A song of Catastrophe. Victoria M. Castle

A song of Catastrophe - Victoria M. Castle


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hatte ihre Managerin sie von Anfang an beeindruckend gefunden, sonst hätte sie Lexi nie unter Vertrag genommen. Aber heute konnte Lexi zum ersten Mal die Ruhe in ihrem Blick bemerken. Da war nichts von dem mütterlichen Ausdruck, den sie sonst von ihr gewohnt war, der ihr mit jedem Wimpernschlag sagen wollte, dass Lexi sich zu benehmen hatte. Nein, dieses Mal rechnete ihre Managerin nicht alle zwei Sekunden damit, dass Lexis Rockerimage ihr einen Strich durch die Rechnung machen würde und sie später ein paar Anekdoten darüber in einem Nachwort an die Produzenten würde richten müssen, in dem sie Lexis unangebrachtes Verhalten als künstlerische Eigenheiten darstellen musste.

      Nein, heute betrachtete ihre Managerin Lexi zum ersten Mal wie eine Geschäftsfrau. Und das lag einzig und allein an dieser charmanten Fassade, die dieses Mal voll und ganz in Lexis Blut übergegangen war.

      Die geschäftliche Gelassenheit, Gleichgültigkeit und dennoch das Charmante in ihrem Blick – Lexi würde heute Abend jeden Vertrag an Land ziehen.

      Wäre Lexi eine Edelnutte, wäre sie heute Nacht Millionärin.

      Beinahe wäre ihre Fassade gebröckelt, als sie ihr Handy in ihrer winzigen Clutch vibrieren spürte, doch blinzelte Lexi in diesem Moment betont langsam, als würde sie damit das Kribbeln in ihrem Magen beiseiteschieben können und somit jegliche Gefühle, die in ihr aufkeimten.

      Sie behielt die Kontrolle.

      Sehr gut!

      So würden die nächsten Wochen ein voller Erfolg werden.

      Nichts konnte ihr da einen Strich durch die Rechnung machen.

      Nach den erfolgreichen Treffen mit den Produzenten ging für Lexi die Zeit im Tonstudio los. Sie hatte die Jungs nun beinahe eine Woche nicht gesehen und auch am Montagmorgen würde sie keine Sekunde daran verschwenden, schon auf dem Hinweg an nur einen von ihnen zu denken.

      Stattdessen hatte sie ihr kleines Notizbuch herausgeholt, in welchem sie die Songs für die Aufnahmen übertragen hatte, um sich die Texte noch einmal durchzulesen.

      Jeder davon saß, sie würde nur noch abliefern müssen.

      Und die kleine Prellung einfach ignorieren.

      Am Tonstudio angekommen war sie nicht einmal spät dran, wie sie es früher vielleicht gewesen wäre. Nein, sie war sogar noch vor Castiel und Thomas vor Ort. Wenn auch Alex und Bastian bereits dort waren und im Nebenraum ihre Gitarren gerade auspackten.

      Lexi warf einen flüchtigen Blick herüber, bemühte sich dieses Mal sogar um Neutralität, während sie beiden leicht zunickte und sich dann an ihre Managerin wandte, welche mit dem Produzenten und Tontechniker bereits im Gespräch war.

      „Guten Morgen“, sagte Lexi wieder mit ihrer neu gewonnenen, charmanten Professionalität.

      „Guten Morgen, Catastrophe“, antwortete ihr Produzent und auch die anderen begrüßten sie ebenso. Anfänglich war ihr dieser Kosename immer merkwürdig vorgekommen, wenn sie bei solchen Treffen, wie Studioaufnahmen, so genannt wurde. Doch eigentlich hätte sie sich dabei nie wundern müssen, schließlich war das nun einmal das Pseudonym, mit dem sie mittlerweile bekannt geworden war.

      „Wie sieht’s aus?“, hatte sie direkt gefragt und ließ sich sogleich in den Plan für den heutigen Tag einweihen, ehe sie einen ersten Soundcheck machte.

      Während sie für diesen allein im Studioraum gewesen war, waren auch Cas und Thomas eingetroffen, um sich schließlich auch auf ihre Positionen zu begeben. Nachdem Lexi nach dem kleinen Soundcheck am Mikrofon noch einmal zurück in den Mischraum getreten war, um aus ihrer Handtasche eine Flasche mit Wasser zu holen, entdeckte sie Cas und Bastian. Für einen Moment hätte sie verwundert sein müssen, dass ausgerechnet diese beiden allein im Raum gewesen waren.

      Ob sie sich wohl gerade noch unterhalten hatten?

      Lexi widerstand nur schwer dem Drang, eine Augenbraue nach oben zu ziehen und bemühte sich stattdessen um Desinteresse oder besser gesagt um Neutralität.

      Als würde sie diese Begebenheit einfach nichts angehen.

      Doch noch ehe sie ihre Handtasche wieder zurück auf das Polster der kleinen Sitzgruppe hatten sinken lassen, war Bastian auch bereits zu ihr getreten, um im gedämpften Ton an sie das Wort zu erheben.

      „Hey, geht es dir gut?“, hatte er ihr fast schon zugeflüstert und nun ließ Lexi ihrer Augenbraue kurz den Raum.

      „Natürlich“, sagte sie betont entspannt, ehe sie sich zu ihm umwandte, einfach die Hand an seinen Oberarm legte und ihm betont in die Augen sah.

      Betont entspannt, lässig und vor allem eins – desinteressiert.

      „Das werden gleich geniale Aufnahmen“, sagte sie, ehe sie ihm doch einen Moment einen herausfordernden Blick schenkte.

      „Viel Spaß, Jungs“, flötete sie fast schon, ehe sie von Bastian abließ und an Cas vorbei hinaus in den Flur trat.

       Nur nicht über diese Situation nachdenken.

      Ehe ihre Gedanken noch einmal ihre Wirkung hätten durchgehen, die Blicke der Jungs deuten oder die Frage von Bastian interpretieren können, ging Lexi absichtlich den Text des ersten Tracks Angel noch einmal durch. Wieder und wieder.

      Nicht, weil sie mit einem Patzer rechnete, sondern um sich ja von allem anderen abzulenken.

       Professionalität.

       Charmante Geschäftsfrau.

      Das ist das, was Lexi nun ausmachen sollte.

       Keine Gedanken an etwas anderes zulassen.

      Und so trat Lexi direkt ans Mikrofon und wartete nur wenige Minuten, ehe die anderen Bandmitglieder an ihre Mikrofone geleitet worden waren und sie mit den Aufnahmen starteten.

      Während das Ende des Intros spielte, holte Lexi langsam Luft, wie sie es immer für gewöhnlich tat, um anschließend ihr Zwerchfell anzuspannen und eine gute Gesangsstütze zu bilden. Sofort quittierte sie beim Einatmen noch ein stechender Schmerz in der Seite und unter anderen Umständen hätte Lexi abgebrochen, hätte den Atem stocken lassen. Doch dieses Mal atmete sie durch den Schmerz hindurch.

      Schmerz ist nur eine Illusion, sagte sie sich, während sie die ersten Zeilen sang.

       Und du hast dich sowieso gegen den Schmerz entschieden.

      Und diese Einstellung war Antrieb genug, dass Lexi Vollgas gab. Die Fassade aufrecht zu erhalten, war Antrieb genug, umso intensiver zu singen.

      Und Lexi glaubte, noch nie so sehr in der Musik aufzugehen, wie an diesen Tagen im Tonstudio.

      So gut hatte sie noch nie gesungen.

      Es hatte sicherlich noch während der Studioaufnahmen den ein oder anderen Moment gegeben, an dem einer der Jungs versucht hatte, mit ihr zu reden.

      Aber Lexi hatte nicht einmal zugehört.

      Sie hatte ein paar beiläufige Smalltalk-Worte ausgespuckt, hatte in passenden Momenten gelächelt, aber wahrhaftig nichts von den Gesprächen mitbekommen.

      Zumindest war bei ihr nichts davon im Gedächtnis geblieben, sodass sie sicherlich nichts weiter als „ja, definitiv“, „nein, ich werde woanders essen in der Pause“ oder „tut mir leid, lass uns später reden, ich muss mich nochmal auf den nächsten Song vorbereiten“ herausgebracht hatte.

      Auch wenn sie im selben Raum wie die Jungs zwischenzeitlich war, so war sie geistig doch in weiter Ferne.

      Man hätte sie die ganze Zeit anstarren können, Lexi wäre es nicht aufgefallen.

       Nur nicht diese Gedanken zulassen.

      Lexi hatte diese fünf Tage lang gesanglich voll und ganz brilliert, dessen war sie sich sicher, doch fühlte sie sich ansonsten wie eine leere Hülle.

      Auch wenn sie sicherlich nicht geschwiegen, mit ihrer Managerin, den Produzenten, Tontechniker


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