Wächterin. Ana Marna

Wächterin - Ana Marna


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       Buchbeschreibung:

      Die Buchreihe "The Hidden Folks" spielt in der heutigen Zeit, in der neben den Menschen auch andere Völker existieren. Diese versuchen mit allen Mitteln ihre Existenz geheim zu halten und leben nach unerbittlichen Regeln. Doch dann werden in den USA einige ihrer Kinder entführt und es kommt zu brutalen Todesfällen. Das Geheimnis der "Hidden Folks" droht aufzufliegen und es beginnt die verzweifelte Suche nach den Verrätern und deren Verbündeten.

       Band 4: Wächterin

       Die Forensikerin Dr. Valea Noack verbindet eine lange Freundschaft mit Roman Rothenstein. Es ist ein Schock für sie, als sie erfährt, dass dieser kluge und faszinierende Mann ein Vampir ist, der seine eigenen Pläne mit ihr hat. Ihr neues Wissen um die Geheimen Völker und ihre eigenen Gaben entpuppen sich als äußerst wertvoll bei der Jagd nach brutalen Mördern. Doch ihr Wirken findet nicht bei jedem Zustimmung und schon bald wird sie selbst zur Gejagten.

       Bereits erschienen:

      Fellträger

      Aschenhaut

      Seelenfresserin

       Über die Autorin:

      Ana Marna, geboren 1966, studierte und promovierte im Fach Biologie, bis sie sich neben Ehemann, Kindern und Hund der Musik zuwendete. Schon als Kind las sie sich quer durch die städtische Bibliothek und ließ dabei kein Genre aus. Am liebsten waren ihr immer Fantasy und Science-Fiction Romane. Es lag nahe, dass sie sich irgendwann auch eigene Geschichten ausdachte und zu Papier brachte. Doch erst in den letzten Jahren beschloss sie, diese Erzählungen auch zu veröffentlichen. "The Hidden Folks" ist ihre erste Real-Fantasy Serie.

       Wächterin

       The Hidden Folks

      Von

      Ana Marna

       Gewidmet allen Forensikern,

       die den Angehörigen von Opfern Gewissheit verschaffen.

      1. Auflage. Auflage, 2020

      © Ana Marna – alle Rechte vorbehalten.

      Umschlaggestaltung: © Karen Zillmann – Ana Marna

      Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin

      [email protected]

      www.ana-marna.de

       www.facebook.com/ana.marna.92372

      April bis November 1997

       Ulm, Deutschland

      Rosa, wohin man nur sah.

      Rosa Kleidchen, rosa Hosen, rosa T-Shirts, pinkfarbene Schuhe, Söckchen, Unterwäsche. Rosa Jacken, rosa Bettwäsche, rosa Trinkflaschen, rosa, rosa, rosa.

      Valea Noack schloss die Augen und versuchte, den Gruseleffekt abzuschütteln. Irgendwann wagte sie es, wieder zu blinzeln, und stellte fest, dass sie immer noch in dem Horrorkabinett Mädchenabteilung stand.

      „Um Himmels willen“, murmelte sie. „Wann kommt endlich mal wieder die Zeit, wo es auch normale Farben für Mädchen gibt?“

      In ihrer Verzweiflung griff sie reflexartig nach dem Ärmel einer vorbeihuschenden Verkäuferin.

      „Bitte“, flehte sie. „Sagen Sie mir, dass es noch andere Farben außer Rosa in diesem Geschäft gibt.“

      Die Verkäuferin lächelte sie leicht genervt an.

      „Natürlich. Wir haben auch Weiß, Pastellrot und Rotkäppchenrot.“

      „Blau oder Grün?“, fragte Valea hoffnungsvoll.

      Die Verkäuferin schüttelte den Kopf.

      „Das ist zurzeit nicht so aktuell.“

      Valea stöhnte verzweifelt und ließ den Ärmel los. Die Verkäuferin entfloh sofort und ließ eine ratlose Mutter zurück.

      Wie sollte sie für Mara ein gescheites Kleid finden?

      Ihre Tochter hasste Rosa, und das konnte sie sehr gut verstehen. Und Weiß war mit Sicherheit auch nicht das Richtige. Maras Lieblingsbeschäftigung war es, in schlammigen Sandkästen herum zu robben. Da waren eher Erdfarben angesagt. Aber die gab es anscheinend nur in der Jungenabteilung.

      Nach langem Hin und Her entschied sie sich für ein dunkelrotes Kleid. Dann trat sie erleichtert den Rückweg an. Geschafft. Jetzt musste sie nur noch ihre beiden Helden finden und nach Hause fahren.

      Daniel hatte vorgeschlagen, dass sie sich bei der Eisdiele im Erdgeschoss treffen sollten. Vermutlich saßen sie bereits seit einer Stunde da und Mara schlug sich den Bauch mit ihrem geliebten Schoko-Eis voll.

      Fröhlich betrat sie die Rolltreppe, um nach unten zu fahren. Auf halber Höhe sah sie die Eisdiele in Sicht kommen. Tatsächlich, da saßen die beiden. Daniel mit seinem sanften Lächeln und die fröhliche kleine Mara, die trotz ihrer knapp zwei Jahre begeistert einen riesigen Eisbecher vernichtete.

      Valea beobachtete liebevoll, wie ihre Tochter den langen Löffel mit beachtlichem Geschick in die Eiscreme tauchte.

      Die bellenden Schüsse registrierte sie nur am Rande. Erst die Schreie der Leute schreckten sie aus ihren Gedanken.

      Panisch drängten die Menschen vor ihr die Rolltreppe wieder nach oben. Erschrocken versuchte Valea zu erkennen, was sich unter ihr abspielte. Leute rannten kreischend dem Hauptausgang zu.

      Valea wurde von den Flüchtenden eingekeilt, die nach oben drängten, und stemmte sich verzweifelt dagegen. Dabei verlor sie den Blick auf ihre Familie.

      Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die fliehenden Leute sich an ihr vorbeigequetscht hatten. Tatsächlich konnte es sich nur um wenige Sekunden gehandelt haben, bis Valea endlich unten ankam.

      Und alles was sie wahrnahm, war rot.

      Rotkäppchenrot. Blutrot.

      Schreiend rannte sie los. Hin zu den umgefallenen Tischen und Stühlen. Daniel lag verrenkt am Boden. Offenbar hatte er versucht, sich schützend vor die kleine Mara zu werfen. Sein Gesicht war ein blutroter Klumpen. Explodiert. In Fetzen gerissen.

      Das kleine Mädchen lag an seiner Seite. Mit einem röchelnden Laut fiel Valea neben ihr auf die Knie. Der Bauch ihrer Tochter war eine riesige klaffende Wunde. Blut floss in Strömen aus ihr heraus, unaufhaltsam.

      „Mami?“

      Valea keuchte auf als der klagende Laut an ihr Ohr drang. Panisch riss sie sich die Bluse vom Leib und drückte sie auf das blutende Loch.

      „Mami?“

      Valea schluchzte auf und beugte sich über das Gesicht ihrer Tochter.

      „Ich bin hier, meine Süße“, flüsterte sie und blickte in die weitaufgerissenen grauen Augen.

      „Es tut weh, Mami.“

      Die Worte wehten wie ein leiser Hauch an ihr Ohr.

      „Ich weiß, mein Schatz“, weinte Valea. „Du musst jetzt tapfer sein. Bestimmt kommt bald Hilfe. Sei tapfer, mein kleiner Sonnenschein.“

      „Mami, mir ist so kalt.“

      „Das ist das viele Eis, Süße.“

      Valeas Stimme brach, als sie gewahrte, wie die Kinderaugen erstarrten.

      „Nein!“


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