Vermisst in Nastätten. Ute Dombrowski

Vermisst in Nastätten - Ute Dombrowski


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sah ihn fragend an.

      „Was sagt denn Undine?“

      „Fremde in Nastätten, höchst verdächtig. Und sie sagt, das bringe Unheil mit sich.“

      „So ein Quatsch. Verbrechen hängen doch nicht mit … ach, du willst mich veräppeln. Jetzt hör auf. Ein bisschen Geselligkeit würde dir auch mal guttun.“

      „Ich habe ausreichend Gesellschaft.“

      „Kinder!“, rief Winfried Brötzeler. „Schön, dass ihr euch kümmert. Dann mal ab an die Arbeit. Und Reiner! Nicht so brummig, wir haben bald Weihnachten, das Fest der Liebe! Familie, Freunde, Geschenke, das gehört nun mal dazu, wenn man in festen Händen ist. Die Zeiten des einsamen Wolfes sind vorbei.“

      Reiner presste seine Lippen fest aufeinander, damit ihm nichts Unbedachtes herausrutschen konnte und verließ fluchtartig das Büro.

      „Das wird schon, Chef, ich bin ja auch noch da.“

      Jennifer winkte und folgte Reiner. Er saß schon am Schreibtisch und durchforstete den Computer nach aktuellen Fällen. Aber es gab nichts, nur den versuchten Einbruch in der Stadtverwaltung in Nastätten. Als Jennifer das Büro betrat, warf er ihr die Jacke zu und drängte zum Aufbruch.

      „Bloß weg hier. Wie kommt der Kerl darauf, ausgerechnet uns zu diesem Mist zu bestimmen?“

      „Ich weiß nicht, wahrscheinlich sind wir gut im Organisieren.“

      „Pah, das kann was werden. Aber meine Liebe: Nur Essen und Trinken in einer Kneipe. Mehr nicht!“

      „Darf es auch ein besseres Restaurant sein?“

      „Bucher Hof! Wenn, dann will ich was Ordentliches auf den Teller.“

      „Einverstanden. Hoffentlich haben die noch was frei.“

      „Wir fahren sofort hin!“

      Mittlerweile waren die Straßen geräumt, alle waren geschäftig unterwegs und das Leben hatte den Rhein-Lahn-Kreis wieder fest im Griff, sodass sie den Weg zum Bucher Hof rasch hinter sich gebracht hatten. Das Restaurant war geschlossen, aber Reiner klopfte trotzdem. Nach einer Weile öffnete die Besitzerin.

      „Nanu? Polizei bei mir?“

      „Morgen! Gut, dass Sie da sind. Das hier ist ein Notfall! Wir haben Weihnachtsfeier und wollen etwas Ordentliches essen und trinken.“

      Lachend ließ die Frau sie eintreten und holte ihr Reservierungsbuch.

      „Wollen Sie einen Kaffee?“

      „Gerne“, sagte Jennifer freundlich.

      „Sie haben Glück, dass ich hier bin, ich hatte zufällig etwas Wichtiges vergessen. Um diese Zeit bin ich eigentlich nicht da, das muss wohl ein gutes Omen sein.“

      Sie blätterte hin und her.

      „Wie viele Personen?“

      „Zwanzig bis fünfundzwanzig.“

      „Sie haben Glück. Ich habe genau noch einen Termin frei. Morgen in einer Woche um sieben Uhr abends?“

      „Passt! Einige Kollegen müssen arbeiten, aber der Rest kommt sicher gern“, rief Reiner und informierte gleich den Dienststellenleiter.

      Der war zufrieden und lobte Reiner ausgiebig. Nachdem der Kommissar aufgelegt hatte, rollte er mit den Augen.

      „Es soll mir niemand nachsagen, ich sei nicht gesellig. Danke. Hier weiß ich wenigstens, dass ich etwas Vernünftiges zu essen bekomme.“

      „Ich danke Ihnen. Essen Sie dann à la carte oder darf ich Ihnen ein schönes Büfett anbieten?“

      „Wie es unkomplizierter ist.“

      „Alles klar, dann sehen wir uns nächste Woche. Wie geht es denn Undine?“

      „Gut. Wir freuen uns auf Weihnachten.“

      Jennifer dachte: Der wird nicht mal rot beim Schwindeln. Sie lachte und verabschiedete sich. Reiner nickte freundlich und folgte ihr nach draußen.

      „Du lügst ohne rot zu werden!“

      „Warum lüge ich denn? Weihnachten ist super.“

      Lachend machten sie sich auf den Weg in die Stadtverwaltung, wo Martin Lähgrich schon auf sie wartete.

      „Was klaut man denn hier?“, fragte Reiner sofort.

      „Ich weiß nicht“, sagte der Bürgermeister missmutig. „Es ist ja nichts weggekommen. Die Spurensicherung war schon da und sie meinten, es ist niemand eingedrungen. Aber das Türschloss ist kaputt und muss schnell ersetzt werden. Sicher waren es irgendwelche Typen, die mutwillig Sachen kaputtmachen. Ich hasse das!“

      „Ich verstehe Sie völlig.“

      Jennifer und Reiner gingen in die einzelnen Büros und fragten, ob den Mitarbeitern irgendetwas aufgefallen war. Doch keiner hatte etwas gesehen.

      „Es tut mir leid“, sagte Jennifer zum Bürgermeister, „aber die Chance, etwas zu ermitteln, geht gegen null. Sie werden wohl auf den Kosten für das neue Schloss sitzenbleiben.“

      „Das dachte ich mir schon, aber ohne Anzeige wäre es so, als würden wir aufgeben gegen diese Knallköpfe. Da macht man etwas neu und schön und dann kommen ein paar Vandalen und zerstören es. Ich verstehe nicht, welche Erziehung diese Leute genossen haben.“

      „Wahrscheinlich gar keine“, sagte Reiner trocken.

      Im Flur kam ihnen Alina Barolsen entgegen. Reiner dachte nur: Die fehlt mir noch! Er hatte noch genug von ihr wegen des Drucks, den sie ihm lautstark wegen der verschwundenen Schuhe gemacht hatte.

      „Guten Morgen, Herr Kommissar, guten Morgen, Jennifer!“

      „Morgen“, brummte Reiner.

      „Haben Sie den Einbrecher schon gefasst oder legen Sie direkt die Hände in den Schoß?“

      „Natürlich setzen wir den gesamten Polizeiapparat von Rheinland-Pfalz in Bewegung.“

      „Wie lustig er heute wieder ist. Arme Jennifer, wie halten Sie es nur mit diesem muffeligen Kerl aus? Und Undine erst!“

      „Ach Alina, er ist schon in Ordnung, man muss ihn nur lange genug kennen. Vor Weihnachten ist er immer ein bisschen unruhig, noch dazu, wo jetzt Schnee liegt.“

      „Ich gehe mal davon aus, dass er Schnee hasst und Weihnachten mag er auch nicht?“, fragte Alina mit einem süffisanten Lächeln.

      Jennifer grinste, während aus Reiners Augen Blitze schossen.

      „Gute Frau, kümmern Sie sich doch um Ihren eigenen Kram. Komm, Jennifer, es gibt Arbeit.“

      Er zog seine lachende Kollegin in Richtung Ausgang.

      „Und Spaß versteht er auch nicht!“, rief ihnen Alina hinterher.

      8

      Am Donnerstagmorgen war Sabine schon früh wach. Robert schnarchte und ein Arm hing aus dem Bett. Sabine fragte sich seit einiger Zeit, wie lange das noch gutgehen würde. Sie hatte versucht, eine Erklärung für sein verändertes Verhalten zu finden. Hatte er Ärger im Job? Dann könnte er doch darüber sprechen. Wenn er sie küsste, musste sie sich beherrschen, um nicht angewidert den Kopf wegzudrehen. Sie war nur froh, dass er sie sonst nicht mehr anrührte.

      Hatte er eine andere? Dann könnte er doch einfach gehen. Warum quälten sie sich denn so? Sie sah, dass er oft mit den Gedanken woanders war. Und war es nicht meistens eine Frau, an die ein Mann dachte? So, wie er sich ihr und Michelle gegenüber verhielt, hoffte sie sogar, dass er eine andere hatte. Sollte sie ihn danach fragen? Er würde sie nur wieder schlagen oder - was noch viel schlimmer war - seine Wut an Michelle auslassen.

      Sorgenvoll kam ein Seufzer aus ihrer Brust. Sie stand leise auf, um Robert


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