Drei sind keiner zu viel. Jörn Holtz

Drei sind keiner zu viel - Jörn Holtz


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woraufhin das Dunkle kurze Zeit später einer ungemütlichen Neon Beleuchtung wich und so im Inneren eine große Halle mit landwirtschaftlichen Geräten zum Vorschein kam, an dessen Ende ein altes Pilote Wohnmobil mit Alkoven auf Renault Basis stand. Dieser war bei weitem nicht mehr das neueste und modernste Modell. Doch entsprach das widererwartend unbemalte Wohnmobil auch keinem von den Modellen, die Ole in seinen TagAlbträumen vor seinem geistigen Auge gesehen hatte.

      „Na, was meint ihr?“, strahlte Dieter sie an. „Der sieht doch ganz schnieke aus und zu zweit mehr als ausreichend!“, dabei gab er ein Code in ein Zahlenkeyboard ein, bevor er ein Schlüssel aus dem dahinterliegendem Schlüsselkasten nahm.

      „Na ja das schon, aber so funfzehn Jahre hat der doch bestimmt schon auf dem Buckel, oder?“, entgegnete Ole skeptisch und fing sich prompt einen Ellbogenstoß von Lotta ein, die mit strahlenden Augen neben ihm stand.

      „Jo, da magst du wohl recht haben. Wenn ich mich Recht entsinne, ist der sogar von 1991!“, nickte Dieter ihm zu. „Aber wie gesagt frisch renoviert und mit einigem Schnickschnack“, fügte Dieter gelassen hinzu, während er die Aufbautür aufschloss. „So, dann lass uns mal gucken!“, betrat er das Wohnmobil, bevor er eine einladende Handbewegung machte. „Schaut mal, der hat sogar im Alkoven ein richtiges Doppelbett, also jede Menge Platz für alles was Spaß macht!“, zeigte er über die Fahrerkabine. Der Gedanke daran ließ Ole jedoch sofort wieder erröten, in Gegensatz zu Lotta, die mit einem Satz oben im Alkoven war. Auf und ab wippend sprang dann ihr drahtiger Körper ausgelassen hin und her, um die Matratze zu testen und um nebenbei Ole von seinem Irrglauben zu befreien, dass sie ganz auf Unterwäsche verzichtet.

      Um sich von diesem Gedanken abzulenken, inspizierte Ole lieber den Rest des Wohnmobils. Nachdem er die Gasflasche gefunden und aufgedreht hatte, stellte er zufrieden fest, dass die beiden Kochstellen und der Kühlschrank auf Anhieb funktionierten. Dann schaute er gewissenhaft die Schränke durch, die dringend gereinigt, genauso wie die Polster ausgeklopft und gelüftet werden müssten. Ansonsten war alles, entgegen seinen Erwartungen, in einem tadellosen Zustand.

      Als Dieter dies zufrieden wahrnahm, fragte er: „Und, wie wäre es nun mit einer kleinen Probefahrt?“

      „Okay, warum nicht! Dann kommt jetzt wohl der Moment, wo der Elefant sein Wasser lässt“, entgegnete Ole erneut skeptisch. Weil er sich noch immer nicht mit der Tatsache abfinden wollte, dass er gerade diesen Oldtimer gegen seinen flotten Camper eintauschte. So setzte er sich etwas widerwillig auf den Fahrersitz, stellte diesen und die Spiegel routiniert ein, bevor er den Schlüssel im Zündschloss herumdrehte.

      Nach einer kleinen Ewigkeit erlosch die Glühkerzenanzeige endlich und Ole drehte den Zündschlüssel gespannt weiter, woraufhin der Motor auf Anhieb zum Leben erwachte. Dabei ruckelte das ganze Wohnmobil kurz bedenklich und aus dem Auspuff kam eine große blau/schwarze Wolke heraus, wie er im Außenspiegel sehen konnte.

      Nach kurzem warten, löste er die Handbremse und bugsierte vorsichtig das alte, ausladende Gefährt durch die Halle, wobei ihm der Alkoven, in dem Lotta immer noch lag, sehr irritierte, da er ihm die Sicht steil nach oben nahm. So kam er beim Torbogen kurz zum Stehen, um kritisch nach oben zu sehen.

      „Keine Bange, dat passt schon mein Jung!“, meinte Dieter daraufhin aufmunternd.

      Vor der Halle deutete ihm Dieter an nach rechts, ums Haupthaus herum zu fahren. So kamen sie an der Stelle vorbei, wo Oles Camper, mit noch immer geöffneter Seitentür und Serviceklappe, stand. Dieser Anblick war für Ole kaum zu ertragen und er schluckte heftig, um nicht lauthals loszufluchen. Deshalb versuchte er möglichst nicht so genau hinzuschauen und gab stattdessen Gas, während er in Richtung des Waldweges fuhr, auf dem er hergekommen war.

      Als er die normale Landstraße endlich erreicht hatte, trat er das Gaspedal probehalber so weit durch, bis er das Bodenblech erreichte. Daraufhin beschleunigte das Wohnmobil gemächlich, bis er bei knapp 120 km/h im 4. Gang seine Höchstgeschwindigkeit erreichte, wobei die Geräuschkulisse im Wageninneren immer unerträglicher wurde. Dann musste Ole aber auch schon wieder abbremsen, um nicht aus der nur leichten Kurve getragen zu werden.

      „Sportlich ist etwas anderes!“, sah Ole daraufhin belustigt zu Dieter hinüber.

      „Na ja,“, erwiderte Dieter irritiert Oles Blick, „zum Glück habt ihr es ja nicht eilig und könnt gemütlich fahren!“

      Bei dem Wort: Wir, fiel Ole schlagartig ein, dass sich Lotta zuletzt oben im Alkoven befunden hatte. Daraufhin verringerte er sanft, aber bestimmt die Geschwindigkeit des Fahrzeuges, bevor er entgegnete: „Ja, da hast du wohl recht!“ Dann hob er verärgert seine Augenbrauen: „Und meinen schicken Camper hatte Martin als gummibereifte Kasperkiste beschimpft und was bitte schön, ist das hier?“

      „Eine Möglichkeit, die uns jetzt doch noch unmittelbar nach Süden in die Sonne und mich nach Hause bringt. Ist das nicht super! Die Moiren meinen es wieder einmal sehr gut mit mir und auch mit dir. Daher habe ich ein echt gutes Gefühl, weiß du!“, sagte Lotta, die zwischenzeitlich aus dem Alkoven geklettert war und jetzt genau hinter Ole in der Sitzecke saß.

      „Ach, und was versteht dein Gefühl oder die Moiren von Autos?“, betrachtete Ole sie leicht verärgert mittels Rückspiegel.

      „Nichts, wenn ich ehrlich bin. Aber von Menschen, außerdem verlass ich mich immer darauf, dass alles im Leben vorbestimmt ist.“

      Ole, der auf solche Themen zurzeit nicht näher eingehen wollte, brachte daher seine wahren Gedanken lieber nicht zum Ausdruck. Stattdessen lächelte er vordergründig, während er betont freundlich sagte: „Na gut, wenn du meinst. Dann verlasse ich mich mal auf dein Gefühl.“

      „Echt. Klasse, das wirst du bestimmt nicht bereuen!“, lächelt Lotta zufrieden zurück.

      Woraufhin auch Dieter sich wieder entspannte: „Jo, dann lass uns jetzt mal wieder zurück nach Hause. Die Arbeit macht sich ja schließlich nicht von selbst!“

      Zurück auf dem Gut wollte Ole das Wohnmobil gerade neben seinem Camper abstellen, um das Gepäck und die Vorräte umzuladen. Doch da schüttelte Dieter verneinend mit dem Kopf: „Lass das mal lieber bleiben mein Jung. Denn der Martin muss hier bestimmt noch einmal lang! Außerdem wird es wohl besser sein, deinen Bus aus der Sonne zu nehmen.“

      Beides überzeugte Ole, weshalb er erst das Wohnmobil zurück in die Halle bugsierte, bevor er mit Dieter und Lotta zum VW-Bus zurückging, um diesen in die Halle zu schieben.

      Von dem Geruch angewidert, den sein VW-Bus verströmte, verzog er gerade sein Gesicht, als er Dieter leise, aber bestimmend hinter sich sagen hörte: „Lotta, ich freue mich echt dich hier hinten zu sehen. Aber auf dem Fahrersitz machst du dich jetzt echt besser!“

      Verwundert drehte er sich zu der Stimme hin um und erkannte so Lotta, die sich hinterm VW-Bus in Stellung gebracht hatte, bevor sie die Arme in die Hüften stemmte und Dieter kurz streng ansah. Dann zuckte sie resignierend mit den Schultern und kam seinen Wunsch nach.

      Da musste Ole zum ersten Mal seit langem wieder amüsiert grinsen: Lotta ist echt ein Pfundsweib! Aber tauschen wollte er nicht mit ihr.

      In einer entlegenen Stallung angekommen, durchsuchte Ole als erstes sein Gepäck nach einem Tuch, dass er mit seinem guten Eau de Parfüm einsprühte, bevor er es sich vor die Nase schnürte. Dann machte er sich daran, seine Sachen aus dem Camper auf einen Bollerwagen zu räumen, um sie hinüber, in die andere Halle zum Camper zu karren. Lotta ging währenddessen zurück ins Gutshaus, um Putzzeug zu holen. So verging der Rest des Tages, durch intensives Putzen und Räumen, wie im Fluge, bis, kurz vor sechs, Dieter wiedererschien. Neugierig betrat er das Wohnmobil, bevor er anerkennend Lotta zu nickte: „Man, das schaut ja sauberer aus als bei mir in der goden Stuv! Und richtig gemütlich hast du es auch schon hergerichtet. Dann lass mal jetzt gut sein. Die Frauen haben das Abendbrot fertig und ihr müsst bestimmt Hunger haben!“

      „Danke, aber ich habe lediglich gewischt und Ole hat geräumt!“, legte sie denn Putzlappen in die Spüle und lächelte Dieter an. Dann folgten sie ihm schweigend in die große Wohnküche, wo der große Tisch, im Gegensatz zu morgens, fast komplett


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