Johann Wolfgang von Goethe: Gesammelte Dramen. Johann Wolfgang von Goethe

Johann Wolfgang von Goethe: Gesammelte Dramen - Johann Wolfgang von Goethe


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wütet, Furien!

      In ewig gleich elendem Schicksal!

      Ich beherrsche euch

      Und bin darum elender als ihr alle.

      PARZEN.

      Du bist unser!

      Wir neigen uns dir!

      Bist unser! unser!

      Hohe Königin!

      PROSERPINA.

      Fern! weg von mir

      Sei eure Treu und eure Herrlichkeit!

      Wie haß ich euch!

      Und dich, wie zehnfach haß ich dich –

      Weh mir! ich fühle schon

      Die verhaßten Umarmungen!

      PARZEN.

      Unser! Unsre Königin!

      PROSERPINA.

      Warum reckst du sie nach mir?

      Recke sie nach dem Avernus!

      Rufe die Qualen aus stygischen Nächten empor!

      Sie steigen deinem Wink entgegen,

      Nicht meine Liebe.

      Wie haß ich dich,

      Abscheu und Gemahl,

      O Pluto! Pluto!

      Gib mir das Schicksal deiner Verdammten!

      Nenn es nicht Liebe! –

      Wirf mich mit diesen Armen

      In die zerstörende Qual!

      PARZEN.

      Unser! unser! hohe Königin!

      Andrason erscheint mit den Worten: Abscheu und Gemahl usw. Mandandane richtet die Apostrophe an ihn und flieht vor ihm mit Entsetzen. Er erstaunt, sieht sich um und folgt ihr voller Verwunderung.

      Fünfter Akt

      Vorsaal.

      Mana. Sora. Lato. Mela.

      SORA. Liebe Schwestern, es koste, was es wolle, wir müssen in des Prinzen Zimmer.

      MANA. Aber die Wache?

      SORA. Die hindert uns nicht; es sind Männer. Wir wollen ihnen schöntun und Wein geben; damit führen wir sie, wie wir wollen.

      LATO. Laß sehn!

      SORA. Ich habe vom süßen Wein genommen und ihn mit Schlaftrunk gemischt. Denn, ihr Kinder, es liegt viel dran.

      MELA. Wieso?

      SORA. Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts. Mir brannt es auf dem Herzen, zu wissen, wie's im Zimmer wohl sein möchte, wenn die schönen Sachen alle spielten. Gegen Mitternacht schlich ich mich hinan und guckte durch einen Ritz in der Tür, den ich von alters her wohl kenne.

      MANA. Was sahst du?

      SORA. Was ihr nicht denkt! Nun glaub ich wohl, daß der Prinz gegen uns so unempfindlich blieb, so verachtend von uns wegging!

      LATO. Ach! er ist ein schöner Geist von der neuen Sorte, die sind alle grob.

      SORA. Das nicht allein. Er führt seine Geliebte mit sich herum.

      MANA. Nicht möglich!

      LATO. Ei wie?

      SORA. Wenn ich euch nichts aufspürte! In dem verfluchten Kasten, in der geheimnisvollen Laube sitzt sie. Mich wundert nur, wie sie sich mag so herumschleppen lassen, so stille sitzen!

      MANA. Drum wurde das Ding von Mauleseln getragen!

      MELA. Wie sieht sie aus?

      SORA. Ich habe nur einen Zipfel vom Kleide sehen können und daß der Prinz ihre Hand nahm und küßte. Gar nichts weiter. Hernach entstand ein Geräusche; da ruscht ich fort.

      LATO. O laßt uns sehen!

      MANA. Wenn sich's nur schickte!

      SORA. Es ist ja Nacht, kein Mensch wird es erfahren. Ich habe schon den Hauptschlüssel. Nun spielt mit der Wache hübsch die Mädchen.

      Musik.

      Die Frauenzimmer spielen unter sich kleine Spiele. Die von der Wache kommen einzeln herein und sehen zu; sie rufen einander herbei, endlich mischen sie sich in die Spiele. Die Fräulein tun erst fremd, dann freundlich, endlich bringen sie Wein und

      Früchte; die Jünglinge lassen sich's wohl schmecken, Tanz und Scherz geht fort, bis die Wache anfängt, schläfrig zu werden; sie taumeln hin und her, zuletzt in die Kulissen, und die Mädchen behalten das Feld.

      SORA. Nun frisch ohne Zeitverlust ins Zimmer! Laßt uns die Verwegene aus ihrer Dunkelheit reißen, ihre Schande zu unserm Triumph offenbaren!

      Alle ab.

      Der hintere Vorhang geht auf, das Theater verändert sich in die Waldszene. Nacht ohne Mondschein. Um die Laube ist alles düster und stille. Die vier Fräulein kommen mit Fackeln: Pantomime und Tanz, worin sie Neugierde und Verdruß ausdrücken. Sie öffnen die Laube, leuchten starrend hinein und fahren zurück.

      SORA. Was ist das? Mandandane!

      LATO. Ein Gespenst oder Andrasons Gemahlin!

      MELA. Eine Maske. Was steckt darunter?

      Sie nähern sich wieder allmählich.

      MANA. Wir wollen sie anrufen.

      LATO. Heda, junge Dame!

      SORA. Sie rührt sich nicht.

      MELA. Ich dächte, wir blieben aus dem Spiele; ich fürchte, es steckt Zauberei dahinter.

      SORA. Ich muß es doch näher besehn.

      MANA. Nimm dich in acht! wenn's auffährt –

      LATO. Sie wird dich nicht beißen.

      MELA. Ich gehe meiner Wege.

      SORA die es anrührt und zurückfährt. Ha!

      MANA. Was gibt's?

      MELA. Es ist wahrlich lebendig! Sollt es denn Mandandane selbst sein? Es ist nicht möglich!

      LATO indem sie sich immer weiter entfernt. Wir müssen's doch heraus haben.

      MELA. So redet es doch an!

      SORA die sich furchtsam nähert. Wer du auch seist, seltsame, unbekannte Gestalt, rede! rühre dich! und gib uns Rechenschaft von deinem abenteuerlichen Hiersein!

      MANA. Es will sich nicht rühren.

      LATO. Geh eins hin und nehm ihr die Maske ab!

      SORA. Ich will einen Anlauf nehmen! Kommt alle mit!

      Sie halten sich aneinander, und es zerrt eine die andre nach sich bis zur Laube.

      MANA. Wir wollen am Sessel ziehen, ob's leicht oder schwer ist.

      Sie ziehen am Sessel und bringen ihn mit leichter Mühe bis ganz hervor ans Theater; sie gehen drum herum, machen allerlei Versuche, die Maske fällt

      herunter, und sie tun einen allgemeinen Schrei.

      MANA. Eine Puppe!

      SORA. Eine ausgestopfte Nebenbuhlerin!

      LATO. O ein schönes Gehirn!

      SORA. Wenn sie ebenso ein Herz hat?

      MANA. Die soll uns nicht umsonst vexiert haben! Auskleiden soll man sie und in den Garten stellen, die Vögel damit zu scheuchen.

      LATO. So was ist mir in meinem Leben nicht vorgekommen.

      MELA. Es ist doch ein schönes Kleid.

      MANA. Man sollte schwören, es gehöre


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