Ut oler Welt - Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime - 150 Seiten. Вильгельм Буш
allein.
Nun hört, wie's Muschetier erging! Er war traurig
in der Riesenhöhle zurückgeblieben, fand keinen Ausweg,
wie er auch suchen mochte und meinte schon,
das Tageslicht nie wieder zu sehen, als plötzlich das
greise Männchen aus dem verwünschten Schlosse vor
ihm stand, das aber schnell entfliehen wollte, als es
seiner ansichtig wurde. »Halt!« rief Muschetier, »bist
du hereingekommen, so weißt du auch, wie man hier
wieder herauskommt; zeige mir gleich einen Ausgang
aus dieser Höhle, oder ich prügele dich noch einmal
mit deinem eigenen Stocke.« Da wurde das Männchen
ganz demüthig, denn Muschetier hatte den eisernen
Stock noch bei sich, den er aus dem verwünschten
Schlosse mitgebracht hatte. Das Männchen führte ihn
vor einen großen Spiegel und ließ ihn da hinein
sehen. Da wurde er zu einer Ameise, nahm die goldene
Sonne, den goldenen Mond und den goldenen
Stern, welche die Königstöchter vergessen hatten, in
seinen Ranzen und kletterte an der Wand hinauf. Als
er oben war, bekam er seine vorige Gestalt wieder,
schritt rüstig weiter und kam nach acht Tagen aus
dem Walde und in die Stadt des Königs. Da sprach er
in der Bude eines Goldschmieds vor, den fragte er, ob
er keinen Gesellen gebrauchen könne. »O ja!« sprach
der Meister, »wenn du fleißig sein willst und eine goldene
Sonne, einen goldenen Mond und einen goldenen
Stern zu schmieden verstehst, so kommst du mir
schon recht, Gesell! Denn die drei Dinge hat der
König gestern bei mir bestellt und sagte, seine Tochter
plagten ihn und ließen ihm keine Ruhe den ganzen
Tag, weil sie durchaus eine goldene Sonne, einen goldenen
Mond und einen goldenen Stern haben wollten.
Nun bin ich in Verlegenheit, weil das Ding Eile hat,
ich dergleichen aber nie gemacht habe, auch wohl nie
zu Stande bringen werde.« »Seid ohne Sorgen, Meister
«, sprach Muschetier; »darauf verstehe ich mich,
denn das ist gerade mein Fach«; und verdingte sich
also bei dem Goldschmiede. Am andern Tage ging er
die Arbeit anzugreifen, in die Werkstätte, schloß aber
die Thür hinter sich zu, »denn,« sprach er, »beim Arbeiten
muß ich ungestört sein, das ist so meine Art«.
Es währte nicht gar zu lange, so trat er wieder hervor,
trug die goldene Sonne, den goldenen Mond und den
goldenen Stern in seinen Händen, sie dem Meister zu
zeigen, der den Gesellen ob seiner Kunst höchlich
loben mußte. »Nun will ich auch selber damit zum
Könige, daß ich sehe, ob er noch etwas daran zu ändern
habe«, sprach Muschetier, zog sich sauber an
und ging auf des Königs Schloß. Als er nun vor den
König gelassen wurde, so waren des Königs drei
Töchter auch da, denen überreichte er die goldene
Sonne, den goldenen Mond und den goldenen Stern,
und als sie die drei Dinge und den Mann, der sie
brachte, genauer ansahen, erkannten sie ihn, waren
voller Freuden und sprachen zu ihrem Vater, dem Könige:
»Lieber Vater, wir können nun und nimmermehr
verschweigen, daß dies der Mann ist, der uns aus der
Gefangenschaft der Riesen erlöst hat; die andern zwei
aber haben mit Unrecht Dank und Lohn dafür genom-
men.« Da ließ der König Grenadier und Pumpedier
vor sich fordern, schalt sie tüchtig aus und befahl,
ihnen ihr Geld wieder abzunehmen und sie darnach in
den festen Thurm zu werfen. Muschetier aber wurde
ein angesehener Herr an des Königs Hofe und hundert
Jahre alt. (Das ist aber in alten Zeiten gewesen, wo
die Jahre noch kürzer waren als jetzt.)
16. Der dumme Hans.
Es ist einmal ein Junge gewesen, der war ein rechter
dummer Hans, aber sonst ganz ordentlich und fleißig.
Den schickte eines Tages seine Mutter in das nächste
Dorf, wo seine Base gerade Hochzeit hielt, und sagte,
als er wegging, zu ihm: »Hans, mein Junge,« hat sie
gesagt, »nun mach dich nur recht lustig auf der Hochzeit,
komm aber nicht zu spät wieder heim.« »Seid
ohne Sorge, Mutter,« sprach Hans, »ich will lustig
sein, daß es eine Art haben soll,« nahm seinen Hut
und ging die Straße hin dem Dorfe zu. Als er aber vor
seiner Base Haus kam, war darin eine Brunst entstanden
und schlug die helle Lohe schon zum Dache heraus,
so daß die Hochzeitsgäste hin und her rannten
vor Schrecken und in großer Verwirrung. Da lief
Hans eilig herzu, schwang lustig seinen Hut und
schrie in einem fort: »Ju! Hochzeit.« Das verdroß
aber die Leute sehr; darum riefen sie: »Stopft doch
dem Narren das Maul; er will uns hier wohl noch gar
zum besten haben.« Es waren auch gleich einige
handfeste Männer bereit, die faßten Hans am Kragen
und prügelten ihn, daß er schreiend aus dem Dorfe
lief, auch nicht eher wieder zu laufen aufhörte, bis er
bei seiner Mutter war. »Schon wieder da, Hans?« hat
die Mutter gesagt. »Hat's dir auf der Hochzeit nicht
gefallen?« »Ach ja, Mutter, das schon,« sagte Hans;
»aber als ich hinkam, da brannte meiner Base Haus,
und da habe ich in einem fort geschrien: ju! Hochzeit!
ju! Hochzeit! und da haben mich die Leute geprügelt
und da bin ich weggelaufen«. »Das war nicht recht,
Hans,« sagte die Mutter; »da hättest du rufen müssen:
He, Feuer, Feuer! Wasser her! Wasser her!« »Gut
Mutter,« sprach Hans, »wenn's wieder so kommt, will
ich's schon besser machen.« Nun schickte ihn nach einiger
Zeit die Mutter in die Stadt, beim Bäcker Brod
zu kaufen; als er da die Glut im Backofen bemerkte,
fing er gleich groß Geschrei an: »Feuer! Feuer! Wasser
her! Wasser