Maggie. Bettina Reiter

Maggie - Bettina Reiter


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„Wie könnte ich nicht?“, pflaumte sie ihn an, um der Wallung Herr zu werden, da sie in Gedanken das Schleudern der Waschmaschine hörte. Von seiner Waschmaschine, die einige Ticks hatte. Unter anderem einen Schleudergang, bei dem man das Gefühl hatte, die Maschine würde gleich abheben. Und jeder, der darauf saß, ebenfalls … „Gerade, als wir auf Touren … na, du weißt schon … musstest du zu einem Notfall, der dir plötzlich während unserer Fummelei eingefallen ist. So schnell wie du mich hinauskomplimentiert hast, konnte ich gar nicht von der Waschmaschine herunterspringen.“

      „Diese Notlüge tut mir leid.“

      „Dann sag mir endlich den wahren Grund für den Schlussstrich, Donald. Das bist du mir schuldig!“

      Er schaute sich um, als ob er sich davon überzeugen wollte, dass ihnen niemand zuhörte. An den vollbesetzten Tischen wurde jedoch angeregt geplaudert, womit die Gefahr kaum bestand. „Wie gesagt, Trudy, meine Probleme gingen tiefer.“

      „Das sagtest du schon“, zeigte sie sich enttäuscht. Ein McGarret würde nicht reden, wenn er es nicht wollte.

      Donald lehnte sich verschwörerisch zu ihr. Nicht einmal das halbe Buch hätte noch zwischen ihnen Platz gehabt, was sie beinahe panisch werden ließ. Weil sie sich auf einmal schwach fühlte, aber nicht schwach werden durfte. Nicht schon wieder! „Verstehst du denn nicht“, flüsterte er beinahe beschwörend. „Tiefer.“ Mittlerweile hatte sein Gesicht die Farbe überreifer Tomaten angenommen, als er mit dem Zeigefinger in Richtung seines …

      „Oh!“, entschlüpfte es Trudy, die Mühe hatte, nicht zu lachen. „Okay“, legte sie noch eine Schippe nach, um Zeit zu gewinnen. Mit vielem hatte sie gerechnet, damit nicht. Andererseits nannte man das wohl ausgleichende Gerechtigkeit für dieses einstige Don-Juan-Dasein. Dem gegenüber hatte Donald ihr allerdings etwas gestanden, worüber man sich keinesfalls lustig machen durfte. Die Potenz eines Mannes war etwas Ähnliches wie der heilige Gral. „Auch darüber hättest du mit mir reden können“, erwiderte Trudy, nachdem sie ihre Gedanken sortiert hatte. „Wir hätten bestimmt eine Lösung gefunden.“

      „Welche denn? Du warst ein kleiner Nimmersatt!“

      „Das sagt der Richtige“, verteidigte sie sich. Wofür hielt er sie? Für eine Nymphomanin? „Du hast mich bei jeder Gelegenheit begrapscht. Ich bin auch nur eine Frau.“

      Auf einmal grinste er. „Ich konnte leider nicht anders, Trudy. Du bist eine Sexgöttin.“

      So ein Schmeichler! „Übertreib mal nicht.“

      „Das mache ich keineswegs.“ Er blickte ihr tief in die Augen. „Ich bereue nichts mehr als meine feige SMS. Danach wusste ich, dass du mir kein zweites Mal verzeihen würdest. Dazu mutete ich dir zu viel zu, wobei es nach unserer Romanze keine andere Frau mehr in meinem Leben gegeben hat.“ Tja, wo kein Hobel, konnten auch keine Späne fallen … „Aber bevor du dich quälst, mein vorübergehendes Problem hatte nichts mit dir zu tun.“

      Wäre ja noch schöner! „Davon ging ich keine Sekunde aus. Allerdings hätte ich das gerne mit dir durchgestanden und diese Durststrecke bestimmt mit Bravour gemeistert, wenn du verstehst. Ich bin durchaus in der Lage, enthaltsam zu leben. Es ist ja nicht so, dass ich seit unserer Affäre ständig einen neuen Lover habe oder mir alle paar Wochen einen Callboy leiste.“ Gut, ein oder zwei Mal hatte sie darüber nachgedacht.

      „Du hast keinen Liebhaber?“, wunderte er sich. „Eine Frau wie du?“

      „Mein letzter Sex war der auf deiner Waschmaschine. Wobei es ja nicht dazu kam, wie wir beide wissen.“ Nun konnte sie sich wenigstens einen Reim auf sein Verhalten machen. Zugegeben, das lockerte die Grenze auf, die sie bislang innerlich zu ihm gezogen hatte.

      „Wow, das sind viele sexlose Jahre, Trudy!“

      „Und bei dir?“, hakte sie nach. Eigentlich interessierte es sie nicht die Bohne.

      Er grinste selbstzufrieden. „Alles wieder fit im Schritt.“ Plötzlich wurde Donald ernst und schaute Trudy unverwandt an. „Was ich vorhin sagte, stimmt nur zum Teil. Es gab eine Frau in meinem Leben. Sie sitzt mir gegenüber“, gestand er schließlich leise. Gleich würde sie in Flammen aufgehen! „Es wäre schön gewesen, dich in all den Jahren an meiner Seite zu haben. Besonders, als mein Enkel Tommy starb.“

      Überrascht schaute sie ihn an. „Du hast einen Enkel gehabt?“ Wie viel hatte er noch vor ihr geheim gehalten? Doch angesichts dieser Tragödie schluckte sie ihre Verstimmung hinunter.

      „Davon hätte ich dir ebenfalls erzählen sollen. Leider bin ich nicht der große Redner, wie du weißt. Ferner glaubte ich damals, Finley keine neue Mutter präsentieren zu können. Der Junge hat Hazel über alles geliebt. Also sprach ich weder mit ihm über dich, noch mit dir über ihn.“

      „Der Junge war bei unserer Affäre erwachsen und lebte in Amerika“, hielt sie ihm vor Augen.

      „Du hast Maggie ebenfalls nichts von uns gesagt“, folgte ein Gegenangriff.

      „Sie war zu der Zeit ein Teenager und Jugendliche reizt man nicht unnötig.“

      „Eins zu null für dich.“ Sein Lächeln kam so unvermittelt wie die Sonne im April. „Weißt du, was ich glaube?“ Der Schalk blitzte aus seinen Augen und er wirkte wieder wie der junge Mann, der damals vor dem Eissalon in sie hineingelaufen war. „Wir zwei haben uns zu viele Gedanken über die Befindlichkeiten unserer Kinder gemacht und darüber hinaus unsere eigenen Bedürfnisse vergessen. Vermutlich würden wir aus Rücksicht auf die beiden bis heute eine heimliche Liaison führen.“ Sein entwaffnender Blick ließ sie innerlich kapitulieren.

      „Stimmt. Auch ich hatte Angst, dass meine Tochter das mit uns nicht verstehen würde. Sie hing sehr an Harry.“ Ob Verlustangst ebenfalls ein Grund war, dass Maggie Donalds Sohn eine Abfuhr erteilte? So übel war Finley vermutlich doch nicht …

      „Und jetzt sind unsere Kinder fort“, sagte Donald. Wehmütig ließ er seinen Blick über die Parkanlage schweifen. „Das mit Alec tut mir übrigens leid. Er war ein toller Bursche und Maggie ist eine bezaubernde junge Frau. Ich wünschte, Finley würde sich in eine wie sie verlieben und endlich sesshaft werden.“ Konnte es sein, dass er nichts von den beiden wusste? „Aber mein Sohn wird sich nie ändern. Obwohl, bei genauerer Betrachtung …“, verlangsamten sich seine Worte plötzlich, als müsste er jedes einzelne erst backen, „als Fin zuletzt bei mir war, wurde mein Bad morgens nicht wie üblich von einer seiner Bettmiezen blockiert.“ Jetzt stutzte Donald sogar. „Himmel, warum fällt mir das erst jetzt auf? Sicher, ich war sauer auf ihn, weil Christin seinetwegen gekündigt hat. Womöglich hing er mehr an dem Mädchen, als ich dachte. Ob er wegen Christin Liebeskummer hatte? Gut möglich, denn er zog sich ständig dieses Run To You rein.“ Donald schüttelte den Kopf und schien völlig in seinem Selbstgespräch aufzugehen. „Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Finley ist kein Mann, der sich an eine Frau bindet. Dazu ist er viel zu introvertiert und …“

      „Du hast tatsächlich keine Ahnung, oder?“, unterbrach Trudy ihn.

      Fragend schaute er sie an. Wenigstens schien er sich wieder an ihre Gegenwart zu erinnern. „Wovon?“

      Durfte sie das ausplaudern? Ausgerechnet ihn ins Vertrauen ziehen? „Ach, nicht wichtig.“

      „Ich sehe dir an der Nasenspitze an, dass das Gegenteil der Fall ist.“ Sein Blick glich dem eines Dackels. „Trudy, ich denke, wir beide haben viel zu bereden. Würdest du mir die Ehre erweisen und mich heute Abend ins Treleigh Arms begleiten?“

      „Ins Steakhaus?“ Sie gab sich betont gleichgültig, obwohl sie innerlich von alten Erinnerungen übermannt wurde, denn in dieses Lokal waren sie früher oft gegangen.

      Als er ihre Hand nahm, klopfte ihr Herz noch schneller als ohnehin. „Ja, Trudy, ins Steakhaus neben dem Eissalon. Lass uns dort hingehen, wo einst alles begann …“

      1. Kapitel

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