Love's Direction. Isabella Kniest

Love's Direction - Isabella Kniest


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Tode treten.

      Überlegt, getan.

      Und just folgten neue Angriffe, die ihn unweigerlich zwangen, nach hinten zu weichen.

      »Offensichtlich hast du ein ziemliches Aggressionsproblem«, stellte er nüchtern fest. »Du Giftspritze!«

      Ein linker Haken traf ihn an der Schläfe.

      Er wäre beinahe niedergegangen.

      …

      Diese verfickte Drecksnutte!

      »Jetzt reicht’s!« Er ergriff ihre Unterarme und drängte sie zum Tisch zurück.

      »Lassen Sie mich los!« Verzweifelt versuchte sie, ihre Hände aus seinem Griff zu drehen. Sie wirkte verängstigt wie verärgert dabei – verärgert über ihre Unfähigkeit, die Oberhand zu behalten, verängstigt über das, was ihr bevorstand.

      Keine Sorge, Kleines, dachte er. Es wird bloß eine minimale Abreibung. Ich bin nämlich kein asozialer Frauenschläger.

      Aber was sein musste, musste sein!

      …

      Unvermittelt, und unfähig etwas dagegen unternehmen zu können, erschienen Bilder vor seinem geistigen Auge.

      Erotische Bilder, sinnliche Bilder, gänzlich irrationale Bilder …

      …

      Die rothaarige Emanze splitterfasernackt gegen den Türstock seines Schlafzimmers gedrückt … sie dazu genötigt, die Beine weit zu spreizen … und sie letztendlich genommen … sie zur Besinnung gevögelt … und die drakonische Bestrafung? Kein Höhepunkt für sie!

      …

      Tracey wurde es heiß und kalt.

      Woher kam nun dieser behämmerte Gedankengang schon wieder her?

      Er verstärkte seinen Griff, überhörte bissige Meldungen der Rothaarigen, warf sie nicht eben zärtlich rücklings auf das Tischblatt, fixierte ihre fragilen Arme rechts und links neben ihrem Kopf und beugte sich über sie.

      Ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe.

      Er blickte ihr in die Augen – in dieses hypnotisierende Blau … versank in ihnen, verlor sich in ihnen.

      »Was willst du nun tun, Mädel? Mich erneut schlagen?«

      Diese eigenwillige Emotion der Einigkeit schlang sich um sein Innerstes, verknüpfte seine Seele mit ihrer, gab ihm ein verrücktes Gefühl der Schwerelosigkeit.

      …

      Sie küssen, sie spüren, sie fest an sich drücken, in sie gleiten …

      …

      Was gedachte er eben noch zu tun?

      Er wusste es nicht mehr.

      Er wusste gar nichts mehr.

      Alleine sie und er vereinigt in seinem Bett – dies war es, was er sah, was er wollte, was er verlangte …

      Am Rande seines Sichtfelds registrierte er eine Bewegung … und ein Tritt in seinen Magen katapultierte ihn rücklings auf den Boden.

      …

      Woher nahm eine solche zierliche Frau derartige Kräfte?

      …

      »Drecksack!«, fauchte Kampfemanze und beugte sich über ihn – die rechte Hand zur Faust geballt.

      Die will mich tatsächlich fertigmachen …

      Sein halb vernebeltes Gehirn eben diesen Gedanken hervorgebracht, verflüchtigte sich dieser, alsbald Tracey verwundert, ja nahezu gelähmt beobachtete, wie des Beißzanges Faust geradewegs auf ihn zuflog.

      »Scheiße!«, brüllte eine ihm wohlvertraute Stimme. »Ihr Verrückten! Was macht ihr denn?!«

      Steffi war zurückgekehrt.

      Und sein Verstand schaltete einen Gang höher, löschte sämtliche Einigkeit und entflammte seinen altbekannten Frust.

      Die Rothaarige stierte Tracey weiterhin tief in die Augen – die rechte Gerade auf halbem Wege innehaltend.

      Formten sich da etwa Tränen in den ihren?

      Nein, das bildete er sich ein.

      Oder waren es hormonell bedingte Trotztränen? Bei elendigen Drecksweibern wie einer solchen wusste man schließlich nie, weshalb diese urplötzlich zu heulen anfingen.

      Ja, wahrscheinlich hatte sie ihre Tage. Ansonsten reagierte ein Mensch doch nicht dermaßen über. Da musste eine Frauengeschichte dahinterstecken!

      Steffi erschien und packte die verschissene Kratzbürste bei den Armen.

      »Lass ihn in Ruhe! Bist du denn des Wahnsinns?!« Sie zog sie zurück, runter von ihm.

      Gott sei Dank!

      Die anfängliche Erleichterung schlug jedoch schnell in Scham, Kränkung und reine Erniedrigung um.

      Wie schlimm vermochte es eigentlich noch zu werden?! Erst wurde er von dieser Drecksnutte angezeigt und nun brachte sie es überdies zustande, ihn zu Boden zu werfen!

      Sein Leben war ein einziges Fiasko.

      Flott erhob er sich.

      Steffi besah erst sie und anschließend ihn bösartig. »Ich will sofort wissen, was hier abgeht!«

      »Sie ist grundlos auf mich losgegangen!«, erklärte er leicht außer Atem.

      »Er war es, der mich von der Straße drängte!«, konterte Pussywagon-Fahrerin verzwickt wie ein Heftklammerentferner. »Und dann wollte er mich zusammenschlagen!«

      »Und jetzt werde ich dich anzeigen!«, keifte er zurück und deutete aggressiv in ihre Richtung. »Diese Aktion reiht sich nämlich ebenso in die Abteilung ›Körperverletzung‹ ein! Du Scheißweib!«

      »Ruhe!«, brüllte seine beste Freundin und packte die Rothaarige und ihn am Oberarm. »Wir gehen in einen anderen Raum. Dort können wir über alles in Ruhe reden.«

      Was wollte sie?!

      Das konnte nicht mehr wahr sein!

      »Dieser elenden Dreckstusse habe ich nichts zu sagen!«

      Steffi funkelte ihn an. »Das werden wir erst sehen.«

      »Ich habe diesem verfluchten Drecksarsch genauso wenig zu sagen!«, kam es fauchend und tobend von der rothaarigen Rohrzange.

      »Haltet beide den Mund!« Schnellen Schrittes führte Steffi sie aus dem Speisesaal in einen nebenan liegenden gediegenen Raum, der anscheinend für spezielle Anlässe benutzt wurde, war dieser doch beträchtlich prunkvoller eingerichtet: Wände und Decken verkleidet mit aufwendigem Holzstuck, ein auf Hochglanz polierter Boden sowie ein Luster, von dem man fürchtete, er würde aufgrund seiner imposanten Ausmaße jeden Moment von der Decke fallen.

      »Nun könnt ihr euch unterhalten.« Diese Äußerung oberlehrerhaft von sich gegeben, stieß Steffi die Zicke und ihn in die Mitte des Zimmers und knallte die Tür lautstark zu. Im Anschluss daran war ein metallisches Klicken zu vernehmen.

      Er drehte sich um.

      …

      Keine Steffi. Lediglich eine geschlossene dunkelbraune Holztür.

      Er ahnte Menschenunwürdiges.

      »Das ist nicht dein Ernst!« Er trat zur Türschnalle und drückte diese herunter …

      Wie befürchtet ging sie nicht auf.

      Verfluchte Scheiße!

      »Du sperrst mich hier ein?!«, polterte er. »Das ist Freiheitsberaubung!«

      »Sprecht euch in aller Ruhe aus«, kam es dumpf kichernd von der anderen Seite.

      Tracey wusste nicht, gegen wen er mehr Groll hegen sollte: die Massivwand durchbeißende rothaarige


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