Trojanische Hühner. Ado Graessmann

Trojanische Hühner - Ado Graessmann


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erzählte ich meinen Vater von meiner Begeisterung, einige Wochen später hielt ein Lastwagen vor unserem Haus, beladen mit vielen Marmorsteinen.

      Ich hatte viel geübt, wurde aber nie ein guter Bildhauer, ich hatte aber gelernt wie beschädigte Skulpturen am besten wieder repariert werden können. Maler können Fehler leicht verbessern und neu gestalten, ist eine Nase zu groß oder zu klein, ein Finger nicht in der richtigen Position, so werden sie einfach neu gemalt und neu gestaltet, auch Modelle aus Lehm für Bronze Skulpturen können jederzeit und beliebig oft verändert werden bevor der Bronzeguss entsteht, daher nenne ich die Künstler auch die Kneter. Aber mit den Steinen ist es ganz anders, was einmal weggeschlagen ist, bleibt für immer verschwunden und kann nicht mehr ersetzt werden. Der Bildhauer muss immer genau wissen was er macht, wenn man wieder neues Leben in einen Stein einhauchen will.

      Nach der High-School ging ich zunächst an die Universität of California in Berkeley, ich hatte schon im Biologie Unterricht viel von den Viren gehört und mich dafür interessiert. Dort waren einige der bekanntesten Virologen als Forscher tätig, in der Stanly Hall. Das Institut liegt gleich hinter dem Kampanile, mit Blick auf San Francisco und die Golden Gate Bridge, nach einem Jahr wechselte ich zur Harvard University nach Boston mit dem Schwerpunkt Biotechnologie und deren Nutzanwendung, als Nebenfach belegte ich Orientalistik und erlernte orientalische Sprachen. Sowohl in Berkeley als auch in Boston hatte ich Kunstgeschichte und praktische Kurse belegt, ich wurde zwar kein berühmter Bildhauer, hatte mir aber einen Namen als Restaurator und anerkannter Kunstkenner gemacht.

      Ich sah sie zum ersten Mal in einer Kneipe, dort am Kanal, ganz in der Nähe wo ich wohnte. Es war nach einem langen Tag in der Uni, Vorlesungen, Übungen und Seminare, sie begannen um 7:30, die allgemeine Relativitätstheorie, der dreidimensionale Raum, die Zeit hinzugefügt ergibt die vierte Dimension. Wir kennen alle Zeit, Sekunden addieren sich an Sekunden, man kann es an der eigenen Uhr erkennen, unaufhörlich, eine nach der anderen. Und doch, so konstant wie es scheint, ist die Zeit nun auch wieder nicht. Ja auch sie ist abhängig, die Uhren ticken nicht immer gleichmäßig, mal gehen sie langsamer, mal gehen sie schneller, es kommt darauf an wo man sich befindet. Dort wo große Massen sind, vergeht die Zeit langsamer, bewegt man sich ins All, von der Erde weg, dann laufen unsere Uhren schneller, bei den modernen Navigationsgeräten wird dieses Phänomen berücksichtigt, wäre dies nicht der Fall, kämen wir nicht genau am gewünschten Ziel an. Würden die Uhren im All ein schwarzes Loch erreichen, dann gebe es die Zeit nicht mehr geben.

      Die Zeit existiert auch nicht seit Ewigkeiten, es gab einen Zustand ohne Zeit, bevor das Universum entstand, als nur Energie existierte, es gab noch keine Materie und diesen zeitlosen Zustand wird es wieder geben. Zuvor war das Nichts und Nichts wird wieder sein.

      Nur sehr schwer vorstellbar, aber wir kennen es alle, wir müssen nur an uns selbst denken. Bevor ich war, war ich Teil des Nichts, wenn ich nicht mehr bin, bin ich wieder Teil des Nichts, was zählen da noch meine Knochen, auch die werden irgendwann vergehen.

      Die nächsten Vorlesungen waren auch nicht einfacher, mir konnte nie jemand überzeugend erklären warum Elektronen negative geladen sind, man kann es aber spüren, man muss nur den Finger in eine Steckdose stecken. Sie bewegen sich auf festgelegten Bahnen um den Kern, man weiß nur nie wo sie genau sind, sie können sowohl Materie als auch reine Energie sein und sie haben noch eine Besonderheit, scheinbar können sie zur gleichen Zeit auch an unterschiedlichen Orten sein.

      Ich betrat nach Sonnenuntergang die Kneipe, von der Metro Station aus sind es nur einige hundert Meter bis dorthin, meistens, wenn ich von der Uni kam, gönnte ich mir noch einen Drink, ein Bier vom Fass. Schon als ich mit der Rolltreppe nach oben kam, bemerkte ich den Regen, er hatte plötzlich eingesetzt, ohne Schirm, mit hochgezogener Kapuze, etwas durchnässt, betrat ich meine Stammkneipe.

      Ich sah sie sofort, sie saß alleine an einem Tisch, gleich neben dem Eingang, hatte einen Softdrink vor sich zu stehen und las einen Artikel in einer wissenschaftlichen Zeitschrift, vom Format und vom Umfang der Zeitschrift her, konnte es die Wochenzeitschrift Nature sein, sie hatte die erste Seite umgeschlagen, so konnte ich die Titelseite nicht erkennen. In Nature werden meist nur kurze aber sehr anspruchsvolle Artikel veröffentlicht, maximal vier Seiten. Dies sprach dafür, dass die junge Dame eine Studentin im höheren Semester war, oder ebenfalls eine Wissenschaftlerin.

      Wir hatten uns gesehen und doch nicht gesehen. Ich zog meine nasse Jacke aus und setzte mich an einen anderen Tisch, mit dem Rücken zur Wand, damit ich sie von der Seite sehen konnte. Der Barkeeper brachte mir ohne Aufforderung ein Bier, so wie immer. Sie hatte schwarzes Haar, eine spitze Nase, erotische Lippen und unter ihrem Pullover konnte ich ihre wohlgeformten Brüste erkennen. Ihre Beine hatte sie unter dem Tisch ausgestreckt, ihre Körpergröße konnte ich nur schätzen, so auf etwa 170 cm. Nachdem sie den Artikel gelesen hatte, trank sie den Softdrink aus, legte drei Dollarscheine auf den Tisch und verließ das Lokal ohne sich umzudrehen.

      Am nächsten Tag, fasst zur gleichen Zeit, kam ich wieder zum abendlichen Drink, kurz nach neunzehn Uhr, es war fast wie ein Déjà-vu, sie saß wieder am gleichen Tisch, wieder mit einer Zeitschrift vor ihrer Nase. Als ich eintrat sah sie nur kurz auf, wir beide nickten nur etwas mit dem Kopf, eine Art von kurzer Begrüßung, sonst weiter nichts. So ging es fast die ganze Woche, bis ich es endlich wagte sie zu fragen, ob ich an ihrem Tisch Platz nehmen könnte, sie schien sich einige Sekunden zu überlegen, was sie sagen sollte, dann nur ein kurzes Kopfnicken, das ich eindeutig als eine positive Zustimmung ansah.

      Ich setzte mich auf den Stuhl genau ihr gegenüber, so bestand ein gewisser Abstand, aber auch wiederum eine gewisse Nähe, ohne aber aufdringlich zu erscheinen.

      Sie blickte mir zum ersten Mal direkt ins Gesicht, sie sah, dass ich fast schwarze Augen habe, so schien es wenigstens bei der schwachen Beleuchtung, eine etwas zu kräftige Nase, ausgeprägte Backenknochen und eine dunkle Hautfarbe.

      Sie dachte sich, der könnte ein Südländer sein, vielleicht ein Mexikaner, eine Schönheit ist er sicherlich nicht, aber trotzdem wirkt er irgendwie attraktiv, der könnte mir schon gefallen, na mal sehen was daraus wird.

      Wie immer stand wieder unaufgefordert ein Glas Bier vor mir auf dem Tisch, so wie immer.

      Aus der Nähe sah sie noch viel besser aus, Selbstsicherheit sprach aus ihren Augen, durch die etwas nach oben gezogenen Mundwinkel erschien es, als würde sie leicht lächeln und ihre Lippen erschienen mir noch verführerischer als aus der Ferne.

      Es sind immer die komischsten Momente bevor man wagt ein Wort zu sagen, ich überlegte mir kurz, soll ich das Gespräch mit einem Kompliment beginnen, frag ich was sie so macht, oder vielleicht wie ihr Tag war.

      Um das Gespräch zu beginnen, wählte ich die einfachste Methode, ich stellte ich mich kurz vor und sagte, ich bin der Mike, ich komme fast jeden Abend hierher, nach der Uni, zum Relaxen, auf ein Bier.

      Habe ich mir schon gedacht, ich bin die Terri und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Molekularbiologie.

      Nach einer Woche gingen wir zum ersten Mal von der Kneipe aus direkt zu mir in meine Bude. In der Hoffnung, dass sie nicht nein sagen würde, hatte ich schon am Morgen zuvor einige Blumen und zwei Weingläser auf den Tisch gestellt.

      Ich zündete die Kerzen an, das Licht war gedimmt und der Weißwein hatte die richtige Temperatur, wir schauten uns beide etwas verlegen an und mussten nicht so genau wie und wo wir beginnen sollten.

      Sie machte den Anfang, sagte kein Wort und stand plötzlich eng vor mir. Das erste was mir entgegenschlug war der liebliche Duft ihres Parfüms, ihre Augen waren dunkler als ich es in Erinnerung hatte. Mit beiden Händen umfasste sie seitlich meinen Kopf, ich spürte ihren Atem schon bevor ihre Lippen mich berührten, erst meine Wangen, dann erreichten sie langsam meinen Mund. Leichte impulsartige Wallungen stiegen in mir auf, dann ging alles sehr schnell, sie öffnete ihre dunkle Seidenbluse, darunter hatte sie keinen BH, ihre nackten Brüste berührten mich, zuvor hatte sie mir das Hemd geöffnet, so dass ich ihre Brustwarzen auf meiner nackten Haut fühlen konnte.

      Unsere restliche Kleidung fiel zu Boden, bevor wir mein Zimmer mit dem Bett erreichen konnten. Sie legte sich auf den Rücken, sie bewegte sich leicht und rhythmisch und wortlos, ich verweilte dort so lange ich konnte.


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