Tara. Nancy Omreg

Tara - Nancy Omreg


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      Vampire, zeigt euch

      Als ich in meinem Hotelzimmer ankam, zitterte ich noch immer am ganzen Körper. Die Ereignisse der letzten Stunde lasteten mir schwer auf dem Magen.

      Ich kämpfte dagegen an, mich nicht zu übergeben. Diese Blutsauerei wollte ich nicht wegwischen müssen.

      Ich konnte es kaum fassen. Tatsächlich war ich einem Vampir begegnet. Einem Vampir, der Elisabeth kannte! Und schon bei der ersten Begegnung musste ich mit einem Vampir kämpfen. Ob alle von ihnen so waren wie dieser? Ich kannte noch nicht einmal seinen Namen.

      Oh Gott, was wenn andere noch schlimmer waren? Mir wurde erst jetzt richtig klar, in was für einer Gefahr ich geschwebt hatte. Der Kerl war so stark. Es wäre für ihn ein leichtes gewesen mich einfach so zu nehmen, wie er es wollte.

      Ich machte mir keine Illusionen darüber, dass ich ihn überwältigt hatte. Er hatte einfach nur nachgegeben.

      Wenn ein Vampir mir also etwas Böses wollte, würde es nicht gut für mich aussehen.

      Dennoch musste ich ins Expirat. Ich wollte wissen, ob der Typ die Wahrheit gesagt hatte und ich dort Elisabeth oder ihre Freunde aufspüren konnte.

      Leider musste ich eine Woche warten bis wieder eine Veranstaltung dort stattfinden würde.

      Ich streckte mich auf meinem Bett aus. Was sollte ich eine Woche lang hier machen?

      Ich überlegte, ob es sinnvoll wäre in dieser Zeit nach Hause zu fliegen. Mir gefiel der Gedanke, wieder Maja sehen zu können.

      Andererseits konnte ich dennoch die Abende in Bars und Swingerclubs nutzen, um noch auf weitere Vampire zu treffen.

      Nur weil das Expirat jetzt DER Geheimtipp für mich war, bedeutete es ja nicht, dass ich nicht auch noch woanders auf welche treffen konnte. Schließlich begegnete ich dem Vampir letzte Nacht auch in einem solchen Etablissement.

      Ich seufzte, als ich den Gedanken an einen Heimflug wieder verwarf und mich stattdessen dafür entschloss, die Tage in Internetcafés zu verbringen um zu recherchieren, welche Orte ich nachts aufsuchen würde.

      Diese Woche versprach so aufregend, wie auch langweilig zu werden. Jeden Abend allein los ziehen..., juhu, Spaß sah anders aus.

      Zielstrebig kämpfte ich mich die Woche durch. Wie geplant verbrachte ich die Tage im Internet und die Nächte in Bars und Swingerclubs.

      Ich konnte sagen, dass ich in dieser Woche mehr gesehen habe, als ich in meinem ganzen unsterblichen Leben hätte je sehen wollen.

      Ich hoffte, dass diese Bilder eines Tages in meiner Erinnerung verblassen würden.

      Dennoch nutzte ich die Privatsphäre in den Clubs, um mich zu ernähren. Es war sehr leicht dort an Blut zu gelangen, ohne mich auf viel einlassen zu müssen. Dafür war ich sehr dankbar.

      Leider war ich keinem Vampir mehr begegnet. Ich ging sogar noch einmal in den Club, wo ich den aufdringlichen Vampir kennengelernt hatte. Doch auch ihn traf ich nicht wieder.

      Nun ruhte meine ganze Hoffnung auf dem Freitag im Expirat. Den ganzen Tag irrte ich bereits unruhig durch mein Hotelzimmer. Ich zappte durch das rumänische Fernsehprogramm, versuchte mich mit Lesen abzulenken oder ging hinunter ins Entré, um mich mit dem Hotelpagen zu unterhalten. Doch die innere Anspannung ließ sich durch nichts abschütteln.

      Viel früher als nötig machte ich mich auf zum Club, der ein ganzes Stück südwestlich von meinem Hotel lag, nahe dem Parcul Carol.

      Als ich so darüber nachdachte, dämmerte es mir, warum der Club als Vampirtreffpunkt begehrt war. Ein Club, der sich so nah an einem großen Stadtpark befand, indem es nachts so viele dunkle Ecken gab…, ja, warum war ich da nicht gleich darauf gekommen?!

      Nun war ich noch aufgeregter, denn die Chance auf einen Vampir zu treffen, stieg mit diesem Hintergedanken auf ein wirklich realistisches Maß an.

      Als ich vorm Expirat ankam, war ich echt beeindruckt. Der Club lag in einem wunderschönen ehemaligen Fabrikgebäude, welche mit Traversen und Bambus in einen echten Hingucker verwandelt wurde.

      Ich betrat als eine der ersten Gäste den Club. Auch innen behielt das Ambiente seinen Charme. Wenngleich auch alles recht offen gestaltet war, wirkte es gemütlich.

      Die, von Vampiren geschätzten Nischen, waren jedenfalls leider kaum zu entdecken. Dennoch war ich überzeugt davon, heute meinem Ziel ein Stück näher zu kommen.

      Ich setzte mich an die Bar und bestellte mir ein Wasser. Ich tat so, als würde ich daran nippen und betrachtete die eintretenden Gäste.

      Langsam füllte sich der Raum. Bis jetzt entdeckte ich noch keinen verdächtig tot wirkenden Besucher.

      Immer wieder streifte ich durch den Saal. Um mich herum bewegten sich Körper zum Klang der Musik. Paare knutschten in den Ecken. Mädchen knutschten auf der Tanzfläche. Männer tanzten sie von hinten an. Es wirkte alles wie auf einer ganz normalen Party. Ich fing langsam an zu zweifeln. Sollte mich der Typ belogen haben?

      Es war bereits kurz nach Mitternacht als ich wieder durch den Saal zog. Der DJ dimmte das Licht. Die plötzlich entstandene Dunkelheit wurde nur noch durch blitzartige Strobos durchbrochen, die in Rottönen die Massen in unregelmäßigen Abständen erleuchtete. Die ersten Töne von Corey Hart's „Sunglasses at night“ ertönten. Um mich herum setzten die Leute auf einmal Sonnenbrillen auf. Anscheinend war dies hier eine komische Partytradition.

      Und plötzlich erkannte ich, was hier geschah. Gerade noch für meine Augen ersichtlich sah ich, wie Schatten durch die Menge huschten und wie sich Zähne in Hälse gruben.

      Trockeneis wurde durch den Saal geblasen, sodass nichts von dem was gerade geschah für das menschliche Auge sichtbar war.

      Die Musik war laut genug um erschrockene oder verzückte Schreie zu übertönen.

      Dies war keine Partytradition. Dies war eine Jagd! Eine Vampirjagd!

      Alles geschah in den wenigen Minuten, wie das Lied dauerte. Danach wurde das Trockeneis von der Lüftungsanlage abgesaugt, die Partybeleuchtung wieder angeschaltet und es erklang „Rebel Yell“ von Billy Idol.

      Die Menschen um mich herum tanzten weiter, als wäre nichts gewesen. Und die Vampire waren wieder verschwunden.

      Was war hier gerade passiert? Noch völlig geschockt stand ich inmitten der Tanzfläche und drehte mich um meine eigene Achse. Doch ich sah niemanden mehr von ihnen.

      Plötzlich tippte mich eine Hand auf die Schulter. Ich drehte mich um und schaute in eiskalte, blaue Augen. In ihnen tanzten winzige rote Fünkchen.

      „Folge mir“, flüsterte er mir ins Ohr.

      Unfähig etwas anderes zu tun, als wie mir geheißen wurde, ging ich ihm hinterher.

      Er führte mich aus der Diskothek hinaus in den nahegelegenen Park.

      Wie ich bereits vermutet hatte, saßen hier in versteckten Ecken Pärchen, von denen mindestens einer Untot war.

      Der fremde Vampir führte mich zu einer Gruppe von 3 Männern, die in einer dunklen, versteckten Ecke des Parks zusammenstanden und mich misstrauisch beäugten. Als ich näher kam bemerkte ich, dass niemand von ihnen einen Puls hatte.

      Ich stand mit vier Vampiren allein in einem dunklen Park. Langsam stieg Panik in mir auf. Doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Dies war doch genau das, was ich wollte..., oder?

      Die Vampire tauschten einen Blick untereinander aus.

      „Du befindest dich in unserem Jagdgebiet. Was willst du hier?“, brach endlich einer von ihnen das Schweigen. Er war der kräftigste von ihnen. Seine braunen Haare waren nach hinten gegelt. Bernsteinfarbene Augen funkelten mich mit Verachtung an. Sein Blick sagte mir, dass er keine Widerworte dulden würde.

      „Ich verschwinde ganz schnell wieder, wenn ihr mich zu jemanden bringt,


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