Benny und Niki in der Unterwasserwelt. Lewis Cowley

Benny und Niki in der Unterwasserwelt - Lewis Cowley


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„Was ist denn eigentlich passiert.“

      „Ich war oben an Deck, als es passierte.“ erzählte Richie. „Der Sturm hatte bereits angefangen, als jemand von der Besatzung nach oben kam und eine Kollision mit einem Felsen gemeldet hatte. Dabei lief das Wasser unterhalb der Schwimmlinie ins Schiff und die Pumpe schaffte es nicht mehr.“

      „Zum Glück hat sich der Sturm wieder gelegt.“ meinte Benny. „Sonst sähen wir alle ein wenig alt aus.“ Er unterbrach sich:

      „Ey, Niki, was soll denn das werden?“

      „Ganz einfach, ich gehe schwimmen.“ rief der Kleine keck.

      „Bist du verrückt?“ kam es aus dem Mund seines Vaters. „Das Wasser ist doch eiskalt.“

      Doch ehe er ausgesprochen hatte, war Niki bereits drin und entfernte sich vom Boot.

      „Nikiii!“ brüllte Benny. „Komm sofort zurück, du Königliche Frechheit!“

      „An deiner Stelle würde ich mir keine Sorgen machen, Benny.“ meinte Richie. „Niki liebt kaltes Wasser und außerdem schwimmt er wie ein Fisch.“

      „Das weiß ich auch,“ entgegnete Benny erregt. „Aber trotzdem will ich das nicht. Wer weiß, was sich da im Wasser herumlümmelt.“ Zu seinem Sohn gewandt rief er:

      „Komm jetzt endlich rein, Niki!“

      In diesem Moment ertönte ein seltsames Geräusch. Hinter Niki formte sich ein Wasserstrudel, der immer größer und stärker wurde. Doch der Kleine war mit seinen Schwimmaktivitäten viel zu sehr beschäftigt, um es zu sehen. Erst, als er den Strudel vernahm, kam er zu sich, doch da war es bereits zu spät. Der Sog erfasste das Kind und zog es in seine Mitte.

      Benny und Mellie schrieen nach Niki, doch der konnte sie nicht hören. Schon wollte Benny hinterher springen, doch Richie hielt ihn zurück.

      „Bleib hier.“ rief er. „Du kannst doch nichts tun. Oder willst du etwa zu viel Wasser in deinen Schlund kriegen?“

      Benny ging nicht auf diese Frage ein, sondern bat seinen Freund:

      „Bring unsere Sachen und Mellie zu Alex.“ Und schon war er im Wasser. Er arbeitete mit allen Kräften, aber vergeblich. Kein noch so guter Schwimmer kann einem Wassersog entkommen.

      Mellie schrie sich die Kehle aus dem Leib vor Angst, denn Niki war ihr einziger Freund. Auch Benny war ihr sehr ans Herz gewachsen. Richie musste sie mit Gewalt festhalten, damit sie sich nicht auch noch in die Fluten stürzte. Beide konnten noch beobachten, wie Benny seinen Sohn zu fassen bekam und dann mit ihm zusammen im Strudel verschwand.

      Mellie schrie pausenlos nach ihrem Freund, doch dann versiegte der Strudel. Einige Mann der Besatzung versuchten, mit Hilfe von Seilen nach den Verschluckten zu suchen, doch die waren nicht mehr aufzufinden.

      Der Steuermann der „PRINCE VAILLANT“ und der Kapitän näherten sich dem Boot. Während der Steuermann seinen Blick senkte, berichtete der Captain Rush:

      „Meine Männer haben alles versucht, doch die Strömung ist viel zu gefährlich und auch sehr tückisch. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie leid es mir tut.“

      „Niikiii!“ schrie Mellie, dann brach sie bewusstlos zusammen. Sofort war der Schiffsarzt Dr. Silers bei ihr, der im selben Boot saß. Zwar konnte er ohne seine Instrumente nichts anfangen, doch er horchte Mellie´s Körper ab. Danach wandte er sich an Richie, der bewegungslos dasaß und Mellie´s rechte Hand hielt.

      „Ist das Ihre Tochter?“ fragte Dr. Silers.

      Richie blickte auf.

      „Nein.“ antwortete er still.

      „Waren die Kinder Geschwister?“ erkundigte sich Dr. Silers.

      „Nein!“ gab Richie leise von sich. „Sie waren die besten Freunde. Benny und Niki waren Vater und Sohn, wie Sie vielleicht bemerkt haben. Mellie ist die Tochter eines gemeinsamen Freundes. Benny hat mich gebeten, sie zu ihm zu bringen.“

      „Und wer sind Sie?“ wollte der Schiffsarzt wissen.

      „Mein Name ist Richard Kane.“ stellte er sich vor. „Ich hatte die drei nur begleitet. Wir kommen gerade von einer Reise aus England und wollten nach Germany.“

      Captain Rush hatte bisher wortlos danebengesessen. Jetzt erhob er das Wort und rief über ein Megaphon:

      „Unser Steuermann hat uns ausgerichtet, dass in einer Stunde ein Passagierschiff hier aufkreuzen und uns aufnehmen wird.“

      Alle jubelten, nur Richie und Mellie nicht. Sie dachten an Benny und seinen Sohn, die über Bord gegangen waren.

      „Allerdings sollten wir nicht die beiden Passagiere vergessen, die nun vom Meer verschlungen wurden.“ fuhr Captain Rush fort. „Sobald wir an Bord sind, werden wir eine Trauerfeier anordnen.“

      Der Strudel, der Benny und Niki verschlungen hatte, war wieder verschwunden. Doch was niemand oben ahnte: Vater und Sohn waren nicht ertrunken. Während sich Benny voller Todesangst an seinen Sohn klammerte, tauchten plötzlich zwei pflanzenähnliche Kreaturen auf. Eine große und eine kleine.

      Sie waren grün, hatten vier Blätter, die wie Gliedmaßen wirkten, zwei Augen, und zwei Gebilde, die Nase und Mund sein konnten. Die große Pflanze bedeckte Mund und Nase des Promoters, wobei Luftblasen aufströmten. Benny begriff sofort: Er wurde mit Sauerstoff versorgt. Auch Niki bekam eine Ladung von dem kleinen Pflanzenwesen.

      Während dieser Prozedur sanken sie immer weiter und es wurde immer dunkler um sie. Benny spürte durch den Wasserdruck, dass es immer tiefer ging. Doch bevor der Druck für ihn zu stark wurde, tauchte ein helles Etwas auf. Ein weiterer Wassersog umwölbte sie und plötzlich befanden sich Benny und Niki in einer kleinen Kammer. Das Wasser wurde herausgepumpt. Eine Schleuse öffnete sich und schon waren beide in einem Raum, der von vielen großen Bullaugen umgeben war. Benny ahnte, wo er sich jetzt mit seinem Sohn befand: in einem kleinen U-Boot, das vielleicht zu Zwecken wie diesem da war.

      Schnell hatten sich die beiden erholt und bemerkten, dass es sich hier um noch mehr dieser Pflanzenwesen handelte. Es waren vier große und zwei kleine Pflanzen. Man könnte sagen: vier Erwachsene und zwei Kinder. Während Benny von zwei der großen Pflanzen umgeben war, beäugten die beiden Kleinen seinen Sohn.

      Benny betrachtete sich die Pflanzenwesen. Sie mochten etwa seine Größe haben und waren an einigen Stellen grün. Die kleinen Pflanzenwesen unterschieden sich kaum von den Erwachsenen. Sie waren nur kleiner.

      Seltsam war nur: Die beiden Pflanzen, die Benny und Niki mit Luft versorgt hatten, waren draußen geblieben. Vermutlich konnten sie nur im Wasser atmen, während ihre Artgenossen an der Luft lebten.

      Staunend wandte sich Niki an seinen Vater.

      „Wow, das ist ja echt schrill, Papa.“ sagte er mit großen Augen. „Was machen die denn jetzt mit uns?“

      „Ich nehme an, dass sie auf dem Meeresgrund in einer großen eingeschlossenen Stadt leben.“ vermutete Benny. „Dieses Schiff ist wohl ein Rettungsboot. Und diese Kreaturen sind pflanzlicher Natur, genau wie die beiden im Wasser. Du hast doch gemerkt, dass du von ihnen Luft bekommen hast. Obwohl sie Pflanzen sind, haben sie sich wie tierische Lebensformen weiterentwickelt.“

      „Woher willst du das denn wissen, Papa?“ fragte der Kleine.

      „Ich denke nach über das, was ich sehe.“ erklärte sein Vater. „Ferner vermute ich, dass es sich um zwei Spezies handelt. Die einen leben an der Luft wie wir, und die anderen im Wasser, wie Fische.“

      „Ob die sprechen können.“ wollte Niki wissen.

      „Davon bin ich überzeugt.“ sagte Benny bestimmt. „Sieh´ sie doch an, wie sie unser Gespräch verfolgen. Die Frage ist nur, ob sie unsere Sprache verstehen.“

      „Wir verstehen euere Sprache.“ ertönte plötzlich die sanfte Stimme von einem der Pflanzenwesen. „Und du hast auch Recht mit deinen Vermutungen. Wir sind eine hochentwickelte Form einer bestimmten Pflanzenart,


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