Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller
einer nahen Ändrung ihres Schicksals.
CHOR.
Er drohte, sagst du? Also fürchtest du
Ein Licht zu schöpfen, das dich nicht erfreut?
DON MANUEL.
Ein jeder Wechsel schreckt den Glücklichen,
Wo kein Gewinn zu hoffen, droht Verlust.
CHOR.
Doch konnte die Entdeckung, die du fürchtest,
Auch deiner Liebe günstge Zeichen bringen.
DON MANUEL.
Auch stürzen konnte sie mein Glück, drum wählt ich
Das Sicherste, ihr schnell zuvorzukommen.
CHOR.
Wie das, o Herr? Mit Furcht erfüllst du mich,
Und eine rasche Tat muß ich besorgen.
DON MANUEL.
Schon seit den letzten Monden ließ der Greis
Geheimnisvolle Winke sich entfallen,
Daß nicht mehr ferne sei der Tag, der sie
Den Ihrigen zurückegeben werde.
Seit gestern aber sprach ers deutlich aus,
Daß mit der nächsten Morgensonne Strahl –
Dies aber ist der Tag, der heute leuchtet –
Ihr Schicksal sich entscheidend werde lösen.
Kein Augenblick war zu verlieren, schnell
War mein Entschluß gefaßt und schnell vollstreckt.
In dieser Nacht raubt ich die Jungfrau weg
Und brachte sie verborgen nach Messina.
CHOR.
Welch kühn verwegen-räuberische Tat!
– Verzeih, o Herr, die freie Tadelrede!
Doch solches ist des weisern Alters Recht,
Wenn sich die rasche Jugend kühn vergißt.
DON MANUEL.
Unfern vom Kloster der Barmherzigen,
In eines Gartens abgeschiedner Stille,
Der von der Neugier nicht betreten wird,
Trennt ich mich eben jetzt von ihr, hieher
Zu der Versöhnung mit dem Bruder eilend.
In banger Furcht ließ ich sie dort allein
Zurück, die sich nichts weniger erwartet,
Als in dem Glanz der Fürstin eingeholt
Und auf erhabnem Fußgestell des Ruhms
Vor ganz Messina ausgestellt zu werden.
Denn anders nicht soll sie mich wiedersehn,
Als in der Größe Schmuck und Staat, und festlich
Von eurem ritterlichen Chor umgeben.
Nicht will ich, daß Don Manuels Verlobte
Als eine Heimatlose, Flüchtige
Der Mutter nahen soll, die ich ihr gebe,
Als eine Fürstin fürstlich will ich sie
Einführen in die Hofburg meiner Väter.
CHOR.
Gebiete, Herr! Wir harren deines Winks.
DON MANUEL.
Ich habe mich aus ihrem Arm gerissen,
Doch nur mit ihr werd ich beschäftigt sein.
Denn nach dem Bazar sollt ihr mich anjetzt
Begleiten, wo die Mohren zum Verkauf
Ausstellen, was das Morgenland erzeugt
An edelm Stoff und feinem Kunstgebild.
Erst wählet aus die zierlichen Sandalen,
Der zartgeformten Füße Schutz und Zier,
Dann zum Gewande wählt das Kunstgewebe
Des Indiers, hellglänzend wie der Schnee
Des Ätna, der der nächste ist dem Licht –
Und leicht umfließt es wie der Morgenduft
Den zarten Bau der jugendlichen Glieder.
Von Purpur sei, mit zarten Fäden Goldes
Durchwirkt der Gürtel, der die Tunika
Unter dem züchtgen Busen reizend knüpft.
Dazu den Mantel wählt, von glänzender
Seide gewebt, in bleichem Purpur schimmernd,
Über der Achsel heft ihn eine goldne
Zikade – Auch die Spangen nicht vergeßt,
Die schönen Arme reizend zu umzirken,
Auch nicht der Perlen und Korallen Schmuck,
Der Meeresgöttin wundersame Gaben.
Um die Locken winde sich ein Diadem,
Gefüget aus dem köstlichsten Gestein,
Worin der feurig glühende Rubin
Mit dem Smaragd die Farbenblitze kreuze,
Oben im Haarschmuck sei der lange Schleier
Befestigt, der die glänzende Gestalt
Gleich einem hellen Lichtgewölk umfließe,
Und mit der Myrte jungfräulichem Kranze
Vollende krönend sich das schöne Ganze.
CHOR.
Es soll geschehen, Herr! wie du gebietest,
Denn fertig und vollendet findet sich
Dies alles auf dem Bazar ausgestellt.
DON MANUEL.
Den schönsten Zelter führet dann hervor
Aus meinen Ställen, seine Farbe sei
Lichtweiß, gleichwie des Sonnengottes Pferde,
Von Purpur sei die Decke, und Geschirr
Und Zügel reich besetzt mit edeln Steinen,
Denn tragen soll er meine Königin.
Ihr selber haltet euch bereit, im Glanz
Des Ritterstaates, unterm freudgen Schall
Der Hörner eure Fürstin heimzuführen.
Dies alles zu besorgen geh ich jetzt,
Zwei unter euch erwähl ich zu Begleitern,
Ihr andern wartet mein – Was ihr vernahmt,
Bewahrts in eures Busens tiefem Grunde,
Bis ich das Band gelöst von eurem Munde.
Er geht ab, von zweien aus dem Chor begleitet.
CHOR.
Sage, was werden wir jetzt beginnen,
Da die Fürsten ruhen vom Streit,
Auszufüllen die Leere der Stunden
Und die lange unendliche Zeit?
Etwas fürchten und hoffen und sorgen
Muß der Mensch für den kommenden Morgen,
Daß er die Schwere des Daseins ertrage,
Und das ermüdende Gleichmaß der Tage,
Und