Ricarda Huch: Deutsche Geschichte – Untergang des Römischen Reiches Deutscher Nation – bei Jürgen Ruszkowski. Ricarda Huch

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mit dessen Hilfe einmal ein Sturm vorausgesagt wurde, ferner der Luftpumpe und der sogenannten Magdeburger Halbkugeln, mittels welcher er die Gewalt des Luftdrucks anschaulich machte. Es waren luftleer gemachte kupferne Kugeln von einer Elle im Durchmesser, die von 24 Pferden nicht auseinandergerissen werden konnten.

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      Otto Guericke, ab 1666 von Guericke (Aussprache und ursprüngliche Schreibung: „Gericke“) (* in Magdeburg; † in Hamburg) war ein deutscher Politiker, Jurist, Physiker und Erfinder. Bekannt ist er vor allem für seine Experimente zum Luftdruck mit den Magdeburger Halbkugeln,

      Guerike verwandte seine Zeit und sein Geld am liebsten auf derartige wissenschaftliche Versuche; aber er war patriotisch genug, um einstweilen darauf zu verzichten und anstatt dessen als diplomatischer Vertreter seiner Stadt bei Kaiser und Reich für sie zu wirken. Dabei legte er seinen Ruf und seine Künste mit in die Waagschale und führte in Regensburg dem versammelten Reichstag das Schauspiel der Luftkugeln vor. Dem Kurfürsten von Mainz, Joh. Phil, von Schönborn, gefiel es so gut, dass er dem Bürgermeister seine Instrumente abkaufte. Auch das Wohlwollen des Kaisers Ferdinand III. und seines Sohnes und Nachfolgers erwarb er; aber er musste erfahren, dass alle seine Reisen, sein Aufwand, sein Betteln und Antichambrieren sowie sein berühmter Name die Sache nicht vom Fleck brachten. Der Kaiser hatte nicht den Mut, dem Kurfürsten von Brandenburg entscheidend entgegenzutreten; denn dieser war es, der mit angeblichen Ansprüchen auf den Besitz Magdeburgs auftrat. Immerhin konnte derselbe auf dem Weg des Rechts auch nichts erlangen, und gegen den Weg der Gewalt sprachen sich seine Räte aus. Friedrich Wilhelm berief sich ihnen gegenüber auf das Staatswohl, das immer herhalten musste: im Jahr 1666 zwang er die Stadt, eine Besatzung aufzunehmen und ihm zu huldigen, ihr blieb nichts übrig, als sich zu fügen. Otto von Guerike entging dem Verdacht nicht, er habe sich vom Kurfürsten bestechen lassen; denn dieser hatte sich für seine physikalischen Versuche interessiert und ihn in seinen Dienst gezogen.

       Ungefähr um dieselbe Zeit unterwarf sich der Kurfürst von Mainz mit französischer Hilfe die Stadt Erfurt und versuchte Schweden, sich Bremen einzuverleiben; in beiden Fällen wäre Friedrich Wilhelm gern den Bedrohten zu Hilfe gekommen; aber das Bewusstsein seiner Absichten auf Magdeburg, das ihn gleichsam zum Mitschuldigen jener Missetäter machte, hielt ihn zurück.

      Mit großer Standhaftigkeit wehrte sich die stolze Stadt Münster gegen ihren Bischof, am Ende aber doch vergeblich.

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      Stadt Münster

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      Braunschweig

      Braunschweig, die mächtige Hansestadt, die früher die Zwietracht der welfischen Herzoge hatte ausnützen können, um ihre Freiheit zu erhalten, stand im 17. Jahrhundert nicht mehr abenteuernden Fürsten, sondern einer methodisch geschlossenen Staatsgewalt gegenüber. Einem Heer unter Führung des Grafen Waldeck, der damals im Dienst der welfischen Herren stand, konnte die von keiner Seite unterstützte Stadt auf die Dauer nicht widerstehen. Denn das war eben der Charakter der Zeit: die Städte, die einst so fest zusammengehalten und sich gegenseitig Hilfe geleistet hatten, ließen einander im Stich und konnten einzeln besiegt werden; die Fürsten, die sich einst befehdet hatten und auch jetzt noch einander missgünstig bekämpften, hielten zusammen, wenn es galt, eine Stadt zu unterjochen. Rettete sich eine bedrängte Stadt, wie das zum Beispiel dem tapferen Bremen, wie es Hamburg und Köln gelang, so geschah das, weil das eigene Interesse der benachbarten Mächte mit dem der Städte zusammenfiel. Die Hanse, die im Jahr 1669 ihre allerletzte Versammlung abhielt, hatte tatlos zugesehen, wie sich Schweden und Dänemark, die nordischen Staaten, über die sie einst glänzende Siege erfochten hatte, sich ihrer stolzesten Glieder, Bremens und Hamburgs, zu bemächtigen suchten.

       Es ist nicht anzunehmen, dass die deutschen Fürsten aus Scheu vor einem Rechtsbruch die eigentlichen Reichsstädte nicht anfochten; sie vermieden aber wohl den Rechtsbruch, weil er vermutlich zu einem ernstlichen Konflikt mit dem Kaiser und mit allen den Fürsten geführt hätte, die, weil sie leer ausgegangen wären, sich dem Kaiser angeschlossen hätten. So erhielten Nürnberg, Frankfurt, Hamburg, Lübeck, Bremen und noch viele andere, die zu unbedeutend waren, um begehrt zu werden, ihre Selbständigkeit und manche den alten Flor; Hamburg ging sogar inmitten allgemeiner Verarmung stetigem Wachstum, zunehmendem Reichtum und Ansehen entgegen. Im Allgemeinen aber nahm der Wohlstand der einst so weitberühmten deutschen Städte ab. Er hatte auf den handeltreibenden und gewerbstätigen Bürgern, auf ihrer Wehrfähigkeit und ihrer politischen Macht beruht; Wohlstand und politische Macht waren durch den Krieg, der 30 Jahre lang währte, zugleich erschüttert. Waren sie immer noch begehrenswerte Vorratskammern für die geldlosen Fürsten, so war ihr Zustand mit der mittelalterlichen Blüte doch nicht zu vergleichen. Neben den neu entstehenden fürstlichen Territorien befanden sie sich in dem Nachteil solcher Gebilde, deren an sich gute und kräftige Organe mit der Umgebung nicht mehr zusammenpassen und deshalb verkümmern.

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      Kampf gegen das Haus Österreich

       Kampf gegen das Haus Österreich

      Von einem dritten Buch muss ich noch sprechen, in dem sich eine Tendenz der Zeit ausspricht. Im Jahr 1640, also während des Dreißigjährigen Krieges, erschien es unter dem Titel Dissertatio de ratione status in Impero Romano-Germanico, und als Verfasser nannte sich Hipolythus a Lapide.

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      Bogislaw Philipp von Chemnitz Bogislaw Philipp Chemnitz, ab 1648 von Chemnitz, (* 9. Mai 1605 in Stettin; † 19. Mai 1678 auf Hof Hallsta.

      Unter diesem Namen verbarg sich Bogislav Philipp von Chemnitz, der auf protestantischer Seite Kriegsdienste getan hatte und dann schwedischer Kanzler in Pommern wurde. Er war der Enkel eines berühmten Theologen. Man vermutet, dass die Schrift in Zusammenhang mit einer anderen stehe, die im Jahr 1635 herausgekommen war und ihren Zweck im Titel unverhohlen aussprach: Quaestio odiosa sed notabilis de Remotione Austriacae Domus abs Imperiali dignitate – Peinliche, aber wichtige Untersuchung über die Entfernung des Hauses Osterreich von der Kaiserwürde. Das nämlich, die Niederwerfung des Hauses Österreich, ist der Kern der Abhandlung des Chemnitz, und der Verdacht liegt nahe, dass Schweden ihn angeregt hatte, um sein Schwert durch die Feder zu unterstützen.

       Chemnitz behandelt seinen Gegenstand systematisch und gründlich: der Gegner soll nicht nur als hassenswert, er soll als schuldig und strafwürdig hingestellt werden. Die Lehrer der Staatswissenschaft gingen damals von der Theorie des Aristoteles aus, es gäbe drei Formen des Staates: Monarchie, Aristokratie und Demokratie, je nachdem die Staatsgewalt im Besitz eines einzigen, mehrerer oder des ganzen Volkes sei. Allerdings konnte Chemnitz nicht übersehen, dass diese Einteilung auf verschiedene Länder, zum Beispiel auf das Römische Reich, auf Holland, auf die Eidgenossenschaft, sich nicht anwenden ließ; aber er erklärt diese gemischten Formen für unzweckmäßig. Staaten gemischter Form, sagt er, beständen nicht lange oder wären dauernden Unruhen ausgesetzt, denn jeder Teil strebe nach der alleinigen Macht, was Kampf und Zwietracht zur Folge habe. Richtig charakterisierte er damit die eifersüchtigen Machtkämpfe zwischen dem Kaiser und den Ständen oder in Holland zwischen dem Statthalter und den Staaten. Wäre das nicht, meint er, würde die gemischte Regierungsform sogar die allerbeste sein; aber der Mensch sei nun einmal so, dass jeder sich anstelle, als sei es ihm nur um das Gleichgewicht zu tun, während er sich selbst erheben und die andern unterdrücken wolle. Aus diesem Grund nannte er Staaten, in denen die Regierungsgewalt geteilt war, verdorbene Staaten, schaltete sie gewissermaßen aus und erklärte das Römische Reich deutscher Nation für eine Aristokratie. Das gab ihm die Möglichkeit, alle Zustände, Ereignisse und Handlungen im Reich, die den Charakter des Monarchischen hatten, für Übergriffe und widerrechtliche Anmaßungen des Hauses Österreich zu erklären. Wenn gewisse Staatsrechtslehrer, besonders katholische, das Reich als Monarchie angesehen wissen wollten, stellte er ihre Beweisführung als Faselei von Dummköpfen hin, oder er erklärte die


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