Der Drachenprinz. Marcel Kircher

Der Drachenprinz - Marcel Kircher


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blicken ihn die Königin und die drei Männer an.

      „Ich bitte vielmals um Verzeihung, Majestät. Ich werde alles Erdenklich tun, um der erfolgreichen Erledigung meiner Aufgabe nicht im Weg zu stehen.“

      „Das ist sehr lobenswert“, sagte Octurian. „Bedenke aber, dass Drachen ihren eigenen Willen haben. Wenn du sie zwingen willst mit Gewalt, wirst du untergehen. Aber sie haben auch Gefühle. Bedenke das bei deinem Abwägen.“

      Marcel nickte. „Ich werde Euren weisen Rat befolgen, mächtiger Octurian.“

      „Wir vertrauen Euch voll und ganz“, ergänzte die Königin. „Und nun brecht auf. Nehmt ausreichend Proviant mit, denn Ihr habt einen langen Weg vor Euch.“

      Die drei Männer nickten.

      „Meine Königin“, begann Lord Harbor. „Ich werde die Truppen zusammenziehen. In zwei Stunden werden wir abreisen. Dann haben wir die Meidesbrücke erreicht und können am Pfad das erste Nachtlager errichten.“

      „So sei es, mein lieber Lord Harbor. Unsere Gedanken sind bei der Reise von Euch, Marcel, Strewberry und den anderen 40 Reiter. Wir vertrauen auf euer Geschick.“

      War es eine Träne, die in den Augen der Königin blitzte? Marcel verneigte sich, wie die anderen beiden Männer und verließ mit ihnen den Thronsaal. Im Gang angekommen, nahm sich Harbor Marcel und Strewberry an seine Seite.

      „Zwei Stunden habt Ihr zum Packen und zu allen anderen wichtigen Dingen. Nutzt sie weise. In zwei Stunden reiten wir vom Burgtor aus los. Marcel, du bekommst die Schimmelstute von gestern. Sie scheint dich zu mögen und du bist gut bei ihr im Sattel gesessen.“

      „Ganz, wie Ihr befehlt.“

      Ihre Wege trennten sich. Während Lord Harbor und Strewberry durch das Haupttor des Schlosses auf den Burghof traten, ging Marcel den Gang zu seinem Gemach. Ezechia hatte ihn schon sehnsüchtig erwartet und bemerkte den traurigen Blick in seinen Augen.

      „Was ist los, mein Prinz?“, fragte sie sanft.

      „Die Königin schickt uns ins Sarangebirge. Wir sollen das Bündnis mit den Drachen erneuern, ehe sich Zorshrek zur Schlacht aufstellen kann. Und um keine Zeit zu verlieren, reisen wir in zwei Stunden ab.“

      Marcel kramte ein zwei Ledertuniken aus dem kleinen Schrank, ein Kettenhemd, eine Lederhose, einen Eisenhelm und ein Kurzschwert. Er wollte, wenn es zum Kampf kommt eine zweite Waffe haben und nicht das Schwert von Konik durch Unachtsamkeit verlieren, beschädigen und beschmutzen. Mit einem traurigen Blick war Ezechia hinter ihn getreten.

      „Ich habe damit gerechnet, dass dieser Moment naht, aber dass er so früh schon ist“, flüsterte sie ihm ins Ohr.

      „Ich hätte es auch gerne länger herausgezögert“, erwiderte Marcel. „Und am liebsten würde ich dich mitnehmen, meine Prinzessin, aber ich glaube unter 40 Männern, von denen 39 ohne weibliche Begleitung unterwegs wären, wäre das sehr schwer für beide Seiten auszuhalten.“

      „Du hast ja Recht. Aber du hast ja noch ein wenig Zeit. Und ich wüsste, wie wir das Burgtor gut im Blick haben können.“

      Ihre zarten Hände schoben sich unter das weiße Hemd und berührten den muskulösen Oberkörper. Sie leitete Marcel in die Nähe des Fensters, wo der Tisch stand. Mit einer einzigen Handbewegung hatte sie Teller, Becher und was sich sonst noch darauf befand heruntergefegt. „Entführe mich noch einmal in den siebten Himmel, wie du in deiner Welt sagst“, flüsterte sie lüstern. „Vielleicht ist es unsere allerletzte Gelegenheit dafür.“

      Ohne weitere Vorreden zogen sich die beiden aus. Ezechia legte sich rücklings auf den Tisch, während Marcel sie sanft an den Rand des Tisches legte und ihr stehend das gab, was sie von ihm wollte. Immer wieder blickte er runter durch das Fenster in den Hof. Sie schafften ihr Liebesspiel zweimal durchzuziehen, ehe sich die ersten Reiter im Burghof sammelten. Hastig zog sich Marcel an, während Ezechia ein paar Tropfen seines Liebesnektars aufleckte und genüsslich schluckte. Dann zog sie sich ihr weißes Nachthemd über den Kopf und schlüpfte in ein grün-goldenes Kleid. Mit einer passenden Kopfhaube bedeckte sie ihr Haar. Marcel nickte mit einem Lederrucksack gewappnet und den beiden Schwertern an seinem Gürtel ihr kurz zu und dann folgte Ezechia ihm. Auf dem Weg in den Burghof trafen sie Strewberry und Senja. Marcel und Strew umarmten die Gefährtin des Anderen herzlich und dann gingen sie gemeinsam zum Burghof. Von den Gefühlen des nahenden Abschieds abgelenkt, merkten sie nicht, wie sie beobachtet wurden.

      Hinter Weinfässern hatte sich Ginygritte versteckt, die das Szenario ausspähte. Sie beobachtete das genaue Vorgehen. Die herzzerreißenden Abschiedsszenen bei den Gefährtinnen von Strewberry und Marcel und dann wie sich der über 40-Mann starke Reitertrupp in Bewegung setzte. Die beiden Frauen blieben noch lange stehen und winkten hinterher. Ginygritte überlegte einen Überraschungsangriff, doch es war zu offensichtlich. Zu viele Wachen der Königin und die Königin und Magier Octurian waren beim Abschied mit anwesend gewesen. Wenn es stimmte, was sie gehörte hatte, waren der Auserwählte seine Reiter unterwegs ins Sarangebirge. Sie wusste, dass sie damit fast eine Woche Zeit hatte einen Plan zu entwerfen und ihn umzusetzen. Teuflisch grinsend wandte sie sich um und ging ihrer Arbeit in der Küche der Königin nach. Insgeheim hatte sie gehofft durch ihre Küchentätigkeit einen Giftanschlag auf den Hofstaat durchführen zu können, doch da alle Speisen vorm Servieren vom Vorkoster geprüft wurden wäre dieser Plan zu schnell aufgeflogen. Es musste ein mit List und Tücke durchdachter Plan entwickelt werden.

      Auf der anderen Seite der Mentfruberge hatte sich Grindelmort Voldewald eine Audienz bei Fürst Zorshrek geholt. Der schwarze Magier berichtete von dem Einschleusen der Kopfgeldjägerin an den königlichen Hof.

      „Seid versichert mein Herr, wenn Ginygritte Erfolg hat, werdet Ihr schneller auf den Thron von Burg Karamurg setzen, als dieses Königreich erschaffen wurde.“

      „Das will ich hoffen“, knurrte Zorshrek. „Ich hoffe, dass unser kleiner Spion Unwyn keine weiteren Fehler mehr macht. Kommt angeritten, um von der Ankunft des Auserwählten zu berichten, aber kennt keine weiteren Details. So ein Schwachkopf. Hätte er gewartet, hätten wir schon jetzt das Heer positionieren können.“

      „Gutes Personal ist so schwer zu finden, mein Fürst“, schleimte der dunkle Zauberer. „Seid siegesgewiss, dass schon bald Euer Exil in dieser Einöde ein Ende hat.“

      Die Augen des Orks funkelten zornig. „Wenn Eure Versprechen nur leere Worte sind, werdet Ihr ein Teil meiner persönlichen Galerie sein.“ Der Zauberer schluckte schwer. „Meiner Galerie der ausgehöhlten Ratgeberköpfe!“, fügte er grinsend hinzu.

      Voldewald hielt dem Blick stand. „Meine Magie würde ohne Eure Bösartigkeit nicht funktionieren. Euch gebührt der Thron über Alplanden. Und ich werde Euch loyal beraten, mein Fürst.“

      „Das will ich hoffen“, entgegnete Zorshrek. „Und nun bewegt Euch hinfort. Eure Audienz ist beendet.“

      „Wie Ihr wünscht.“ Mit einer schleimigen Verbeugung, kehrte sich Grindelmort Voldewald um und verließ den Thronsaal. Mit zornigem Blick ließ er die öde Steinfestung hinter sich, zückte seinen Zauberstab und teleportierte sich davon. Sekunden später materialisierte sich der Schwarze Magier an einer Ruine in Krannwald. Krannwald war eine Bergsiedlung in den Höhen der Amaroti-Berge, nördlich von Aluandas Königreich lagen. Vor Jahren, als die Nachtelfen im Frieden mit den Elfenvölkern lagen florierte der Handel zwischen den Völkern und Krannwald war eine blühende Stadt, die sich von den Bergen bis ins Tal schlängelte. Das Königshaus der Elfen gestattete den Nachtelfen einen eigenen Regenten, um die Politik in der Stadt zu betreiben, die sogenannten Wächter des Nordens. Einer dieser Wächter, Telon der Starke missbrauchte seine Macht und rief sein Nachtelfenvolk zu Revolte gegen das Königshaus, welches die Elfen in einer verlustreichen Schlacht niederschlagen konnten. Mit ihrem Bündnispartner den Drachen wurde Krannwald bis auf wenige Häuser vollständig zerstört. Die prächtige Burg Krannwald stand nur noch in Ruinen und hier hatte sich Grindelmort Voldewald sein Refugium eingerichtet. Er nahm das alte Herrenzimmer ein und hatte einige andere Räume mithilfe seiner Magie bewohnbar gemacht. Eine kleine Gruppe seiner engsten Anhänger und Ratgeber lebten ebenfalls in


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