Geliebter Prinz. Billy Remie

Geliebter Prinz - Billy Remie


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Augen.

      »Was ist los, mein Großer?«, fragte Desiderius seinen Gefährten. »Suchst du nach Karotten?«

      Erneut schnaubten die Nüstern des Pferdes, dann bewegten sich die Lippen auf Desiderius’ Gesicht zu und versuchten, nach seiner Nase zu fassen.

      Desiderius brachte lachend seinen langen Zinken außer Reichweite. »Ist ja gut, du bekommst sie ja!«

      Eilig zog er die Karotte hervor, die er aus der Vorratskammer genommen hatte, und hielt sie seinem gierigen Pferd entgegen.

      Der Rappe zog daran, bis das Endstück abbrach und Desiderius die grünen Stränge in den Wald hineinwarf. Laut kauend zermalmten die starken Kiefer des Rappen die Karotte.

      »Kümmerst du dich um deine Frauen auch so gut, wie um dein Pferd?«

      Desiderius fuhr hoch, als die Frage unerwartet hinter ihm erklang.

      Überrascht starrte er den Mann an, der mit der Schulter am Stamm der Eiche lehnte, an der er zuvor gelegen hatte. Er war es nicht gewohnt, dass andere sich an ihn heranschleichen konnten. Es behagte ihm nicht.

      Desiderius ließ die Schultern hängen und sah dem anderen Mann kalt entgegen. »Vater.«

      Lord M’Shier stieß sich von der Eiche ab und verschränkte seine Arme vor der breiten Brust. Er trug leichte, aber feine Lederkleidung, wie Desiderius. Ihre dunklen Umhänge wehten im leichten Frühlingswind.

      Desiderius fühlte sich in Gegenwart seines imposanten Vaters immer wie ein kleiner Junge, der unter dem herrischen Blick des Lords den Kopf einzog. Er griff nach dem Zaumzeug seines Rappen und strich ihm liebevoll über den Kopf, nur um seine Unsicherheit vor seinem Vater zu verbergen.

      Breitbeinig stand der Lord im Schatten der Eiche und musterte seinen Sohn kritisch. Umso erstaunlicher waren seine Worte, die er stolz aussprach: »Du bist inzwischen zu einem stattlichen Mann herangewachsen, Desiderius.«

      Ein Mensch zählte mit siebenundzwanzig Sommer gewiss nicht mehr zu den Heranwachsenden. Im Gegenteil, die meisten Menschen wurden nicht alt. Aber bei Luzianern waren siebenundzwanzig Jahre fast Nichts, wenn man bedachte, dass die meisten unter ihnen neunhundert bis tausend Sommer alt wurden. Lord M’Shier zählte bereits dreihundertneun Lebensjahre, mit einem Äußeren, das in etwa dem eines fünfunddreißigjährigem Menschen glich.

      Misstrauisch, weil er lobende Worte nicht gewohnt war, betrachtete Desiderius seinen Vater. »Ja, und?«

      Der Lord zuckte mit den Schultern. »Nichts, und! Das war ja zu erwarten, du entstammst eindeutig meinem Blute.«

      »Das ist leider nicht zu leugnen, was?«, gab Desiderius gehässig zurück.

      Sein Vater stimmte ihm zu. »Ja, leider.«

      Die offene Ablehnung versetzte Desiderius einen Stich in der Brust, aber er ließ es sich nicht anmerken.

      »Nur keine Sorge, Vater«, sagte er, nachdem er sich wieder gefasst hatte. »Ich gehe, sobald der König wieder abreist. Ihr müsst nicht befürchten, dass ich mich hier einnisten möchte.«

      Sein Vater nickte, doch er starrte dabei nachdenklich zu Boden.

      Eine Weile verstrich, in denen keiner von beiden etwas sagte. Desiderius wurde dieses Schweigen unangenehm und seine Nervosität übertrug sich auf seinen Rappen, der den Kopf hochwarf und auf der Stelle tänzelte, als wolle er damit seinen Herrn zum Gehen bewegen.

      Beruhigend strich Desiderius seinem Pferd über den kräftigen Hals.

      »Die Sache ist die«, begann sein Vater plötzlich und sah seinem Sohn direkt in die Augen, »ich habe drei Kinder, aber nur bei zweien kann ich mir sicher sein, dass sie von mir stammen.«

      Desiderius erstarrte in der Bewegung. Wohin sollte dieses Gespräch führen?

      »Deine Schwester und du seid eindeutig meine Kinder«, sprach sein Vater weiter. »Ihr habt mein Haar, meine Augen und meine Gesichtszüge. Du hast sogar meinen Körperbau und meine Sturheit geerbt. Dein Bruder hingegen ...«

      »Ist dicklich, faul und leidet unter Haarausfall«, vollendete Desiderius den Satz seines Vaters. »Und das fällt Euch erst jetzt auf?«

      Der Lord schnaubte, doch er schien amüsiert.

      Er wandte sich ab und begann auf und ab zu laufen, während er seinem Bastard erzählte: »Ich wollte deiner Schwester die Burg überlassen. Obwohl sie die jüngste und eine Frau ist, wollte ich sie zu meiner alleinigen Erbin ernennen. Doch der König hatte andere Pläne und Silva war so glücklich, als sie erfuhr, dass sie den Kronprinzen heiraten soll, dass ich es nicht übers Herz brachte, sie an diese Burg zu binden.«

      Plötzlich ahnte Desiderius, was sein Vater im Sinn hatte. Er schüttelte ablehnend den Kopf: »Oh nein, niemals

      Der Lord hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Unbeirrt fuhr er fort: »Silva wird zusammen mit dem Kronprinzen die M’Shier Burg verlassen, und somit habe ich nur noch ein Kind, dem ich mein Erbe hinterlassen kann. Aber Arerius versteht nichts davon, ein Burgherr zu sein. Er kann essen und er kann hübsche Stoffe aussuchen, aber da hören seine Fähigkeiten auf. Du hingegen hast meine Klugheit und meinen starken Willen geerbt.«

      »Ich schlage mich nicht mit dem Adel herum, Vater«, warf Desiderius ein. »Ich bin ein Vagabund. Ein herumlaufender Streuner. Ich stehle, raube und überfalle Adelige. Ich schlafe im Dreck bei den Tieren und nicht in einer Burg!«

      Sein Vater warf ihm einen strengen Blick zu. »Äußere hier nichts, was du lieber nicht offen aussprechen solltest.«

      Desiderius erinnerte sich daran, dass sein Vater ein Lord war, der das Gesetz in seinem Landschaftsgebiet vertrat und durchsetzte. Er schloss verbittert den Mund.

      »Aber du hast recht, du bist ein Bastard, keiner würde dich akzeptieren, wenn ich dich einfach so zum Burgherren ernennen würde«, stimmte sein Vater zu. »Deshalb habe ich mich mit einer längst überfälligen Bitte an den König gewandt. Es geht bei dem Treffen nicht nur um Silvas Verlobung. Ich habe dich beim König legitimieren lassen, du bist jetzt ein richtiger M’Shier und du bist mein einziger Erbe.«

      Desiderius mahlte verbissen mit seinen Kiefern. »Ich will das nicht.«

      »Ob du das willst, spielt keine Rolle, du musst endlich Verantwortung übernehmen.«

      »Habt Ihr Verantwortung übernommen, als vor mehr als zwei Jahrzehnten eine luzianische Hure vor Euren Toren stand und Euch Euren Sohn übergeben hat?«, fuhr Desiderius seinen Vater wütend an.

      »Ich habe dich sofort aufgenommen!«, verteidigte sich sein Vater.

      »Ja«, stimmte Desiderius mit brüchiger Stimme zu. »Ihr habt mich in die Burg geholt und einer Amme gegeben. Habt Ihr je nach mir gesehen? Nein! Stattdessen habt Ihr zugelassen, dass mich Eure Gattin, kaum, dass ich laufen konnte, in ein Kloster abgab!«

      »Du hast schon immer den Namen M’Shier getragen, obwohl du nur ein Bastard bist«, warf sein Vater ein. »So habe ich für dich gesorgt.«

      »Ich habe nur leider keinen Namen gebraucht, sondern einen Vater!«, gab Desiderius mit Tränen in den Augen zurück.

      Weil er Schwäche zeigte, senkte er eilig den Blick und zwang sich innerlich zur Ruhe. Das war kein Gespräch, das er führen wollte.

      Nach kurzem Schweigen fuhr sein Vater angespannt fort: »Wie ich bereits erwähnte, geht es bei dem Treffen nicht nur um Silva. Als mein legitimer Erbe bist du berechtigt, dir eine Frau zu nehmen. Der König bringt seine Töchter mit, für eine von ihnen wirst du dich entscheiden.«

      Fassungslos starrte Desiderius den Lord an. Er konnte nicht glauben, dass man ihn hergelockt hatte, um ihm Fesseln anzulegen. Nach all den Jahren der Ablehnung.

      »Nein«, sagte er entschlossen. »Nichts auf der Welt könnte mich dazu bringen. Warum zwingt Ihr nicht Arerius zu einer Heirat? Er trägt den Namen M’Shier, selbst wenn er nicht Euer Sohn ist, bleibt die Burg im Besitz des Familiennamens!«

      »Es


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