Der Drachenprinz. Marcel Kircher

Der Drachenprinz - Marcel Kircher


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Schlag mit einer Meisterleistung.

      „Links hoch“, rief der Gegner und Marcel vollzog diese Bewegung, während er unten rechts zustieß.

      „He, du hast doch gesagt Links hoch“, protestierte Marcel.

      „Ich habe es gesagt, aber meine Augen haben meine Bewegung verraten“, entgegnete er. „Schalte in der Schlacht die Ohren aus und verlasse dich ganz auf deine Augen. Für einen Auserwählten hast du echt gut gekämpft.“

      „Das war ordentlich“, bestätigte Harbor, der herbeigeeilt kam. „Strewberry hat Euch ganz schön rangenommen.“

      Der Angesprochene lächelte und reichte Marcel seine Hand. „Ich bin ein Bastard und das nicht nur von Geburt“, erzählte er. „Als uneheliches Kind ist es sehr schwer sich durchzusetzen, du musst dir alles erkämpfen. Vielleicht liegt mir deshalb der Schwertkampf so gut.“

      „Freut mich deine Bekanntschaft zu machen“, antwortete Marcel. „Dir möchte ich wahrlich nicht auf dem Schlachtfeld gegenüber stehen.“

      Strewberry lachte charmant auf. Unter seinem dunkelblonden schulterlangen Haar waren ein paar Schweißtropfen auf der Stirn zu sehen. „Das sagen so einige Recken, die mir gegenüberstanden, dass sie sich gewünscht diese Begegnung wäre nie passiert.“ Er reichte Marcel seine Feldflasche. „Nimm dir einen Schluck, mein Freund.“ Marcel tat ihm den Gefallen, öffnete den Deckel und schnupperte am Getränk.

      „Was ist das?“, wollte er wissen.

      „Soldaten Ale“, antwortete Strewberry freundlich. „Es ist vielleicht nicht ganz so fein, wie das Bier auf der Burg, aber es wird dir trotzdem schmecken. Und man kann es unterwegs selber gut brauen.“

      Mit skeptischem Blick nahm Marcel einen Schluck. Für den ersten Moment fühlte es sich an, als wäre ein Pelz über seine Zunge geronnen, aber dann entfaltete das Getränk seine volle Wirkung. Es war nicht so süffig wie das Bier auf der Burg, aber es hatte eine herrliche herbe Note, die gleichzeitig auch erfrischte.

      „Wie findest du es mein Freund?“

      „Anfangs dachte ich, du wolltest mich vergiften, aber wenn sich der Geschmack voll entfaltet ist es echt lecker. Danke, Strewberry.“

      „Nicht dafür. Sag mal, was erzählt man über dich? Du hast dich in die hübsche Zofe unserer Königin verschossen?“

      Marcel erschrak. „Woher weißt du?“

      Strewberry lächelte. „Der Kampf mit Unwyn hat sich schnell herumgesprochen und so wie du bei ihr reagiert hast, da müsste man blind sein, um das nicht zu erkennen. Also, stimmt es?“

      Mit leicht geröteten Wangen antwortete Marcel: „Ja, ich habe mich in Ezechia verliebt und ihr geht es nicht anders.“

      Stolz klopfte Strewberry Marcel auf die Schultern. „Na aber hallo. Und sie ist von edlem Geschlecht. Ihre Cousine ist die Königin, also verpatze es nicht bei ihr.“

      „Das habe ich nicht gewusst. Sie ist die Cousine der Königin?“

      „Lass dich davon nicht abschrecken. Im Vergleich zur kämpferischen Jungfrau unserer Königin, ist Ezechia ein kleiner Wildfang. Meinen Avancen konnte sie leider widerstehen, doch vielleicht bin ich halt nur für das Kämpfen bestimmt und nicht für die Liebe“, meinte Strewberry nachdenklich.

      Nun war es an Marcel seinen neuen Freund aufzuheitern. „Jetzt male mal nicht so schwarz, Strewberry. Für dich wird es bestimmt auch jemanden geben. Es wird ja nicht nur die Königin und Ezechia als Damen hier auf der Burg geben.“

      „Da liegt das Problem“, entgegnete Strewberry. „Auf dem Feld bin ich ein Heißsporn, mutig, tapfer und weiß das Risiko einzuschätzen. Bei Frauen mache ich mir seit dem Korb von Ezechia in die Hosen.“

      Er blickte sich um. Sie waren ungestört von den Anderen. Man merkte, wie sehr diese Schüchternheit an ihm nagte. „Armer Krieger“, grinste Marcel, um sofort nachzusetzen. „Was hältst du davon, wenn ich Ezy von deinem Problem erzähle. Vielleicht kann sie dir behilflich sein. Die Königin hat so viele Dienerinnen, da wäre es doch gelacht, wenn du da leer ausgehst.“

      „Und was ist, wenn sie mich auslacht?“, fragte Strewberry.

      Marcel zuckte mit den Schultern. „Dann war es nicht die Richtige. Man darf nur nicht die Hoffnung aufgeben und den Kopf in den Sand stecken.“

      „Du meinst so?“

      Strewberry hatte sich auf den Boden gekniet und versuchte mit seinem Kopf durch die Sägespäne zu dringen.

      „Was machst du da?“, schrie Marcel entsetzt und versuchte den Elf vor dem Ersticken zu retten. Rasch hatte er den Kopf befreit und Strewberry blickte ihn verwirrt an. „Du sagtest doch, Kopf in den Sand stecken.“

      „Alles klar, ich muss mit solchen Sprichwörtern hier vorsichtig sein“, sagte Marcel zu sich selbst, ehe er sich an Strewberry wandte. „Nein, das war nur eine bildliche Darstellung von Aufgeben oder Nichtaufgeben. Man bezeichnet das so in der Welt, wo ich herkomme.“

      „Ach so.“

      „Und die Geschichte würde ich meinem Date aber nicht erzählen, nicht dass sie schreiend vor dir wegrennt“, grinste Marcel.

      „Date? Was ist das?“, fragte Strewberry.

      Verdammt, dachte Marcel bei sich, ich muss echt besser an die Fernsehserien halten. „Also ein Date ist eine Bekanntschaft, ein Rendezvous oder eine Romanze. Oder ganz einfach ein Treffen mit der Frau, beziehungsweise Elfe, die du gerne kennenlernen möchtest.“

      „Ach so. Lass uns zum Mittag in die „Schwarze Sonne“ einkehren.“

      „Schwarze Sonne?“

      Strewberry nickte. „Jetzt hab ich was, was du nicht kennst. Die Schwarze Sonne ist eine Taverne im Osten des Burghofes. Dort gibt es die allerbeste Forelle und die nettesten Dirnen. Wie sieht es aus? Kommst du mit?“

      „Also die Forelle klingt nicht schlecht, aber die Dirnen überlasse ich dir.“

      „Das ist nett. Übrigens, nenn mich ruhig Strew. Das ist kürzer. Stell dir vor, du bist in der Schlacht in Not und willst mich rufen, dann ist Strew schneller ausgerufen, als Strewberry. Spätestens beim Berry hast du dann das Schwert durch die Kehle bekommen.“

      Marcel lächelte. „Wie nett. Das muss wirklich nicht sein.“

      Die beiden Kämpfer gingen über den Übungsplatz in Richtung Osten. Ein Haus mit schwarzen Ziegeln und einigen Rissen in den Wänden erwartete sie. „Die Schwarze Sonne“. „Nach dir, mein Freund“, sagte Strewberry vergnügt und so betraten sie das Lokal. An einem Holztisch mit zwei wacklig aussehenden Holzstühlen nahmen die beiden Platz. Eine schwarzhaarige, anmutige Elfe trat an den Tisch. Ihr Gewand war kurz geschnitten und betonte ihre weiblichen Reize. Sie trug kniehohe Stiefel mit Absatz und sorgte dafür, dass Strewberry seine Blicke nicht von ihr lassen konnte.

      „Seid gegrüßt, die Herren. Was darf es denn sein?“, fragte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag.

      Marcel hatte als Erstes die Fassung gefunden und antwortete: „Eine Forelle nach Art des Hauses und habt Ihr Soldaten Ale?“

      Die Elfe lächelte. „Na klar. Semjon, der Eigentümer dieses Wirtshauses hat es persönlich erfunden. Und für deinen Freund, Strew?“

      „Ich nehme das gleiche, Senja“, antwortete er.

      „Kommt sofort“, entgegnete sie lächelnd und ging zurück an den Tresen.

      „Das ist deine Gelegenheit, Strew“, flüsterte Marcel. „Sie mag dich und du magst sie. Wo ist dein verdammtes Problem?“

      Strewberry verzog das Gesicht. „Sie mag doch jeden Gast. Die machen hier allen schöne Augen.“

      „Was ist, wenn sie das einfach nur macht, weil sie sich irgendwie ihr Dach über den Kopf verdienen will? Weil ihr kein edler Krieger mit gutem Sold zur Verfügung steht?“, fragte Marcel.


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