Mulaule. Rita Renate Schönig

Mulaule - Rita Renate Schönig


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      Felix Heller

       Rechtsmedizin:

      Dr. Martin Lindner, genannt Doc

      Viktor Laskovic, KTU,

       Seligenstädter Polizeistation

      Josef Maier, Polizeihauptkommissar und

      Dienststellenleiter

      Hans Lehmann, Polizeioberkommissar

      Berthold Bachmann, Polizeikommissar

       Privates Ermittlerteam:

      Helene Wagner, ehemalige Vermieterin und

      mütterliche Freundin von Nicole Wegener

      Herbert Walter, Lebensgefährte von Helene

      Josef (Sepp) Richter, Nachbar

      Georg (Schorsch) Lenz, Nachbar

      Gundel (Gundel) Krämer, Nachbarin

      Ferdinand und Bettina Roth, gute Freunde

       Seligenstädter Ausdrücke zur Weiterbildung:

      Dreggwiwwel - kleiner Dreckfink

      Fuchtel - unter strenger Zucht stehen

      Griffel - Finger

      keifern - unentwegt plappern

      Lumpeseckel - hinterhältige Person

      Owermaschores - Obermacher, Ansager

      schinant - schamhaft, verschämt

      Rotzleffel - Gassenjunge mit laufender Nase

      Schellekloppe - an der Haustür klingeln (Spaß)

      Schluri - Schuft

      Trumm - mächtig großer Gegenstand

      Zergus - Ärger

       Erklärungen - kurz und knapp:

      Der Unterschied zwischen DNA und DNS:

      DNA – Deoxyribonucleic acid ist der

      Englische Begriff für Erbinformationen

      DNS – Desoxyribonukleinsäure ist der

      deutsche Begriff.

      DNS hört man nur äußerst selten – meist in deutschen Krimis,

      die professionell produziert wurden.

      17. Oktober 2017 / Dienstag 23:55 Uhr

      Langsam und fast lautlos steuerte er den hellen Citroën durch die menschenleere Hospitalstraße bis zum Anwohnerparkplatz, unweit der Mulaule.

      Der etwa 1463 erbaute Wehrturm gehörte einst zur Stadtbefestigung und wurde im Mittelalter als Pulverturm, eine Zeit lang aber auch als Gefängnis für Gauner und Betrüger genutzt. Genau deswegen sollte der feine, nach außen hin untadelige Herr Heinz Hagemann dort aufgefunden werden; angeprangert und gut sichtbar. Besonders für diejenigen, die diesen Gutmenschen gewissermaßen auf ein Podest gestellt und ihn nun sogar für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen hatten.

       Heinz Hagemann, der Inbegriff der Gerechtigkeit und Moral. Ein Vorbild an christlicher Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, eine wahre Stütze der Gesellschaft.

      So lautete die Vorablaudatio seiner Vereinsfreunde und Gönner in dem Ersuchen an die Landesregierung. Entsprechend verfassten die heimische Presse, als auch die Zeitungen des Kreises Offenbachs, ihre Reportagen – eine einzige Beweihräucherung Hagemanns zur Schau getragenen Selbstlosigkeit.

      Was wirklich hinter der Fassade des ehemaligen Staatsanwalts steckte, ahnten nur wenige und die schwiegen – schon um ihres eigenen Ansehens wegen und eventuell entstehender Konsequenzen.

      Niemals hatte der Hartgesottene, wie er unter vorgehaltener Hand genannt wurde, auch nur einen Funken Verständnis gezeigt. Im Gegenteil: Er nutzte seine Macht gnadenlos aus. Dabei war es ihm egal, ob er dadurch Leben und Familien zerstörte. Recht und Gesetz, Zucht und Ordnung und vor allem die Moral waren sein Credo. Einfühlungsvermögen war für Heinz Hagemann ein Fremdwort.

      Das alles interessierte den Fahrer des Citroëns nur sekundär. Er wollte in erster Linie Rache! Genauso, wie sein ehemaliger Zellennachbar, für den er diesen Job erledigte. Nur, dass die Art von Vergeltung, die sein Knastbruder mit seinem Auftraggeber verhandelt hatte, für ihn keine richtige Strafe war, weshalb er ein wenig nachgeholfen hatte.

      Was sollte das, diesen Staatsanwalt in Frauenkleidung neben den Turm zu setzen, nur, dass er für eine kurze Zeit die Lachnummer der Stadt wird? Nein! Wenn Rache, dann richtig.

      Ein Blick in die Umgebung verriet ihm, dass in keinem der umliegenden Häuser noch Licht brannte. Auch sonst war keine Menschenseele zu sehen. Trotzdem zog er die Kapuze des Sweaters tiefer, bevor er aus dem Wagen stieg und den Kofferraum öffnete.

      Verächtlich blickte er auf den, in der Seligenstädter Tracht der Frauen gekleideten Mann. Was diese Maskerade sollte, war ihm unklar. Dennoch hatte er den leblosen Körper in die Tracht gezwängt, was gar nicht so einfach gewesen war und auch das Gesicht, wie angeordnet, geschminkt. Als gelungen konnte man es nicht bezeichnen. Aber, was solls, bin ja keine Tussi, dachte der Mann.

      Er hob die Leiche aus dem Kofferraum und schwang sie über seine Schulter. Dabei fielen ihm die Perücke mit den blonden langen Zöpfen und der schwarze Hut ins Auge. Damit sollte er den Toten ebenfalls noch ausstaffieren.

      Erneut wunderte er sich, stapfte mit seiner Last die am Turm verlaufende Treppe hinunter und auf der anderen Seite die erdige Anhöhe wieder hinauf. Dort platzierte er die Leiche in der Ecke, dekorierte sie mit Perücke und Hut und nahm noch letzte Handgriffe an Kleidung und Position vor.

      Zuletzt steckte er den Zettel in eine Falte des Trachtenrocks. Auch so ein Blödsinn, den er nicht nachvollziehen konnte.

      Wieder auf dem asphaltierten Uferweg besah er sich sein Werk einige Sekunden lang und machte ein Foto mit dem Handy – eine Anordnung seines Kumpels und des ihm unbekannten Auftraggebers.

      Total abgefahren. Da soll mal einer sagen, ich wäre pervers, dachte er bei sich, ging gleichmütig die Stufen am Turm wieder hoch und stieg in seinen Wagen. Ursprünglich war es das Fahrzeug des Toten, der es jetzt ja nicht mehr benutzen konnte und laut seinem Kumpel, dürfe er damit machen was er wolle.

      Persönlich stand er nicht auf Oldtimer und die Kiste gab PS-mäßig auch nicht besonders viel her. Aber er hatte zumindest einen fahrbaren Untersatz, bis sich etwas Besseres ergab.

      Auf dem Beifahrersitz lagen die Habseligkeiten des ehemaligen Staatsanwalts. Der Geldbörse entnahm er die Scheine – es waren gerade mal 45 Euro – und warf Portemonnaie, Schlüsselbund und iPhone ins Handschuhfach.

       Morgen kommt der kleine Arsch mit mehr Knete und dann ... mal sehen.

      18. Oktober 2017 / Mittwoch 08:05 Uhr

      Nebelschwaden, die ersten Anzeichen auf den beginnenden Herbst, standen über den Mainauen. Ebenso deutete die morgendliche Temperatur von zwischen 7 bis 8 Grad darauf hin, dass der Sommer bald vorbei sein würde. Und dennoch, glaubte man dem Wetterbericht, sollte am Nachmittag, das Thermometer erneut auf 18 bis 20 Grad klettern.

      Miss Lizzy, ein Cavalier King Charles Spaniel mit langen weißen Haaren und kastanienroten Markierungen, interessierte das wenig, wenn überhaupt. Sie tobte, sobald Ferdinand Roth ihr das Halsband abgenommen hatte, voller Lebensfreude über das feuchte Gras der Mainwiesen. Hier und dort erschnupperte sie an Sträuchern geheime Nachrichten, die ihre Artgenossen ganz sicher nur für sie hinterlassen hatten. Anschließend fegte sie weiter zum Ufer, wo sie einige Enten aus dem Schlaf aufscheuchte. Mit ihren 9 Monaten war die kleine Hundedame noch sehr verspielt, hörte aber mittlerweile


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