BonJour Liebes Leben .... Rose Hardt

BonJour Liebes Leben ... - Rose Hardt


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Erstaunen fragte sie: „Oh, wir liebten uns? Nein, das kann nicht sein … das lieber Henning … das wüsste ich!“

       Doch sie wusste, dass er die Wahrheit sagte. Mit seiner Aussage war alles wieder präsent! Es war als hätte er das Liebesband, das beide einst verbunden hatte, wieder zusammengeführt.

      Ein warmes kribbelndes Gefühl kroch langsam und beharrlich in ihr hoch.

      Ich muss hier weg, weg von dem Liebesgesäusel, seinen Anspielungen, weg von längst vergangenen Gefühlen, weg von … dann fiel ihr Blick auf Gustavs Grab, auch weg von ihm, weg von all den verletzenden Erinnerungen. Mit einer schnellen Handbewegung bekreuzigte sie seine letzte Ruhestätte, warf den Kopf in den Nacken und eilte Richtung Ausgang davon.

      Ganz offensichtlich hatte sie nun endgültig Hennings Interesse geweckt, denn er folgte ihr auf dem Fuße und war dabei bemüht die Konversation weiter aufrechtzuerhalten. „Und du Charly“, rief er der Flüchtenden hinterher „du bist also Witwe?“ wobei er nochmals, nur um seine Frage bestätigt zu wissen, zurück zum Grab blickte.

      Plötzlich machte sie auf dem Absatz kehrt, sah ihn eindringlich an und sagte: „Bilde dir bloß nicht ein, dass wir unsere alte Liebe wieder auffrischen könnten. Nie und nimmer!“ Anschließend machte sie eine abweisende Geste um das äußerst sensible Thema, das unaufgefordert ihr Denken und Handeln zu manipulieren versuchte, zu beenden.

      Erstaunt, mit einem spitzbübischen Lächeln antwortete er: „So so wir liebten uns also doch!“

      Sprachlos, ihrer eigenen Worte erneut überführt, wandte sie sich abrupt um und eilte den Friedhofsweg hinunter, wobei sie das Gefühl hatte, dass sein Lächeln ihr aufdringlich hinterherlief.

      Von ihrer Empörung nicht im Geringsten beeindruckt, ging er weiter hinter ihr her wobei er genüsslich grinste.

      Mittlerweile war Charlotte an ihrem Wagen angelangt. Während sie mit zitternder Hand, nervös in ihrer Handtasche nach dem Schlüsselbund suchte, konnte sie aus den Augenwinkeln beobachten, wie Henning langsam um ihren Wagen schlich.

      Als er schließlich den Wagen in aller Ausführlichkeit begutachtet hatte kommentierte er: „Ahhh … Madam fährt einen Porsche! Respekt, Respekt!“ Nicht-glauben-Wollend umrundete er nochmals das Luxusgefährt, nickte mehrmals bewundernd, schenkte ihr dann einen verführerischen Augenaufschlag und sagte: „Na, meine kleine Charly ist ja eine richtig gute Partie!“

      „Ach Henning“, antwortete sie, dabei versuchte sie so gelassen wie nur irgend möglich zu bleiben, „du bist ein unverbesserlicher Macho. Mach dir bloß keine falschen Hoffnungen, so schlecht kann es mir gar nicht gehen, dass ich dir wieder eine Chance geben würde … und im Übrigen, auch wenn wir uns damals liebten, so war ich nie dein! Niemals“, zischte sie ihm entgegen.

      Woraufhin er erstaunt die Augenbrauen hochzog und lächelte.

      Es war dieses besondere Lächeln dem man sich, wenn man es einmal erfasst hatte, nicht mehr entziehen konnte.

      Ihre Gefühle ein weiteres Mal bestätigt kroch eine leichte Verlegenheitsröte sympathisch über ihr Gesicht.

      Was ihn sichtlich zu amüsieren schien. Breitgrinsend sagte er schließlich: „Warte, ich hab‘ etwas für dich“, er griff in seiner Jackeninnentasche, zog eine Visitenkarte hervor und überreichte sie ihr mit den Worten: „Hier, nur für alle Fälle.“

      Etwas widerwillig, mit spitzen Fingern, nahm sie das Kärtchen entgegen, sah es aber nicht an, sondern hielt es wie ein Fremdkörper fest.

      „Hey, ich verrate dir etwas, du darfst es gerne lesen, es ist nichts Unanständiges“, flüsterte er hinter vorgehaltener Hand. Im nächsten Moment sah er zur Hundedame und sagte: „Greta komm‘ wir gehen“, sein Blick glitt erneut an ihr herunter, „wir sind der Lady zu gewöhnlich“, sagte er mit einem anzüglichen Unterton in der Stimme. Anschließend schlenderten beide, in gemäßigten Schritten, davon – wobei Henning bemüht war sein Tempo der alten Hundedame anzupassen.

      Charlotte las die Visitenkarte auf der in großen Lettern stand: HENNING BLEIBTREU der MANN FÜR ALLE FÄLLE! Darunter waren Anschrift und Telefonnummer aufgeführt. „Tzzz“ … allein sein Nachname Bleibtreu sprach schon Bände und Mann für alle Fälle … naja, dann erinnerte sie sich an den Henning von damals. Na, ganz offensichtlich hatte er seine Vorlieben für die Damenwelt später zum Beruf gemacht, doch dann las sie das Kleingedruckte Geschickte Hände erledigen Ihre Gartenarbeiten. „Tzzz … Henning und Gartenarbeit!“, grummelte sie vor sich hin, „das ich nicht lache.“ Mit Sicherheit ist das nur eine Tarnung und in Wahrheit verdient er sein Geld als Lover-Boy? Wie waren noch seine Worte ich wäre eine richtig gute Partie! Beim Einsteigen in den Porsche kam ihr so ein Gedankenblitz: Vielleicht ist er ja ein Heiratsschwindler! Erst neulich hatte sie in der Tageszeitung einen Bericht darüber gelesen, dass der Friedhof der ideale Platz sei um einsame und betuchte Witwen kennenzulernen. Sie neigte den Kopf zur Seite, sah ihm nach und dachte, naja jedenfalls versprüht er noch immer diesen gewissen Charme dem noch nie eine Frau widerstehen konnte. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf, startete den Motor und ließ den Wagen langsam an ihm vorüberrollen. Sogleich fühlte er sich animiert und winkte ihr mit einem bezaubernden Lächeln hinterher. Und plötzlich, sie wusste nicht wie ihr geschah, zogen Bilder, die bisher nur ungelenk in ihrem Kopf umhertanzten, ganz deutlich an ihr vorüber. Im Besonderen jedoch sieht sie, wie er ihr nach jedem Liebesakt, einen Kuss gibt und sich bei ihr bedankt. Mit einem genüsslichen Schmunzeln dachte sie, ob er noch immer diese perfekte männliche Ausstattung besaß? Ups, jetzt gehst du zu weit, ermahnte sie ihr Verstand, der ihr auch sogleich den damaligen Trennungsgrund – diese super Blondine, die Brigitte Bardot für Leichtmatrosen – vor Augen führte. Wie war noch gleich ihr richtiger Name. Nein! fluchte sie nach innen und stoppte sogleich den vorbeiziehenden Bilderstrom. Darüber solltest du dir jetzt wirklich nicht den Kopf zerbrechen. Außerdem ist das alles lange vorbei. Kopfschüttelnd schob sie die Nachwirkungen dieses kurzen Gedankentrips beiseite.

      – Nun ja, jedenfalls hatte sie es versucht, doch so einfach war das nicht –.

      Und während der ganzen Heimfahrt bemerkte sie wie Henning sich unaufgefordert ein kleines Plätzchen in ihrem Kopf zu erobern versuchte und immer dann, wenn sie ihn zu verdrängen versuchte, kamen neue Details zum Vorschein. Nein, sie wollte nicht mehr an ihn denken! Keinesfalls wollte sie an den Herzschmerz, den er ihr damals zugefügt hatte, erinnert werden. Voller Wut drückte sie das Gaspedal einmal voll durch, sodass der Porschemotor vor Wonne aufheulte, sie in den Sportsitz drückte und ihr ein berauschendes Gefühl von Macht, ja Freiheit vermittelte. Leider war diese Befreiungsaktion nur eine Momentsache, denn ein kurzer Lichtblitz erinnerte sie an die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Landstraße, zeitgleich sah sie zum Tacho der gerade noch Einhundertfünfzig anzeigte „Mist“, fluchte sie und drosselte sofort das Tempo, das gibt sicherlich Fahrverbot. Gustav würde ihr jetzt eine Szene machen, aber die Gewissheit, dass er es nicht mehr tun konnte, ließ sie, trotz allem, zufrieden schmunzeln. Auch wenn sie die Geschwindigkeit dem Limit der Straßenverkehrsordnung wieder angepasst hatte, so hatten ihre Erinnerungen an Henning – ihrer ersten große Liebe – an Fahrt wieder zugelegt. „Tzzz … Henning … Henning … Henning“, zischte sie verärgert.

      Und während der restlichen Autofahrt wurde ihr ganz allmählich bewusst, dass er nicht nur in ihrem Kopf wieder aktiv war, sondern heftig an ihre Herzenspforte klopfte.

      Kurze Zeit später parkte sie den Porsche – der zu Gustavs Lebzeiten, neben seinen Affären, zu seinem Lieblingsspielzeug gehörte – in der Garage. Nachdem die Wagentür mit einem sonoren Klack ins Schloss gefallen war, blieb sie einen Moment neben dem sportlichen Gefährt stehen. In Gedanken sieht sie Henning um den Porsche gehen, sie sieht, wie seine bewundernden Blicke langsam über den Wagen gleiten und zu guter Letzt bei ihr, mit einem Augenzwinkern, enden. „Tzzz … gute Partie“, zischte sie erneut, dann trat sie einen Schritt zurück und dachte, eigentlich ist der Porsche viel zu groß, zu protzig und in Anbetracht der Tatsache, dass sie gerade eben geblitzt wurde, auch viel zu schnell für sie, außerdem hatte sie immer das Gefühl, dass der Wagen mit ihr fuhr und nicht


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