Benny und Niki in der Unterwasserwelt. Lewis Cowley

Benny und Niki in der Unterwasserwelt - Lewis Cowley


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zusammenleben. Wir möchten euch jetzt zu unserer Stadt bringen und zuerst sehen, ob es euch gut geht.“

      „Es geht uns gut, dank euch.“ sagte Benny. „Aber wir müssen wieder nach oben, denn zwei der Menschen oben sind unsere Freunde und sie werden glauben, dass wir nicht mehr leben.“

      „Ihr müsst jetzt keine Angst haben.“ sagte die Pflanze. „Wir bewegen uns außerhalb von Raum und Zeit. Außerdem werden sie nicht lange um euch trauern. Aber es ist sinnlos, jetzt darüber zu sprechen. Wir sind bald da.“

      Auf dem Monitor war ein riesiger Lichterball aufgetaucht. Zunächst war es noch etwas verschwommen, dann erkannte man ein metallartiges Gebilde. Auch einzelne Lichter konnte man erkennen. Der Umfang des Gebildes wurde immer größer und jedes Mal, wenn man glaubte, man war da, tauchte noch mehr auf.

      „Unsere Welt erstreckt sich auf mehr als 500 Kilometern.“ erzählte die Pflanze. „Und es leben viele Menschen von euch und Pflanzen von uns hier. Und alle sind sehr glücklich, hier zu sein.“

      „Wieso denn das?“ erkundigte sich Niki.

      „Du wirst es sehen, Menschenkind!“ hörte er neben sich die Stimme einer kleinen Pflanze. Sofort wandte er sich um. Zwei Äuglein schauten ihn an.

      Vor ihm stand ein kleines Pflanzenwesen, das vielleicht weiblich sein mochte. Niki konnte sich den ungewöhnlichen Augen nicht entziehen. Er strahlte die kleine Pflanze an.

      Die schien Niki zu beschnuppern. Benny musste unwillkürlich grinsen. Er erinnerte sich an damals, als das Hitmon Rauruk seinen Sohn beschnuppert hatte. Die kleine Pflanze beäugte Niki von allen Seiten.

      „Aber Kind.“ erklang die strenge Stimme der großen Pflanze. „So etwas tut man doch nicht.“

      „Ich find´s lustig.“ kicherte Niki, der ebenfalls an Rauruk denken mochte. Flugs stand die kleine Pflanze vor ihm und hielt ihm etwas entgegen, das eine Hand sein mochte.

      Vorsichtig ergriff Niki die Hand der Pflanze. Man konnte glauben, dass die Pflanze lächelte.

      „Wie heißt du denn?“ fragte sie. Ihre Stimme wirkte natürlich und doch künstlich. Es hatte den Anschein, als ob die Stimme blubberte, obwohl sie auch nett klang.

      Der Junge schaute die kleine Pflanze an.

      „Niki.“ stellte er sich vor.

      „Ich heiße Karina.“ hörte er die Stimme der kleinen Pflanze.

      Benny hatte diese Szene aufmerksam verfolgt. Wie schaffte es sein Sohn, sich überall beliebt zu machen? Eine Frage, auf die der Unternehmer keine Antwort fand, denn in all den Jahren hatte das Kind seinen Vater damit immer wieder aufs Neue überrascht.

      „Ich glaube, wir sollten uns auch einmal vorstellen.“ lachte die große Pflanze und reichte Benny sein Handblatt. „Ich bin Kolak,“ Er wandte sich um und zeigte auf die andere große Pflanze.

      „Meine Gemahlin Nakita,“ fuhr er fort. „die da hinten sind Fuchi und Terr. Sie steuern dieses Boot. Die Kleinen sind unsere Kinder. So nennt man das bei euch. Das hier ist unser Sohn Jolish, die Kleine bei dem Menschenkind ist Karina.“

      „Ich heiße Benjamin Fischer.“ stellte sich der Unternehmer vor, ging zu Niki, nahm ihn in seine Arme und fuhr fort:

      „Mein Sohn Dominik.“

      Schon watschelte Karina zu Benny und bemerkte:

      „Dominik? Er heißt doch Niki.“

      Benny lachte und ergänzte:

      „Niki ist eigentlich die Kurzform von Nikolaus.“ erklärte er. „Doch mein Sohn hatte seinen Namen so gewählt, als er gerade ein Jahr alt war. Seitdem wird er von allen nur Niki genannt.“

      Schon kuschelte sich Karina wieder an Benny´s Sohn und fragte ihn:

      „Niki, willst du mein Freund sein?“

      Der Junge wandte sich zum Pflanzenkind und antwortete leise:

      „Ich möchte gerne dein Freund sein, Karina. Aber was ist mit deinem Bruder? Wieso kommt er nicht her?“

      „Jolish ist sehr schüchtern.“ erklärte Karina. „Soll ich ihn herbringen?“

      Doch bevor Niki antworten konnte, watschelte Jolish in seine Richtung und blieb dicht vor Niki stehen. Zunächst senkte er seine Äuglein, doch dann sah er Niki an.

      Es war total still geworden. Keiner sprach etwas. Nur das Surren des Bootes war noch zu hören. Aber dann wandte sich Jolish ab und watschelte in die hintere Ecke des Bootes. Seine Schwester folgte ihm sofort und umlegte mit ihrem Handblatt das ihres Bruders. Leise flüsterte sie ihm etwas zu, das nicht zu verstehen war. Dann führte sie ihn zu Niki.

      Langsam erhob Jolish seine Hand und reichte sie Niki. Dieser ergriff das Handblatt und lächelte Jolish freundlich zu. Karina kuschelte sich an Jolish und flüsterte ihm noch etwas zu.

      „Ni...ki.“ ertönte es leise aus Jolish´s Mund. Er erhob seine zweite Hand und umfasste Nikis Hand. Der hielt Jolish´s Hände fest und jubelte erfreut:

      „Ich habe einen Pflanzenfreund! Ich habe einen Pflanzenfreund!“

      Man konnte richtig erkennen, dass Jolish ebenfalls lachte. Beide sprangen im Kreis und Karina schloss sich ihnen an.

      Plötzlich machte es einen keinen Rums. Das Boot hatte angedockt. Eigentlich ging so etwas unbemerkt, doch der Pilot Terr wollte damit etwas Aufmerksamkeit erregen.

      „Was sollte das denn werden?“ warf Kolak dem Fahrer vor.

      „Man bittet um Vergebung.“ sagte Terr mit ironisch-frechem Ton. „Aber sonst hätte es keiner gemerkt, dass wir da sind.“

      „Alle Mann aussteigen.“ rief Kolak lachend.

      Benny und Niki folgen den anderen. Es ging durch eine goldbeschlagene Schleuse, die einen Durchmesser von etwa 5 Metern hatte. Links und rechts waren verschiedene Türen und Schleusen. Bis sich vor ihnen ein Tor öffnete und unsere Gefährten auf eine Treppe zugingen, die nach unten ragte.

      Als Benny die Treppe erreicht hatte, erschrak er: Vor seinen Augen erstreckte sich eine Landschaft, die er sich selbst in ihren kühnsten Fantasien nicht vorgestellt hätte. Pflanzen verschiedener Arten wuchsen und blühten in Hülle und Fülle. Der sonst so temperamentvolle Niki, der neben seinem Vater ging und ebenfalls alles sah, blieb diesmal ungewöhnlich still, denn die Umgebung hatte ihm glatt die Sprache geraubt.

      „Mein Gott, wo sind wir, Papa?“ fragte er.

      Es war auch kein Wunder. Wer vermutete in einer solchen Tiefe eine Stadt. Nachdem Benny sich etwas umgesehen und ein Bild gemacht hatte, fragte er sich, warum die unterirdische Welt noch nicht geortet worden war. Schließlich war sie extrem groß.

      Überall waren Gebäude, die wie Häuser aus dem 18. Jahrhundert aussahen. Benny erblickte einen Teich, in dem sogar kleine Fische herumschwammen. Doch die Arten waren ihm völlig unbekannt.

      Unzählige Wesen der Pflanzenart, aber auch viele Menschen waren zu sehen. Diese Welt musste schon vor Jahrhunderten geschaffen worden sein, denn vieles sprach dafür, dass die Algen und Korallen, die sich an den Wänden festgesetzt hatten, schon sehr alt waren. Dennoch wirkten sie nicht wie Unkraut, sondern bildeten ebenso schöne wie ungewöhnliche abstrakte Formen. Je mehr Benny sah, umso mehr Fragen hatte er.

      Auch der sonst so freche Niki bekam anfangs kein Wort heraus. Seine Aufmerksamkeit schien auf eine kleine Gruppe Kinder aus Menschen und Pflanzen gefallen zu sein, die an einem Örtchen neben dem Teich waren und aufgrund ihres Verhaltens zusammen spielten.

      „Ich sehe, dass ihr viele Fragen habt.“ meinte Kolak. "Aber schaut euch noch ein wenig um. Ich werde inzwischen zu den Herrschern fahren und ihnen von euch berichten."

      "Wer sind die Herrscher?" fragte Benny.

      "Sie leiten die ganzen Stadt." erklärte Kolak. "Ihr werden sie bald sehen."


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