Geist & Leben 2/2022. Verlag Echter

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gibt hier schon sehr konkrete Hilfestellungen für die volksliturgische Arbeit und zeigt große Sensibilität für Sorgen und Ängste von Menschen und für möglicherweise auftretende Probleme. Er warnt vor überschnellen Lösungen und rät wieder zu sanfter Zähigkeit. Einerseits um die Gläubigen nicht vor den Kopf zu stoßen, andererseits um die „liturgisch Bewegten“, wie er es nennt, nicht zu entmutigen oder resignieren zu lassen. Sanftheit muss sich auch im Umgang mit der überlieferten Tradition zeigen. Es dürfe kein Element im Gottesdienst einfach gestrichen werden, ohne es sinnvoll durch etwas Anderes zu ersetzen. Bestehende Gesetze und Bräuche verdienen es, dass sie langsam und nicht abrupt geändert werden.

      Formen der aktiven Teilnahme

      Parsch gesteht selbst ein, dass er an seinen Forderungen festhält, aber diese milde umzusetzen versucht und bringt mit der Verbindung von Härte und Milde eine ähnliche Paarung ins Spiel wie mit der Sanftmut und der Zähigkeit. Nicht aggressiv und laut, sondern ruhig und besonnen, aber deswegen nicht weniger energisch verfolgte Parsch die Ziele der volksliturgischen Bewegung. Mit Nachdruck und Ausdauer setzte er sich für seine Ideale ein. Auch wenn es nur mit kleinen Schritten voranging, verlor er doch nicht das Ziel aus den Augen. Wie Mose konnte Parsch gewissermaßen nur einen Blick auf das gelobte Land werfen, wurden doch die meisten seiner Anliegen erst nach seinem Ableben in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils verwirklicht. Als Vorgeschmack mag da die Reform der Karwoche 1954 gegolten haben, mit der die Osterliturgie vom Morgen des Karsamstags in die Nacht verlegt wurde – ein großer Wunsch von Parsch.

      Sanft und zäh

      Die zentralen Anliegen von Parsch umfassten neben der Einbindung des ganzen Volkes in den Gottesdienst auch die Verbindung von Liturgie und Bibel sowie den Einsatz für liturgische Bildung. Bei der Verfolgung dieser Forderungen ging Parsch wohl auch deswegen mit sanfter Zähigkeit vor, weil er wusste, dass es ihm und seinen liturgisch Mit-Bewegten viel Langmut abverlangen werde, Fehlentwicklungen zu korrigieren und den Gottesdienst zu reformieren, d.h. in seine ursprüngliche Form zurückzuführen. Geduld war nicht nur wegen der Widerstände, sondern auch wegen der Sache an sich gefragt. Gleichzeitig zäh zu sein und sanft vorzugehen verlangten auch die betroffenen Personen, sei es aus Rücksicht auf das Bedürfnis nach Gewohntem und Beständigkeit oder einfach im Wissen um deren Aufnahmefähigkeit oder Faulheit. Letztlich schützte sich Parsch mit seinem Leitmotiv selbst vor Resignation und Enttäuschung, spornte sich damit aber zugleich an.

      Pius Parsch hat es vorgelebt. Sein Leitwort motivierte ihn und bewahrte ihn vor Entmutigung, konnte er doch die Früchte seiner Arbeit selbst nicht mehr verkosten. So kann es auch heute hilfreich sein, sich mit sanfter Zähigkeit für die Anliegen einzusetzen. Allerdings wird nicht alles, was in eben dieser Gesinnung verfolgt wird, zwingend zum Ziel führen müssen. Gelegentlich können sich Widerstände als berechtigt erweisen. Nicht immer wird es sinnvoll sein, bloß mit sanfter Zähigkeit vorzugehen. Fehlentwicklungen, die sich schleichend („sanft“) und zäh ausbreiten, verlangen etwa auch radikale Einschnitte. Die Entscheidung, in welchen Bereichen es sich lohnt, mit sanfter Zähigkeit hartnäckig zu bleiben, verlangt gutes Abwägen.

      3R. Pacik, Pius Parsch, 887 [s. Anm. 2].

      4P. Parsch, Volksliturgie, 74 [s. Anm. 2].

      5Ebd., 114.

      6Ebd., 151

      7Ebd., 328.

      8Ebd., 329.

      9Ebd., 309f.

      10 P. Parsch, Wo stehen wir?,


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