Tara. Nancy Omreg
erschrocken zu dem scheinbaren Anführer, während ein anderer Anstalten machte, auf mich zuzuspringen. Doch er wurde von dem Typen mit den bernsteinfarbenen Augen mit einer Handbewegung gestoppt.
Ein arrogantes Zucken umspielte seine Mundwinkel.
„Was glaubst du, wer du bist, dass du hier Forderungen stellen könntest?“
Mist, Vampire schienen wirklich alle Arschlöcher zu sein. Ich hielt seinem Blick stand und funkelte ihn böse an. Langsam stieg Wut in mir hoch.
Ohne auf seine Frage einzugehen, sprach ich weiter: „Bringt mich zu Elisabeth oder bringt sie her.“
Schockiert weiteten sich die Augen des Anführers über meine Unverfrorenheit. Er gab einem seiner Anhänger ein Zeichen, worauf er mir mit der flachen Hand so fest ins Gesicht schlug, dass ich nach hinten stolperte.
Ich blinzelte kurz, fand aber schnell meine Fassung wieder. Ok, das würde hier also Ärger geben. Ich hatte noch nie gekämpft, nie als Vampir und erst recht nicht als Mensch. Ich hoffte, dass irgendein Vampirinstinkt in mir wüsste, wie ich zu kämpfen hatte.
„Ich frage dich ein letztes Mal: Was willst du hier?“, langsam formte der Anführer Wort für Wort diesen Satz.
Mein Temperament ging mit mir durch. „Und ich sage dir zum letzten Mal: Ich will zu Elisabeth!“
Dieses Mal traf mich eine Faust in die Magengegend und kurz darauf ein Schlag in den Nacken.
Ich sank auf die Knie und hustete. Doch noch hatte man mich nicht gebrochen. Stolz blickte ich zu meinem Peiniger herauf.
„Ihr redet deutsch mit mir. Ihr scheint zu wissen wer ich bin. Also wisst ihr auch, was ich will.“
Der Anführer hob eine Augenbraue. „Was willst du von Elisabeth?“ Ich grinste. Blut rann dabei aus meinem Mundwinkel, doch das kümmerte mich nicht.
Ich weiß nicht warum ich den folgenden Satz sagte. Vielleicht hatte mein Gehirn von den Schlägen bereits zu viel abbekommen, vielleicht war es Trotz oder die aufgestaute Wut auf diese verhasste Vampirin. Es konnte die Rachlust gewesen sein, für alles, was sie mir angetan hatte. Auf keinen Fall hatte ich gut darüber nachgedacht, als ich meinte: „Ich will sie töten.“
Dem darauffolgenden Schlag konnte ich ausweichen, doch ein Tritt traf mich schwer an der Schulter. Ich schwankte zur Seite.
Nein, so konnte ich diese Situation nicht ablaufen lassen. Auch wenn ich vielleicht diesen Kampf nicht überleben sollte, so wollte ich ihn wenigstens nicht wehrlos verlieren.
Ich rappelte mich auf und schlug mit der Faust dem erstbesten Vampir, der mir gegenüberstand mitten ins Gesicht. Der Schlag saß. Der Vampir taumelte nach hinten und hielt sich geschockt die blutende Nase.
Doch ich hatte kaum Zeit diesen kleinen Sieg zu genießen. Der nächste Vampir griff mich an und nun erwachte dieser erhoffte Vampirinstinkt. Ich wusste nicht, woher ich die Kraft nahm oder die Kampftechniken. Doch ich merkte schnell, dass ich meinen Gegnern einige gute Schläge verpassen konnte. Die Frage war nur, wie lange ich vermochte mich gegen vier von ihnen zu behaupten.
Bis jetzt hatte sich der Anführer zurückgehalten und amüsant das Geschehen verfolgt. Nun, als er sah, dass sein treues Gefolge mehr Prügel einstecken musste, als er angenommen hatte, mischte er sich mit ein.
Bereits am ersten Schlag erkannte ich, dass er ein sehr alter Vampir sein musste. Er hatte eine Kraft, die mich mehrere Meter weit fliegen ließ. Ein Baumstamm bremste schmerzhaft meinen Flug.
Noch bevor ich aufstehen konnte, hatte der Anführer mich am Hals hochgehoben, sodass meine Füße in der Luft baumelten. Verzweifelt versuchte ich seinen Griff um meinen Hals zu lockern.
„Du Miststück! Nenn mir einen Grund, warum ich dir jetzt nicht sofort deinen Kopf abreißen sollte!“, fauchte er mich wütend an.
Nun hatte mein letztes Stündlein geschlagen. Ich versuchte mir einen guten Grund einfallen zu lassen, als eine Stimme hinter ihm ertönte.
„Vielleicht, weil du dann deinen eigenen verlieren würdest?!“
Der Anführer drehte sich mit einem Satz um, während er mich immer noch am Hals in der Luft hielt. Zum Glück brauchte ich keine Luft zum Atmen.
Aus dem Augenwinkel versuchte ich zu erkennen, wer es wagte ihm die Stirn zu bieten. Die Stimme kam mir seltsam bekannt vor.
Dann erschienen in meinem Blickfeld lange blonde Haare und eine Lederjacke mit Aufnähern, die ich sofort wiedererkannte. Der Typ aus dem Flugzeug, Vlad, riskierte gerade seinen Kopf..., für mich.
Vlad, der Retter
Der Anführer warf mich mit einer Handbewegung in die Arme von einem seiner Anhänger und widmete sich ganz Vlad. Er lächelte ihn süffisant an und in der nächsten Sekunde schoss er auf ihn zu, immer noch lächelnd.
Doch Vlad war geschickt. Er wich ihm aus und gab ihm einen Schlag, sodass der Anführer einige Meter weiter in einen Busch krachte.
Doch in wenigen Sekunden stand er bereits wieder vor Vlad und griff ihn erneut an. Die beiden lieferten sich einen erbitterten Kampf.
Nach und nach mischten sich die Anhänger dazu. Ich wurde nur noch von dem Typen festgehalten, der mich aus dem Club gelockt hatte.
Nun witterte ich meine Chance. Mit einem Ruck drehte ich mich um und schlug mit der Handkante gegen sein Kinn, sodass sein Kopf nach hinten flog.
Mit der nächsten Bewegung drehte ich mich aus seinem Griff und trat ihm so fest gegen die Knie, dass die Kniescheibe hörbar brach und er zur Seite fiel.
Noch bevor er sich wieder aufrichten konnte, hatte ich mich in das Getümmel von Vlad, dem Anführer und seiner Anhängerschaft gestürzt und kämpfte nun Seite an Seite mit Vlad gegen die erbarmungslose Überzahl an Vampiren.
Nachdem Vlad einem von ihnen den Kopf abgerissen hatte, konzentrierte er sich ganz auf den Anführer, während ich versuchte die restlichen zwei Vampire in Schach zu halten.
Doch ich merkte schnell, dass ich viel zu unerfahren im Kampf war. Schneller als ich es hätte voraussehen können, versuchte einer von ihnen mir nun meinen Kopf von den Schultern zu reißen.
Ich schrie panisch auf und versuchte ihn abzuwehren.
Vlad bemerkte meine Notlage und ließ von dem Anführer ab, um mir zur Hilfe zu eilen. Mit einem Schlag hatte er meinen Angreifer gegen einen Baum befördert. Sein Rückgrat knackte laut, als sein Rücken gegen den Stamm aufprallte. Seine Heilung würde einige Momente dauern. Vorübergehend hatten wir von ihm nichts mehr zu befürchten.
Als wir uns nun beide dem Anführer widmen wollten, hielt Vlad erschrocken inne. Ich folgte seinem Blick und sah eine Gruppe von schwarz gekleideten Männern auf uns zukommen.
„Vampire“, flüsterte Vlad mir zu.
Ich riss entsetzt die Augen auf. Das waren mindestens 15 Mann, die nur noch wenige Schritte von uns entfernt waren.
Der Anführer blickte erfreut auf die Gruppe von Vampiren, die ihm offensichtlich zur Hilfe kamen.
Vlad verpasste ihm mit der Stahlsohle seines Stiefels einen kräftigen Tritt ins Gesicht. Der Abdruck der Sohle zog sich nicht nur sichtbar über die Visage, sie schien regelrecht eingedrückt wurden zu sein.
Noch bevor mich die heraustretenden Knochen zum Würgen brachen konnten, griff Vlad nach meiner Hand und riss mich mit sich.
In Windeseile jagten wir Seite an Seite durch den Park, gefolgt von der Vampirgruppe.
Ich kannte Vlad zwar nicht, aber ich wusste, dass ich ihm blind folgen musste. Er war die einzige Chance die ich hatte, um diesem Mob zu entkommen.
Ich hatte schon längst keine Ahnung mehr, wo wir waren, als wir uns plötzlich in einer stark belebten Fußgängerzone befanden. Wir schienen im Zentrum von Bukarest angekommen zu sein.
Nun