Deadforce 2. Norbert Langenau

Deadforce 2 - Norbert Langenau


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Wenn es geschieht, hört einfach alles auf, zu existieren. Der Begriff stammt aus einer seltsamen, unbekannten Sprache. Weil die Leute aus Illuminon diesen Begriff als erste entdeckten, entschlüsselten und schließlich als Synonym für den Weltuntergang verwendeten, gehört dazu auch die Annahme, dass alles durch Feuer ausgelöscht wird. Denn wie du ja schon weißt, ist Illuminon das Reich des ewigen Feuers."

      "Schön und gut, aber ist sowas überhaupt möglich? Ich meine, welches Feuer ist mächtig genug, jegliche Existenz auszulöschen?"

      "Vielleicht gibt es da jemanden, aber ich bin mir nicht sicher."

      "Jemanden? Soll das heißen, dass eine Person den Untergang jeglicher Existenz auslösen wird?"

      "Nicht etwa auslösen, sondern selbst vornehmen. Das ist durchaus ein Ding der Möglichkeit. Alle Details kenne selbst ich nicht, doch darfst du nie vergessen, dass, was immer auch geschieht, am Ende noch immer Barkh Aragh wartet. Deshalb sage ich ja, zuletzt vergeht alles."

      "Jetzt verstehe ich wenigstens, warum du mir das ständig sagst. Aber vielleicht braucht dieses Barkh Aragh noch Ewigkeiten, bis es passiert."

      "Ja, das kann sein. Niemand weiß, wann es geschieht, nur dass es irgendwann geschehen wird. Das ist keine Fiktion. Das ist bitterer Ernst."

      "Nun, wieder etwas gelernt. Aber allmählich wird es Zeit für mich, nach meinen Freunden zu suchen. Hast du vielleicht eine Ahnung, wo ich nach ihnen suchen soll, Peter?"

      "Mal überlegen. Otto war kein Dummkopf. Er wusste bestimmt, wo sie am sichersten vor den Trollen sein würden. Lisa war sogar noch viel schlauer und ich denke, dass sie beide letztendlich zum selben Schluss gekommen sind. Wie du bestimmt noch weißt, waren es Wiesentrolle, das bedeutet..."

      "...das bedeutet,...", fuhr Julian fort und unterbrach dabei Peter, "..., dass sie auf den Schattenberg geflohen sind."

      "Exakt. Denn wie wir alle wissen, mögen Wiesentrolle keine Berge. Dort oben wären sie also am sichersten."

      "Nein, das sind sie absolut nicht. Am Schattenberg haust doch ein uraltes, mächtiges Wesen, das weiß jeder. Du solltest das erst recht wissen."

      "Ja, ich kenne die Geschichten, die man sich über den Schattenberg erzählt. Doch was willst du tun, falls sie wirklich dort hochmarschiert sind? Willst du sie einfach dort oben bleiben lassen? Womöglich sind sie dem Schrecken auf der Bergspitze ausgeliefert und gefangen, wenn nicht schlimmer. Ich an deiner Stelle würde mich so schnell wie ich kann auf den Weg dorthin machen."

      "Aber sie dürfen nicht auf dem Schattenberg sein. Niemand weiß, was mit denen passiert, die dort verschwinden."

      "Dann wird es Zeit, es herauszufinden. Wenn das jemand schaffen kann, dann du, Julian."

      "Na schön. Wenn auch nur der Hauch einer Chance besteht, dass meine Freunde dort oben und wohlauf sind, muss ich nach ihnen suchen. Du hast Recht, Peter. Aber eine Sache beschäftigt mich noch immer."

      "Ja?", fragte Peter erwartungsvoll.

      "Wie konntest du mir so detailreich schildern, was mit deiner Familie geschah, wenn du gar nicht dabei warst?"

      "Es ist dir also aufgefallen, sehr aufmerksam. Nun, als sie lange Zeit nachdem ich den Brief bekommen hatte, noch immer nicht zurückgekehrt waren, ging ich zu einem Druiden und der ließ mich in die Vergangenheit sehen, somit musste ich all die Gräuel, die dieser elendige Otterschamane meiner Familie antat, mit eigenen Augen erleben, als ob ich dabei gewesen wäre. Ich musste einfach wissen, was geschehen war, doch das hatte seinen Preis. Seitdem konnte ich nie mehr fröhlich sein. Aber dich heute zu treffen, das hat mir neue Hoffnung geschenkt. Ich danke dir, Julian."

      "Wofür denn, ich habe doch gar nichts getan?"

      "Danke, dass du da warst. Pass auf dich auf, wenn du auf den Schattenberg steigst. Er kann durchaus gefährlich zu erklimmen sein."

      "Ich werde aufpassen. Versprochen."

      Dann umarmten sie sich noch einmal zum Abschied und Julian brach in Richtung Norden auf. Es war noch immer sehr früh am Morgen und abgesehen davon, dass Julian so viele neue Informationen erhalten hatte, die er alle nur schwer verarbeiten konnte, machte ihm noch immer sein Traum zu schaffen.

      "Der schwarze Tod lächelt auf dich herab."

      Ob dies nun wirklich ein Traum, eine Vision oder tatsächlich die Realität war, musste er erst noch herausfinden. So viel Leid hatte Julian erfahren, nicht nur sein eigenes. Als er sich langsam in Richtung des Schattenberges bewegte, stellte er sich eine sehr schwierig zu beantwortende Frage: Wann hatte die Welt begonnen, durchzudrehen?

      Kapitel II: Am Schattenberg

      Julian marschierte zielsicher auf den Schattenberg zu. Der immer größer werdende, massive Fels machte ihm enorm zu schaffen. Schon in seiner Kindheit hatte er diesen Ort stets gemieden. Man fühlte sich hier aus irgendeinem Grund einfach unwohl. Herbstweih lag gerade in der richtigen Entfernung zum Berg, dass man darin unbekümmert und ohne ein mulmiges Gefühl im Magen leben konnte. Doch je näher man sich auf den Berg zubewegte, umso mehr verdunkelte sich die Umgebung, die Welt schien immer kleiner und der Berg stets größer zu werden und es fühlte sich an, als ob man von einem stets wachsamen Auge verfolgt wurde, egal wohin man wanderte. All das spürte auch Julian nun, da er immer näher an den Berg herantrat. Er verzweifelte an all dem Wahnsinn, der ihm schon widerfahren war und berichtet wurde. Allein Peters schreckliche Geschichte über Riesenotter, die seine Familie zerfleischt hatten. Daran würde Julian sich noch lange Zeit, wenn nicht für immer, erinnern. Kaum zu glauben, aber innerhalb von ungefähr zwei Monaten hatte sich scheinbar die ganze Welt um ein Vielfaches verdunkelt und wurde bedeutend düsterer. Nicht zwangsläufig vom Wetter her, aber man konnte es fühlen. Das Weltgefühl war ein anderes als zuvor. Auf Julian wirkte es so, als ob sich nun jeder selbst der nächste war und keiner mehr auf den anderen Acht geben würde. Dann liefen da noch so wahnsinnige Idioten herum wie der König von Falteritanien, Haggar Borrian. Ohne Zweifel musste er das größte Schandmaul sein, dass es je in der Existenz gegeben hatte. Davon abgesehen hatte Julian schon so viele grausame und unmenschliche Taten dieses "Königs" mit angesehen, dass er sich nicht sicher war, ob Haggar Borrian nicht vielleicht doch ein Dämon war. Dann gab es natürlich noch den guten, alten Aloisius Rabenkrang, den Kaiser von Ganredlah, von dem Julian nur Schlechtes gehört hatte, egal wohin er auch gelangte. Diesem üblen Zeitgenossen wollte er ganz bestimmt nie begegnen. Zuletzt gab es dann auch noch Illuminon, das Reich des ewigen Feuers. Alles, was Julian bisher darüber erfahren hatte, machte ihn wütend und ängstigte ihn zugleich. Als ob all das nicht schon ausreichen würde, gab es auch noch die mächtigsten Wesen auf der Welt sowie die Druiden und Äthergeborenen. Eigentlich war es schon eine beachtliche Leistung, zwei Schritte geradeaus zu gehen und nicht irgendjemand oder etwas zu begegnen, das einem nicht nur überlegen war, sondern einen auch noch töten wollte. Dennoch war dies noch immer die Erde, auf der Julian wandelte und nicht das stürmische Malluricon, in dem so etwas schon eher passierte. Davon wusste Julian aber nichts, denn ihm war bisher noch nie von Malluricon berichtet worden. Für seine derzeitige Situation machte das ohnehin keinen Unterschied, denn er musste seinen ganzen Mut zusammennehmen, um am Schattenberg nach Otto und Lisa zu suchen. Sollten sie wirklich dort oben sein, wurden sie wahrscheinlich von dem Monster, das auf der Spitze des Berges hauste, gefangen gehalten und mussten um jeden Preis befreit werden. Wer, außer Julian, sollte das tun? Wer außer ihm wusste denn eigentlich, dass die beiden noch lebten und sich vermutlich dort oben befanden? Nur noch der alte Peter hätte ihnen helfen können, doch er war viel zu alt und schwach für so eine Aktion. Er hätte es wahrscheinlich nicht einmal bis zur Spitze des Schattenbergs geschafft. Julian war am Fuße des Berges angekommen und ein kleiner, offener Wald begrüßte ihn. Die Umgebung mutete so düster an, wie an einem typischen Herbsttag. Dabei war es gerade Sommerbeginn. Dem Herbst entsprechend weigerten sich die Bäume am Fuße des Berges, grüne Blätter zu tragen und begnügten sich stattdessen mit Laubwerk verschiedenster Farben, welches der Wind davontrug. Am Boden lag überall das Laub vieler vergangener Herbstzeiten.


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