Verwehte Spuren. Franz Treller

Verwehte Spuren - Franz Treller


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den Hund, John, und du sollst ein Faß Rum haben.«

      Schon ritt der Indianer in den Wald zurück.

      »Vorwärts, Männer, hinter den Dieben her.«

      »Ich will die Jagd mitmachen, Heinrich, auf deinem Pferde, bleibe du hier, wir holen dich wieder ab, lange kann es nicht dauern,« sagte der erregte Graf.

      »Ich würde zurückbleiben, Herr.«

      »Nein, mein Blut ist warm, ich will reiten, besser als hier im Walde sitzen und meine Quetschungen fühlen.«

      Von den Verfolgten war bei der Bodengestaltung, man bezeichnet sie im Lande als rollende Prairie, im Augenblick nichts zu erblicken, sie ritten deshalb die höchste Erdanschwellung, die sich ihren Augen darbot, hinan, um Umschau zu halten. Der Graf schloß sich ihnen an, während Heinrich besorgt am Waldessaum zurückblieb.

      Auch von oben war nichts zu erspähen, die Gejagten hielten sich wohlweislich in den leichten Einsenkungen des Bodens.

      »Vorwärts, Männer, Huppih!« rief Jones, der jetzt die Führung übernahm, »vom nächsten hohen Punkte aus müssen wir sie sehen,« und fort galoppierten sie, so rasch die Pferde laufen konnten.

      Ein scharfer Nordwind hatte sich erhoben, der sie, ihnen ins Gesicht blasend, eisig anwehte. Aber vorwärts, vorwärts, die wildeste Jagdlust war erwacht.

      Wiederum leiteten sie ihre Pferde nach Zurücklegung einer großen Strecke eine Bodenanschwellung hinan, und »Huppih! dort sind sie, die Hunde!«

      In der Ebene, die sich vor ihnen ausbreitete, sahen sie jetzt deutlich die drei Flüchtlinge, welche sich nach verschiedenen Richtungen hin bewegten.

      »Sie haben sich getrennt, aber das soll ihnen nichts helfen. Ich nehme den links, Grover, du den in der Mitte und Morton den andern.«

      »Nein, laß uns zusammenbleiben, Jones « aber schon sprengte jener dem Gegner, den er sich erwählt hatte, nach. Die Flüchtenden waren kaum eine Meile weit vor ihnen und konnten bald erreicht sein, und dann mußten die Büchsen sprechen.

      Während sie so vorwärts ritten, erschien zu ihrer Linken Morris auf des Grafen Pferd am Horizont, und nach kurzer Frist hinter ihm der Indianer, dessen gellender Schlachtruf bis zu ihnen herüberdrang. Aber das Pferd des Grafen, welches der Mörder ritt, war augenscheinlich kräftiger, als das des Indianers.

      Der Nord brauste immer stärker.

      Plötzlich verschwanden die drei, welchen Jones, Grover und der Graf nacheilten, vom Erdboden, nur Morris war von den Verfolgten noch sichtbar, hinter ihm der Indianer.

      Grover hielt mit seinen Begleitern und rief mit Stentorstimme Jones zu, gleichfalls zu halten.

      »Dort, quer vor uns, muß eine sich lang ausdehnende Senkung sein, und wir laufen ins Feuer der Schurken, wenn wir uns unvorsichtig nahen. Jones! Jones! Halt! Da seht, der Indianer gibt die Verfolgung auf, er hält, er wendet sogar; was ist das, er winkt uns zu, zurückzureiten? Bei Jove, er jagt zurück! Was ist das?«

      Eine leichte, kaum bemerkbare Dunstwolke zeigte sich an dem Rande, hinter welchem die drei Räuber verschwunden waren.

      »Allmächtiger Gott! zurück! zurück! Der Wind weht scharf gegen uns, und die Schurken haben das dürre Gras angezündet. Zurück, Herr Graf, jetzt geht's ums Leben!«

      Staunend sah Graf Edgar die furchtbare Aufregung des starken Mannes, folgte ihm aber, gleich dem andern Farmer, indem er sein Pferd wandte und es zur wahnsinnigen Eile anspornte.

      Jones hatte gleichfalls den Rückweg angetreten.

      Graf Edgar schien die Gefahr keineswegs so dringend zu sein, er wandte trotz des schnellen Rittes sogar den Kopf, und bemerkte freilich, daß die Rauchwolke sich verstärkt hatte.

      Etwas vor ihm ritt schwerkeuchend Grover, unaufhörlich sein Pferd antreibend, drüben tat Jones augenscheinlich ein Gleiches.

      Nur Pferde von dieser ungewöhnlich dauerhaften Rasse vermochten solche Anstrengungen zu ertragen.

      Fort ging's in wilder Flucht.

      Der Wind sauste hinter ihnen her, gleich als ob er ihre Eile beschleunigen, oder mit den Pferden um die Wette rennen wollte.

      Ein unangenehmer brenzlicher Geruch machte sich nach einiger Zeit bemerkbar, den der Sturm auf seinen Flügeln ihnen nachführt.

      »Vorwärts! Vorwärts!« keuchte Grover,

      Dennoch konnte es der Graf nicht unterlassen, einen Moment zu halten, und sich umzusehen.

      Fast der ganze nördliche Horizont war bereits in Dunst gehüllt, und dichte Dampfwolken stiegen aus der Prairie auf, welche der Wind nach Süden fegte.

      Wild flohen scheue Tiere an ihm vorbei, wie sie in der Prairie heimisch waren, und heiserer Vogelschrei klang aus der Luft herab.

      Er wandte sein Roß und war bald wieder in der Nähe Grovers.

      »Vorwärts! Vorwärts!«

      Was war das? Jones, der rechts von ihnen ritt, war nicht mehr zu sehen, auch der Wald vor ihnen ward undeutlicher, immer undeutlicher.

      »Vorwärts! Vorwärts!«

      Der Rauch des Prairiefeuers, auf Sturmesflügeln einhergetragen, begann sie einzuhüllen. Er ward mit dem weiteren Umsichgreifen des Feuers stärker und stärker.

      Weh, wenn er sie dichter umfing.

      Weh, wenn das Feuer sie erreichte.

      Undeutlich sah der Graf nur noch Grovers Gestalt vor sich, auch die Atmungswerkzeuge wurden durch den Dampf belästigt.

      »Vorwärts, um Christi willen!«

      Aber die Pferde brauchen nicht mehr angetrieben zu werden, sie erkennen die Gefahr, welche hinter ihnen einherstürmt, und Todesangst beflügelt ihren Lauf wie den der wilden Tiere, welche schattenhaft an ihnen vorüberhuschen.

      Zwei, drei Minuten reiten sie in dichtem Dampfe.

      Dem Grafen will es scheinen, er höre schon das Knistern der Flamme hinter sich.

      Ist der letzte Augenblick gekommen?

      »Herr Graf! Hallo! Hallo! hier!« klingt schwach Heinrichs Stimme an sein Ohr, der treue Jäger hat die Gefahr längst erkannt und gibt nach Jägersitte Anruf, damit die andern wissen, wo er stehe.

      Bittere Angst um seinen Herrn verstärkte den Ruf.

      »Heinrich!« schrie der Graf, so laut er konnte, »Heinrich!«

      »Hallo! Hallo! hier! hier!«

      Da taucht im Dampf vor ihnen des Indianers dunkles Antlitz auf, welcher trotz der drohenden Gefahr ihnen entgegengelitten war.

      Er ergriff des Grafen Pferd am Zügel, riß es nach rechts herum und rief Grover zu, ein Gleiches zu tun.

      Einer Bodenerhebung ausweichend, waren die Tiere in eine Richtung schräg nach dem Wald hin geraten, was den Weg verlängerte und ihnen die Gefahr näher brachte.

      »Hallo! Hallo!« ließ immerfort sich Heinrichs Stimme und immer deutlicher vernehmen.

      Dieser Ruf und des Indianers tolle Verwegenheit, in den Dampf hineinzureiten, hatte ihnen Rettung gebracht. Endlich erscheinen schattenhafte Bäume deutlicher deutlicher werden sie da steht Heinrich er stürzt auf den Grafen zu, faßt das Pferd am Zügel und zieht es in den Wald hinein. Schon wenige Schritte in dem dichten Laubholz ist die Luft reiner, der Dampf weniger dicht. Bald können sie frei atmen, und langsam unter des Indianers Führung, der voranreitet, erreichen sie die Savanne jenseits des Waldes. Dampfwolken fliegen noch immer hoch über sie hin, aber hier unten hemmt das dichte Holz das Vordringen des Rauches.

      Sie warfen sich von den zitternden Pferden auf das Gras, Grover, der Graf, auch der Farmer Morton, der sich an ihrer Seite gehalten hatte, sie sind so erschöpft, daß kein Wort über ihre Lippen dringt. Der Indianer hält noch hoch zu Roß neben ihnen.

      Besorgt


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