LIEBE FÜR ZWEI. Ute Dombrowski

LIEBE FÜR ZWEI - Ute Dombrowski


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Mann mit gesenktem Kopf und trauriger Stimme, „ich will nicht, dass es so einfach zu Ende geht. Ich liebe dich doch. Du fehlst mir. Es tut mir leid, dass ich bald weg bin, aber es ist nun einmal sehr wichtig für mich, eine gute Ausbildung zu haben.“

      Gina überlegte blitzschnell, was sonst gar nicht ihre Art war. Das musste Lukas sein, der Lukas, den ihre Schwester ihr seit ewigen Zeiten vorenthielt und sie mussten Streit gehabt haben. Hatte er Schluss gemacht?

      Lukas wollte sich noch einmal mit Marylin aussprechen und hatte sich nach einer Woche Schweigen auf den Weg gemacht. Er hatte keinen Zweifel daran, Marylin vor sich zu haben, schließlich hatte er die Schwester seiner Freundin nie zu Gesicht bekommen.

      Gina strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, so wie Marylin es immer tat.

      „Komm erstmal rein. Ich habe dich auch vermisst.“

      Sie gingen ins Wohnzimmer und setzten sich auf die Couch. Lukas nahm ihre Hand.

      „Ich gehe doch nicht nach Bordeaux, um dir wehzutun. Es ist eine Riesenchance, dort zu arbeiten und irgendwann bin ich wieder da. Lass uns doch bis dahin eine schöne Zeit haben. Mach nicht so einfach Schluss.“

      Gina konnte nicht anders, sie klärte ihn nicht auf, dass er die falsche Schwester vor sich hatte, sie schlüpfte in Marylins Rolle. Selbst schuld, dachte sie, wenn du mir deinen Freund nicht vorstellst.

      Sie setzte ihren traurigsten Blick auf. Ein paar Tränen liefen über ihre Wangen. Lukas umfasste ihr Gesicht und küsste sie zärtlich. Da schlang Gina ihre Arme um seinen Hals und gab sich seinen Küssen hin, die immer ungezügelter wurden.

      Gina musste plötzlich daran denken, was jetzt kommen würde. Sie wusste, dass ihre Schwester mit ihm geschlafen hatte. Gina hingegen hatte es noch nicht soweit kommen lassen, kurz vor dem ersten Mal hatte sie immer gekniffen, denn im Großen und Ganzen fand sie den Geschlechtsakt unschön und eklig. Sollte sie sich Lukas jetzt verweigern?

      Seine Hände umfassten ihre kleinen, festen Brüste. Er zog ihr das T-Shirt über den Kopf und wenn es ein Zurück geben würde, dann jetzt. Gina beschloss, dass es Zeit war, diese Sache zu testen. Alle redeten davon, selbst Claire hielt es für etwas Schönes, also würde sie mit ihm schlafen.

      Lukas hob Gina auf seine Arme und trug sie in Marylins Zimmer. Er legte sie auf Marylins Bett und entkleidete sich schnell, dann zog er Gina die Hose und den Slip aus und legte sich zu ihr. Weil er so ein schlechtes Gewissen hatte, war er besonders zärtlich und vorsichtig. Er wollte jetzt keinen Fehler machen.

      Und so hatte Gina plötzlich keine Angst mehr und fand es gegen alle Erwartungen auch ganz angenehm, mit Lukas zu schlafen, der sich langsam in ihr zum Höhepunkt bewegte. Es kribbelte auch in ihr und das, was sie von Berührungen durch ihre eigenen Hände schon gefühlt hatte, überrollte sie nach kurzer Zeit als eine Welle der Befriedigung.

      Später lag Gina in Lukas‘ Arm. Sie hatte die Augen geschlossen. Lukas strahlte glücklich, so intensiv hatte er Marylin noch nie gespürt.

      Gina dachte: Das ist also das, was die Menschen so hoch loben. Sie wusste, dass sie hier eine ganz neue Macht entfesselt hatte. Sie war froh, dass ihre Eltern seit heute Morgen im Urlaub waren und Marylin mitgenommen hatten. Gina hatte sich bereiterklärt, für zwei Wochen im Haus zu wohnen und sie war froh, dass ihre Schwester sich von diesem Mann getrennt hatte.

      Lukas fragte: „Darf ich morgen wiederkommen?“

      „Ja, gerne. Ich bin am Abend zuhause.“

      Er küsste sie, zog sich an und fuhr heim. Lukas war erleichtert, dass er wenigstens noch bis zu seinem Praktikum eine Freundin hatte.

      8

      Marylin war mit ihren Eltern in den Urlaub gefahren, um den Kopf freizubekommen. Sie hatte nach der Trennung von Lukas viel geweint, aber dann dachte sie sich: Er ist es nicht wert, dass ich mich verrückt mache.

      Mit der ihr eigenen Leichtigkeit schüttelte sie nach einigen Tagen den Kummer ab und verkündete am Samstag beim Frühstück, dass sie mit in den Urlaub fahren würde. Roswitha strahlte glücklich. Ihr Vater runzelte kurz die Stirn, aber er sagte nichts.

      Als ihre Mutter im Auto vorsichtig nach Lukas fragte, sagte Marylin knapp, dass sie nicht mehr zusammen seien. Damit war für Marylin das Thema beendet. Roswitha mischte sich schon lange nicht mehr in die Angelegenheiten ihrer Töchter ein. Um die schulischen Leistungen musste sie sich nie Sorgen machen, auch die Freunde, die die Mädchen ihnen präsentiert hatten, waren in Ordnung. Es war klar, dass sie irgendwann eigene Wege gehen würden. Marylin war schon immer die mit den naturwissenschaftlichen Neigungen und Gina war die mit dem Sinn für Kunst und das Schöne im Leben.

      Die Berufswahl der beiden Töchter war somit nicht verwunderlich. Roswitha achtete Gina für ihre Disziplin. Sie hatte alles gegeben und das beste Abitur des Jahrgangs abgelegt, nur um mit Claire in Mainz zu studieren. Claire war die zweitbeste Schülerin und hatte auch ihr Ziel erreicht: Sie studierte wie geplant an der Schau­spielschule.

      Wann immer es ging, trafen sich die beiden Frauen in Mainz und hatten dank Claires Eltern bald auf der Hälfte des Weges zwischen den beiden Hochschulen eine kleine Wohnung. Guntram hatte sie ihnen gekauft, Ginas Vater half beim Einrichten und beim Umzug. Er wusste, was seine Lieblingstochter mochte, begleitete die beiden Mädchen als Einkaufsberater und trug die schweren Tüten ins Haus. Gina lächelte, denn sie wusste, ihr Vater würde ihr keinen Wunsch abschlagen.

      Marylin war weiter bei ihren Eltern geblieben, obwohl sie an den Wochenenden immer bei Lukas gewesen war. Aber das würde sich nun wohl ändern. Roswitha war froh, dass wenigstens noch eine Tochter im Haus war.

      Marylin war im Auto eingeschlafen und wachte erst auf, als das Auto am Ferienhaus an der Ostsee angehalten hatte.

      9

      Gina hatte die gesamte Woche ihre freie Zeit mit Lukas verbracht. Sie hatten zusammen gekocht, waren einkaufen und spazieren gegangen und schliefen miteinander. Gina genoss die Zuwendungen durch den netten, jungen Mann, der ja eigentlich der Freund ihrer Schwester war.

      Lukas hatte ihr verändertes Verhalten auf die bevorstehende Trennung geschoben und nicht begriffen, dass er hier einer perfekten Täuschung erlegen war. Es verwunderte ihn auch nicht, dass Marylin neuerdings duschen ging, wenn sie mit­einander geschlafen hatten. Gina genoss zwar den lustvollen Taumel beim Sex, aber sie fühlte sich danach schmutzig und musste sich vom Geruch nach Mann und Schweiß befreien. Morgens, wenn Lukas weg war, bezog sie ihr Bett neu und lüftete lange.

      Am Wochenende sollte sie ihn auf das Weingut begleiten. Sie freute sich schon, denn obwohl das etwas ganz Neues war, war sie neugierig auf seine Eltern und sie wollte sehen, ob jemand etwas von der Täuschung bemerkte. Wenn nicht, dann würde sie dieses Spielchen noch eine Weile genießen. Sie fuhr nach Mainz, als Lukas weg war, um ihre Vorlesungen zu besuchen und machte sich am Nachmittag auf den Weg zur Wohnung, wo Claire sie ungeduldig erwartete. Gina wollte ihr die wichtigen Neuigkeiten nicht am Telefon mitteilen, so sehr Claire auch fragte.

      Claire kochte Tee und deckte den Tisch. Als sie den Schlüssel im Schloss hörte, eilte sie zur Tür und umarmte ihre Freundin. Sie setzten sich und Gina lächelte versonnen.

      Claire fragte: „Du siehst aus, als wenn du verliebt wärst. Hast du jemanden kennengelernt?“

      Gina lehnte sich zurück.

      „So ähnlich. Mir ist zufällig vor kurzem Marylins Traummann in die Arme gelaufen. Er denkt, ich sei Marylin.“

      Claire atmete heftig ein und aus.

      „Oh! Du solltest Schauspielerin werden, nicht ich. Und hattet ihr …? Hast du mit ihm …?“

      „Ja, wir hatten. Ich habe mit ihm geschlafen, sonst wäre es wohl aufgefallen. Die beiden hatten sich gestritten und getrennt. Es war die Versöhnung. Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut ist, jetzt verstehe ich dich. Er wird bald von hier weggehen, um in Bordeaux


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