Der Drachenprinz. Marcel Kircher

Der Drachenprinz - Marcel Kircher


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dritte Schlüssel passte dann. „Manchmal ist man doch sehr zittrig, wenn es um Leben und Tod geht“, murmelte sie mit tiefer Stimme und versuchte so wie Octurian zu klingen.

      Der andere Elf lächelte. „Da sagt Ihr was, Magier Octurian. Ich helfe Euch sie auf die Liege zu packen.“

      „Danke.“ Der Elf und der vermeintliche Zauberer trugen Senja in das Labor. Ein paar Kerzen waren noch nicht ganz runtergebrannt und verliehen dem Raum eine gewisse Helle. Ein Kerzenschein fiel auf das Gesicht der noch immer besinnungslosen Senja. Auch der Elf blickte beim Weggehen auf das Gesicht.

      „Das ist nicht Ezechia, Meister. Das ist Senja, die Wirtin aus der Schwarzen Sonne. Wer seid Ihr? Ihr seid nicht Octurian.“ Er stürzte los und schrie: „HILFE! SCHARLATAN! VERBRECHEN! ALARM IM BERGFRIED!“

      Geistesgegenwärtig zog der falsche Magier seinen Stock und verpasste der schreienden Elfe einen kräftigen Schlag in den Rücken und schließlich auf den Hinterkopf. Das rotblonde Haar färbte sich blau. Eine klaffende Wunde verteilte ihr blaues Blut auf den Nacken des Elfen. Entgeistert wandte sich die Unbekannte wieder ihrem Opfer zu. Im Kerzenlicht fiel es ihr auch auf. Es war nicht Ezechia, mit deren Geiselnahme sie Marcel in eine Falle locken wollte, sondern Senja. „Verdammt“, fluchte sie. Sie nahm die Kapuze unter welcher eine wallende rote Haarpracht versteckt war ab und riss sich unter einem kurzen Schmerzensschrei den falschen Bart vom Gesicht. Unter dem Mantel des Magiers Octurian war eine weiße Bluse zu erkennen. Es war die Kopfgeldjägerin der Alplanden, Ginygritte. Was sollte sie nur tun. Instinktiv zerrte sie den ohnmächtigen rotblonden Elfen in das Labor und verriegelte die Tür von innen. Das Labor lag knapp 50 Meter über der Erde. Dieses von Draußen zu erreichen stellte eine schiere Unmöglichkeit da. Man musste die Tür aufbrechen und für diesen Fall sollte nun Senja das Druckmittel sein. Was aus dem ausgeknockten Elfen wurde, das war Ginygritte egal. Ihr Ziel war freies Geleit zu bekommen, um Marcel in die Hände des schwarzen Magiers Grindelmort Voldewald zu führen.

      Im Gasthaus am Bembardos Pfad tobte das Unwetter noch ein wenig weiter. Da das Unwetter aus Nordosten kam und somit die Burgbewohner Blitz und Donner überstanden hatten, zogen nun die letzten Ausläufer über die Unterkunft. Ein greller Blitz, gefolgt von einem Donnerschlag, der die Wände erzittern ließ, zuckte über den dunklen Nachthimmel. Schweißgebadet saß Strewberry in seinem Bett auf. „Wir müssen zurück!“, stammelte er. „Zurück zur Burg.“

      „Schlaf weiter!“, grummelte Harbor, während Marcel schlaftrunken aufstand und sich seinem neuen Freund zuwandte.

      „Was ist los?“, fragte er. „Hast du schlecht geträumt?“

      Apathisch saß der junge Elf in seinem Bett, zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub und sein Blick war starr vor Angst. „Senja … Senja …“, stammelte er.

      „Was ist mit Senja? Was hast du geträumt?“

      „Ich habe nichts geträumt. Senja ist in Gefahr. Sie ist überfallen worden und im Bergfried im Labor von Magier Octurian.“

      „In Ordnung“, grummelte Harbor von seiner Liege. „Wenn du das nächste Mal vor dem zu Bett gehen, deine sechste Portion Spanferkel essen willst, dann pfeffere ich sie dir eigenhändig vom Teller. Du bist überfressen, kannst nicht schlafen und hast schlecht geträumt. Es wird schon alles gut sein auf der Burg.“

      „Ihr versteht nicht“, entgegnete Strewberry immer noch kreidebleich, aber etwas gefasster. „Ich hatte schon früher diese Fähigkeit. Elfen, die mir besonders nahe stehen bauen eine geistige Verbindung auf von der sie nichts wissen und ich sehe, wenn sie in Gefahr sind.“

      Wütend feuerte Lord Harbor sein Kissen in Strewberrys Gesicht. „Jetzt halte endlich dein dämliches Maul! Wir haben eine lange Mission vor uns und hier die Möglichkeit gut zu ruhen. Stattdessen müssen wir uns dein wirres Traumgeseire anhören! Ich hab es satt mit dir!“

      „Marcel“, flüsterte er, „so glaub mir doch. Senja ist in Gefahr und Ezechia und die Königin werden es auch sein. Wenn wir jetzt losbrechen sind wir bis zum Nachmittag zurück.“

      „Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll“, erwiderte Marcel leise und mit Skepsis. „Seitdem ich hier bin passiert eine Geschichte, an die ich nie geglaubt habe nach der anderen. Ich will Harbor und die anderen nicht zurück lassen.“

      „Wir lassen ihnen eine Nachricht da“, drängte Strewberry. „Bitte. Alleine schaffe ich es nicht. Wir brauchen Fackeln und zwei Pferde. Hilf mir, mein Freund.“

      Furchtvoll und vorsichtig blickte Marcel zur Liege. Der Kopf Harbors war unter die Decke geschlungen, um so wenig Lärm wie möglich mitzukriegen.

      „Lass uns gehen.“

      Hastig zog Strewberry aus seiner Tasche, die er am Gürtel getragen hatte ein Stück Pergament und eine Feder.

      „Wo hast du das her?“, fragte Marcel.

      „Ich wollte eigentlich Senja von unserer Reise berichten. Aber Senjas Leben zu retten, erscheint mir wichtiger als Reisetagebücher.“

      Ohne langes Überlegen kritzelte er eine kurze Botschaft auf das Pergament und legte es auf den Tisch im Zimmer. Marcel und Strewberry zogen sich so leise wie möglich an, schnappten ihre Waffen und schlichen sich heraus. Die Tür zum Gasthaus war nicht abgesperrt. Die zwei schlichen zum Stall. Mit zwei Fackeln bewaffnet, suchten sie ihre treuen Reittiere heraus. In den Nachbarboxen machte sich bei den anderen Pferden Unruhe breit. Vorsichtig und ohne weitere Nebengeräusche gelang es ihnen ihre Tiere aus dem Stall zu führen. So leise wie möglich liefen sie mit den Zügeln neben ihnen her, ehe sie den Kiesweg zum Gasthaus verlassen hatten. Mit der Fackel in der einen Hand und dem sehr schlammigen Pfad unter den Stiefeln war es nicht sehr einfach die Pferde zu besteigen. Als sie aufsaßen, ritten sie los. Marcel hatte alle Mühe seine Stute mit einer Hand zu steuern und zu kontrollieren, während Strewberry getrieben von der Angst um seine neue Freundin es fast spielerisch beherrschte. Der braun-weiße Araberhengst, den er ritt war perfekt auf Strewberry eingestellt und die beiden verstanden sich blind.

      „Lass uns kurz anhalten, Strew“, rief er seinem Freund zu, der daraufhin sein Pferd stoppte.

      „Was ist los?“

      Marcel stieg von seiner Schimmelstute ab, warf die Fackel auf den Boden und trat sie aus. „Sie stört. Ich folge dir einfach, mein Freund“, gab er als Antwort.

      „In Ordnung. Schwing dich wieder hoch, wir wollen weiter.“

      Marcel stieg auf und Strewberry beschleunigte sofort seinen Hengst. Die weiße Stute hielt dem schnellen Galopp stand und Marcel fiel es nun wesentlich leichter sich auf die Bewegungen und der Schnelligkeit des Pferdes einzulassen. Würden sie es rechtzeitig schaffen Strews Freundin zu retten und die Burg zu erreichen? Was würde die Reaktion auf ihre nächtliche Flucht von Lord Harbor und seinen Reitern sein? Würde er ihnen nachreiten? War es überhaupt richtig was sie machten? Tausend Gedanken schossen Marcel durch den Kopf, doch er war fest entschlossen seinem Freund zu helfen, auch um seine Liebe Ezechia zu beschützen. Wenn dieser unbekannte Gegner eine Elfe entführen konnte, dann könnten auch weitere folgen.

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