ShadowPlay - Entblößt. Victoria vanZant

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du da an etwas ganz Bestimmtes gedacht?«, fragte Elena irritiert. Wenn Fiona auch einen reichen Mann heiratete, passte ein Designerbrautkleid doch so gar nicht zu ihren sonstigen Gewohnheiten.

      »Ja«, erklärte sie mit feistem Grinsen und strich über ihren Babybauch, »an etwas das passt. Und Ryan meinte, da werde ich bei einem namhaften Label sicher die größten Chancen haben, etwas zu finden. Und falls nicht, haben die Designer-Boutiquen die besten Schneider vor Ort, die das Kleid sofort für mich ändern könnten.«

      »Das macht Sinn«, musste Elena zugeben und blickte versonnen aus dem Fenster in das strahlende Blau des Himmels. »Was trägt denn der Trauzeuge?«

      Der Versuch gleichmütig zu klingen, weckte erst recht Fionas Skepsis. Die Freundin gab sich so viel Mühe, Desinteresse zu demonstrieren, dass sie damit quasi zugab, wie sehr sie das Thema beschäftigte.

      »Habt ihr euch nicht abgesprochen?«, fragte die Braut schelmisch.

      »Nein!«, gab die Trauzeugin verdattert zurück. »Nein, dazu hatten wir noch keine Zeit.«

      »Vielleicht solltet ihr euch noch einen Moment alleine gönnen, bevor wir in Mailand ankommen.«

      Ehe Elena abwinken konnte, war Fiona schon aufgesprungen und marschierte Richtung Cockpit.

      Keine zwei Minuten später stand der Pilot vor ihrem Sessel und sah arrogant auf sie hinab.

      »Du möchtest mich sprechen?«, fragte er so unterkühlt, dass die Temperatur in der Kabine augenblicklich in den Frostbereich fiel.

      Warum hatte dieser Mann mit den glühenden schwarzen Augen eine so einschüchternde Wirkung auf sie? Und gleichzeitig weckte er die wilde Bestie in ihr, die ihn mit Haut und Haar verschlingen wollte.

       Warum fühle ich mich in seiner Nähe wie ein triebgesteuerter Teenager, der nicht in der Lage ist, seinen Verstand zu benutzen?

      »Wir hatten noch keine Gelegenheit uns abzusprechen … unseren Dresscode abzusprechen, also ich meine als Trauzeugen«, schickte Elena schnell hinterher und spürte das Pochen von flammend roten Hektikflecken auf ihren Wangen.

      »Ich werde einen traditionellen Cut tragen wie Ryan auch. Seiner ist mittelgrau, meiner dunkelgrau, aber ansonsten identisch.«

      Hielt er sie etwa für einfältig? In seinem Tonfall schwang eindeutig Spott mit. So als würde er sich wundern, wie sie überhaupt auf die Frage kommen konnte. Elena beschloss, diese Herausforderung zu ignorieren, und fragte nicht minder herablassend zurück. »Ryan richtet sich mit seinem Hemd farblich nach Fionas Kleid. Hast du ein Hemd oder möchtest du, dass wir für dich auch ein passendes mitbringen?«

      Lässig stützte er sich auf den Lehnen ihres Sessels ab. Das leise Knirschen seiner Designerjeans durchschnitt das gleichförmige Surren der Triebwerke wie ein Störfeuer, als er sich hinunterbeugte, bis er ihr gerade in die Augen sehen konnte. »Kennst du denn meine Größe?«, fragte er süffisant.

      »Wahrscheinlich ist dein Mundwerk um einiges größer, sonst hättest du wohl schon blank gezogen!«, rutsche Elena heraus. Trotzig hielt sie seinem folternden Blick ungeachtet der einsetzenden Panikattacke stand, die ihr das Atmen erheblich erschwerte.

      Zu ihrer Überraschung ließ er den Kopf in den Nacken fallen, stieß geräuschvoll die Luft aus und lachte laut auf. »Ja, es wäre in der Tat nett, wenn ihr mir auch ein Hemd mitbringt. Dann habe ich den Rücken frei, um mit Ryan noch etwas Wichtiges zu erledigen.«

      »Etwas erledigen?«

      »Männersache«, sagte er schlicht, zog sie aus ihrem Sessel hoch und eng an sich. »Hast du mir immer noch nichts anzubieten?« Sein Blick bohrte sich erschreckend tief in Elenas Lustzentrum und schaltete ihren Verstand auf Stillstand. Plötzlich war da nur noch gähnende Leere – die er mit einem leidenschaftlichen Kuss ausfüllte.

      Wegschubsen und zutexten in Richtung »Du überheblicher Blödmann!«, wäre die angemessene Antwort auf seinen Überfall, doch sie schaffte es nicht, sich loszureißen. Außer Atem landete Elena wieder im Sessel und strich sich versonnen über die Lippen, die immer noch von seinem Kuss prickelten. Stumm blickte sie dem großen Mann hinterher. Seine geschmeidige Art sich zu bewegen und die frische Erinnerung an den Kuss jagten einen Anflug von Gänsehaut über ihren Körper.

      »Meine Güte, du bist ja ganz blass«, drang plötzlich Fionas erschrockene Stimme aus weiter Ferne zu ihr durch. »Was ist geschehen? Ihr habt doch eben noch zusammen gelacht …«

      »Was? Wie bitte?«

      »Ist dir schlecht?« Besorgt ergriff die Schwangere die Hand ihrer Freundin und streichelte sie. »Du bist ja eiskalt!«

      »Nein, alles gut.« Elena lächelte verlegen. »Wirklich!«, schickte sie energisch hinterher, als sie dem besorgten Blick begegnete. »Ich habe wohl zu wenig gegessen.« Sie musste unbedingt ein wenig Zeit gewinnen, um sich zu sortieren. Sie sprang auf und nahm Kurs auf die Bordküche. »Sind noch Brötchen da?« Essen war eine gute Ablenkung, die sie gleichzeitig von der leidigen Pflicht befreite, antworten zu müssen.

      »Meine Damen, wir befinden uns im Anflug auf den Flughafen Mailand«, schmeichelte Davids Stimme verführerisch aus den Lautsprechern. »Ich möchte Sie bitten, Ihre Sitze einzunehmen, die Rückenlehnen aufrecht zu stellen und die Gurte anzulegen. Es freut mich, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie frühlingshafte Temperaturen von einundzwanzig Grad bei strahlendem Sonnenschein erwarten. Ich danke Ihnen, dass Sie mit uns geflogen sind, und wünsche Ihnen ein besonders schönes Shopping-Erlebnis.«

      Elena stopfte den letzten Bissen in sich hinein und ließ den Teller in der Schublade für schmutziges Geschirr verschwinden, bevor sie sich wieder gegenüber von Fiona setzte und ihren Gurt straff zog. Erwartungsvoll blickten die Frauen aus dem Fenster.

      ***

      Via Monte Napoleone!, war alles, was Elena von Fionas Gespräch mit dem Taxifahrer verstand. Hatte schon Vorteile im Ausland eine Freundin an der Seite zu haben, die fließend Spanisch, Französisch und die Landessprache Italienisch sprach. »Wie lange fahren wir?«, erkundigte sie sich.

      »In einer guten halben Stunde sind wir im Zentrum«, berichtete Fiona nach einem erneuten Wortwechsel mit dem Fahrer. »Zeit genug …«, sie verstummte und sah ihre Freundin erwartungsvoll an, die sofort reflexartig den Kopf einzog. Eigentlich hatte die Braut ein ganz anderes Thema ansprechen wollen, aber Elenas Reaktion ließ ihr keine Wahl. »Es ist dir unangenehm, über David zu sprechen?«

      »Nein … ja.«

      »Was ist denn los? Ist irgendetwas vorgefallen? Es ist doch nicht nur eure Geheimniskrämerei wegen der Hochzeitstreiche. Langsam mache ich mir Sorgen.«

      »Ich habe dir doch schon im Flugzeug gesagt, dass er nicht wollte.«

      »Es kann doch nicht wahr sein, dass er dich zurückgewiesen hat!«

      »Geht es noch ein bisschen lauter?«, entrüstete sich Elena, die den aufmerksamen Blick des Fahrers im Rückspiegel auffing.

      Auch wenn Fiona bezweifelte, dass der Dritte im Taxi etwas von der Unterhaltung verstand, senkte sie mit Rücksicht auf das durcheinandergewirbelte Gefühlsleben ihrer Sitznachbarin die Stimme. »Wir haben uns doch immer alles erzählt … Ich habe den Eindruck, du verschweigst mir etwas.« Mit unsicherem Blick musterte die Schwangere ihre Freundin. »Ich weiß gar nicht, wie ich mich benehmen soll. Was darf ich fragen und was nicht? Entschuldige, es steht mir nicht zu, so penetrant …«

      »Nein, du musst dich nicht entschuldigen!«, fiel Elena ihr ins Wort. »Denn du hast recht! David bringt mich durcheinander. Zusätzlich bin ich noch mit meinem halben Hirn in London: Morgen bekomme ich Nachricht, ob der Kunde die PR-Kampagne abgenommen hat. Falls nicht, muss ich sofort nach der Hochzeit wieder zurück. Ich stehe einfach ein wenig unter Strom und möchte vor allem Eines: Dass ihr eine unvergesslich schöne Zeit habt!«

      »Du bist wirklich die beste aller Freundinnen … Und ich denke nur an mich!« Stürmisch umarmte Fiona die Freundin.

      »Ja


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