Verlorenend - Fantasy-Epos (Gesamtausgabe). S. G. Felix

Verlorenend - Fantasy-Epos (Gesamtausgabe) - S. G. Felix


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Portal wurde in zwei Fragmente aufgeteilt. Diese wurden dann versteckt. Eines später bei den Largonen. Das andere wurde dort vergraben, wo Koros später seinen Palast erwarb und dort schließlich fand.

      Nach der Vernichtung des Transzendenten vergingen die Jahrhunderte. Das Wissen um die Bedeutung der beiden Fragmente, des Dunkelträumers und der Macht der Transzendenz verblasste.«

      Endlich begannen sich bei Antilius die Nebel zu lichten. »Das heißt, wenn Koros das Portal wieder zusammenbaut und zum Transzendenten wird, dann wird der Dunkelträumer erneut versuchen, in diese Welt einzudringen«, fasste er bewegt zusammen.

      »Ja. Aber Koros weiß nichts davon. Er hat nicht die leiseste Ahnung von dem Dunkelträumer. Er, der immer nur über andere herrschen wollte, wird selbst zu einem Sklaven werden, wenn er das Portal öffnet«, sagte Wissen.

      »Aber ich habe mit ihm gesprochen. Er ist doch nicht dumm. Ich glaube nicht, dass er sich dessen nicht bewusst ist«, bemerkte Antilius.

      »Das Flüsternde Buch«, sagte Furcht.

      »Was?«

      »Das Buch, das Koros dir gezeigt hat. Das Buch mit den leeren Seiten. Du hast es doch gesehen.«

      Antilius hatte es gesehen und in Händen gehalten.

      »Das Buch hat seinen Verstand vernebelt. Es flüstert ihm Lügen ins Ohr. Es erzählt ihm von seiner glorreichen Zukunft als allmächtiges Wesen, das über die Welten gebietet. Es hat verhindert, dass er klar denken kann. Sonst wäre er dem Betrug längst auf die Schliche gekommen«, erklärte Furcht schnell.

      Das Flüsternde Buch will den Dunkelträumer nach Thalantia zurückholen, das ist sein einziges Ziel. Aber dazu braucht es einen Transzendenten, der mit seinen besonderen Fähigkeiten den Dunkelträumer zurückholt.

      Antilius musste daran denken, dass Koros ihm gesagt hatte, im Buch stünde alles über Antilius' Vergangenheit geschrieben. Waren dies auch Lügen gewesen?

      »Wer hat das Flüsternde Buch geschrieben?«, fragte er.

      »Es heißt, der Dunkelträumer habe es geschrieben, kurz bevor er verbannt worden ist. Aber das ist nicht die Wahrheit. Das Buch tauchte einige Zeit nach seiner Verbannung auf Thalantia auf und sucht nun seit wahrscheinlich mehr als neunhundert Jahren nach einem Weg, dem Dunkelträumer seine Rückkehr zu ermöglichen.

      Genauso wie für die Späher ist das einzige Ziel des Flüsternden Buches die Rückkehr des Dunkelträumers.«

      »Die Späher. Wer sind die Späher?«, fragte Antilius mit bis zum Zerreißen gespannten Nerven.

      »Sie sind seine Verbündeten. Sie waren einst wie er. Es sind arme, vereinsamte Seelen. Helfer des Dunkelträumers. Es gibt sie schon genauso lange, wie es den Dunkelträumer gibt. Sie bereiten seine Heimkehr vor. Sie sind ihm treu ergeben«, sagte das mittlere Gesicht, das sich selbst Wissen nannte.

      »Ich bin ihnen begegnet. Sie gaben vor, über die Zeit zu wachen.«

      »In gewisser Weise wachen sie über die Zeit. Ihre eigentliche Aufgabe in den letzten Jahrhunderten war es, zu verhindern, dass jemand, der als Transzendenter ungeeignet wäre, den Zeitstrom beeinflusst oder gar das Zeittor benutzt, weil damit dem Dunkelträumer geschadet werden könnte. Anders dagegen die Largonen: Sie wollten verhindern, dass die Macht der Transzendenz jemals wieder entfesselt werden kann.

      Der Stein der Zeit, in dem du gewesen bist, ist eine Illusion, mithilfe derer die Späher vor der Störung der Zeit warnen. Seit das Zeittor der Largonen durch Brelius wieder aktiviert worden ist, was auch wir nicht verhindern konnten, ist der Stein der Zeit wieder erschienen, und die Späher sind wieder aktiv«, sagte Wissen.

      »Du hattest Glück«, sagte Hoffnung. »Sie hätten dich sofort töten können. Offenbar waren sie dazu nicht in der Lage, oder sie haben verkannt, wer du bist. Zum Glück entschieden sie, dich und die Largonen zusammen einzusperren. Sie dachten, dass dir ein Entkommen unmöglich wäre. Sie haben sich geirrt. Denn wir haben dir und Brelius die Flucht ermöglichen können, indem wir einen Spiegel in das Zeitgefängnis projizierten, der euch nach Verlorenend geführt hat. Obwohl wir nicht die Erfinder jener Spiegel sind, ist es uns gelungen, einen zu beschaffen, der dich letztlich hierher geführt hat.«

      »Wieso habt ihr die Largonen, die von den Spähern gefangen genommen wurden, nicht auch befreit?«

      »Weil wir nicht auf die Largonen, sondern auf dich, Antilius, gewartet haben. Deinen Freund Gilbert aber haben wir aus seinem Spiegelgefängnis geholt, weil wir überzeugt sind, dass er dir eine Hilfe sein kann«, sagte Hoffnung.

      »Und die Späher handeln genau wie das Flüsternde Buch auch hinter Koros' Rücken?«, fragte Antilius.

      »Ja. Sie haben dich und die Largonen weggesperrt, damit Koros ungehindert das Zeittor stehlen konnte. Sie haben ihm auf diese Weise geholfen, sodass er möglichst bald das Portal aufbauen konnte. Alles nur für den Dunkelträumer. Sie haben alles pedantisch geplant, denn der erste Transzendente, den sie einst geschaffen hatten, ist ihnen entglitten und fing an zu morden. Diesen Fehler werden sie nicht noch einmal begehen.«

      »Deshalb waren die Largonen schon verschwunden, bevor Brelius das Zeittor aktiviert hatte«, sagte Antilius geistesgegenwärtig.

      »Richtig. Koros soll das Portal wieder errichten und zum Transzendenten werden, weil Koros den Spähern am geeignetsten für die Aufgabe des Transzendenten erscheint. Nur dann kann der Dunkelträumer erneut versuchen, zurückzukehren«, sagte das linke Antilius-Gesicht und schien sich zu freuen.

      »Jetzt verstehe ich.«

      »Ich habe dir doch gesagt, er würde es begreifen«, sagte das rechte Antilius-Gesicht zum linken.

      Antilius selbst durchdachte das Gesagte. »Orakel, woher nimmst du eigentlich die Gewissheit, dass das verbannte Wesen Rache üben will? Diejenigen, die für seine Verbannung verantwortlich waren, sind schon lange tot. Niemand weiß mehr, was damals geschehen ist. Selbst du, Orakel, kennst den Dunkelträumer nur aus einer Überlieferung. Keiner ist sich der Existenz dieses Wesens überhaupt bewusst. Wieso sollte es demnach die Welt, nach der es sich zurücksehnt, zerstören wollen?«

      »Das Wesen ist in der langen Zeit der Isolation wahnsinnig geworden. Es weiß nicht, dass die Welt sich verändert hat und dass die Bewohner, die darauf leben, andere sind. Es ist nur von blinder Rachsucht getrieben. Vergiss nicht, Antilius: Der Dunkelträumer hat fast tausend Jahre in der Einsamkeit verbracht, weit außerhalb allen Lebens«, sagte Furcht und schwebte ein Stück näher an Antilius heran. »Es ist unvorhersehbar, was geschehen wird, wenn dem Dunkelträumer die Rückkehr gelingt und er Ilbétha findet. Seine Macht ist dann so gewaltig, dass er, selbst wenn er es nicht will, mit einem einzigen Gedanken den gesamten Planeten zerstören, vielleicht sogar das ganze Universum vernichten könnte.«

      Antilius horchte verwirrt auf. »Moment! Ilbétha? Wer ist das?«

      Die drei Antilius-Gesichter, die das Orakel repräsentierten, schauten einen Moment einander an. Sie schienen telepathisch miteinander zu reden. Sie überlegten, ob sie ihr Wissen mit dem echten Antilius teilen wollten.

      Schließlich sagte Furcht: »Ilbétha ist der wahre Grund, warum der Dunkelträumer zurückkehren will. Sie ist der Grund, warum der Dunkelträumer zu einem gefährlichen Monstrum werden kann. Ilbétha ist älter als das Universum selbst. Sie ist irgendwo auf Thalantia gefangen und doch weiß niemand mehr, dass es sie gibt, geschweige denn, wo sie sich befindet. Kein sterbliches Wesen hat jemals Ilbéthas wahres Antlitz erblickt. Und so soll es auch bleiben, Antilius. Wir selbst wissen von Ilbétha auch nur aus einer Überlieferung unseres Vorgängers.

      Der Dunkelträumer darf Ilbétha nicht finden. Du darfst niemandem erzählen, was wir dir hiermit anvertraut haben. Niemandem! Hast du das verstanden?«

      Es fiel Antilius schwer zu begreifen, worum es ging, und er hätte gerne mehr erfahren über Ilbétha und über den Dunkelträumer. Aber er versprach, die spärlichen Informationen für sich zu behalten.

      Antilius schloss die Augen und atmete tief durch. »Und warum soll ich der Einzige


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