3 Makabre KURZGESCHICHTEN. Daniela Christine Geissler

3 Makabre KURZGESCHICHTEN - Daniela Christine Geissler


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getan zu haben und schlenderte davon.

      „Dein Freund mag mich nicht.“ Denise stand knapp bei ihm. Er genoss es, ihren Atem, der nach Pfefferminz roch, einzuatmen.

      „Er ist nicht mein Freund, er sitzt nur neben mir.“

      Daraufhin lächelte er „Gut, aber dann wäre er gerne dein Freund.“ Sie standen immer noch knapp nebeneinander. Sie roch seinen Pfeifentabak.

      „Sie rauchen?“

      „Nur ab und zu eine Pfeife, kurz vor dem Einschlafen.“

      Denise erhob sich und betrachtete ihn lange. Es stimmte, dass das Alter einen Mann interessanter machen kann, während Frauen lediglich hässlicher wurden. Das fand sie ungerecht. Sie fragte sich, warum sie seine Nähe momentan nicht ertragen konnte, obwohl er doch so freundlich zu ihr war. Sie war uneins mit sich und der ganzen sonderbaren Situation. Dieser Lehrer interessierte sich für sie. Mit anderen Schülern sprach er nie so oft, wie mit ihr. Eigentlich müsste sie darüber geschmeichelt sein, aber sein Verhalten ihr gegenüber machte sie unsicher. Traurig darüber, dass sie ihm nicht das geben konnte, was er anscheinend brauchte - nämlich ihre Zuneigung, was er sich auch immer darunter vorstellte. Sie begann ihn zu bemitleiden und plötzlich wurde ihr Innerstes weich, fast mütterlich ihm gegenüber. Es war ihr nicht klar, dass Mitleid auch zu Liebe werden konnte. Sie blickte zu ihm zurück, wie er versuchte den Schülern ein ordentliches Mahl zuzubereiten und ärgerte sich über die Abwesenheit der Lehrerin. Sie ging zu ihm zurück, nahm ihm sanft das Messer aus der Hand und sagte „Das mache ich schon!“ Folgsam trat er zurück. Noch immer spürte er ihre Hand auf der seinen. Wieder sah er ihr Gesicht, hörte von weit her ihre Stimme........

      „Magst du Apfelkuchen? Habe ich extra für dich gebacken!“ Er lief auf sie zu, hob Claire hoch und trug sie zum Bach. „Ich liebe alles an dir!“, schrie er aus vollem Hals und sank vor Glück mir ihr ins Laub. Genussvoll verzehrte er den Kuchen. Ihre Lippen schmeckten nach Apfel und Zimt. Seine Verliebtheit rührte sie. Seine Gedanken sind so unschuldig, so rein und klar wie dieses Wasser, dachte Claire und streichelte seine Wange. Er genoss diese Geste...........

      Wehmütig dachte er an ihre Berührung. Denise hatte fast dieselben weichen Hände wie Claire und wieder schienen beide Personen eins zu werden.

      Du weißt nicht, was mir deine Gegenwart bedeutet, murmelte er leise vor sich hin. Denise starrte ihn an und fragte „Wie bitte?“ Er stammelte „Was ist los?“ „Sie haben mir eben gesagt, dass Ihnen meine Gegenwart etwas bedeutet.“, erwiderte sie leise. Jeremys Wangen brannten „Das ist nicht meine Absicht gewesen, entschuldige.“ Er wankte, musste sich ins Gras setzen. Denise ging zu ihm, setzte sich zu ihm „Sie haben laut gedacht, stimmt`s?“ Jeremy nahm seinen Kopf zwischen seine Hände und wimmerte „Entschuldige, das habe ich nur so daher gesagt.“ Sie suchte ihn zu beruhigen „Manches Mal sagen wir Dinge laut, die wir uns denken, ich verstehe das schon.......das hat irgendwie mit Freud`s Thesen zu tun.“ Jeremy hob den Kopf und meinte ernst „Ich weiß wirklich nicht, was mir da eingefallen ist, so etwas zu sagen.“ Ihre blauen Augen durchdrangen ihn „Eigentlich sagt man so etwas ja auch nur zu Leuten, die einem sympathisch sind, also muss es Ihnen nicht leid tun.“, beharrte sie. Er blickte zu ihr hoch, suchte mit seinen Augen die anderen Schüler und fand sie weit entfernt von ihnen. Wenige bemerkten den gedeckten Tisch. Nur ab und zu nahm sich ein Schüler ein Brötchen. Da keiner in der Nähe war und alle mit sich beschäftigt waren, wagte er den Schritt und nahm ihre Hand, führte sie zu seinen Lippen und küsste diese sanft. „Dieser Kuss gilt jetzt nur dir.“ Sie zog rasch ihre Hand zurück und lief zu den anderen. Entweder sie verachtet mich, oder sie beginnt mich anzunehmen, dachte Jeremy. Wieder vereinte er beide Frauen in seinem Geist.

      Er begann sich an jenem Moment zu erinnern, als er Claire zum ersten Mal begegnete. Sie befanden sich im Schulbus. Er müsste nicht mit dem Bus fahren, aber da sie, sein Schwarm, einen weiteren Schulweg hatte, fuhr er jeden Tag diese zwei Stationen, bis ihn Claire daraufhin ansprach. Schon lange hatte sie die Blicke des Jungen bemerkt. „Also gerne läufst du nicht! Scheinst ja ein faules Kerlchen zu sein.“ Seine braunen Augen wurden tief und dunkel. Er wusste bis heute nicht, wie er es gewagt hatte, so etwas zu sagen, aber er setzte nun alles auf eine Karte „Um deine Schönheit sehen zu können, diesen kurzen Augenblick, der mir die weiteren Stunden des Tages versüßt, würde ich noch viel mehr tun.“ Das hatte er so laut und mit solcher Innbrunst von sich gegeben, dass der ganze Bus, einschließlich Fahrer laut lachte. Noch bevor sie antworten konnte, hüpfte er aus dem Bus und schämte sich so sehr, dass er es am nächsten Tag vermied, mit dem Bus zu fahren.

      So war es auch heute. Auch nun setzte er alles auf eine Karte, nur lief dieses Mal nicht er weg, sondern sie.

      7. Kapitel

      Wieder in der 5b. Kein Laut war zu hören, als er die Klasse betrat. Seine Gedanken überschlugen sich. Ob sie ihn verraten hatte? Er vermied es, sie anzusehen, schon gar nicht sie daraufhin anzusprechen und versuchte den Unterricht objektiv zu halten. Während seines Vortrages blickte er kein einziges Mal zu Denise und irgendwie schien es sie zu bedrücken. Er gab ihr das Gefühl, dass sie etwas falsch gemacht hätte.

      Es war drei Uhr und die meisten Schüler verließen ihre Klassen. Denise war auf dem Weg in das Lehrerzimmer, denn sie wusste, dass Mr. Dealy stets bis vier Uhr dort blieb. Zaghaft klopfte sie an die angelehnte Tür. Zu ihrer Erleichterung befand sich nur er darin. Jeremy wandte den Kopf zur Tür. Staunend erhob er sich, stand vor ihr, als ob er eine Standpauke zu erwarten hätte. Sie zitterte, konnte kaum sprechen und meinte schließlich „Ich kenne mich nicht mehr aus.......! Was ist eigentlich los mit uns?“ Langsam schritt er zu ihr, schloss die Tür hinter ihnen und nahm sie bei der Hand, führte sie zum Sofa. Sie saßen nur nebeneinander und sahen sich an. Gedehnt sprach er „Wenn ich dich jetzt bitte, mich am Wochenende zu besuchen, hast du dann Angst vor mir, oder hältst du mich für einen Wüstling, der Kinder verführt?“ Ihre Stimme war kehlig „Es wäre wohl nicht recht von mir, wenn ich annehmen würde? Oder?“Ihr fragender Blick machte ihn so glücklich, dass er es kaum verbergen konnte.

      Nervös rannte er von einer Ecke zur anderen und fragte sich, was ein Teenager gerne trinken würde. Er hatte mehrere Süßigkeiten eingekauft, Kuchen, sowie Brot, Käse und Wurst. Alles, was ihr Herz begehren könnte, hatte er also.

      Kurz vor drei Uhr läutete es endlich. Er bat Denise herein und es schien wieder, als ob er ihr die Tür öffnen würde.

      ......Tag, Claire, brachte seine Knabenstimme stockend heraus. Sie waren gleich groß. Er konnte ihr also schon in die Augen sehen. Sicher betrat sie den Raum. Er hoffte, dass seine Mutter lange bei Tante Susanne bleiben würde. „Ich möchte dein Zimmer sehen....hier unten sieht es echt altmodisch aus!“ Sie gingen die Treppen hinauf....... alles was danach kam, dreht sich heute noch wie ein Kreisel in seinem Kopf. Ihre Lippen, ihre Berührungen,.....als sie ging, war er fix und fertig, überrannt von seinen ersten Liebesgefühlen.

      Und jetzt ist sie wieder da, steht vor ihm, nur war dieses Mal alles umgekehrt. Sie war nun schüchtern, sie war ein Kind und er war erwachsen. Linkisch bat er sie herein. Wieder setzten sie sich auf ein Sofa, dieses Mal aber in seiner Wohnung. Einige Schulhefte lagen herum. „Ach, die habe ich ganz vergessen wegzuräumen! Ich habe mich nur auf die Küche konzentriert.... willst du etwas essen?“ Sie sah ihn an und meinte schließlich leise „Sind Sie mir sehr böse, wenn ich Sie um einen Kuss bitte...ich weiß, ich darf das nicht, aber ich habe noch nie jemanden geküsst und ich möchte, dass Sie der erste Mann sind, der mich küsst, deshalb bitte ich Sie darum, auch wenn es verboten ist.“

      Er versuchte sich zu fassen und antwortete sanft „Du hast recht, das darf ich nicht und deshalb werde ich es auch nicht tun. Es geht nicht darum, was ich gerne tun würde, sondern was angemessen ist.....verzeih mir, ich darf es nicht.....auch wenn ich es gerne würde.“ Er sah dabei so traurig aus, dass sie meinte „Wenn aber ich Sie küssen würde, dann wäre das ja nur halb so schlimm. Finden Sie nicht?“ Er lächelte und wartete. Sie traute sich nicht.

      „Ein bisschen Schokolade?“, unterbrach seine Stimme die Stille. Unkoordiniert


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