Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller

Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller


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ist nicht recht, ich fühls und tadle mich,

      Daß ich mich jetzt aus deinen Armen reiße.

      Denk nicht, ich fühle weniger als du,

      Weil ich die festlich schöne Stunde rasch zerschneide.

      DON MANUEL mit sichtbarer Zerstreuung.

      Gehorche du dem Augenblick! Der Liebe

      Gehört von heute an das ganze Leben.

      DON CESAR.

      Entdeckt ich dir, was mich von hinnen ruft –

      DON MANUEL.

      Laß mir dein Herz, dir bleibe dein Geheimnis.

      DON CESAR.

      Auch kein Geheimnis trenn uns ferner mehr,

      Bald soll die letzte dunkle Falte schwinden!

      Zu dem Chor gewendet.

      Euch künd ichs an, damit ihrs alle wisset!

      Der Streit ist abgeschlossen zwischen mir

      Und dem geliebten Bruder! Den erklär ich

      Für meinen Todfeind und Beleidiger,

      Und werd ihn hassen wie der Hölle Pforten,

      Der den erloschnen Funken unsers Streits

      Aufbläst zu neuen Flammen – Hoffe keiner

      Mir zu gefallen oder Dank zu ernten,

      Der von dem Bruder Böses mir berichtet,

      Mit falscher Dienstbegier den bittern Pfeil

      Des raschen Worts geschäftig weitersendet.

      – Nicht Wurzeln auf der Lippe schlägt das Wort,

      Das unbedacht dem schnellen Zorn entflohen,

      Doch von dem Ohr des Argwohns aufgefangen,

      Kriecht es wie Schlingkraut endlos treibend fort,

      Und hängt ans Herz sich an mit tausend Ästen,

      So trennen endlich in Verworrenheit

      Unheilbar sich die Guten und die Besten!

      Er umarmt den Bruder noch einmal und geht ab, von dem zweiten Chore begleitet.

      Don Manuel und der erste Chor.

      CHOR.

      Verwundrungsvoll, o Herr, betracht ich dich,

      Und fast muß ich dich heute ganz verkennen.

      Mit karger Rede kaum erwiderst du

      Des Bruders Liebesworte, der gutmeinend

      Mit offnem Herzen dir entgegenkommt.

      Versunken in dich selber stehst du da

      Gleich einem Träumenden, als wäre nur

      Dein Leib zugegen und die Seele fern.

      Wer so dich sähe, möchte leicht der Kälte

      Dich zeihn und stolz unfreundlichen Gemüts,

      Ich aber will dich drum nicht fühllos schelten,

      Denn heiter blickst du wie ein Glücklicher

      Um dich und Lächeln spielt um deine Wangen.

      DON MANUEL.

      Was soll ich sagen? Was erwidern? Mag

      Der Bruder Worte finden! Ihn ergreift

      Ein überraschend neu Gefühl, er sieht

      Den alten Haß aus seinem Busen schwinden,

      Und wundernd fühlt er sein verwandelt Herz.

      Ich – habe keinen Haß mehr mitgebracht,

      Kaum weiß ich noch, warum wir blutig stritten.

      Denn über allen irdschen Dingen hoch

      Schwebt mir auf Freudenfittichen die Seele,

      Und in dem Glanzesmeer, das mich umfängt,

      Sind alle Wolken mir und finstre Falten

      Des Lebens ausgeglättet und verschwunden.

      – Ich sehe diese Hallen, diese Säle

      Und denke mir das freudige Erschrecken

      Der überraschten, hocherstaunten Braut,

      Wenn ich als Fürstin sie und Herrscherin

      Durch dieses Hauses Pforten führen werde.

      – Noch liebt sie nur den Liebenden! Dem Fremdling,

      Dem Namenlosen hat sie sich gegeben.

      Nicht ahnet sie, daß es Don Manuel,

      Messinas Fürst ist, der die goldne Binde

      Ihr um die schöne Stirne flechten wird.

      Wie süß ists, das Geliebte zu beglücken

      Mit ungehoffter Größe Glanz und Schein!

      Längst spart ich mir dies höchste der Entzücken,

      Wohl bleibt es stets sein höchster Schmuck allein,

      Doch auch die Hoheit darf das Schöne schmücken,

      Der goldne Reif erhebt den Edelstein.

      CHOR.

      Ich höre dich, o Herr, vom langen Schweigen

      Zum erstenmal den stummen Mund entsiegeln.

      Mit Späheraugen folgt ich dir schon längst,

      Ein seltsam wunderbar Geheimnis ahnend,

      Doch nicht erkühnt ich mich, was du vor mir

      In tiefes Dunkel hüllst, dir abzufragen.

      Dich reizt nicht mehr der Jagden muntre Lust,

      Der Rosse Wettlauf und des Falken Sieg.

      Aus der Gefährten Aug verschwindest du,

      Sooft die Sonne sinkt zum Himmelsrande,

      Und keiner unsers Chors, die wir dich sonst

      In jeder Kriegs- und Jagdgefahr begleiten,

      Mag deines stillen Pfads Gefährte sein.

      Warum verschleierst du bis diesen Tag

      Dein Liebesglück mit dieser neidschen Hülle?

      Was zwingt den Mächtigen, daß er verhehle?

      Denn Furcht ist fern von deiner großen Seele.

      DON MANUEL.

      Geflügelt ist das Glück und schwer zu binden,

      Nur in verschloßner Lade wirds bewahrt,

      Das Schweigen ist zum Hüter ihm gesetzt,

      Und rasch entfliegt es, wenn Geschwätzigkeit

      Voreilig wagt, die Decke zu erheben.

      Doch jetzt, dem Ziel so nahe, darf ich wohl

      Das lange Schweigen brechen und ich wills.

      Denn mit der nächsten Morgensonne Strahl

      Ist sie die Meine, und des Dämons Neid

      Wird keine Macht mehr haben über mich.

      Nicht mehr verstohlen werd ich zu ihr schleichen,

      Nicht rauben mehr der Liebe goldne Frucht,

      Nicht mehr die Freude haschen auf der Flucht,

      Das Morgen wird dem schönen Heute gleichen,

      Nicht Blitzen gleich, die schnell vorüberschießen,

      Und plötzlich


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