Ut oler Welt - Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime - 150 Seiten. Вильгельм Буш
Schlägen wollte er nicht gerne erzählen.
Den dritten Tag mußte Muschetier den Haushalt
versehen. Auch er kriegte Erbsen und Speck zu Feuer,
denn das mochten die drei am liebsten essen. Als das
Gericht nun fertig war, gedachte er, daß die andern
zwei noch lange außen bleiben könnten, nahm sein
Theil vorweg und stellte das Übrige in die Kohlen,
daß es warm bliebe. Da trat plötzlich durch die Thür
herein das graue Männchen mit dem eisernen Stabe.
»Guten Tag, mein Herr.« – »Schön Dank, mein
Herr!«
»Ich meint, ich wäre hier ganz allein.
Es freut mich, daß hier auch Leute sein.
Denn ich muß mich von diesem Schloß nähren.«
Darauf bat es um eine kleine Gabe. »Da hast Du
Brod,« sprach Muschetier und gab ihm ein gutes
Stück; aber das Männchen versah's mit Absicht, so
daß das Brod auf die Erde fiel. »Wie? was?« sagte
Muschetier, »wirfst du Gottes Gabe auf die Erde?«
sprang eilig herzu, riß dem Männchen den Eisenstab
aus der Hand und prügelte es damit so tüchtig durch,
daß es erbärmlich quickend durch die Thüre entsprang.
Nun setzte er sich mit Ruhe zum Essen nieder.
Bald kamen auch die beiden andern von der Jagd
zurück; da wies ihnen Muschetier den eisernen Stock
und sagte: »Kennt ihr den? Mich dünkt, daß es euch
hier nicht zum Besten ergangen ist.« Da mußten die
zwei alles bekennen. »Wir haben uns hier nun lange
genug verweilt,« sprach Muschetier darauf; »es wird
Zeit, weiter zu ziehen, daß wir womöglich die Riesen
bekämpfen und des Königs Dank und Lohn empfangen
mögen.« Ob nun gleich Grenadier und Pumpedier
gern noch länger in dem Schlosse verblieben wären,
so mochten sie doch allein das Wagstück nicht bestehen,
entsagten darum der warmen Löffelkost, füllten
die Ranzen wieder mit trockener Ware und zogen
weiter in den dichten Wald hinein.
Acht Tage mußten sie wandern, da kamen sie endlich
an das Felsloch, welches in die unterirdische
Höhle der Riesen führte. Weil nun Grenadier und
Pumpedier gänzlich der Muth entsank, so daß sie lieber
umkehren, als Hals und Leben wagen wollten, so
unternahm es Muschetier allein, in das dunkle Loch
hinabzusteigen. Es ging nur ein Seil hinunter, daran
ließ er sich hinab, nachdem ihm seine Gefährten hatten
schwören müssen, daß sie ihn wieder aufziehen
wollten, wenn er unten das Zeichen geben würde. Zuerst
kam er in den großen Saal; an der Wand hing das
Schwert, auf dem Tische stand die Flasche mit Wein
und daneben lag der Brief; darin stand geschrieben:
»Wer von dem Weine dreimal trinkt, der kann das
Schwert bewegen wie er will.«
Als Muschetier das gelesen hatte, trank er den
Wein, holte das Schwert von der Wand und öffnete
leise die Thür, die in das Gemach des ersten Riesen
mit der goldenen Sonne ging. Es war gerade in der
Mittagszeit, und der Riese, vom Essen müde geworden,
hatte seinen Kopf in der Prinzessin Schooß gelegt
und ließ sich von ihr lausen, wie er das immer
nach dem Essen zu thun pflegte. Durch das behagli-
che Krauen war er aber fest eingeschlafen, so daß er
tüchtig schnarchte. Wie das Muschetier bemerkte, gab
er der Königstochter ein Zeichen, den Kopf des Riesen
leise niederzulegen, holte weit aus mit dem
Schwerte und – klatsch! – mit e i n e m Hiebe flog der
Kopf vom Rumpfe, daß er weithin auf den Boden
rollte; aus dem Halse sprang ein schwarzer dicker
Blutstrahl, der Riese zappelte noch ein wenig mit
Händen und Füßen, dann war er still und todt. Mit
dem wären wir also fertig!
Nun ging Muschetier in das Zimmer des zweiten
Riesen mit dem goldenen Monde, der war auch eingeschlafen,
hatte seinen Kopf in den Schooß der Königstochter
gelegt und ließ sich von ihr lausen. Wie
das Muschetier bemerkte, gab er ihr ein Zeichen, den
Kopf des Riesen leise niederzulegen, holte weit aus
mit dem Schwerte und – klapp! – mit e i n e m Hiebe
flog der Kopf vom Rumpfe, daß er weit hin auf den
Boden kollerte; aus dem Halse schoß ein schwarzer
Blutstrahl, der Riese zappelte noch ein wenig mit
Händen und Füßen, dann war er todt.
Nun ging Muschetier in das Zimmer des dritten
Riesen mit dem goldenen Stern, der war auch eingeschlafen,
hatte seinen dicken Kopf in den Schooß der
Prinzessin gelegt und ließ sich von ihr lausen, wie er
das immer zu thun pflegte, wenn er was gegessen
hatte. Wie das Muschetier bemerkte, so gab er der
Königstochter ein Zeichen, den Kopf des Riesen leise
niederzulegen, dann holte er weit aus mit seinem
Schwerte; weil es nun oben schon stumpf geworden
war, so wollte der Kopf erst gar nicht ab; der Riese
schrie und spalkerte schrecklich, aber mit dem dritten
Hiebe flog der Kopf vom Rumpfe, daß er weithin auf
den Boden kollerte; aus dem Halse schoß ein schwarzer
Blutstrahl, der Riese zappelte noch ein wenig,
dann war er todt.
Da dankten die Königtöchter dem Muschetier vielmal
für ihre Erlösung. Der brachte sie an den Ausgang
der Höhle, gab den beiden Gefährten das Zeichen
zum Aufziehen, und so wurden die Prinzessinnen
nacheinander glücklich in die Höhe gezogen. Zuletzt
hing sich Muschetier selbst an den Strick; da
schnitten aber die treulosen Gesellen das Seil entzwei,
weil sie ihre Zaghaftigkeit nicht wollten kund werden
lassen, nahmen den drei Königstöchtern den Eid des
Schweigens ab, zogen mit ihnen an den Königshof,
machten da viel Geschrei von ihren Heldentaten