Deadforce 2. Norbert Langenau
steht. Dann wird Falteritanien zum größten Reich der Welt und der Menschheitsgeschichte werden und niemand wird mich je aufhalten können. Gezeichnet, Euer hochgeschätzter Haggar Borrian, König von Falteritanien, Kaiser unter Königen, et cetera, et cetera. Du kennst ja das Prozedere, Louise. Schmück den Brief noch etwas aus, damit er sich besser liest. Aber wage es nicht, irgendetwas an meinen Worten zu ändern. Und los, verschwinde und mach dich an die Arbeit."
"Bitte verzeiht, mein König, aber ich rate Euch, diesen Brief noch einmal zu überarbeiten."
"Wie war das? Ich glaube, meine Ohren müssen voll Scheiße sein, denn das klang gerade wie Scheiße, was du von dir gegeben hast. War ich nicht deutlich genug?"
"Es ist mir wirklich ernst. Aloisius Rabenkrang ist ein sehr mächtiger und gefährlicher Mann und es wäre leichtsinnig, ihn sich einfach so zum Feind zu machen. Er könnte Falteritanien an einem einzelnen Nachmittag erobern, so viele Truppen wie er besitzt. Bitte seid vernünftig und verzichtet darauf, ihm diesen Brief zu senden. Wenn Ihr wirklich darauf besteht, lasst zumindest die Obszönitäten und Beleidigungen weg. Denn diese werden ihn bestimmt rasend vor Wut machen."
"Was denkst du eigentlich, was mein Ziel ist? Der alte Knacker soll kochen vor Wut. Er soll einen Herzinfarkt bekommen und daran sterben und dann kann ich sein tolles Ganredlah ganz leicht erobern. Schick ihm die exakte Fassung, wie ich sie dir diktiert habe. Wenn du das nicht schaffst, werde ich dich leider liquidieren müssen. Und damit meine ich, du gehst ins Meer schwimmen."
"Mein König, das ist..."
"Ah, ah, ah. Ich will nichts mehr hören. Geh jetzt, sofort. Ich musste mir dein hässliches Gesicht schon viel zu lange ansehen."
"Wie Ihr wünscht, mein König."
"Zukünftiger Kaiser.", rief Haggar Borrian Louise hinterher, als sie den Thronsaal verließ.
"Haggar Borrian, Kaiser von Falteritanien, dem größten Reich der Welt. Klingt doch verdammt gut. Ich werde dafür sorgen, dass es wahr wird.", sagte der König zu sich selbst und malte sich dann aus, wie er den großen Kaiser Aloisius Rabenkrang besiegen und sein Reich an sich reißen würde.
Zur selben Zeit in einem völlig anderen Teil der Welt, in Illuminon, dem Reich der ewigen Flamme. Dieses war nach Ganredlah das zweitgrößte Reich auf der Erde und umfasste ab dem Panamakanal ganz Südamerika. In der Hauptstadt Eternashinjo, was in der alten Sprache so viel wie "ewiges Feuer" bedeutete, hatte soeben die Schamanenkönigin die Nachricht vom Ausgang der Schlacht von Erudicor vernommen. Die Schamanenkönigin war die Herrscherin von Illuminon, seit die Gründerin und Kaiserin Tara verstorben war. Passend zum Reich der ewigen Flamme bot sich als Herrscherin niemand besser an als die Älteste der Shirai, Shirayakara. Die Shirai waren die Dienerinnen des Feuers, Frauen, die komplett aus Feuer bestanden oder Flammen in der Gestalt von Frauen. Sie dienten dem Urgeist des Feuers, Shinjayas und dem Element Feuer selbst. Die Älteste von ihnen war die erste Shirai und nun herrschte sie als Schamanenkönigin über Illuminon, das Reich der ewigen Flamme und ebenso Schamanenreich. Ihre größten Ziele waren tief verborgen im finsteren Herzen ihres riesigen Reiches und nur sie sowie ganz wenige Eingeweihte wussten davon. Nun aber wartete sie auf drei ganz besondere Gäste, die sie vor einiger Zeit losgeschickt hatte, ihr etwas Spezielles zu bringen. Ihre Mission war kein leichtes Unterfangen, doch die Schamanenkönigin schien überzeugt zu sein, dass sie erfolgreich zu ihr zurückkehren würden. Der Sieg in der Schlacht von Erudicor für die Verteidiger kümmerte sie wenig. Sie stand nicht auf der Seite des Guten oder des Bösen. Shirayakara kümmerte sich lediglich um Illuminon und verfolgte nebenbei ihre Pläne. Obgleich sie als Flamme ihre Gestalt stetig verändern konnte, so verweilte sie doch schon seit sie erschaffen wurde in derselben Gestalt, die allmählich sehr alt aussah. Wenn man sie ansah, blickte man auf eine Frau aus Flammen, deren wabernde Gestalt ihr Alter nicht verbergen konnte. Ihr faltiges Gesicht konnte man auch in Flammengestalt erkennen. Dennoch war sie als die Älteste der Shirai ein mächtiges und ehrwürdiges Wesen. Was ihr aber die Nachricht vom Sieg über den düsteren Magier gezeigt hatte, war, dass man Äthergeborene aufhalten konnte. Das war gut, denn genau diese Information benötigte sie. Denn wenn sie erst einmal ihre Pläne verwirklichen konnte, wäre es im Rahmen der Möglichkeiten, dass ein Äthergeborener sich einmischte und dann musste sie in der Lage sein, ihn aufzuhalten. Wenn das kein Ding der Unmöglichkeit darstellte, so würde es ihr schon irgendwie gelingen, das wusste sie nun.
Für die meisten Herrscher der Welt stellte die Nachricht vom Sieg des Guten in der Schlacht von Erudicor eine positive Nachricht dar. Auch für Uselton von Shyr, den König Varbitiens. Als er davon erfuhr, tanzte sein Herz vor Freude.
"Sie haben es also geschafft. Theron, mein Freund, ich werde dich schon bald besuchen. Bis dahin freue ich mich, dass dieser Sieg uns gehört. Ein Sieg für das Gute!"
In Grelia erfreuten sich ebenso die Könige Mysantelos und Feyros an der Botschaft, die ihnen übermittelt wurde.
"Ha, was sagt man dazu. Julian hat ja ganz schön was auf dem Kasten."
"Das kannst du laut sagen, Mysantelos. Ich bin sehr stolz auf ihn.", pflichtete Feyros bei. Auch Mysantelos’ Begleiterinnen, die Amazonen Lyra und Sessenyia, hatten darüber einiges zu bereden.
"Hast du gehört, Lyra? Dein Liebling hat die Schlacht gewonnen."
"Schnauze, Sessenyia. Er ist nicht mein Liebling."
"Oh, ist da jemand verliebt?"
Lyra schlug sich mit der Handfläche auf die Stirn.
Auch in Raspetanien, dem großen Wüstenreich in Nordafrika, feierte man den Sieg der Verteidiger von Erudicor. Der Herrscher der Hauptstadt Aschakrhan sowie Reichsverwalter von Raspetanien, Zumzar Basorius, erhielt von Odobar, dem Prinzen des Nebels und Sahel, Julians Halbschwester, persönlich die Nachricht des großen Triumphes.
"Großartig. Ich bin stolz auf Euch, doch sagt mir, wo ist M'Dubu?"
"Er hat es leider nicht geschafft.", sagte Odobar und senkte den Kopf.
"Schade, er war mir ein guter Freund und Diener. Aber lasst uns nicht zu sehr den Verstorbenen hinterhertrauern. Immerhin haben sie ihr Leben dafür gegeben, dass das Gute siegen konnte. Was ist mit dem düsteren Magier, ist er tot?"
"Nein, er ist geflohen.", antwortete Sahel. "Irgendwo treibt er noch sein düsteres Unwesen."
"Das ist eine sehr schlechte Nachricht. Hoffen wir nur, dass er nicht auf die Idee kommt, in unserem Reich noch mehr Schaden anzurichten, als sein General, dieser Katokuin nicht schon in Bar Golan angerichtet hat."
"Dafür werde ich persönlich sorgen, Meister Zumzar.", versicherte Odobar.
"Natürlich. Aber zunächst sollte ich mit euch beiden über eine Behausung in meiner Stadt sprechen. Denn keiner von euch hat ein richtiges Heim, liege ich da richtig?"
"Meine Heimat ist die Wüste.", antwortete Sahel.
"Seid nicht so bescheiden. Ihr mögt eine Nomadin sein, doch ein richtiges Heim, zu dem man immer zurückkehren kann, ist etwas Schönes. Versucht es zumindest einmal. Wie steht es mit Euch, Odobar?"
"Nachdem meine Behausung in Bar Golan zerstört wurde, benötige ich tatsächlich ein neues Heim."
Sahel flüsterte Odobar plötzlich etwas ins Ohr. Erstaunt fragte er:"Bist du sicher?" Sahel nickte nur.
"Na schön, was unser Haus angeht..."
"Ich höre...", erwiderte Zumzar Basorius.
Und so bekamen die einzigen Überlebenden der Schlacht, die aus Raspetanien stammten, ihre Belohnung für ihre Dienste in Form eines neuen Hauses.
Auch Wilhelm und Elisabeth aus Hanveltien hörten schon bald vom Sieg des Guten in der Schlacht von Erudicor. Ihnen wurde es von ihren Söhnen Viktor und Vincent, die beide selbst in der Schlacht mitgekämpft hatten, berichtet. Die ganze Familie lauschte ihren spannenden Geschichten. Besonders ihre jüngere Schwester Natalie war sehr angetan von diesen abenteuerlichen Erzählungen und wünschte sich, selbst einmal ein großes Abenteuer erleben zu können.
Zuletzt erfuhr es auch Kaiserin