Der Drachenprinz. Marcel Kircher

Der Drachenprinz - Marcel Kircher


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      „Ein sehr guter Plan, wenn er gut umgesetzt wird“, urteilte Harbor. „Den Waffengürtel und die Schwertscheide holen wir nach der Verhandlung beim Waffenschmied. Ich musste da noch etwas ändern lassen.“

      „Vielen Dank.“

      Danach verfielen die beiden ins Schweigen. Das Gerichtsgebäude lag zwischen den beiden mächtigen Burgtürmen. Als Lord Harbor und Marcel mit dem gefangenen Unwyn den Saal betraten, saßen die Königin und Octurian bereits auf ihren Plätzen an einem hohen Tisch.

      „Führt den Verräter in die Mitte, Lord Harbor“, befahl Königin Aluanda und Lord Harbor tat, wie ihm befohlen.

      „Nun, dann sprecht. Über Euer Motiv, Euren Auftraggeber, Eure Loyalität. Wir möchten hören, was Euch zu dieser Untat verführte!“, sprach Octurian mit mächtiger Stimme.

      Schweigend stand Unwyn in der Mitte des Raumes und schüttelte den Kopf.

      „Ich verstehe“, meinte Aluanda nach einer Weile. „Ihr seid mir nicht loyal ergeben. Dann bitte ich Octurian das erste Dokument zum Beweis Eurer Schuld zu verlesen.“

      Octurian räusperte sich: „Ich erhielt am heutigen Morgen ein Pergament von unserer ehrenwerten Verbündeten Elea Grünkralle. Sie berichtete, dass der Elfensoldat Unwyn heute Nacht von den Mentfrubergen zurückritt und dabei sehr nervös wirkte. Er war schwarzgekleidet und hatte die Kapuze so tief es ging ins Gesicht gezogen. Auch wird ihm nachgesagt, dass er mit diesem Besuch im Bündnis mit dem Fürst der Trolle und Orks steht. Trifft das zu?“

      „Ihr habt doch eh das Urteil über mich schon gefällt. Was spielt es noch für eine Rolle, wenn ich mich äußere.“

      „Vielleicht um Eure eigene Haut zu retten“, zischte Lord Harbor. „Wenn Ihr uns Gründe vorweisen könnt, die Eure Gräueltat mildern, dann fällt auch das Urteil entsprechend aus.“

      Aluanda nickte. „So ist es.“

      Marcel räusperte sich. „Wenn ich etwas einbringen dürfte. Als ich gestern Abend in meinem Gemach nachdachte, sah ich wie er im gleichen Aufzug von der Burg ritt. Später in der Nacht hörte ich ihn zurückkommen und sah, wie er zu den Stallungen schlich. So verhält sich keiner, der loyal gegenüber seiner Königin ist. Zum Glück konnte wirklich Schlimmeres verhindert werden.“

      Unwyn schluckte, als wäre sein Urteil bereits gefällt worden.

      Der weise Magier rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und räusperte sich. „Also ist es wohl klar, welches Spiel Ihr spielt, Unwyn. Ihr spioniert uns aus, für Fürst Zorshrek! Für diesen Frevel an Eurem Volk gehört Euch das Todesurteil.“

      „NEIN!“, entfuhr es Unwyn.

      „Ihr wollt Euch äußern?“, fragte Aluanda.

      Unwyn blickte ins Leere. Er traute sich nicht weder die Königin noch Octurian anzusehen. „Es war doch Euer Heerführer Lord Harbor, der mich verraten hat. Damals in der Schlacht am Wieselsquell. Er befürchtete wohl, dass ich seinen Rang streitig machen könnte, also lockte er mich in einen Hinterhalt und griff mich an. Gefunden wurde ich von Fürst Zorshrek und seinen Schergen. Sie kümmerten sich um mich. Als Gegenleistung sollte ich spionieren. Und für diesen Hinterhalt von Harbor tat ich es gerne.“

      Entsetzt blickten die Königin, Octurian und Marcel zu Lord Harbor. Sein Augenlid zuckte unkontrolliert auf und ab. „Ich weiß nicht, was man Euch in den Kopf gesetzt hat, Unwyn, doch seid versichert, dass ich Euch als Führer über Eure Truppen sehr geschätzt habe. Bis zu den Geschehnissen des heutigen Tages hatte ich mir vorstellen können, Euch als meinen Nachfolger auszubilden. Unsere Truppen wurden in der von Euch angesprochenen Schlacht abgeschnitten. Nach unserem Sieg suchten wir nach Euch, doch Ihr wart verschwunden. Wir fanden nur Euer Ross, von Feindeshand erschlagen.“ Lord Harbor ließ die Worte wirken, ehe hinzufügte. „Wir suchten nach Euch, mussten Euch bei der Königin als verschollen melden, ehe Ihr zwei Wochen nach der Schlacht zurückgekehrt seid.“

      Octurian blickte zwischen Lord Harbor und Unwyn hin und her. „Unwyn“, sagte er. „Ich kenne Euch von Kindheitstagen an. Euch muss übel mitgespielt worden sein. Teile von Eurer Geschichte sind wahr und das Meiste von Lord Harbors Stand der Dinge. Die Lösung des Falles ist denke ich ganz einfach. Ihr wurdet von Euren Truppen abgeschnitten, seid überfallen worden und durch schwarze Magie in eine andere Realität transferiert worden. Nicht Lord Harbor hat Euch hintergangen, sondern der Feind, den wir alle fürchten: Fürst Zorshrek. Stimmt Ihr mir zu?“

      Nachdenklich stand der Elf da und blickte von einem zum anderen. Die Wirkung der schwarzen Magie von Grindelmort Voldewald schien von ihm abzufallen. „Ich muss naiv gewesen sein“, flüsterte er beschämt.

      Octurian nicke. „Gegen Zorshrek und der Magie von diesem Voldewald ist noch kein Kraut gewachsen. Da ist jeder anfällig. Seid Ihr Euch nun Eurer vollen Schuld bewusst, was Ihr getan habt?“

      Tränen rannen über den Wangen von Unwyn. Er blickte zur Königin: „Majestät. Ich habe das nicht gewollt. Drei Elfen habe ich heute getötet. Das kann niemand wieder gutmachen.“

      Unwyn wandte sich ab und rannte auf Harbor und Marcel zu, die ihre Schwerter zückten, um ihn aufzuhalten. Er war nur noch ein paar Schritte entfernt, als Marcel sein Schwert wegwarf und ihn mit einem kräftigen Bodycheck zu Boden warf und dort festhielt.

      „Lasst es gut sein, Unwyn. Wartet doch auf das Ende des Prozesses“, zischte Marcel.

      Nur widerwillig ließ sich Unwyn wieder an seinen Platz in der Mitte des Saales führen. Schmerzverzerrt hielt sich Marcel die rechte Schulter.

      „Ihr habt gut reagiert“, flüsterte Harbor Marcel zu. „Der Kerl wollte sich in unsere Schwerter stürzen, sodass wir wie Mörder aussehen, obwohl er den Freitod gewählt hat.“ Marcel nickte kurz zurück und lauschte den Worten von Königin Aluanda.

      „Wir haben genug gehört und Beweise vorgelegt bekommen“, sprach sie majestätisch. „Ich werde ein Urteil über Euch fällen, Unwyn das Eurer Tat und den Rahmenbedingungen vollauf angemessen ist. Ihr habt ZWEI Elfen getötet und eine weitere schwerverletzt. Des Weiteren habt Ihr Eure Königin als Geisel genommen und wolltet sie zum Rücktritt nötigen. Die Gesetze von Alplanden sehen hierfür den Tod des Frevlers vor. Doch in Eurem Fall sind uns neue Beweise vorgelegt worden, die Eure Schuld in gewisser Weise einschränkt. Weswegen ich Euch wegen Verrates unter Einfluss schwarzer Magie dazu verurteile Eure Rüstung abzulegen und in den Stallungen als Vorarbeiter für Eure Tat zu büßen.“

      Unwyn schluckte und fühlte, als wenn ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. „Ich soll Pferdeknecht spielen?“

      „So ist es Unwyn. Kein Verräter in Alplanden soll je wieder eine Waffe in die Hand gedrückt bekommen oder eine Rüstung tragen dürfen. Nicht, wenn er sie gegen die Krone erhoben hat.“

      Plötzlich trat Marcel nach vorne. „Eure Majestät. Dürfte ich einen Einwand hervorbringen?“

      Die Königin rollte mit den Augen. „Wieso tretet Ihr für den Frevler ein?“

      „Unwyn handelt offensichtlich als Spion und wir wissen nun, dass er für Fürst Zorshrek in unserem Reich spioniert. Warum sollten wir unseren Gegner misstrauisch machen, dass er andere Wege findet uns auszuspionieren, die wir nicht kennen. Mit Unwyn wissen wir, wen wir haben und wir können Zorshrek die Nachrichten, die er übermittelt bekommen soll, manipulieren.“

      Königin Aluanda und Octurian blickten sich an. Auch Lord Harbor hatte Probleme den Ausführungen des Auserwählten zu folgen. „Ihr meint, wir belassen Unwyn in Amt und Würden und schicken ihn mit falschen Fakten regelmäßig über die Mentfruberge zu Fürst Zorshrek?“, fragte Octurian skeptisch.

      Marcel nickte. „Genauso meine ich es, großer Octurian. Wir verpacken die Fakten, das heißt die Nachricht muss einen Funken Wahrheit enthalten, legen aber ein faules Ei um diese Hülle.“

      „Ein faules Ei?“, fragte Aluanda.

      „Sehr wohl Eure Majestät. So spricht man in meiner Welt von Versprechungen oder


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