Der Drachenprinz. Marcel Kircher

Der Drachenprinz - Marcel Kircher


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ich nur für meine Feinde und die Feinde der Krone.“

      „Sehr gerne, Harbor.“

      Die beiden lächelten sich an und wendeten sich dann dem Essen zu. Es war ein relativ schweigsames Mahl, an dessen Ende die Königin den verstorbenen Pagen gedachte. Das erste Mal seit zwei Tagen richtig gesättigt, ging Marcel in sein Gemach und legte sich schlafen. Er fühlte sich nicht als Fremder, sondern heimisch in dieser mysteriösen Welt.

      Kapitel 3 – Die Jägerin

      Die aufgehende Sonne hatte kaum Kraft, um die Berggegend zu erwärmen, doch das war der Person egal. Sie war komplett in schwarz gekleidet und trug einen schwarzen Umhang mit Kapuze, die sie sich tief in ihr Gesicht gezogen hatte. Vorsichtig blickte sich die Gestalt um und lächelte. In dieser unwegsamen Landschaft war sie dank ihrer Fähigkeiten im Vorteil. Seelenruhig steckte sie einen hölzernen Stab in eine Tasche, die an ihrem Gürtel befestigt war. Die Person war der magischen Künste mächtig und konnte sich von einem Ort zum anderen teleportieren. Die restliche Strecke wollte sie zu Fuß gehen, denn das Ziel, was sie suchte schweifte des Öfteren in den Morgenstunden durch die felsige Landschaft. Es dauerte nicht lange, als die Gestalt in ihrem Gang innehielt und sich an eine schroffe Felswand presste. Eine rothaarige hagere Frau, die in Kleidung aus verschiedenen Fellen gekleidet war und Pfeil und Bogen bei sich trug, eilte an dem schwarzgekleideten Wesen vorbei.

      „Hab ich dich also gefunden, Ginygritte!“, rief die Kapuzengestalt.

      Irritiert stoppte die Angesprochene ab und wandte sich um. Die unbekannte Gestalt trat aus ihrem Versteck und näherte sich mit langsamen Schritten.

      „Wer seid Ihr?“, fragte Ginygritte und sie richtete ihre Waffe auf die schwarze Gestalt.

      Diese lache höhnisch und hob beschwichtigend die Arme. „Steck dein Spielzeug wieder weg, ich habe einen Auftrag für dich.“

      Skeptisch hob sie die Augenbraue, ehe sie ihre Waffen senkte. „Auftrag? Was soll das für ein Auftrag sein?“

      „Du bist interessiert? Freut mich. Dann will ich mich dir offenbaren. Ich bin Grindelmort Voldewald.“

      Die Gestalt nahm im selben Moment die Kapuze ab und Ginygritte erschrak. Vor ihr stand ein Elf, größer von der Statur als die Elfen aus dem Königreich, seine Glatze war von Narben durchzogen, seine Augen schlitzförmig und rotleuchtend. Seine Haut glänzte und wies Schuppen, wie die eines Reptils auf.

      „Ihr herrscht über diese Wesen, die man Nachtelfen nennt und seid der dunklen Künste mächtig?“, fragte sie erschrocken und sie bereute es schon fast, dass sie sich umgedreht hatte.

      „So ist es, meine Schöne. Und so lange du brav mitspielst, stehst du unter meinem Schutz und meiner Herrschaft.“ Er zog sein Gesicht zu einem höhnischen Grinsen.

      „Was verlangt Ihr also von mir?“, entgegnete Ginygritte ohne auf das Gesäusel von Grindelmort Voldewald einzugehen.

      „Immer zur Sache auf den Punkt kommen, das hört man von dir und das finde ich gut“, erwiderte der schwarze Magier. Er zog einen Beutel, der schwer klimperte aus seiner Tasche. „Hier befinden sich 10.000 Argon, also 10.000 Silberstücke. So viel verlangst du doch für deine Aufträge?“

      Ginygritte nickte mit ernstem Gesicht. „So ist es. Was soll ich tun?“

      „Zuerst einmal möchte ich, dass du nach Alplanden reist und die Burg Karamurg unter die Lupe nimmst. Dort soll sich meinen Quellen zu Folge ein Mensch befinden, der gekommen ist die Prophezeiung aus dem Buch des Schicksals zu erfüllen.“

      „Und ich soll die Lage auskundschaften und ihn töten?“, fragte Ginygritte.

      Grindelmort schüttelte den Kopf. „Nein, du sollst ihn schwächen und zu mir bringen. Ich brauche ihn noch, um alles zu bekommen, was mir zusteht.“

      Ginygritte verstand. „Ihr wollt ihn nicht an Zorshrek ausliefern?“

      Der Zauberer lachte dunkel. „Nicht, dass dich was angehen würde, aber Zorshreks Herrschaft über Alplanden wäre ein Alptraum. Nein, ich werde ihn ausspielen und herrschen.“

      „Und nach Euch? Wer käme dann an die Krone? Euer Volk soll ziemlich besitzergreifend und kriegerisch sein in Nachfolgekriegen.“

      Die schmalen roten Augen von Grindelmort Voldewald blitzten gefährlich auf. „Es gibt nicht viel, was mich auslöschen kann, Ginygritte. Und es gäbe da gewiss die eine oder andere Kandidatin, die mir einen Erben schenken dürfte.“

      „Ich will es besser gar nicht weiter wissen“, entgegnete Ginygritte hastig und nahm den Beutel an sich. „Ich werde sogleich alles vorbereiten und dann über die Berge nach Alplanden reisen.“

      „Ausgezeichnet, meine Liebe.“

      Sie wandte sich zum Gehen um, als Grindelmort sie heftig am Arm packte und zu sich zog. „Solltest du allerdings versagen“, zischte er, „wirst du in Zukunft nicht mehr zum Jagen kommen! Dann werde ich dich meinem Volk als Hure vorwerfen.“ Er drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, ehe er sie losließ und sie angewidert nach hinten stolperte und rücklings auf dem Boden lag. „Gut liegen kannst du schon mal“; spottete er, zog seinen Zauberstab und teleportierte sich weg.

      Angewidert und beschämt lag die rothaarige Frau auf dem Boden. Sie gehörte weder zur einen noch zur anderen Seite. Ihr Vater war ein Nachtelf, der ihre Mutter eine Elfe in Alplanden vergewaltigt hatte. Von beiden Seiten ausgestoßen, zog ihre Mutter sie in dieser Berggegend groß, bis sie als Ginygritte anfing für sich selbst zu sorgen sich aus Gram über das Geschehene in den Tod stürzte. Bis heute empfand Ginygritte Groll gegen den königlichen Hof von Königin Aluanda. Aluandas Vater Ottward, der ihrer Mutter mehr hätte helfen können. Zornig sprang sie wieder auf die Beine, klopfte sich den Dreck aus der Fellkleidung und trat den Weg zu ihrer Hütte an, wo ihre Waffen lagerten. Sie packte einen Dolch, ein Kurzschwert und Pfeil und Bogen ein. In einer Tasche verstaute sie etwas Proviant, eine weiße Tunika mit einem schwarzen Rock, um sich vor Ort besser tarnen zu können und füllte ihre Feldflasche mit dem Quellwasser des Berges. Lange stand sie an der Quelle und dachte nach. Sie verabscheute die Elfen, die im Schutz des Königreiches Alplanden stand, doch dieser Grindelmort Voldewald war ihr auch nicht ganz koscher. Es war ihr Job Auftragsmorde durchzuführen und sie lebte nicht schlecht davon, denn gerade die Nachtelfen schickten gerne einen ungeliebten Konkurrenten in den Tod und sie waren durch die angrenzenden Argon-Mienen sehr wohlhabend. Andererseits dachte sie, würde sie den Auftrag nicht ausführen, würde Voldewald sie zu einer Hure der Nachtelfen machen. Ihr wurde schlecht von diesem Gedanken. Einen Menschen sollte sie entführen und zu dem schwarzen Magier bringen, was soll dabei schon schiefgehen, dachte sie bei sich. Menschen hatten in Alplanden und Umgebung den Ruf über keine besonderen Kräfte verfügen zu können. Selbst, wenn dieser Mensch der Auserwählte aus der Prophezeiung war, so konnte er nicht besser als ein Elf oder ein Nachtelf sein. Ginygritte tauchte ihre Hände in das kalte, klare Wasser Bergquelle und wusch sich ihr Gesicht. Es war erfrischend und dämpfte die Hitze der Aufregung. Dann nahm sie ihr Bündel auf und trat die Reise bergabwärts in Richtung Königreich an.

      Auf Burg Karamurg von Königin Aluanda herrschte reges Treiben. Mit Übungswaffen ausgestattet ließ Lord Harbor den Schwertkampf trainieren und auch den Auserwählten Marcel Gerber schickte er in die Trainingsstunde.

      „Im Angriff seid Ihr super, Marcel, aber Ihr müsst besser parieren!“, rief er seinem Schützling zu, als dieser sich einem Stockangriff seines Trainingspartners ausgesetzt sah.

      „Es ist mit Stöcken gar nicht so einfach, wie es aussieht“, entgegnete Marcel und versuchte verzweifelt die Angriffe zu parieren. Ein Stockschlag traf ihn auf seinen Lederschutz, den am Oberkörper trug.

      „Tz tz tz“, grinste Harbor kopfschüttelnd. „Seid froh, dass wir nur Stöcke benutzen. Ein richtiges Schwert hätte Euch jetzt verwundet und auf einem Schlachtfeld, fernab einer Burg kann das tödliche Folgen haben.“

      Marcel Gerber und sein Übungspartner standen sich verschwitzt gegenüber. „Du musst darauf achten, was


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