat bis vor seinen Schreibtisch und hoffte, trotz innerlicher Vorbereitung, das Ganze möglichst schnell hinter sich zu bringen.

      „Wie schnell wir uns doch wieder sehen, Frau Dr. Smirnow. Wie schon gesagt, ich wusste, dass Sie wiederkommen würden.“

      „Herr Panev, ich habe beim letzten Mal all Ihre Anweisungen befolgt, Sie müssen mir helfen. Bitte geben Sie mir eine akzeptable Menge, schnell, ich werde unter Druck gesetzt. Helfen Sie mir, ich verspreche Ihnen, Sie dann nie wieder zu belästigen.“

      Panev lehnte sich zurück. „Warum schnell, ich habe mir extra viel Zeit genommen. Ich habe heute den ganzen Abend für Sie Zeit, - und auch morgen Abend. Wenn Sie Ihre Sache gut machen, werde ich Ihnen helfen und Sie bekommen, was Sie wollen. Aber wie gesagt, - wenn Sie Ihre Sache gut machen. Machen Sie auch nur einen kleinen Fehler, können Sie gehen und die Geschichte ist durch. Ich gehe davon aus, Sie haben mich verstanden.“

      Tatjana wusste, was sie erwartete. „Sagen Sie mir, was ich tun soll?“ Panev lachte und machte sich über sie lustig. „Sie werden viele schöne Sachen für mich tun! Wir werden ein bisschen miteinander spielen oder sagen wir besser, ich werde mit Ihnen spielen! Und wenn Sie schön mitgespielt haben, sage ich Ihnen an unserem dritten Abend, was Sie für mich tun können. Dann gebe ich Ihnen, was Sie brauchen und Sie besorgen mir, was ich brauche. Danach werden wir unser kleines Geschäft vergessen.“

      Tatjana war geschockt. „Habe ich Sie richtig verstanden? Wir verbringen drei Abende zusammen und erst dann sagen Sie mir, was Sie eigentlich wollen?“

      „So ist es, - das heißt, wenn Sie inzwischen keinen Fehler machen!“ Panev lachte noch dreckiger als sonst und forderte Tatjana auf zu sagen, ob sie mitspielen wolle, oder nicht.

      Sie dachte an ihren Bruder, an die Drohung von Putkin und an ihr sorgenfreies Leben, wie sie es noch bis wenige Tage zuvor gewohnt war. Sie wünschte sich nichts mehr, als dass alles wieder so sein sollte, wie es früher war. „Ja, ich will mitspielen.“

      Kapitel 7

      Bereits an diesem Abend wurde Tatjana gedemütigt, wie nie zuvor in ihrem Leben. Es sollten die drei schlimmsten Tage ihres Lebens werden.

      Panev stand auf und holte einen alten Radiorecorder aus seinem Schrank. Er ließ eine Kassette mit russischen Liedern spielen. Dann deutete er auf den Stuhl gegenüber seinem Schreibtisch. „Setzen Sie sich. Wir werden essen, ich habe uns etwas mitgebracht.“ Aus einer Tüte holte er eine Blechdose, die mit mehreren belegten Broten befüllt war. Er nahm den Deckel ab, schob sie in die Mitte seines Schreibtischs und forderte Tatjana auf zuzugreifen. Die Dose schien seit Ewigkeiten kein Wasser mehr gesehen zu haben. An den Rändern klebten alte Butter und längst hart gewordene Wurstreste. Panev bediente sich und stopfte mehrer Brote in sich hinein. Er schob die Dose näher an Tatjana heran. Brotaufstrich hing in seinem Mundwinkel. „Nehmen Sie“, sagte er und kaute während dessen weiter. Tatjana wurde übel, um ihn aber nicht zu beleidigen, griff sie zu. Nur mühsam und mit letzter Überwindung gelang es ihr, einige Bissen zu schlucken.

      Panev hingegen schien es zu schmecken und so schaufelte er förmlich in sich hinein. „Na, schmeckt es Ihnen?“ Tatjana versuchte zu lächeln. „Ja, danke gut.“ Er zeigte sich immer ausgelassener. „Wissen Sie noch, was wir ausgemacht haben? – Wir haben gesagt, wenn Sie wieder


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