Broken Bones. Andrea Appelfelder
was auf sie zukommen würde. Eines war aber gewiss, sollte man sie finden, würden die Verluste verheerend sein.
Unterdessen hatte der verwahrloste Vampir noch mehr der am Boden liegenden Vampire ausgesaugt, als er sich aber gerade daran machen wollte, Angel auszusaugen, wurde er durch einen harten Tritt, gefolgt von einem Stich in den Magen abgewehrt.
Der Bösewicht wich, sich seine blutige Wunde haltend, zurück und Angel erhob sich, zeitgleich hinter ihm aber auch Mike.
„Gar nicht so schlecht für so ein kleines Bürschchen, das hatte ich nicht erwartet. Was für ein Schmerz, mein Bach blutet richtig. Hast du da etwa eine Klinge im deinem Schuh versteckt?“, fragte der Vampir.
Angel, der wirklich eine 20 Zentimeter Klinge aus Silber in jedem seiner schwarzen Stiefeln versteckt hatte, stand der Schock immer noch ins Gesicht geschrieben, als er sah, was aus seinen Freunden geworden war. „Hast du sie etwa alle getötet?“
Der Vampir dachte nicht daran zu antworten und lachte nur hämisch.
In Mike wiederum stieg die Wut auf und er knurrte. „Hör auf dich lustig zu machen und mach deinen Mund auf, du Missgeburt!!!“
Der Vampir ließ nach dieser Ansage das Lachen jetzt sein.
„Dafür, dass du noch nichts getan hast, hast du aber ein ganz schön großes Mundwerk. Aber keiner von euch zwei süßen Jungs muss hier rumheulen. Sie leben alle, zumindest vorläufig. Ich bin nicht so wie ihr vom Vatikan und töte meine eigenen Artgenossen, zumindest nicht mehr.“
Angel beruhigte der Gedanke, dass seine Freunde noch am Leben waren und konnte wieder klare Überlegungen fassen und sich langsam sammeln.
Er ist also ein Vampir und seine weißen Haaren sagen mir, dass er über fünfhundert Jahre alt sein muss. Er ist genauso wie jeder einzelne von uns auch, ein Verwandelter. Sein Aussehen ist total verwahrlost und wenn man ihm glauben darf, dass er aus der Wand kommt, ist das auch kein Wunder. Ausgehend von den Überresten, die sich vor dem Loch befanden, muss er wohl in einem Holzsarg gefesselt gewesen sein, aber wieso war er dort überhaupt gefangen und nicht wie die anderen Monster in den Zellen?
Man hat ihn wohl anstatt ihn zu töten in dem Fundament eingemauert, aber wieso? Das ist nicht die sonstige Verfahrensweise.
Der feindliche Vampir wartete erstaunlicherweise so lange bis Angel zu diesem Entschluss gekommen war.
Mike aber, der nicht mehr warten wollte, hatte nicht vor, wie sein Freund nachdenken, er wollte lieber handeln. „Du wirst dafür bezahlen, dass du unsere Freunde so verletzt hast.“
Angel wusste, was jetzt kommen würde, sein Freund wollte ihm erst gar keine Zeit zum Fragen lassen. So gingen nun beide Vampire auf den Gegner los, schließlich wussten sie, dass selbst zu zweit die Chance auf den Sieg sehr gering war.
Während Angel ihm erneut einen Tritt mit seiner Klinge in den Bauch verpasste und dann zur Seite gestoßen wurde, wurde Mike mit zwei gezielten Tritten auf Wirbelsäule und Unterschenkel zu Boden geschickt.
Der Junge schrie kurz auf, verlor das Bewusstsein und blieb bewusstlos liegen. Der Einzige, der jetzt noch auf den Beinen war, konnte das Knacken und Zerbrechen von Knochen hören als der Feind gegen den Japaner antrat. Er versuchte sich nicht mal annähert auszumalen, was dieser Mann Mike alles gebrochen hatte.
Angel blicke zu Mike, nun stand er wirklich allein vor dem mächtigen Monster. Er blickte sich nochmals um, wurde dieses Mal aber auch wütend.
„Wie kannst du nur so etwas tun? Du hast jedem einzelnen von uns geschlagen, getreten und fast bis zum Tod ausgesaugt. Du, du bist ein Kannibale, du trinkst das Blut von anderen Vampiren und das in solchen Mengen.“
Der Vampir mit den langen Haaren antwortete nur belustigt: „Wenn das Trinken vampirischen Blutes mich zum Kannibalen macht, dann bin ich eben einer.“
Er begann jetzt erst richtig zu lachen: „Du bist mir aber auch ganz schön heuchlerisch, oder willst du mir jetzt wirklich sagen, dass du noch nie das Blut eines anderen Vampirs getrunken hast.“
Angel schluckte, auf diese Frage wusste er keine geeignete Antwort. Natürlich hatte er schon einmal das kalte Blut eines Vampirs getrunken, aber nur aus Lust, jedoch niemals um sich von ihnen zu nähren.
Er fasste sich wieder und dachte nach.
Wenn ich nicht aufpasse, werde ich genauso wie die Anderen enden. Oh mein Gott! Ich sehe echt schwarz. Ich werde es allein wohl nicht schaffen ihn zu schlagen. Besonders weil ich ohne Waffe eher im Nachteil bin.
Mit diesen Gedanken versuchte er erneut seinem Gegner mit seiner Klinge im Schuh zu erwischen, was ihm diesmal allerdings misslang.
Sein Widersacher war zu schnell für ihn und packte den Jungen mit den blauen Augen, mit der linken Hand am Hals und drückte ihn zu Boden, wo er seinen Gegner am Hals fixiert hielt, um Angel seine Schneidezähne in die Schulter zu rammen und ihm sein Blut auszusaugen.
Angel versuchte, während das Blut und damit sein Leben aus seinem Körper schwand, sich zu befreien, was ihm aber nicht gelang.
Vom Blutverlust immer noch wie betäubt, packte Angel den weißhaarigen Vampir an der Schulter und drückte ihm seine Finger so fest er nur konnte in dem Leib, sodass seine Fingernägel tief in das Fleisch seines Feindes eindrangen.
Sein Feind ließ nach einigen Sekunden schließlich angewidert von ihm ab und sprang nach hinten weg.
Der Junge stand ebenfalls auf und taumelte etwas, bis er wieder in der Lage war geradezustehen. Er stabilisierte die Blutungen seiner Wunde mit einer Hand, während er zusehen musste wie sich die Wunden seines Gegners auch schon wieder völlig geschlossen hatten.
Angel fauchte bei geöffneten Mund und zeigte mit seinen scharfen Schneidezähne, das auch er ein Vampir war.
Seine einstmals eisblauen Augen verfärbten sich zu einem stechenden Rot. „Du bist jetzt frei, dann verschwinde doch einfach und lass uns in Ruhe.“
Angel versuchte einige Tränen zu unterdrücken, während sein Gegner nur lachte. Er nahm sich nach einigen Momenten aber wieder zusammen.
„Sind wir etwa solche Lachnummern für dich, aber ganz ehrlich, ich empfinde nur dich als eine Witzfigur, schließlich hast du dich solange in einer lächerlichen Wand festhalten lassen. Außerdem ganz nebenbei, wir arbeiten zwar für den Vatikan, haben aber nichts mit der Sache von damals zu tun und auch die anderen Bewohner sind unschuldig. Die Meisten von uns waren damals noch nicht mal auf der Welt, verschwinde also und geh deiner Wege. Fang ein neues Leben an, oder mach das wieder gut, was du in der Vergangenheit verbrochen hast, oder versuche von mir aus auch, dass zu verarbeiten, was dir angetan wurde, schließlich kann ich mir nur entfernt vorstellen, was du in deiner Gefangenschaft alles erleiden musstest.“
Angel wurde zum ersten Mal in dem Aufeinandertreffen mit dem Mann wieder selbstsicherer.
„Aber hasse bitte nicht, denn bedenke eins, kaum jemand der von uns gefangen wurde, erhält eine zweite Chance. Es ist mir egal, was du auch immer getan hast, wiederhole es aber bitte nicht, sonst werden wir dich wieder jagen und diesmal töten.“
Der Dämon strich sich seine langen Haare, die bist zum Boden reichten, aus seinem Gesicht und ließ einen Ausblick auf seine grauen Augen zu.
„In so einer Situation drohst du mir, Kleiner. Auch wenn du es mit einem bitte verpackst, bleibt es eine Drohung.“
Der Vampir lief umher und versuchte verzweifelt nicht auf seine Haaren zu treten.
„Ich weiß viel über dich und auch über die Anderen hier. Zum Beispiel den Namen, den du derzeit benutzt, er ist nicht dein wahrer Name. Er wurde dir von einem anderen Vampir, den du getötet hast, gegeben. Du benutzt ihn seitdem aber weiter, ich finde das echt witzig. Euer Blut hat mich nicht nur gestärkt, sondern auch etwas über euer Leben verraten.“
Angel schüttelte vermeinend mit dem Kopf: „Das kannst du nicht. Das können nur wenige und auch nur die ganz Alten, die mit besonders starkem