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die Orks und Trolle auf ihrer Seite des Berges zu drängen, doch sammelt sich dort mittlerweile so viel dunkles Blut und dunkle Seelen, dass es nicht mehr lange dauern dürfte, bis sie angreifen.“

      „Ich hoffe, dass ich bis dahin wieder zurück in meiner Zeit bin“, meinte Marcel und er meinte ein höhnisches Grinsen auf Harbors Gesicht erblickt zu haben.

      „Das sehen wir dann, wenn die beiden klügsten Menschen von Alplanden über Euch geurteilt haben.“

      Lord Harbor klopfte an die Tür, die zum Thronsaal führte und trat ein. „Wartet kurz vor der Tür“, flüsterte er Marcel zu und verschloss die Tür hinter sich. Nervös und leicht unbehaglich wartete der junge Mann davor. Wie konnte das nur sein, fragte er sich. Eine junge Elfin schritt an ihm vorbei. Sie hatte lange braune Haare, die zu einem Zopf geflochten waren, sie trug ein bordeauxrotes Gewand und sie lächelte schüchtern, als sie Marcels Blick bemerkte. Er wollte etwas sagen, doch dann flog die Tür zum Thronsaal wieder auf.

      „Ihre Majestät Königin Aluanda und der große Octurian sind bereit Euch zu empfangen, Marcel“, befahl Lord Harbor. Schüchtern gab Marcel der Frau mit seiner Hand einen Abschiedsgruß, ehe er in den prächtigen Thronsaal eintrat. Die goldene Decke wurde von mächtigen mit Edelsteinen besetzten Säulen gehalten. Die Wände glänzten in einem edlen Purpur und die weiß-goldenen Fliesen zierte ein langer roter Teppich, an deren Ende zwei Personen auf mächtigen Thronen saßen. Marcel trat näher. An einer kleinen Treppe vor den Thronen blieb er stehen, kniete nieder und senkte sein Haupt.

      „Nun denn, holder Recke“, sprach die Königin mit einer zarten, aber doch einem sehr bestimmten Ton in ihrer Stimme, „dann tragt Euer Begehr vor.“

      Marcel blickte auf. Die Königin war auf die vorletzte Stufe herabgetreten und eine wahre Schönheit. Sie hatte langes goldblondes Haar, grüne Augen und ein zierliches fast schon verletzlich wirkendes Gesicht. Unter einer goldenen Tunika trug sie offenbar ein Korsett, das ihre weiblichen Reize gut betonte, ein schwarzer Rock und ein purpurner Umhang rundeten das majestätische Aussehen ab. Trotz ihrer Schönheit erzählte man sich in Alplanden, dass Aluanda eine sehr gute Strategin war, die auch im Kampf zu gebrauchen war und gute Strategien entwickeln konnte.

      „Eure Majestät. Ich komme von einer anderen Zeit. Irgendein Unglück hat mich aus dem Jahr 2016 und dem Ort Ronneburg in Eure Welt geschickt. Nun erbitte ich Euren Rat wieder in meine Welt zurückkehren zu können.“

      Die Königin lächelte freundlich, blickte kurz zum Magier Octurian, der ihr bestimmt zunickte. „Das wird nicht so einfach sein, junger Mann. Es war kein Unglück, welches Euch nach Alplanden geschickt hat. Im Buch des Schicksals steht seit Ewigkeiten von einem jungen Mann geschrieben, der kommt aus anderer Zeit und fremd gekleidet ist. Ihm ist es bestimmt zu lenken des Drachen Feuer und zu verhindern den Aufstand jenseits der Mentfruberge, um zu wahren mein Königreich vor der Macht der Orks und Trolle. Wenn mir recht berichtet wurde, hat die Prophezeiung Euch erwählt. Ich bitte Euch, nehmt Euer Schicksal an und rettet Alplanden vor einem großen Krieg und bitteren Untergang. Danach dürft Ihr selbst wählen, ob Ihr zurückkehret in Eure Zeit oder ob Ihr wollt herrschen über Alplanden an meiner Seite.“

      Marcel schluckte. Er soll ein Auserwählter sein? Es war ja nicht schwer. Er musste nur einen Krieg verhindern, ein aufständisches Volk besiegen und dann konnte er mit der Königin der Elfen, die eine echte Schönheit war, Seite an Seite regieren. Seine Gedanken schweiften zurück zur hübschen Elfe, die er vor dem Thronsaal hatte warten sehen. „Majestät“, sagte er schließlich. „Ich erbitte mir eine Nacht Gelegenheit zu überdenken mein Schicksal anzutreten.“

      Plötzlich stand Octurian auf. Der alte Elf hatte eine leicht gebückte Haltung und stützte sich auf einen mächtigen Stab. Langsam trat er auf Königin Aluanda und Marcel zu. „Die Bedenkzeit sei dir gewährt, junger Kämpfer. Bedenke, dass dein Schicksal dich wieder und wieder heimsuchen wird, wenn du versuchst dich abzuwenden.“

      „Lord Harbor wird Euch zu Eurem Gemach begleiten. Morgen früh, erwarte ich eine Entscheidung von Euch, Marcel. Seid kein Narr und entscheidet weise. Das Buch des Schicksals ist auf Eurer Seite.“

      Mit einer einfachen Handbewegung erlaubte sie es ihm zu gehen und mit einem flüchtigen Knicks wendete sich Marcel ab und ging über den roten Teppich in Richtung der Tür. Lord Harbor erwartete ihn mit gehässigem Lächeln.

      „Wahrlich“, sagte er, „Ihr seid kein Narr. Dennoch bitte ich Euch, enttäuscht uns nicht. Die Schlacht gegen die Völker jenseits der Mentfruberge werden wir dank Euch entscheiden können. Ich weiß es. Jahrelang bin ich in Schlachten und Kämpfe gezogen, aber bei keinem Kämpfer hatte ich ein so gutes Gefühl, wie bei Euch.“

      Marcel überlegte, meinte es der raubeinige Elf ernst? Sie sprachen bis sie das Gemach erreichten kein Wort. „Ihr werdet hier alles finden, was Ihr braucht. Denkt gut und ausgiebig über Euren Entschluss nach. Schlaft gut“, verabschiedete sich Lord Harbor von dem Auserwählten.

      Marcel betrat sein Gemach. Ein Bett mit Vorhängen, ein Schrank, ein Schreibtisch, auf dem ein Krug Bier und ein Becher, sowie Obst standen und ein mit Rubinen besetztes Schwert lag. Daneben ein Pergament. Marcel trat an den Tisch, nahm das Pergament und las dessen Inhalt:

      Tapferer Krieger und Auserwählter des Buches des Schicksals, vor Euch liegt das Schwert von Konik, geschmiedet aus dem Erz der Feengrotten. Diese Waffe macht Euch zum Herrn über das Drachenvolk in den Bergen von Saran. Auch im Kampf wird Euch dieses Schwert treue und wertvolle Dienste leisten. Tretet Ihr Euer Amt nicht an, so wird Alplanden zerstört und in seiner Form nie wieder existieren können. Ihr habt das Schicksal selbst in der Hand. O.

      Nachdenklich las Marcel mehrmals die Zeilen. Hatte Octurian dieses Pergament hinterlegt, um die Entscheidung zu beeinflussen? Er trat an das Fenster seines Zimmers und blickte heraus. Vorübergehend würde er hier festsitzen. Sollte er Morgen von seinem Schicksal zurücktreten? Oder sollte er den Kampf wagen? Was meinte Harbor mit seinem Satz: „Bei keinem Kämpfer hatte er ein so gutes Gefühl, wie bei mir“? Nachdenkend schaute er in die anbrechende Dunkelheit. Ein Reiter in schwarzer Gewandung ritt auf einem Rappen davon. Er wirkte sehr nervös bei seinem Aufbruch. Ein Klopfen an der Tür holte Marcel aus seinen Gedanken zurück. „Herein!“, rief er.

      Die Tür wurde geöffnet. Vorsichtig schaute eine junge braunhaarige Elfe in das Zimmer: „Königin Aluanda schickt mich. Sie möchte wissen, ob Euch alles zur Verfügung steht oder ob Ihr noch etwas begehrt?“

      „Habt Dank, doch ich habe soweit alles, was ich brauche.“

      Sie lächelte zögerlich. „Sollte Euch noch etwas fehlen, dann lasst ruhig nach mir schicken.“

      „Das ist sehr lieb“, antwortete Marcel dem die Verlegenheit ins Gesicht stieg. „Wenn ich nach Euch schicken soll, sagt mir Euren Namen?“

      „Ezechia“, entgegnete die Elfe verlegen.

      „Das ist ein schöner Name“, antwortete Marcel verträumt und sein Gesicht wurde immer röter.

      „Dankeschön, edler Recke. Lasst einfach nach mir rufen, wenn Euch etwas fehlt.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und schloss die Tür hinter sich. Wie zur Salzsäule erstarrt stand Marcel im Raum. Der unbeabsichtigte Zauber der jungen brünetten Elfe hatte ihn voll erwischt. Er half bei Marcels Entscheidung. Entschlossen packte sich der junge Mann das Schwert von Konik. „Im Kampf will ich dich nutzen und deine Kraft auskosten zu führen die Drachen von Saran“, flüsterte er. Dann nahm er sich den Krug, füllte ein wenig Bier in seinen Becher und nahm einen kräftigen Schluck. Es war ein starkes, aber wohlschmeckendes Getränk. Viel besser, wie das aus der Menschenwelt. „Königin Aluanda!“, rief er. „Für Euren Triumph werde ich mich dem Schicksal hingeben!“ Merkend, dass er gerade ziemlich peinlich aussah, legte Marcel das Schwert auf den Tisch und stellte den Bierbecher ab. Er zog sich aus, schlüpfte in das Nachthemd, das sich unter seiner Bettdecke befand und begab sich zu Bett. Einige Zeit grübelte er über seinen Entschluss nach, doch die Gefühle, die Ezechia in ihm ausgelöst hatten, ließen ihn bei seiner Entscheidung bleiben. Am nächsten Tag wollte er der Königin verkünden für sie in die Schlacht zu ziehen.

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