Lavendelblut. Alex C. Morrison

Lavendelblut - Alex C. Morrison


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verdrehte meine Augen.

      Sie nickte. >>Wehe du versetzt uns schon wieder. <<

      Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und schon hatte sich ihre Wut im Nichts aufgelöst.

      >>Na, mein Junge. Wieder daheim. Hast du es doch irgendwie geschafft aus den Fängen der Familie Felstau zu flüchten. <<, witzelte mein Vater und kam gerade gutgelaunt die Treppe runter.

      Ich nickte.

      Er klopfte mir auf die Schulter und wir gingen alle zusammen ins Wohnzimmer. Eigentlich war das mehr ein Wohn- und Esszimmer. Der Übergang war fließend.

      >>Wie ich sehe habt ihr schon gefrühstückt. Gibt es irgendwelche Post? <<

      Ich lugte kurz auf den Esstisch.

      >>Ich habe noch gar nicht geguckt. <<, sagte Mutter und vergrub ihre Augen wieder in ihrer Lieblingszeitschrift, der Gala.

      Vater hob seine Hände hoch und schüttelte den Kopf.

      >>Vielleicht solltet ihr es euch angewöhnen wenigstens gelegentlich nach der Post zu schauen. <<, flüsterte ich.

      Ich ging in den Flur und schnappte mir den Briefkastenschlüssel. Als ich gerade die Tür öffnete stand sie plötzlich da. Ganz unerwartet. Sie hatte ein pinkes, bauchfreies Tanktop an und einen kurzen Jeansrock. Für Ende April war es etwas zu kühl für solche Klamotten aber sie schien es wohl nicht zu stören.

      >>Hi. <<, sagte sie.

      >>Ähm…hi. <<

      Ich war ziemlich überrascht.

      >>Ich bin Mia. Die neue Nachbarin. <<, fuhr sie fort.

      >>Ich bin Adam. <<

      >>Ich wollte fragen ob du und deine Eltern nächsten Samstag schon etwas vorhabt. <<

      Ich dachte kurz nach und warf zur Sicherheit noch einen Blick auf mein Handy.

      >>Nein, wie es aussieht haben wir nichts vor. Nächsten Samstag. <<

      Sie lächelte und strich ihr blondes Haar, das feine dünne braune Strähnen hatte, hinters Ohr.

      >>Gut, denn meine Eltern und ich wollten euch gerne zu einer kleinen Einweihungsparty einladen. So gegen neunzehn

      Uhr. <<

      >>Klar, wir kommen sehr gerne. <<

      Sie setzte zum Gehen an, hielt kurz inne und drehte sich mir zu >>Ach, bevor ich es vergesse. Hier die Einladungskarte. <<

      Sie drückte mir einen Hellblauen Briefumschlag in die Hand. Kurzzeitig streifte mich ihre eiskalte Hand. Als sie dies bemerkte verschwand ihr Lächeln und sie verabschiedete sich zügig.

      >>Wer kommt denn sonst noch? <<, rief ich ihr hinterher.

      >>Nur unsere Straße. <<

      >>Bis bald. <<, rief ich ihr erneut zu. Doch sie lief einfach weiter. Über die Straße. Ich blickte ihr noch lange nach. Als sie dann an der Haustür ihres Hauses ankam drehte sie sich unerwartet um und zwinkerte mir zu.

      Ohne Witz, und ich habe es mir ganz bestimmt nicht eingebildet, sah ich es wieder. Dieses Funkeln ihrer Augen in Azurblau.

      2

      Von irgendwoher kam mir ein angenehmer und sanfter Duft entgegen. Es war der Duft von Lavendel. Ich roch instinktiv an dem Hellblauen Umschlag. Der Lavendelduft kam von ihm.

      Ich ging ins Wohnzimmer und wedelte damit in der Luft.

      >>Wir haben soeben, glaubt es oder nicht, von den O´Learys eine Einladung für nächsten Samstag zur Einweihungsparty bekommen. <<

      Mein Vater blickte stirnrunzelnd durch seine Brille. >>Wer sind die O ´Learys? <<

      >>Harry, Mensch. Das sind die neuen Nachbarn schräg gegenüber. <<

      Meine Mutter erhob sich aus ihrem gemütlichen Ikea Sessel und kam zu mir und Vater an den Esstisch.

      >>Zeig mal. <<, sagte sie und nahm den Umschlag in die Hand.

      Sie öffnete ihn, aber nicht vorher anzumerken wie köstlich er doch duftete.

      >>Ist das Lavendel? Das riecht ja herrlich. Eine wunderbare Idee den Umschlag mit Parfum einzusprühen. Das macht wirklich was her. Das Papier ist aber weich. <<, meine Mutter schloss dabei ihre Augen und hielt ihn sich unter die Nase.

      >>Nun gib schon her. <<, sagte mein Vater und riss ihr den Umschlag aus den Händen.

      Zum Vorschein kam eine ebenso Hellblaue Karte. Dort stand in Schönschrift mit Tinte geschrieben:

      Liebe Nachbarn,

      es hat sehr lange gedauert. Doch nun sind wir mit allen Sanierungsarbeiten fertig und möchten nun alle in unserer Straße zu einer kleinen Einweihungsparty einladen. Für Leibliches Wohl ist gesorgt und Durstlöscher sind genug vorhanden. Bringt gute Laune mit und hoffentlich sehen wir uns am:

      Samstag den 11. Mai um 19 Uhr

      Mit lieblichen Grüßen Familie

      O ´Leary

      Mael, Lerielle und Mia

      Was für seltsame Namen, dachte ich. Und was sollte der Satz mit „ mit lieblichen Grüßen“? Schreibt man das heute so? Am besten noch wie im letzten oder vorletzten Jahrhundert mit Tinte. Wahrscheinlich wurde der Brief noch mit einer Feder verfasst.

      >>Wow, das ist ja mal eine Überraschung. <<, platze es aus meiner Mutter raus.

      >>Allerdings. <<, stimmte Vater mit ein.

      Und was für eine, dachte ich. Aber der Samstag würde eine prima Gelegenheit sein um die O´Learys genauer unter die Lupe zu nehmen. Von der Party musste ich unbedingt Eddy erzählen. Ich kramte in meiner Hosentasche und wurde fündig. Ich tippte ihm eine Nachricht. Auf die Antwort musste ich nicht lange warten.

      >Du musst mich unbedingt mitnehmen! <, schrieb Eddy.

      >Auf keinen Fall. <, schrieb ich um ihn zu ärgern.

      >Doch! Ich muss dahin um zu sehen ob sie sich vielleicht Koboldartig verhalten. <

      >Haha. <

      Jetzt veralberte er mich wohl.

      >Heute steigt im Heaven eine dicke Schaumparty. Bock? <

      Na, klar hatte ich Bock. Ich tippte ihm die Uhrzeit und verschwand auf meinem Zimmer.

      Ich wollte noch ein paar Stücke auf dem Klavier üben bevor ich in die Dusche ging um mich für den heutigen Samstagabend vorzubereiten.

      Wir hatten ein großes Haus und ich hatte im ersten Stockwerk ein großes Zimmer. Mit groß meine ich wirklich groß. Ich durfte satte Einhundertzehn Quadratmeter mein Eigen nennen. Meine Eltern hatten ihr Schlafzimmer im Erdgeschoß. Was manchmal wirklich von Vorteil sein konnte. Vor allem wenn man noch pubertierte oder ein Klavier besaß. Ich hatte oben sogar mein eigenes Badezimmer und einen großen Kleiderschrank. Ich musste auf nichts verzichten. Dennoch war ich nicht einer der Jugendlichen die verzogen waren oder gar frech zu meinen Eltern. Im Gegenteil, als Einzelkind hatten sie mich wirklich gut erzogen und Manieren hatte ich wohl auch.

      Mein weißer Flügel stand links in einer Ecke direkt neben dem großen Fenster, welches zum Balkon führte. Im Sommer öffnete ich die Türen und ließ mich von der Sonne und dem Wind im Haar zu herrlichen Stücken hinreißen. Meistens spielte ich etwas von Chopin. Zu meinem achtzehnten Geburtstag wünschte ich mir noch ein Spinett, da ich gerne Rameau darauf spielen wollte. Ein Spinett klingt ganz anders als ein Flügel doch ich mag beides. Es ist so als würde mir die Musik


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