Broken Bones. Andrea Appelfelder
genug wäre, war da auch noch dieses ständige Mitleid ihrerseits mit den armen Kreaturen, die doch keine Chance auf ein Leben hatten, was Angel total auf den Geist ging.
Es ist schließlich nicht so, als ob diese Kreaturen nicht wüssten was sie tun. Denn gerade die menschenähnlichen Wesen, so wie auch Angel eines ist, wissen sehr gut, was sie tun und was sie in der Vergangenheit getan haben.
Unter Ihnen gilt, mit dem Alter kommt nicht nur die Kraft, sondern auch Erfahrung und Weisheit.
Es gab aber auch das krasse Gegenteil. Päpste die einfach nur die jegliche Ausrottung aller andersartigen Wesen verlangten. Diese Vorgehensweise musste wiederum auch nicht sein, da die Kreaturen nicht alle schlecht sind.
Als der junge Vampir mit diesem Job anfing, hatte er auch oft mit seinem Gewissen zu kämpfen. Er fragte sich damals, ob sie wirklich boshaft sind, obgleich, bei Vereinzelten der übernatürlichen Kreaturen empfindet er manchmal heute noch so.
Schließlich sind er und seine Freunde auch solche Monster, aber sie sind keine bösartigen Wesen. Doch diese anfängliche Unsicherheit verflüchtigte sich, bei ihm mehr und mehr, nachdem er die blutigen Schauplätze sah, die diese Ungeheuer hinterließen.
Seit den damaligen Tagen des Einstiegs hatte er für die Meisten nur noch Hass und Abscheu übrig. Aber man konnte auch nicht über alle sagen, dass sie blutrünstige Bestien waren. Es gibt schließlich nur wenige, die sich für diesen Lebensstil entscheiden. Jedoch waren es genau diese Wesen, welche sich mit ihrem blutigen Weg in die Öffentlichkeit drängen.
Wenn es aber einmal so war, und ein Wesen diesen Weg des Blutes folgte, war es für das normale Leben verloren.
Angel blickte sich gelangweilt um, er war deprimiert, denn genau heute war wieder so ein unmöglicher Tag. Ihre Heiligkeit, wie der Papst in der Öffentlichkeit noch genannt wurde, war vor einigen Wochen gestorben und ein neuer Kardinal wurde vom einem Konklave erwählt um sein Nachfolger zu sein. Ein Kardinal träg den Titel, der nur vom Papst an besondere Diener Gottes verliehen wird, mit Ehrfurcht und stolz und nur sie waren in unserer Welt auserwählt, den Platz des Hüters über den heiligen Stuhl an sich zu nehmen. Der neue Papst sollte heute endlich den heiligen Stuhl besetzen.
Der schwarzhaarige Vampir brummte schlecht gelaunt vor sich hin.
„Mann! Schon wieder ein neuer alter Sack. Warum sterben die auch immer so schnell? Alle paar Jahre immer das gleiche Theater. Langsam reichst mir wirklich.“
Jetzt ergriff sein bester Freund, der neben ihm stand, das Wort. „Sei doch nicht so gemein. Sie sind eben nur Menschen und uns unterlegen, daran musst du immer denken. Und mal abgesehen davon: Bist du immer so böse zu den Kardinälen. Also bitte, sei wenigstens diesmal freundlich. Ich will mir nicht immer das Gleiche von den Menschen anhören müssen. Die denken doch alle gleich, dass es nur schlechte Vampire gibt.“
Sakuya war eine gute Seele unter den Vampiren und wenn die beiden jungen Vampire sich unterhielten, konnte man schon fast denken, dass er Angels älterer Bruder sei.
Angel, der heute einen schwarzen Anzug mit einem lavendelfarbenen Seidenhemd und einer schwarzen Krawatte trug, erwiderte darauf: „Das ist aber irgendwie auch gemein von dir. So böse bin ich doch auch nicht zu den Opas. Aber wenn du das denkst, verspreche ich dir, dass ich diesmal mein bestes geben werde, um dich nicht in Verlegenheit zu bringen. Aber sag mal, wie haben sich eigentlich die Anderen hier vor gedrückt.“
Sakuya, der genauso wie sein Freund eine blendend weiße Haut hatte und ein makelloses Gesicht besaß, trug eine blaue Jeans, einen schwarzen Pullover und eine grauweiße Lederjacke, meinte in einem ernsten Ton: „Die drücken sich nicht, die arbeiten.“
Der Jüngere der Beiden schmollte leicht.
„Ich wusste nicht, dass man Hurerei neuerdings arbeiten nennt. Ich beziehe mich damit natürlich nicht auf alle, aber Akira und die Prinzessin machen so etwas bestimmt.“
Sakuya lachte kaum merklich und konnte sich die Worte: „Du bist ja schon wieder total garstig heute. Wolltest du nicht freundlich sein, Schatzi.“, nicht verkneifen.
Sein Freund sagte darauf nichts mehr, er hatte durchaus mit allem, was er sagte recht, genauso wie eigentlich immer, das war aber auch kein Wunder, sie kannten sich eben schon über hundertzehn Jahre.
Der schwarzhaarige Vampir würde wohl nur noch schlechtere Laune bekommen, denn sie standen jetzt schon vor dem alten Mann mit den grauen Haaren, seinem spitzten Hut, welcher prunkvoll weißgolden war und seiner prächtigen Robe.
Die zwei Nachtwesen wurden von einem seiner unzähligen kirchlichen Untergebenen als unsterbliche Vampire vorgestellt.
Der neue Papst musste in seiner Jugend ein ansehnlicher junger Bursche gewesen sein, da er für sein hohes Alter von um die siebzig noch recht gut aussehend war.
Sie verbeugten sich, allerdings nicht wie die anderen Priester es taten, aus Respekt, sondern weil es in Japan, ihrer Wahlheimat so Sitte war. Es war einfach ein Zeichen von Höflichkeit.
Angel blieb erstmal nur ruhig und teilnahmslos stehen, er wollte, wie er es versprochen hatte, seine besten Manieren zeigen. Sakuya hatte ihn schließlich dazu aufgefordert und er wollte seinen Freund nicht wieder in Verlegenheit bringen.
Die Vampire sahen ihn an, denn jetzt sprach der neue Papst: „Ich habe schon oft viele Gerüchte davon gehört, dass der Vatikan ganz besondere Haustiere beherbergt, jedoch, dass sie wie echte Menschen Aussehen und das man sie nicht mal von uns unterscheiden kann, hätte ich nicht gedacht.“
Beide blickten sich nur empört an. Dass sie Vampire waren, sah man ihnen natürlich nicht an, was hatte dieser Mann denn gedacht. Sie waren zwei überaus hübsche Jungs mit jugendlichen und wohl geformten Gesichtszügen, obwohl Angel noch etwas sehr Jungenhaftes an sich hatte.
Der Jüngere wurde wütend. Mit allem konnte er leben, aber das Wort Haustiere machte ihn einfach nur stinksauer. Der Vampir bereute, dass er noch vor einigen Minuten in Betracht gezogen hatte, freundlich zu diesem Bastard zu sein. Er war kurz vor der Explosion, schließlich hatte er nicht nur ihn, sondern auch seinen Freund Sakuya beleidigt.
Doch bevor er auch nur den Mund öffnen konnte, ergriff der Mann, den er wie ein Familienmitglied liebte, auch schon das Wort.
„Wir sind keine Haustieren. Wir sind euch überlegende Wesen, die sich dazu entschlossen habe, den Menschen zu helfen. Uns mag jetzt das fehlen, was euch Menschen ausmacht, die Sterblichkeit, aber nichtsdestotrotz unterscheiden wir uns kaum von euch. Wissen sie, was sie gesagt haben, gibt mir zu denken. Aus diesem Grund frage ich mich auch, ob sie vielleicht keine anständige Erziehung genossen haben. Wir mögen allenfalls Monster sein, wie sie gesagt haben, aber sowohl Angel als auch ich haben in unserem Leben noch nie etwas Böses getan. Also ist Abneigung hier völlig fehl am Platz. Sie dürfen auch nicht alles glauben, was sie über Vampire hören oder lesen. Bilden sie sich doch erstmal selbst eine eigene Meinung, bevor sie uns verurteilen.“
Als Angel seinem Freund so zuhörte, riss er erstaunt die Augen weit auf, denn so einen Ausbruch war er von dem ruhigen Sakuya nicht gewöhnt.
Natürlich kam es auch schon mal vor, dass er sauer wurde, aber das war die Seltenheit und eine absolute Ausnahme.
Der Vampir, den er schon seit seiner Kindheit kannte, versuchte stets ruhig und gelassen zu sein, auch auftretende Probleme konnte er so lösen.
Diese gelassene Art versuchte er auch Angel beizubringen, doch manchmal stieß er damit auf taube Ohren.
Sakuya, reagierte auch so, wenn ihn jemand beleidigte. In solchen Fällen, tat er es damit ab, dass es dessen eigene Meinung sei. Schließlich hatte jeder ein Recht auf eine eigene Meinung. Was wäre das denn für eine langweilige Welt, wenn jeder das Gleiche denken würde?
Jedoch wenn es um Angel ging, hatte er nicht diese Ansichten. Der junge Mann verteidigte ihn wenn jemand versuchte ihm zu tyrannisieren, zu beleidigen oder zu verletzen. Aber er reagierte auch allergisch auf Kamikaze Aktionen von Angel.
Dieses ungewöhnliche Verhalten lag höchstwahrscheinlich daran,