Mord im Cockpit. Wolf Heichele
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Mord im Cockpit
von Wolf Heichele
Buchbeschreibung:
Ein Pilot kommt im Sturzflug ums Leben. Es stellt sich heraus, dass jemand nachgeholfen haben muss.
Im 4. Band ermittelt Commissario Montebello auf einem Privatflughafen – und wird dabei von einer neuen Kollegin unterstützt, die unter anderem Erfahrung im Kampfsport mitbringt.
Über den Autor:
Wolf Heichele ist ein deutscher Schriftsteller, der mit dem Kriminalroman "Verrat in Venedig" einen erfolgreicher Schritt in die Welt der Schriftstellerei machte.
Es folgten weitere Bände wie "Mord am Gardasee", "Der da Vinci Killer".
Wolf Heichele's Fans schätzen seinen Schreibstil, der fantasievoll und wortgewandt ist und die LeserInnen in spannende Welten entführt – ohne dabei zu blutig zu werden. Ganz im Stile guter Landhauskrimis.
Mord im Cockpit
Commissario Montebello ermittelt, Band 4
von Wolf Heichele
1. Auflage, 2021
© Alle Rechte vorbehalten.
Kapitel 1
Der Umberto-Nobile gehörte zu den schönsten Flughäfen, die Italien zu bieten hatte. Er lag ein Stück nordöstlich von Venedig und bei guter Fernsicht konnte man vom Tower aus die Südausläufer der Alpen sehen. Ein atemberaubendes Panorama – nicht zuletzt deswegen, weil entlang der Startbahn Pinien wuchsen, die sie wie eine Allee umsäumten. Die PilotInnen mussten bei der Landung präzise vorgehen, um nicht in den Bäumen zu enden. Dennoch liebten sie sie, denn schließlich machten sie den Flughafen zu etwas ganz Besonderem, und keiner wäre je auf die Idee gekommen, ihre Abholzung zu fordern. Eine Landebahn, die einer Baumallee glich, wo gab es das schon? Darüber hinaus ist die Gefahr ein steter Begleiter beim Fliegen. Das muss man wissen, und besonders abergläubische PilotInnen führen aus diesem Grund Maskottchen mit sich, die sie beschützen sollen. Manche von ihnen verlassen sich dabei sogar auf »Kleine Prinzen«. Doch dazu später.
Immer, wenn die Nacht über dem »Umberto-Nobile-Flugplatz« hereinbricht und die Alpen in der Ferne in tiefem Rot glühen, wenn die Begrenzungslichter der Taxiways königsblau erstrahlen und ein leiser Wind durch die Pinien rauscht, dann gibt es nur wenige Orte auf dieser Erde, die einen größeren Zauber verbreiten. Der Umberto Nobile ist übrigens ein Privatflughafen, der einem gewissen Signore Aristo Venti gehört, einem bekannten Geschäftsmann, der in den besten Kreisen verkehrt. Er ist das, was man landläufig einen »Selfmade-Millionär« nennen würde.
Mit einem lauten Ächzen öffnete sich das stählerne Rolltor des Hangars. Die Zugketten krachten, die Elektromotoren stöhnten, und die Schwalben, die hoch oben in der Halle ihre Nester hüteten, flogen aufgeregt umher, beglückt vom einfließenden Gold des Morgens, das in die Halle strömte.
Augusto Manello hielt seinen Daumen fest auf den Schalter des Rolltors gedrückt. Der alte Mechaniker war ein schwerer und klobiger Kerl. Er trug einen dunkelblauen, weit geschnittenen und ölverschmierten Overall, dazu eine weinrote Baseballmütze, die er stets tief ins Gesicht zog, weil er sich dies einst auf einer US-Militärbasis angewöhnt hatte. In Deutschland war das gewesen, vor fast fünfzig Jahren! Dort hatte er eine Mechanikerlehre gemacht und die G.I.s hatten ihre Mützen immer so tief getragen, dass man ihre Gesichter kaum hatte erkennen können. Das hatte dem jungen Augusto so sehr imponiert, dass er es nachahmte, und bis heute, da er sich schon im Rentenalter befand, beibehielt. Allerdings hätte man Augustos Gesicht auch ohne Baseballmütze nur schwer erkennen könnten, denn es war fast immer mit einer Ölschicht bedeckt – eine typische Berufskrankheit vieler Mechaniker –, vor allem aber der Flugzeugmechaniker, denn bei ihnen tropft das Öl in den meisten Fällen von oben.
Augusto nahm den Finger vom Schalter. Der Hangar war nun vollständig geöffnet. Er wischte sich die schmutzigen Hände an den Hosenbeinen ab, in der Art, wie es Menschen zu tun pflegen, die es bei der Arbeit mit Schmutz zu tun haben. Dann warf er einen Blick nach draußen. Im gleißenden Licht des Morgens erkannte er ein junges Paar, das auf ihn zukam. Der Mann, ein schlaksiger junger Kerl mit militärisch kurz geschnittenem Haar und lässigem Pilotengang, sowie eine aparte Blondine, fünfundzwanzig, und von graziler Gestalt. Sie war in einen langen figurbetonten, roten Trenchcoat gehüllt und trug einen auffälligen, akkurat gekämmten Seitenscheitel.
»Guten Morgen, Nora und Enzo«, rief Augusto den beiden zu und winkte sie zu sich.
»Ciao, Augusto«, rief Enzo, der junge Mann, zurück und das Paar betrat kurz darauf die weitläufige Halle. Eine Halle von wahrhaft formidablen Ausmaßen. Dreitausendfünfhundert Quadratmeter maß sie – fünfzig in der Breite und siebzig in der Länge. Sie bot Platz für insgesamt sieben Flugzeuge, die allesamt von Augusto Manello gewartet wurden. Darunter befanden sich drei Turboprop-Maschinen, die man für Charter- und Transportflüge benötigte, eine kleine knallgelbe »de Havilland Otter«, die für Kurierflüge eingesetzt wurde, sowie eine imposante, kraftstrotzende »de Havilland Buffalo« mit zwei Motoren, die bei großen Transporten zum Einsatz kam.
Dazu gesellten sich von Zeit zu Zeit verschiedene