Broken Bones. Andrea Appelfelder
trug, diesen Mann, der sein Vater war, sehr dankbar für das, was er ihm angetan hatte, war.
Rafael liebte, respektierte und beschütze ihn, damals genauso wie heute auch. Trotz der Tatsache, dass er sich seinem Meister unterordnen musste und er ihn die meiste Zeit über schlecht behandelte, vertraute er ihm zu hundert Prozent.
Rafaels Meister war so ungewöhnlich, dass er sich für gewöhnlich nie in der Öffentlichkeit zeigte. Für Angels Geschmack war er auch gerade deswegen zu undurchsichtig. Er war zwar der Vorsitzende dieser Abteilung, leitete aber alles an seinen Schüler weiter. Dieser gab es wiederum an den Rest des Vatikan weiter. Er ließ sich auch nicht in die Karten sehen und zeigte seine Ziele, wenn er welche hatte, niemals.
Es gab aber noch ein weiteres übernatürliches Wesen in dieser Abteilung, den liebenswerten Werwolf Wolf. Dieser war sehr eng mit Angel befreundet, was dazu führte, dass dieser sich aufopferungsvoll um Wolf kümmerte.
Der Vampir, der mit Angel befreundet war, kam aus Norwegen, sprach aber auch perfekt japanisch, italienisch und englisch. Diese Sprachkenntnisse konnte sich der Junge nur so erklären, dass es wohl daher kam, dass er schon sehr alt war und viel in der Welt herumgekommen sein musste.
Rafael hatte große blaue Augen, kurzes, etwas gewelltes, weißblondes Haar, war um die 1.90 Meter groß und trug heute einen grauen Seidenanzug.
Er war, wie es sich für einen echten Vampir gehörte, ein hübscher Anblick mit einer perfekten Nasen und den hohen Wangenknochen. Der weißblonde Mann hatte einen Muskulösen Körperbau und sah aus wie Ende zwanzig oder Anfang dreißig, war wahrscheinlich aber zehn- oder zwanzigmal so alt.
Angel hasste den Typen, der Rafaels Schöpfer war, mehr als alles auf der Welt. Das hatte aber auch einige Gründe. Dieser Mann, der sich selbst den Namen Deus gegeben hatte, was im lateinischen soviel wie Gott bedeutet, war eingebildet, selbstverliebt, arrogant und unverschämt.
Besagter Kerl war etwas größer als er, darüber hinaus hatte er aber das schönste Aussehen, das Angel jemals zuvor gesehen hatte. Er sah einfach perfekt aus, seine Zähne, sein Gesicht und sein Körper alles sah wunderschön aus und wirkte irgendwie androgyn.
Was aber neben benannten Eigenschaften noch am meisten an ihm hassenswert war, war der Aspekt, dass er total verliebt in Angel war. Schon allein deswegen konnte er diesen alten Mann, der wohl hunderte von Jahre älter war als er, nicht ausstehen. Dafür mochte er aber dessen Schützling um so mehr.
Es war ihm jedoch lästig, dass dieser ständig versuchte, ihn zu überreden, dass derjenige, den er für einen totalen Idioten hielt, doch eigentlich ein guter Kerl war.
Das war aber auch schon alles, was ihm an seinem guten Kumpel, den er auch schon seit Jahrzehnten kannte, missfiel.
Allerdings befand er sich heute nicht aus privaten Gründen hier. Er musste sich über seinen neuen Auftrag informieren. Einer von Rafaels menschlichen Untergebenen hatte ihm mitgeteilt, dass man eine neue Mission für ihn habe.
Nach Erhalt der Botschaft, begab er sich umgehend in die Buchhaltung des Vatikan, wo Rafael sein Büro hatte.
Mich beschäftigt, worum es diesmal wohl wieder geht. Vielleicht mal zur Abwechselung etwas anderes als Vampir, obwohl ich mir einen Werwolf jetzt auch nicht unbedingt wünsche, dachte er bei sich.
In den vielen Jahren, die er bereits für den heiligen Stuhl tätig war, hatte er schon so einiges kennengelernt, was eigentlich als Fiktion bekannt war. Diese Geschehnisse wurden allerdings durch den Vatikan geschickt mit ausgefallenen aber glaubwürdigen Geschichten vor der Öffentlichkeit verschleiert.
Mit diesen Gedanken in seinem Kopf stand er auch schon vor dem Büro des Vampirs, mit dem er einem Termin hatte. Angel hob seine Hand und klopfte sachte, aber trotzdem gut hörbar an die Tür.
Er musste einige Sekunden auf eine Reaktion warten.
Mit einem „Ja bitte, kommen sie herein.“ wurde er hinein gebeten.
Nachdem er eingetreten war, begrüßte er seinen Freund mit einem, “Hey“, und setzte sich ohne Aufforderung auf einen für Besucher vorgesehenen schwarzen Sessel.
Ein kurzes Gespräch nahm seinen Lauf. Während dieses Gespräches erfuhr Angel von seinem neuen Job. Er sollte eine Vampirin in Bukarest, in der Hauptstadt von Rumänien, überwachen.
Er hörte weiter interessiert zu, doch er wunderte sich, dass er diese Vampirin nur überwachen sollte. Was der Grund dafür war, konnte ihn der junge Mann, der ihm gegenüber saß, auch nicht beantworten. Der Job, den er diesmal bekam, war Rafael von ganz oben, von den obersten Bossen, diese waren ein Rat von sechs Kardinälen, sie bezeichnen sich selbst als „Die Sechs Heiligen“, zugeteilt worden.
Jegliche Informationen über natürliche und übernatürliche Geschehnisse kamen immer erst zu ihnen und sie erhielten sie von ihren menschlichen und unmenschlichen Informanten. Sie werteten dann alles aus und gaben diese dann an Deus, und dieser an Rafael, weiter. Der Vampir, der den Namen eines der Erzengel trug, verteilte die Aufträge nach eigenem Ermessen, an die Person, die dafür geeignet waren.
Diese Allwissenden, hielten sich diesmal aber mit der Informationsvergabe dezent zurück und das sie extra Angel verlangten war auch merkwürdig. Es war aber auch ungewöhnlich, denn so wenig Informationen wie bei dieser Aufgabe hatte er noch nie erhalten. Denn die Untergebenen der Sechs, oder gar sie selbst, recherchierten immer alles perfekt.
Da dem aber diesmal wohl nicht so war, ließ man ihm wohl freie Hand in der bevorstehenden Angelegenheit. Für den jungen Mann hieß das, das zu tun, was er immer tat, zu beurteilen und das betreffende Monster bei Bedarf zu töten.
Angel tötete ohnehin die meisten Kreaturen, auf die er traf. Er hatte seine mitfühlende Seite gegenüber der blutrünstigen Bestien schon lange verloren. Er war schon zu lange dabei und hatte schon zu viel gesehen.
Allerdings tötete auch er nicht alle übernatürlichen Wesen, da es auch gute Wesen gab, die nur am Leben interessiert waren und nur durch ein Versehen auf die Liste „Der Sechs Heiligen“ gekommen waren.
„Aber warte mal, wie soll ich diese Vampirin erkennen.“, fragte er schließlich verdutzt, als er keine weiteren Informationen über seine Zielperson erhielt.
Rafael antwortete: „Du wirst sie schon erkennen, wenn du sie siehst, so sagte man es mir. Man wies uns an, dir und nur dir allein diesen Auftrag zu übertragen.“
Der weißhaarige Mann konnte ihm nur noch ein Flugticket geben und ihn zur Tür geleiten, durch die der Junge das Zimmer schon betreten hatte. Dort wünschte er ihm viel Glück und eine gute Reise.
Einige Stunden später, nach diesem etwas ungewöhnlichem Treffen, bestieg der schwarzhaarige Vampir auch schon am Flughafen von Rom ein Flugzeug, das ihm zur legendären Hauptstadt der Vampire bringen sollte.
Es war ungewiss, was er dort tun musste, denn etwas hatten sich „Die Sechs Heiligen“ schon dabei gedacht, ausgerechnet ihm diesen Auftrag zu übergeben. Er war schließlich nicht der Typ, der nur beobachtete, aber auch nicht der, der jeden Befehl blind ausführte, sondern selbst so handelte, wie er es für richtig hielt.
Kapitel 11
Rumänien, Bukarest
Der Vampir mit dem anmutigen Gesicht war völlig in Gedanken versunken, während er in der stockfinsteren, aber wolkenlosen Nacht besagte Vampirin beschattete.
Natürlich geschah dies ohne das sie es bemerkte. Er hatte schon zu oft andere Wesen heimlich beobachtet und konnte für sein Opfer völlig unsichtbar wirken.
Obwohl er noch nicht mal ein Foto von ihr hatte, erkannte er sie sofort, an dem Ort, wo man ihn hingeschickt hatte, als den von ihm gesuchten Vampir.
Irgendetwas verband ihm mit ihr. Er spürte es. Jedoch wusste er nicht, was oder wieso, aber er hatte noch genügend Zeit darüber nachzudenken.
Angel beobachtete sie