Königin der Spiegelkrieger. Werner Karl

Königin der Spiegelkrieger - Werner Karl


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seines Gesichtes folgte dem Vorbild des Vaters. Trotz aller Rundlichkeit, die kleine Kinder besaßen, waren die Ansätze dazu überdeutlich zu sehen.

      Arianrhod trat an Túan heran und schmiegte sich in seinen Schoß.

      »Wenn er schläft, ist er dir am ähnlichsten, Liebster«, sagte sie sanft und trotzdem konnte er das Bedauern in den Worten wahrnehmen.

      »Und wenn er wach ist?«, fragte er und fasste ihre rechte Hand, die mit seiner Wange spielte.

      »Er ist anders als alle Kinder, die ich kenne. Er … ist fordernd und hellwach.«

      »Sind das nicht alle Kinder?« Auch Túan begann jetzt, sie zu streicheln und fuhr mit seiner freien Hand durch ihr Haar und gelangte vom Rücken schließlich zu ihren Hüften. Sie räkelte sich wohlig und hauchte ihm ins Ohr.

      »Wir sollten die Zeit nutzen, in der er schläft.«

      Túan grinste und nestelte an seinem leichten Umhang.

      »Du scheinst etwas aus der Übung zu sein, mein zukünftiger Gemahl«, lachte sie leise und zog ihn aufs Bett. Mit aufreizender Geste ahmte sie an ihrem eigenen Kleid seine ungeschickten Bemühungen nach, und erreichte damit, dass auch er verhalten lachte.

      Schließlich schälten sich beide aus ihren Kleidungsstücken und sanken auf das Bett nieder. Während er begann, ihre Brüste mit seinen Lippen zu liebkosen, strichen ihre Finger wie in früherer Manier über seinen Körper. Sie suchten nach all den Wunden, die er erlitten oder sich selbst zugefügt hatte, wie sie immer noch mehr ahnte als wusste. Seine Erregung war mittlerweile so in Fahrt gekommen, dass er dieses Mal nicht stutzte und innehielt, sondern anfing, eine ihrer Brüste leicht zu kneten. Mit ein wenig Überraschung und einem verstehenden Lachen hörte er damit auf, als ein wenig Muttermilch hervortrat.

      Auch sie besann sich und beendete ihre Suche nach den Spuren alter Wunden. Sie zog ihn herab und küsste ihn, zunächst zart und beinahe schüchtern, dann immer leidenschaftlicher und erregter.

      Ihr Liebesspiel nahm sie völlig gefangen, jeder hatte sichtlich Nachholbedarf an Glück und Zärtlichkeit. Tief in ihrem Innern ahnten oder wussten beide, dass dies nicht lange so bleiben würde, und gaben sich nun der Stunde und dem Partner völlig hin. Trotz des harten Winters draußen vor dem Gebäude war es mollig warm. Nach Túans Geschmack schon zu warm, aber er nahm dies hin, denn das Neugeborene und die ehemalige Südländerin brauchten sicher andere Temperaturen als er.

      Bald waren beide von Schweiß bedeckt und bemühten sich ihre Leidenschaft nicht auch in lautem Stöhnen oder Ächzen auszudrücken. Und das nicht nur des Kleinen wegen, sondern auch wegen der Wachen. Beide wussten, dass diese nur eine Wand aus stämmigen Hölzern entfernt ihrer Aufgabe nachkamen und über ausgezeichnete Ohren verfügten.

      Aber schließlich erreichten beide kurz hintereinander ihren Höhepunkt und sanken erschöpft, aber glücklich nieder und atmeten noch Minuten heftig von der lange vermissten Anstrengung.

      Arianrhod war die Erste, die sich wieder regte und ein wenig verwundert auf den immer noch deutlich mehr als normal atmenden Geliebten blickte.

      »Es scheint, als dürfte ich dich das nächste Mal nicht so sehr in Anspruch nehmen«, sagte sie halb im Scherz und halb im Ernst. »Du atmest, als hättest du einen langen Marsch hinter dich gebracht und kein – zugegeben sehr anhaltendes – Liebespiel. Fühlst du dich wohl?«

      Längst hatte er sich die gleiche Frage gestellt und wunderte sich über seine anhaltende Erschöpfung.

      »Es … scheint so, als wäre ich doch noch nicht völlig wieder auferstanden«, gab er zerknirscht zu.

      »Nun, zumindest ein Teil von dir ist völlig erwacht«, versuchte sie anzüglich über ihre echte Besorgnis hinwegzutäuschen.

      Túan blickte doppelt betreten, als er Brannon wahrnahm, der hellwach in seiner Liege stand, sich mit seinen kleinen Händen am Rand festhielt und sie beide ausdruckslos ansah.

      »Oh je, ich hoffe, er hat uns nicht die ganze Zeit beobachtet. Unser Sohn ist wach«, schob er überflüssigerweise nach und sah Arianrhod hinterher, die sich rasch ihr Kleid überwarf und zu dem Jungen ging. Sie nahm ihn auf die Arme und wandte sich Túan zu.

      »Er kann stehen! Bei allen Göttern, er ist gerade neun Monate alt und steht auf seinen kleinen Beinchen.« Sie drückte ihn an sich und küsste seine beiden Wangen. Der Kleine behielt dabei seinen unbestimmten Ausdruck bei und gab keinen Ton von sich.

      »Ja, er entwickelt sich erstaunlich schnell«, sagte Túan und warf einen langen Blick auf Brannon, den dieser ohne einmal mit den Augen zu blinzeln erwiderte.

      Swidger grinste breit, als er nach seinem Klopfen ein »Komm nur herein, alter Germane!« gehört hatte, öffnete die Tür und trat ein. Mit einem unverhohlen anzüglichen Blick auf das zerwühlte Bett und immer noch grinsend, nahm er die ausgestreckten Hände Túans entgegen.

      »Germane, ja, ein solcher bin ich, aber alt? Ich zählte erst 20 Sommer, und wenn du Inga darum bittest, wird sie dir vielleicht schildern, in welchem Alter ich stehe.« Wieder fiel sein Blick auf das Bett.

      Túan lachte und Arianrhod schoss die Röte ins Gesicht.

      »Männer«, sagte sie nur mit gespielter Verächtlichkeit und kümmerte sich intensiv um Brannon, der schon wieder mit seinen Lippen schmatzende Geräusche machte.

      Der Druide und der Leibwächter gingen nach draußen und schlossen hinter sich die Tür. Sie gingen ein paar Schritte den kreisrunden Gang entlang und hielten an der Tür zum Vorraum an.

      Bevor Túan mit dem begann, was er den mittlerweile zum Freund gewordenen Germanen sagen wollte, ergriff dieser das Wort.

      »Ich freue mich, dich wieder unter den Lebenden zu sehen, Túan. Nun verbindet uns das Schicksal auch auf diese Weise miteinander. Und es nimmt mir eine schwere Last von den Schultern, dass du wieder lebend bei uns bist. Auch wenn du mir schon mehrmals versichert hast, dass du mir mein Versagen nicht vorwirfst, so brennt in mir immer noch die Wut darüber, dass ich die Zeichen nicht erkannte. Ich hätte Trebius …«

      Túan hob eine Hand und unterbrach den ungewohnten Redeschwall des Germanen.

      »Hör auf damit, Swidger! Wenn hier jemand versagt hat, dann ich selbst. Ich sah die Zeichen! Und habe sie dennoch falsch ausgelegt. Ich hätte erkennen müssen, dass der Römer trotz des Trankes eine ständige Gefahr darstellt.« Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern und Swidger erkannte sehr wohl, dass er dies wegen möglicher Lauscher tat. «Aber was noch viel wichtiger ist: Diese Tat offenbart einen Umstand, den ich bisher nicht bedacht hatte. Ich verließ mich immer auf die absolute Zuverlässigkeit des Trankes, doch dem ist offensichtlich nicht so!«

      Swidger reagierte wie immer, wenn die Sprache auf den Trank, dämonische Kräfte und ihm als abergläubischen Germanen unbegreifliche Zauber kam. Er rührte sich ungehalten und machte Anstalten, als wolle er davonlaufen.

      Doch Túan fuhr rasch - und weiterhin flüsternd - fort:

      »Ich fühle, dass meine Erweckung nicht gleich deiner oder all den anderen vonstatten ging. Seit Wochen schone ich mich, gehe nicht auf Wanderung oder Kriegspfad. Ich jage nicht, ich trainiere nicht, da ich spüre, dass ich nicht die Kraft habe, einem normalen Mann auch nur mit der Chance auf Sieg entgegentreten zu können. Selbst die wonnigen Mühen beim Liebesspiel ermatten mich mehr, als es früher der Fall war.« An dieser Stelle verzog er den Mund und lächelte über sein Selbstmitleid. »Um es kurz zu machen: Ich glaube nicht, dass mir ein langes Leben gegönnt ist! Daher möchte ich dir, starker Freund, eine Bürde aufladen, von der ich glaube, dass du der Einzige bist, der sie mit aller Kraft und Würde erfüllen kann.«

      »Was könnte ich dem Manne verwehren, der mir das Leben wieder gab?«, antwortete Swidger und fasste erneut die Hände des Druiden.

      Túan nickte.

      »Ich hatte gehofft, dass du so denkst. Aber hör dir erst an, was ich dir abverlangen will, und dann sag mir, ob du dazu bereit bist.«

      Dieses Mal sagte der


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