BonJour Liebes Leben .... Rose Hardt

BonJour Liebes Leben ... - Rose Hardt


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skeptisch beäugte sie sein Verhalten und es war nur zu hoffen, dass sie ihn nicht selbst auf die falsche Spur gesetzt hatte, eine Spur die ihn auf der Zielgeraden zu ihr führte.

      „Tja, wo waren wir noch gleich stehengeblieben? Ja, das Knöllchen! Selbstverständlich kümmere ich mich darum. Sei ganz unbesorgt!“ Grinsend, vom Sportwagen träumend stand er noch eine Zeitlang da.

      „Ludger? …du wolltest Unterlagen für die Steuererklärung raussuchen … du erinnerst dich!“

      „Wie? Ah richtig“, antwortete er. Aus seinem Tagtraum erwacht, klatschte er nochmals in die Hände, grinste wie ein Honigkuchenpferd und sagte mit einem leicht kindischen Unterton in der Stimme: „Na, wo sind denn die kleinen Ordner? Na da sind sie ja!“

      Charlotte verdrehte genervt die Augen. „Viel Spaß! Ich gehe dann mal, du kennst dich ja hier bestens aus“, fügte sie überspitzt an.

      Während sie zurück zur Terrasse ging, fiel ihr Blick auf den großen Spiegel in der Eingangsdiele. Sie blieb stehen, trat einen Schritt vor um ihr Spiegelbild etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Sie betrachtete es so, als würde sie eine gute Freundin begutachten. Die Frau die sie sah war Anfang fünfzig und ihr Gesamtbild von angenehmer Erscheinung, die dunkelbraunen halblangen Haare hatten immer noch Glanz und Schwung, ein paar Fältchen sprachen für eine lebenserfahrene Frau, die rehbraunen Augen und der volle Mund für Sinnlichkeit, und die kleine Hüftrolle – kurz griff sie zu – war zwar überflüssig konnte man aber gut kaschieren, die Beine waren – Dank regelmäßiger Fitness – wohlgeformt, dann kam der Griff zum Busen, sie rückte den Büstenhalter zurecht um das Dekolleté samt dem Inhalt etwas kritischer zu beäugen …

      „Darf ich dich am Wochenende zum Essen ausführen?“ flüsterte Ludger aus dem Hintergrund, wobei ein erotischer Touch in der Modulation seiner Stimme nicht zu überhören war.

      Erschrocken fuhr sie zusammen. „Luder! … Stehst du schon lange hier? Du weißt, dass ich das auf den Tod nicht ausstehen kann“, fluchte sie. Sofort trat sie einen Schritt zur Seite und drückte ihren Körper schutzsuchend an die Wand.

      In geschmeidig-tänzelndem Gang trat er auf sie zu, lächelte und antwortete: „Lange genug meine Liebe um mir bewusst zu werden, dass du eine hinreißende Frau bist“, und schon im nächsten Moment glitt sein schmachtender Blick langsam, um auch ja nichts auszulassen, an ihr herunter. „Das Leben, meine liebe Charlotte, ist viel zu kurz um es alleine zu verbringen.“ Dann kam er noch etwas näher – und ja, da war er wieder, dieser treue Dackelblick, den er seit Gustavs Tod ganz offensichtlich eingeübt haben musste – stützte lasziv lässig seinen Ellenbogen gleich neben ihr an die Wand, legte den Kopf in seine Handinnenfläche und pustete ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht.

      Gerade sah sie noch wie seine zum Kuss gespitzten Lippen in Richtung ihres Mundes kamen …

      Ohhh … tu’s nicht, schoss es ihr verzweifelt durch den Kopf, zeitgleich tauchte sie unter ihm weg – und nein, sie wollte auf gar keinen Fall weiter auf sein Liebesgesülze eingehen. „Sag, wolltest du dich nicht um die Steuern kümmern?“ lenkte sie geschickt von der äußerst delikaten Situation ab. Anschließend machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand so schnell sie nur konnte in Richtung Terrasse.

      Hinter ihr folgten noch alltägliche Worte wohl verpackt in zärtlichem Geflüster: „Um den Porsche meine Liebste sowie um die finanziellen Sachen kümmere ich mich, ebenso um das Knöllchen! Ach ja, und das mit dem Essen, das kannst du dir gerne überlegen. Ich würde mich jedenfalls sehr um ein wenig mehr Entgegenkommen deinerseits freuen.“ Dann fiel die Wohnungstür ins Schloss.

      „Tzzz … meine Liebste“, äffte sie ihm nach, und was heißt hier eigentlich ein wenig mehr Entgegenkommen? Na, das hättest du wohl gerne!

      Später saß sie mit einem Kaffee auf der Terrasse. Kopfschüttelnd dachte sie immer wieder über die Unverfrorenheit ihres Schwagers nach. Er und sie? Igitt-igitt! In Erinnerung an sein erotisches Geplänkel lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.

      Plötzlich drang ein glockenhelles „Guten Morgen“ mitten in das noch sehr lebhafte Szenario, zeitgleich vernahm sie eilige Schritte auf dem Kiesweg seitlich des Hauses. Es war Doro von Sickingen, ihre langjährige Freundin und eine ehemalige Arbeitskollegin. Die nimmermüde Powerfrau war mit Leib und Seele Immobilienmaklerin und sie war eine der besten ihrer Zunft, eben weil sie ehrlich, korrekt und zuverlässig war – was nicht unbedingt immer die Attribute eines Maklers sind. Ihre Botschaft lautete: „Nur ethische Werte haben langfristig Erfolg“. Sie liebte es hochpreisige Objekte weltweit zu verkaufen, danach hatte sie großes Vergnügen die Provisionen gewinnbringend anzulegen – Ja, das war Doro! Und der Mann für so eine Frau, der musste jedenfalls noch gebacken werden – hatte sie selbst einmal behauptet. Aber wie jeder Mensch hatte sie nicht nur kleine Fehler, sondern ihre ganz speziellen Unausgewogenheiten!

      Lachend, sich dabei tanzend im Kreise drehend, stand sie mit der Champagner-Flasche in der Hand jubelnd auf der Terrasse: „Jaha …jaha … heute habe ich mal wieder einen super Abschluss gemacht“, im nächsten Moment küsste sie Charlotte auf ihr Haupt, stellte die Flasche auf den Tisch und sagte: „Weißt du wie viel sechs Prozent von fünfhunderttausend sind? … Schlappe Dreißigtausend! Ich habe beim Verkaufsabschluss einer Immobilie Dreißigtausend verdient! Ist das nicht genial – nein, ich bin genial!“, jubelte sie weiter. Und wenn es ihr möglich gewesen wäre, hätte sie sich wahrscheinlich selbst geküsst. Bevor Charlotte antworten konnte, ließ sie den Champagnerkorken knallen, so dass das edle Getränk wie eine Fontaine emporschoss. Den ersten Schluck nahm sie sogleich aus der Flasche, wofür sie auch sofort eine Entschuldigung parat hatte. „Ja … meine Güte, nun guck nicht so verdutzt! Solche Abschlüsse sind nicht alltäglich!“

      Charlotte lachte auf, „Doro das freut mich für dich, dann sollten wir – deinem Erfolg gebührend – mit Gläsern, anstoßen!“ Als sie ein wenig später zurückkam, saß Doro da und weinte. Ja, auch das war Doro! Zuerst himmelhochjauchzend dann wieder zu Tode betrübt.

      „Hey was ist geschehen, ich dachte du freust dich über deinen finanziellen Zuwachs?“ tröstend legte sie die Hand auf ihre Schulter.

      „Eben drum, aber was nützen mir solch‘ horrende Abschlüsse, wenn ich die Freude nicht mit jemandem teilen kann?“

      „Aber dafür hast du doch mich!“ scherzte sie.

      „Ha ha … du erlaubst, dass ich später lache.“

      Charlotte streifte ihr scherzeshalber, von hinten nach vorne, durch die Haare und meinte: „Wie war noch gleich dein Spruch? Ah warte, ich hab’s: Genieße die Nacht mit einem Mann, doch wenn der Morgen grüßt, sollte dich nichts mehr an ihn erinnern.

      Ein wenig pikiert, dass sie von ihrer Freundin nicht ernst genommen wurde warf sie den Kopf zurück und ordnete ihre Frisur.

      „Was ist eigentlich mit diesem, diesem … Wie hieß er noch gleich?“, versuchte Charlotte von ihrer unsensiblen Bemerkung abzulenken wobei sie direkt ins nächste Fettnäpfchen trat.

      Doro ignorierte vorerst ihre Frage, stattdessen goss sie mit einem Schwung das perlende Getränk in die Gläser, sodass der Schaum dekadent über den Rand schäumte.

      „Diether! Der Mistkerl heißt Diether!“, zischte sie ihr entgegen. „Hör mir bloß mit diesem Typen auf …“, und gemäß ihrem Ärger fegte sie mit der flachen Hand den Champagnerschaum von der Tischplatte.

      „Oh, wie das?“ fragte sie nun sichtlich interessiert, obwohl sie genau wusste, dass wechselnde Beziehungen zu ihrem Leben gehörten wie eine erfrischende Dusche am Morgen.

      „Der … der hatte es doch nur auf meinen Namen von Sickingen abgesehen!“, fügte sie überspitzt an, dann schnäuzte sie verächtlich ihren überschüssigen Tränenfluss ins Taschentuch.

      „Ach was!“, antworte Charlotte etwas ungläubig. Wieder einmal eine missglückte Beziehung, dachte sie. Manchmal beschlich sie das Gefühl, dass Doro vor zu viel Nähe auf


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