Der Drachenprinz. Marcel Kircher

Der Drachenprinz - Marcel Kircher


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als Senja mit zwei gut gefüllten Krügen Bier auftauchte und sie den beiden Männern servierte.

      „Sagt mal, Senja“, begann Marcel und achtete gar nicht auf die Tritte, die ihm Strew unter dem Tisch versetzte. „Mein Freund ist ein bisschen schüchtern und so frage ich in seinem Namen, wann Euer Dienst heute endet?“

      Die Schwarzhaarige grinste geschmeichelt in Strews Richtung, der puterrot anlief. „Ich habe heute Tagschicht, das heißt, wenn die Sonne untergeht, endet auch mein Dienst.“

      Marcel versuchte mit Blickkontakt Strewberry die nächste Frage stellen zu lassen. Der tapfere Krieger wirkte fast wie ein Häufchen Elend in der Gegenwart von Frauen, doch er probierte es. „W… willst du, wollt Ihr Euch … nach … Eurem Dienst … auf ein kleines Abendessen im Kerzensche… in treffen? Also nicht hier, in dieser überaus schönen Taverne, sondern in Kuhlidorf gibt es ein nettes Wirtshaus, wo Elfen und Zwerge, die was von sich halten einkehren“, fügte er schnell hinzu.

      Senja lächelte. „Das war doch jetzt nicht so schwer, mein lieber Strewberry. Mögt Ihr mich heute Abend hier abholen?“

      Strewberrys eisblaue Augen funkelten. „Sehr gerne.“ Er nahm seinen Krug mit dem Bier und prostete Marcel zu. „Danke, mein Kamerad und auf Euch, liebe Senja.“ Er setzte den Krug zum Trinken an, verschüttete vor Aufregung einen großen Schluck auf seinem Wams. Senja lachte liebevoll auf, ging an den Tresen und holte ein Tuch, mit dem sie Strewberry die Stelle trocknete. „So sieht’s doch besser aus. Ich schau mal, was die Forellen für Euch und Euren Freund machen. Bis gleich.“

      Strewberry blickte ihr verliebt hinterher. Ihre Hüften schwankten in einem verführerischen Takt, von dem der Kämpfer ganz gefesselt war. Marcel grinste und nahm einen Schluck Bier. Als er den Krug abgestellt hatte, blickte er in das Gesicht seines neuen Freundes.

      „Sag mal, hast du sie noch alle?“, fragte er leicht verärgert.

      „Warum? Ist doch alles gut gelaufen. Und glaub mir, sie mag dich auch. Schau mal.“

      Am Nebentisch hatte einer sein Bier verschüttet, doch es kam keine Senja oder eine andere Bedienung, die das Malheur beseitigten. Strewberry grinste stolz, doch dann veränderte sich seine Miene. „Was soll ich denn heute Abend mit ihr machen?“

      Marcel überlegte kurz. „Du führst sie schick essen, liest ihr jeden Wunsch von den Lippen ab und bringst sie nach Hause. Damit hast du schon den ersten Keim deiner Liebe gepflanzt.“

      „Kannst du denn nicht mitkommen?“, fragte er.

      Marcel schüttelte den Kopf. „Ich würde gerne, aber Ezechia darf heute aus dem Krankenlager aufstehen und sie wollte sich bei mir bedanken.“

      Strewberry nickte. „Ah stimmt, das hatte ich ganz vergessen. Dann haben wir beide heute ein, wie nanntest du das noch gleich? Ein Date?“

      Marcel hob den Krug und prostete Strew zu. „Du lernst schnell. Auf dich und deine Liebe.“

      „Auch so.“

      Sie lachten und scherzten eine Weile, ehe Senja mit zwei dampfenden Holzbrettern ankam auf denen zwei dampfende Forellen lagen. Umrankt wurde die Speise mit verschiedenen Gemüsen und einer Kräutersahnesauce. Marcel lief bei dem Anblick das Wasser im Mund zusammen. „Du hast nicht übertrieben, Strew. Das sieht lecker aus.“

      „Könnte ich einen Kameraden wie dich, jemals belügen?“, fragte Strewberry grinsend.

      „Weiß nicht. Sag du es mir.“

      „Na, ihr scheint euch ja königlich zu amüsieren“, unterbrach die schwarzhaarige Bedienung die Unterhaltung. „Einmal Forelle mit Gemüse und Kräutersahnesauce für den Vorfühler.“ Sie reichte Marcel das eine Brett. „Und noch einmal Forelle mit Gemüse und Kräutersahnesauce für den mutigen Krieger, der dann doch noch seine Zunge gelöst bekommen hat. Lass es dir schmecken.“

      „Dankeschön.“

      Strew und Senja warfen sich zärtliche Blicke entgegen, ehe Senja ihre Arbeit wieder aufnahm und an hinter den Tresen zurückkehrte. Marcel genoss den leckeren Fisch, während Strew mehr oder weniger im Essen herumstach.

      „Schmeckt es dir nicht?“, wollte Marcel wissen.

      „Doch schon. Aber ich bin einfach tierisch nervös“, erwiderte Strewberry.

      „Ich verstehe. Das ist leicht zu erklären. Du hast Schmetterlinge in deinem Bauch. Und bevor du nachschaust, nein du hast nichts Falsches gegessen. Das sagt man in meiner Welt so, wenn man verliebt ist und die Gefühle auf dem absoluten Höhepunkt sind. Liebe schließt gewissermaßen den Magen.“

      „Ach so“, seufzte Strewberry erleichtert. „Ich dachte schon, dass ich etwas Falsches gegessen habe oder dass es gar kein Fisch, sondern ein Insekt war.“

      Marcel gluckste und verschluckte sich fast an einem Stück Fisch. Mit einem guten Schluck Soldaten Ale spülte er den Hustenreiz hinab. Die beiden aßen sich gut unterhaltend auf und gaben Senja ein gutes Trinkgeld.

      „Was hast du noch vor?“, fragte Strewberry als sie über den Hof der Burg liefen.

      „Eigentlich ausruhen oder das was Harbor geplant hat. Ich hoffe, dass es das mit dem Üben und Trainieren war. Ich bin irgendwie etwas müde und will eigentlich für Ezy heute fit sein“, erwiderte Marcel und gab sich Mühe ein Gähnen zu unterdrücken.

      „Ah, ich verstehe. Fit sein“, schloss Strewberry augenzwinkernd. „Ich werde mal mit Harbor reden, dass er dich ganz besonders rannimmt.“

      „Unterstehe dich“, konterte Marcel und hob lachend seine Faust.

      „Schon gut“, gab Strewberry lachend zurück. „Ohne dich hätte ich nicht dieses Rendezvous mit dieser Schönheit.“

      „Du sagst es.“

      Sie schritten Richtung Burgtor, als Lord Harbor ihnen entgegengelaufen kam. Marcel schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass es das mit dem Üben heute gewesen war.

      „Strewberry. Marcel. Wie gut, dass euch beide hier treffe.“

      Marcel schwante bei diesen Worten Übles. „Wie können wir Euch helfen, Harbor?“

      „Ich möchte, dass Ihr Euch morgen um die Mittagsstunde im Thronsaal einfindet. Ihre Majestät möchte sich mit uns beratschlagen, was die Strategie mit Zorshrek und seinen Schergen betrifft. Was hattet Ihr denn befürchtet?“

      Marcel und Strewberry spürten beide ein Gefühl der Erleichterung. „In Ordnung, Ihr könnt mit uns rechnen“, erwiderten sie aus einem Mund.

      „Das freut mich. Gehabt Euch wohl.“

      Sie beobachteten den großen Hauptmann, wie er an ihnen vorbeilief und in den Stallungen der Soldaten verschwand.

      „Das war knapp“, flüsterte Marcel.

      „Du sagst es“, entgegnete Strewberry. „Lass uns ein wenig ausruhen, damit wir fit für unsere Holden sind. Wir sehen uns dann Morgen.“

      „Mach’s gut. Viel Erfolg. Du wirst es schaffen, da bin ich mir sicher.“

      „Danke.“

      Marcel kehrte langsam in sein Gemach zurück, zog seine verschwitzte Trainingsausrüstung aus und machte sich frisch. Danach schlüpfte er in ein frisches Hemd, zog eine schwarze Hose an, mit schwarzen Stiefeln und streifte sich ein rotbraunes Wams über das Hemd. Er betrachtete sich in dem kleinen Spiegel, der am Fenster stand. Das Klopfen an seiner Tür riss ihn aus seinen Gedanken. „Herein!“, rief er und die hölzerne Tür wurde geöffnet. Magier Octurian stand mit Ezechia in der Tür. „Guten Abend“, begrüßte ihn der alte weise Mann. „Ich hoffe das Training hat dir gut getan?“

      „Lord Harbor und Strewberry haben einen ganz schön hart rangenommen, aber am Ende waren sie sehr zufrieden mit mir.“

      „Du hast es im Blut“, erwiderte der Magier. „Laut dem Buch des Schicksals ist der Auserwählte ein Meister im Schwertkampf.“ Hinter ihm scharrte


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