Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller

Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller


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Glück wird sein, gleichwie des Baches Fließen,

      Gleichwie der Sand des Stundenglases rinnt!

      CHOR.

      So nenne sie uns, Herr, die dich im stillen

      Beglückt, daß wir dein Los beneidend rühmen,

      Und würdig ehren unsers Fürsten Braut.

      Sag an, wo du sie fandest, wo verbirgst,

      In welches Orts verschwiegner Heimlichkeit?

      Denn wir durchziehen schwärmend weit und breit

      Die Insel auf der Jagd verschlungnen Pfaden,

      Doch keine Spur hat uns dein Glück verraten,

      So daß ich bald mich überreden möchte,

      Es hülle sie ein Zaubernebel ein.

      DON MANUEL.

      Den Zauber lös ich auf, denn heute noch

      Soll, was verborgen war, die Sonne schauen.

      Vernehmet denn und hört, wie mir geschah.

      Fünf Monde sinds, es herrschte noch im Lande

      Des Vaters Macht, und beugete gewaltsam

      Der Jugend starren Nacken in das Joch –

      Nichts kannt ich als der Waffen wilde Freuden,

      Und als des Weidwerks kriegerische Lust.

      – Wir hatten schon den ganzen Tag gejagt

      Entlang des Waldgebirges – da geschahs,

      Daß die Verfolgung einer weißen Hindin

      Mich weit hinweg aus eurem Haufen riß.

      Das scheue Tier floh durch des Tales Krümmen,

      Durch Busch und Kluft und bahnenlos Gestrüpp,

      Auf Wurfes Weite sah ichs stets vor mir,

      Doch konnt ichs nicht erreichen noch erzielen,

      Bis es zuletzt an eines Gartens Pforte mir

      Verschwand. Schnell von dem Roß herab mich werfend

      Dring ich ihm nach, schon mit dem Speere zielend,

      Da seh ich wundernd das erschrockne Tier

      Zu einer Nonne Füßen zitternd liegen,

      Die es mit zarten Händen schmeichelnd kost.

      Bewegungslos starr ich das Wunder an,

      Den Jagdspieß in der Hand, zum Wurf ausholend –

      Sie aber blickt mit großen Augen flehend

      Mich an, so stehn wir schweigend gegeneinander –

      Wie lange Frist, das kann ich nicht ermessen,

      Denn alles Maß der Zeiten war vergessen.

      Tief in die Seele drückt sie mir den Blick,

      Und umgewandelt schnell ist mir das Herz.

      – Was ich nun sprach, was die Holdselge mir

      Erwidert, möge niemand mich befragen,

      Denn wie ein Traumbild liegt es hinter mir

      Aus früher Kindheit dämmerhellen Tagen,

      An meiner Brust fühlt ich die ihre schlagen,

      Als die Besinnungskraft mir wiederkam.

      Da hört ich einer Glocke helles Läuten,

      Den Ruf zur Hora schien es zu bedeuten,

      Und schnell wie Geister in die Luft verwehen,

      Entschwand sie mir und ward nicht mehr gesehen.

      CHOR.

      Mit Furcht, o Herr, erfüllt mich dein Bericht,

      Raub hast du an dem Göttlichen begangen,

      Des Himmels Braut berührt mit sündigem Verlangen,

      Denn furchtbar heilig ist des Klosters Pflicht.

      DON MANUEL.

      Jetzt hatt ich eine Straße nur zu wandeln,

      Das unstet schwanke Sehnen war gebunden,

      Dem Leben war sein Inhalt ausgefunden.

      Und wie der Pilger sich nach Osten wendet,

      Wo ihm die Sonne der Verheißung glänzt,

      So kehrte sich mein Hoffen und mein Sehnen

      Dem einen hellen Himmelspunkte zu.

      Kein Tag entstieg dem Meer und sank hinunter,

      Der nicht zwei glücklich Liebende vereinte,

      Geflochten still war unsrer Herzen Bund,

      Nur der allsehnde Äther über uns

      War des verschwiegnen Glücks vertrauter Zeuge,

      Es brauchte weiter keines Menschen Dienst.

      Das waren goldne Stunden, selge Tage!

      – Nicht Raub am Himmel war mein Glück, denn noch

      Durch kein Gelübde war das Herz gefesselt,

      Das sich auf ewig mir zu eigen gab.

      CHOR.

      So war das Kloster eine Freistatt nur

      Der zarten Jugend, nicht des Lebens Grab?

      DON MANUEL.

      Ein heilig Pfand ward sie dem Gotteshaus

      Vertraut, das man zurück einst werde fodern.

      CHOR.

      Doch welches Blutes rühmt sie sich zu sein?

      Denn nur vom Edeln kann das Edle stammen.

      DON MANUEL.

      Sich selber ein Geheimnis wuchs sie auf,

      Nicht kennt sie ihr Geschlecht noch Vaterland.

      CHOR.

      Und leitet keine dunkle Spur zurück

      Zu ihres Daseins unbekannten Quellen?

      DON MANUEL.

      Daß sie von edelm Blut, gesteht der Mann,

      Der einzge, der um ihre Herkunft weiß.

      CHOR.

      Wer ist der Mann? Nichts halte mir zurück,

      Denn wissend nur kann ich dir nützlich raten.

      DON MANUEL.

      Ein alter Diener naht von Zeit zu Zeit,

      Der einzge Bote zwischen Kind und Mutter.

      CHOR.

      Von diesem Alten hast du nichts erforscht?

      Feigherzig und geschwätzig ist das Alter.

      DON MANUEL.

      Nie wagt ichs, einer Neugier nachzugeben,

      Die mein verschwiegnes Glück gefährden konnte.

      CHOR.

      Was aber war der Inhalt seiner Worte,

      Wenn er die Jungfrau zu besuchen kam?

      DON MANUEL.

      Auf eine Zeit, die alles lösen werde,

      Hat er von Jahr zu Jahren sie vertröstet.

      CHOR.

      Und diese Zeit, die alles lösen soll,

      Hat er sie näher deutend nicht bezeichnet?

      DON MANUEL.

      Seit


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