Wenn die Seelen Trauer tragen. Rose Hardt

Wenn die Seelen Trauer tragen - Rose Hardt


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er mehrmals den Kopf. „So waren die Worte meines Vaters. Ja, harte Worte die mich nicht nur innerlich schmerzhaft trafen, sondern gleichzeitig auch einen Keil zwischen meine Eltern und mir trieben.“ – Der letzte Satz kam bebend über seine Lippen.

      Im gleichen Augenblick schwang er sich galant auf die Kai-Mauer, er breitete seine Armen aus und balancierte wie ein Seiltänzer über die unebene Oberfläche. Gefährlich nah tänzelte er am Abgrund vorbei, so nahe, als würde er das Unglück geradezu herausfordern wollen, und immer wenn er ins Wanken geriet, und Nora aus Angst um ihn aufschreien wollte, hielt sie schnell die Hand vor ihren Mund, um ihn nicht zu erschrecken. Erst durch den grellen Schrei eines Seevogels, sowie eine emporsteigende Möwenschar, die dicht über seinen Kopf hinwegflog, wurde seine riskante Vorführung gestoppt.

      Während er gedankenverloren der Vogelschar nachsah, erzählte er weiter: „Im Internat war dann dieser Arzt der mir Verständnis, Geborgenheit und Liebe entgegenbrachte, eine Liebe die ich aber nicht von ihm wollte, nein, gewiss nicht! Aber er war da – irgendein Gefühl war überhaupt da.“ Mit starren Augen sah er Nora fragend an. Dann strich er mit beiden Händen fest über seinen Kopf, korrigierte dabei seine Haarfrisur und sagte: „Ja, meine ach so lieben Eltern hatten mich – noch bevor ich Schande über die Familie bringen konnte – ins Internat abgeschoben, und mich dort meinem Schicksal überlassen.“ Abrupt sprang er von der Kai-Mauer, er hüpfte Nora auf einem Bein entgegen und setzte sich dann ihr gegenüber.

      Während der ganzen Zeit hatte sie ihn beobachtet. Sie konnte sein Verhalten nicht einschätzen, er wirkte verrückt und normal gleichzeitig. Vielleicht hatte er einfach nur zu viel erlebt, sein Bewusstsein keine Zeit gehabt alles zu verarbeiten und jetzt, nach dem Tod seiner großen Liebe brach alles unstrukturiert aus ihm heraus. Aber warum erzählte er ausgerechnet ihr, einer Fremden, diese Geschichte? Warum hatte er gerade sie ausgesucht, um sein Herz auszuschütten? Ja, mit Sicherheit hatte es damit zu tun, dass sie Autorin war, sicherlich hatte Clemens ihm von ihrer Tätigkeit berichtet. Viele fremde Menschen erzählten ihr aufgrund dessen, ihre persönlichen Lebensgeschichten. In Gedanken versunken sah sie zum Meer, dabei stellte sie fest, dass das Meer zurückging. Bald … ja, bald wirst du aus dieser misslichen Lage befreit sein, dachte sie erleichtert.

      Am späten Nachmittag kam dann endlich der ersehnte Shuttletransfer. Sie stiegen ein und saßen wie Fremde schweigend nebeneinander, doch ganz tief in ihr fühlte Nora eine Verbundenheit mit Jacob – ein seltsames Gefühl, das sich noch nicht ganz einordnen ließ – erwuchs in ihr.

      Später, beim Verlassen des Shuttletransfers, drehte Jacob sich nochmals zu ihr um, in seinen Augen lag ein eigenartiger Glanz, sein Blick traf den ihren, schrankenlos tauchte er in ihre Seele ein, seine schön geformten Lippen bewegten sich kaum, er nuschelte etwas, was sie nicht verstehen konnte.

      Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah sie ihn fragend an.

      Dann wiederholte er seine Worte: „Wir Frühlingskinder tragen die gleichen verletzten Seelen in uns!“

      Erschrocken und sogleich überrascht von seinen Worten ging sie sofort einen Schritt zurück, um Distanz zu dem Gesagten zu schaffen. Seltsam, in seinem Gesichtsausdruck erkannte sie eine winzige Spur von dem, was in ihr selber vorging. Ein unterschwellig schmerzendes Gefühl, das sie nicht zuordnen konnte, zog von ihm zu ihr. Geschickt schlug er mit seinen schlanken Händen den Kragen seines Mantels hoch, machte eine Kehrtwende und verschwand unter einer Gruppe von Touristen. Kurz sah sie noch das Tuch seines schwarzen Mantels, bevor er sich in der Menschentraube dann verlor.

      Hilflos stand Nora da. Sie fühlte sich wie ein Taschentuch in das man den ganzen Seelenkummer der Welt hineingeschnäuzt hatte und danach achtlos zurückließ – ja, so war ihr Empfinden.

      Seine Geschichte zerrte ihre depressive Stimmung – die sie seit ihrer Ankunft auf Jersey – geschickt zu unterdrücken versuchte, in kürzester Zeit an die Oberfläche. Das Schicksal hatte sie auf einen Weg geschickt, der mit menschlicher Abtrünnigkeit gepflastert war und auf dem ein Todesengel patrouillierte.

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