Verträumt 4. S.T. Kranz

Verträumt 4 - S.T. Kranz


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Gesellschaft.«

      Arrogant überhört Veronika diese Aussage und blickt dabei kurz auf ihre Armbanduhr, die sie an ihrem zarten Handgelenk trägt.

      »Willst du nun was kaufen oder willst du gehen?«

      Frech grinsend stellt der junge Mann die Skulptur wieder auf seinen staubigen Platz und läuft mit lässigen Schritten zum Tresen. Sanft fallen die Sonnenstrahlen im Hintergrund durch die großen Fenster auf den Boden. Auf ihrem Weg dahin tauchen sie all die Gegenstände in ein diffuses Licht, während die Stille und das Unbehagen zusammen mit dem aufgewirbelten Staub in der Luft schwebt.

      »So ein Zippo, mit dem Totenkopf, das hätte ich gerne.«

      »Das war es, mein Lieber?«

      »Für mehr lohnt es sich hier nicht.«

      Die rechte Augenbraue hochnäsig nach oben gezogen, nimmt Veronika das Sturmfeuerzeug von der Halterung und tippt den Preis in ihre Kasse ein. Blinzelt dabei schon auf die elektronische Bankkarte, die der Kunde ihr bereits vor die Nase gelegt hat.

      Mit hängenden Schultern und einem Blick voller geheucheltem Mitleid entfleucht ihrem Mund ein Mhh.

      »EC Zahlung bei mir leider nicht möglich. Entweder Bar oder gar nicht, mein Lieber.«

      »Dein Ernst?«

      Mit einem oscarreifen Lächeln, steckt Veronika das Feuerzeug wieder in die Halterung und schiebt die Bankkarte des Herren wieder zu ihm zurück. Scheinheilig entschuldigt sie sich dabei nochmals, herzlichst.

      »Saftladen.«

      »Einen schönen Tag wünsche ich dir noch.«

      »Geschenkt.«

      Trotz der verfahrenen Situation scheint der Mann nicht gerade frustriert zu sein, denn er verlässt den Laden mit einer gewissen Gleichgültigkeit. Dabei läutet wieder das Glöckchen, das wohl nur noch an einem Faden, an der Decke hängt. Genervt von diesem Tété-a-Tété storniert die Inhaberin den letzten Bon, als plötzlich zwei 11-jährige Jungs ins Geschäft stürmen und dabei Veronika sichtlich erschrecken.

      »Hey ihr Lieben, seid nicht so wild. Wie geht es euch, wie war die Schule?«

      Liebevoll umarmt die Mutter die Zwillinge Fabian und Median, küsst dabei sehnsüchtig die Wangen der zwei Brüder.

      »War alles gut, Mama.«

      »Ihr habt euch sogar schon umgezogen, ihr zwei Süßen. Auf euch ist Verlass. Kommt nochmal her.«

      Sie bittet ihre Kinder in ihrer vertrauten Umgebung um eine weitere innige Umarmung. Kaum geschehen macht sie dann aber mit strenger Mine zügig Dampf, dass die kleine Familie den Laden verlässt.

      Beim Betreten, der von vielen Menschen bevölkerten Straße, peitscht ihnen ein angenehm warmer Wind ins Gesicht. Die Blätter an den Bäumen bräunlich gefärbt, riecht es auch bereits nach Zuckerrüben und erinnert an den letzten vergangenen Herbst.

      Gemeinsam überquert Veronika mit ihren Jungs den Zebrastreifen, um anschließend in ein schwarz lackiertes Auto einzusteigen.

      Die Zwillinge auf der Rückbank wohlbehütet, begrüßt Veronika einen stattlichen Mann am Steuer mit einem Kuss. Ruckartig werden die Autotüren geschlossen und das erste Kompliment ihres Lebensgefährten Brandon erreicht ihre Ohren, bevor er dann den Motor startet.

      »Mahagoni Braun? Tolle Haarfarbe. Wann warst du beim Friseur?«

      »Heute Morgen, mein Lieber.«

      »Gefällt mir.«

      »Uns auch!«

      Bestärken die Zwillinge das Selbstwertgefühl der Mutter, die daraufhin aufgesetzt lächelnd anfragt, ob denn Clara nicht mitkommt.

      »Doch, doch. Sie war mit ihrer Mutter heute Morgen unterwegs und wird von ihr vor dem Restaurant abgesetzt. Sie wird bestimmt schon dort auf uns warten. Ach, ich freue mich auf unser gemeinsames Essen.«

      »Herrlich«, antwortet Veronika, klappt ihren kleinen Handspiegel auf und zieht nochmal ihren Lippenstift nach.

      Die Straßen sind frei. Die Ampeln grün. Geschwind kann dem schwarzen PKW durch die Innenstadt gefolgt werden, während die dicken Wolken am Himmel ihre Bahnen ziehen. Die Stadtlaternen erhellen so langsam das Gebiet, während die Sonne ihren Untergang, weit hinter dem Horizont, stillschweigend vollzieht.

      Das Auto kurze Zeit später im dichten Regen vor einem hell erleuchtenden Gebäude geparkt, eilen Veronika, ihre Zwillinge und Brandon zum Eingang des noblen Restaurants. Zügig öffnet sich die Glastür automatisch, woraufhin die kleine Familie eintritt, um staunend ihre Blicke schweifen zu lassen. Umgeben von einer unglaublich beruhigenden Atmosphäre, erhaschen sie die vielen stilvollen Details im Raum, die an einen schönen Tag am Meer erinnern. Die gewölbte Zimmerdecke über ihnen besteht aus einem riesigen Aquarium, in dem sich unzählige bunte Fischarten tummeln. Anstatt von dezenter Hintergrundmusik werden sie von einem leisen, sehr entspannenden Meeresrauschen empfangen.

      »Willkommen im Aqua Populus«, begrüßt der Chef des Hauses höchstpersönlich die vom Staunen erstarrten Gesichter, während sie die Jacken von einer Bedienung freundlich abgenommen bekommen.

      »Haben Sie einen Tisch reserviert?«

      »Ja, auf den Namen Courag und Stein.«

      »Dann bitte folgen Sie mir«, ertönt es kaum vernehmlich aus dem ruhigen Mann, der daraufhin den Weg durch sein Restaurant weist, dicht gefolgt von seinen vier Gästen. Überwältigt von der bläulichen schillernden Idylle und dem feinen Sand, der den Weg ziert, blicken Median und Fabian neugierig auf die Teller der anderen Gäste. Dabei ist in Medians Gesicht Ekel zu erkennen, den er empfindet.

      »Das sind alles tote Tiere auf den Tellern. Ist ja widerlich. Das kann ich nicht essen.«

      »Das ist total abgefahren.«

      Scheint Medians Bruder anderer Meinung zu sein.

      Total verliebt klammert sich Veronika an Brandons Arm und äußert ihre Begeisterung mit einem lauten Wooow, während sie durch einen mit Muscheln dekorierten Türbogen laufen.

      »Ich liebe diese Location jetzt schon. Vielen Dank für diese schöne Überraschung, mein Lieber.«

      Lächelnd lässt Brandon seine Augen sprechen, bis er plötzlich die Stimme seiner 13-jährigen Tochter wahrnimmt.

      »Mensch, das wird aber auch Zeit. Ich warte ja schon gefühlt tausend Stunden.«

      »Erstmal hallo, mein Schatz«, versucht Brandon seine Tochter zu beschwichtigen, bevor er mit Veronika, Median und Fabian am großzügigen, runden Tisch Platz nimmt.

      »Hi Fabian. Hi Median. Hallo Veronika.«

      »Hallo Clara«, begrüßt die kleine Familie Stein das ungeduldige Fräulein, nachdem der Chef kurz weggerufen wird. Schnell setzt sich Clara zu den Zwillingen um, damit sie ihnen sofort ein paar neue, coole Videos auf ihrem Handy zeigen kann.

      »Richtig hübsch hier. Hach, hoffentlich wird das ein harmonischer Abend.«

      Äußert sich Veronika pessimistisch und bekommt dafür sofort einen bissigen Blick von ihrer Stieftochter zugeworfen.

      »Klar wird das ein harmonischer Abend«, antwortet Brandon optimistisch und flüstert ihr anschließend ins Ohr, dass sie zu Hause im Whirlpool weiter planschen könnten. Natürlich nur, wenn Lust danach besteht.

      »Warten wir es ab und lassen uns überraschen.«

      Ein äußerst sympathischer Kellner gesellt sich zu den Gästen, überreicht die Speisekarte und erkundigt sich auch zugleich, ob denn die Familie bereits wüsste, was sie zum Trinken nehmen möchte.

      »Ne Cola. Schön kalt. Mit Eiswürfel«, quietscht Clara als Erste, bevor der Rest der Familie ihre Wünsche äußert.

      Bedankend kehrt der Kellner ihnen den Rücken zu, während der Chef nach kurzer Abwesenheit nochmal zu ihnen an den Tisch


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