GLOVICO. Ekkehard Wolf

GLOVICO - Ekkehard Wolf


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bin und daher meine Informanten auch gegenüber den Sicherheitsorganen nicht zu nennen habe.

      Ich habe mich selbst nie irgendwelchen Illusionen darüber hingegeben, was dieses Recht tatsächlich Wert ist, wenn die fraglichen Informationen wirklich brisant sind.

      Um mich und meine Umgebung nicht in Gefahr zu bringen, habe ich die verfügbaren Fakten daher in eine kleine Geschichte eingebaut und lege deshalb auch Wert auf die in diesen Fällen übliche Feststellung: Bei „GLOVICO“ handelt es sich um ein Internettool, das frei erfunden ist. Im Grunde gilt da für die gesamte Geschichte. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Persönlichkeiten oder Organisationen wäre, wie es so schön heißt, zudem rein zufällig. Ich lege Wert auf die Feststellung, dass das in ganz besonderem Maße auch für etwaige Ähnlichkeiten gilt, die auf die Operation Glotaic hinzudeuten scheinen.

      Die Namensgebung, sofern sie reale Orte beschreibt, ist ebenso willkürlich gewählt und dient lediglich dramaturgischen Zwecken. Keinesfalls haben sich die hier beschriebenen Vorgänge an den beschriebenen Orten zu den beschriebenen Zeiten so abgespielt, wie dargestellt. Insofern habe ich ein Problem mit der Wahrheit. Lassen Sie sich dadurch nicht irritieren. Sie wissen schon, das Leben geht gelegentlich seltsame Wege. Trotzdem sind Sie gut beraten, Wirklichkeit und Erzählung säuberlich voneinander zu trennen, wenn Sie nicht Gefahr laufen wollen, sich im Gestrüpp der Verwirrungen ebenfalls zu verirren. Wo Sie die Trennlinie ziehen wollen, ist selbstverständlich Ihre Sache.

      Sie finden das ein wenig verwirrend? Diese Verwirrung wird beim Weiterlesen noch zunehmen, wenn ich Ihnen verrate, dass ... Aber vielleicht lesen Sie besser selbst, was geschehen ist.

      Im Vortragsraum der Polizeiinspektion Hjörring herrschte gespannte Aufmerksamkeit. Die Einsatzbesprechung war vom dänischen Staatsschutz kurzfristig anberaumt worden.

      „Wie uns die Deutschen mitgeteilt haben, hat vor drei Tagen um siebzehn Uhr zehn ein dunkler BMW älteren Baujahrs die Grenze bei Guben passiert,“ umriss Björn Hansen vom Staatsschutz in Kopenhagen die Lage. Zur Überraschung des örtlichen Dienststellenleiters Karl Larsson war der Mann vom Geheimdienst in Begleitung einer jungen Frau aufgetaucht, die vorzustellen er nicht für notwendig befunden hatte.

      „Im Fahrzeug befanden sich vier männliche Personen,“ setzte Hansen seinen Vortrag fort.

      „Die Männer haben sich mit Pässen ausgewiesen, die auf Krysztof Kaminski, Vitali Rudnik, Gennadi Friedman und Kasimir Olszewski ausgestellt waren. Die Männer wurden vom BGS der üblichen Routinekontrolle unterzogen, da aufgrund des Fahrzeugs und der Zusammensetzung der Passagiere Anhaltspunkte vorlagen, die einen Anfangsverdacht auf einen kriminellen Hintergrund der Reise begründeten. Die vier Verdächtigen sollten kurz nach der Grenze, im Rahmen der Schleierfahndung, einer gründlicheren Überprüfung unterzogen werden.“

      Hansen blickte bedeutsam in die Runde und fuhr dann fort: „Im Vorfeld dieser Feststellung hat es offenbar eine Panne gegeben. Kurz vor der Kontrollstelle müssen die Gesuchten die Straße nach Eisenhüttenstadt verlassen haben. Sie sind in einen anderen Wagen umgestiegen und haben vermutlich dabei auch die Identität gewechselt. Um 18.55 Uhr jedenfalls wurde von einem Anwohner der Ortschaft Schwerzko ein Brand im Wald gemeldet. Wie sich gegen 20.00 Uhr herausstellte, handelte es sich bei dem ausgebranntem Fahrzeug um den bei der Einreise benutzten BMW.“

      Erneut machte der Mann aus Kopenhagen eine Kunstpause.

      „Der BGS hat wegen des Verdachts auf Vorliegen einer Straftat den Vorfall daraufhin routinemäßig an alle Grenzkontrollstellen weitergeleitet. Die Rückfrage in Warschau zur Klärung der Identität der Untergetauchten wurde wegen Dienstschlusses erst vorgestern früh auf dem Weg gebracht. Die Rückmeldung erfolgte überraschend schnell. Personen, auf welche die angegebenen Passdaten zutreffen, sind an den Meldeorten nicht bekannt. Der Wagen wurde am Tag nach seiner Verbrennung als gestohlen gemeldet.“

      Hansen unterbrach abermals seinen Vortrag, trank einen Schluck Kaffee und fuhr dann erneut fort: „Nur wenige Kilometer entfernt, bei dem Ort Jocksdorf, wurde zudem ein ebenfalls ausgebranntes Fahrzeug, ein Opel Omega aufgefunden. Beide Wagen waren ohne Nummernschilder zurückgelassen worden. Beim Abgleich der eingescannten Photos über Europol hat sich heraus gestellt, dass es sich bei den Gesuchten mit großer Wahrscheinlichkeit um berufsmäßige Killer aus der Ukraine handelt,“ setzte Hansen nach.

      „Die Vermutung, dass sich die Gesuchten hier bei uns in der Gegend aufhalten, haben wir Kamerad Zufall zu verdanken. Während einer Routineverkehrskontrolle kurz vor Alborg hat Gesternabend der Fahrer eines der herausgewinkten Fahrzeuge das Gaspedal durchgetreten und sich so der Überprüfung entzogen. Die sofort eingeleitete Fahndung war insofern erfolgreich, als das gesuchte Fahrzeug zwei Stunden später am Kloster Borglum aufgefunden worden ist. Allerdings leer. Der Wagen ist offensichtlich überstürzt verlassen worden. Unter dem Beifahrersitz haben wir eine Kartentasche gefunden. Dort konnte ein Ausschnittsplan sichergestellt werden, auf dem die Gegend um Lönstrup markiert wurde und das heutige Datum notiert ist. In der Mappe befand sich zudem der Reisepass von Vitali Rudnik. Wir gehen daher davon aus, dass die Insassen jetzt entweder zu Fuß unterwegs sind, und daher nicht weit gekommen sein können, oder von einem anderen Wagen aufgenommen worden sind,“ betonte der Einsatzleiter.

      „Vermutlich trifft letzteres zu,“ mischte sich die junge Frau ein, „und das würde bedeuten, dass mehr als die uns bekannten vier Personen unterwegs sind. Möglicherweise haben die sich auch hier irgendwo in einem der Sommerhäuser eingenistet.“

      An Larsson direkt gewandt fügte gleich darauf Hansen hinzu: „Es geht für Ihre Leute also lediglich darum das Beobachtungsgebiet zu überwachen. Sollten sich auffällige Bewegungen feststellen lassen, sind die Einsatzkräfte zu benachrichtigen. Unsere Leute überprüfen in der Zwischenzeit die belegten Ferienhäuser in der Umgebung und übernehmen alles weitere.“

      „Halten Sie es nicht doch für günstiger, wenn wir abwarten, bis die gesamte Crew beisammen ist“, hatte Kommissar Sven Larsson im Verlauf der kurzfristig anberaumten Einsatzbesprechung gerade zu bedenken gegeben, als die Besprechung durch das Klingeln eines Mobiltelephons unterbrochen wurde.

      „Verzeihen Sie bitte,“ entschuldigte sich die junge Frau, während sie nervös in ihrer Handtasche nach dem Handy kramte.

      „Es macht doch keinen Sinn, da bei Anbruch der Dunkelheit mit einer halben Hundertschaft aufzukreuzen, ohne dass wir sicher sein können, ob wir überhaupt das richtige Gebäude für das Treffen kennen,“ insistierte der Leiter der Polizeiinspektion Hjorring, nachdem die rothaarige Frau den Sitzungsraum verlassen hatte.

      Larsson hatte allmählich die Nase gestrichen voll

      Larsson hatte allmählich die Nase gestrichen voll von der Art und Weise, wie die hohen Herren vom PEC aus Kopenhagen die ganze Angelegenheit hier zu handhaben beliebten.

      Kurz nach Mitternacht war er von Kopenhagen aus dem Bett geklingelt worden.

      Über seine private Mobilfunknummer war ihm durch einen Verantwortlichen des Dienstes das Eintreffen der Einsatzgruppe für 14.00 Uhr angekündigt worden. Per Fax war zu Dienstbeginn die Bereitstellung der Kräfte seiner Dienststelle bis 15 Uhr angeordnet worden.

      Ab diesem Zeitpunkt sollten alle Kreuzungspunkte entlang der Zufahrtsstraßen nach Lönstrup mit Kontrollposten besetzt sein.

      Die Vollzugsmeldung war gegen 11.00 Uhr herausgegangen.

      Die eigentliche Lagebesprechung wurde für 14.30 Uhr angesetzt. Die Leute vom PEC hatten die Sache mit einer für die gesamte Dienststelle völlig ungewohnten Dringlichkeit vorangetrieben.

      Die Informationen beschränkten sich zugleich auf das Notwendigste.

      Dementsprechend hatten sich die örtlichen Kräfte auf die Abriegelung der Zufahrtsstraßen und die Abgabe der entsprechenden Meldungen beschränkt, ohne dabei besondere Vorkommnisse vorweisen zu können.

      Die Besprechungsteilnehmer verständigten sich schließlich darauf, dass beim Auftauchen eines jeden Fahrzeuges mit ausländischem Kennzeichen sowie der


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