Vier Jahre in der Stonewall Brigade. John Overton Casler

Vier Jahre in der Stonewall Brigade - John Overton Casler


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besteht kein Zweifel daran, dass der rechtzeitige Sturmangriff des 33rd Virginia das Schlachtenglück zu unseren Gunsten wandelte und somit letztlich den Konföderierten den Sieg bescherte. Colonel Cummings scheute sich nicht, auf eigene Verantwortung zu handeln und er befahl den Angriff im entscheidenden Augenblicke, denn bereits fünf Minuten später hätte sich die Unionsbatterie in ihrer Stellung eingerichtet und unsere Brigade sowie Pendletons Geschützbatterie mit Flankenfeuer bestrichen, was unsere Position unhaltbar gemacht hätte. Ich möchte meinen Erinnerungen an dieser Stelle Briefe von Colonel Cummings und Captain Randolph Barton beifügen, die meine Schilderung der Dinge bestätigen und die Ereignisse in einiger Ausführlichkeit beschreiben. Auch ein Brief, den ich drei Tage nach der Schlacht an meine Eltern schrieb und der sich heute in meinem Besitz befindet, soll an dieser Stelle veröffentlicht werden.

      Kapitel 04: Briefe von Colonel Cummings, Captain Barton und meiner Wenigkeit

      Colonel A. C. Cummings' Brief:

      "Abington, Virginia, 10. November 1896.

      Sehr geehrter Herr John O. Casler,

      Mein geliebter Freund, Sie können sich kaum eine Vorstellung von der Freude machen, welche Ihr Brief mir bereitet hat und ich versichere Ihnen, dass die Zeit, welche Sie zu seiner Niederschrift aufgewendet haben, keinesfalls vergeudet wurde. Wie Sie wissen, bestand das 33rd Virginia Regiment, das ich in Winchester organisierte, aus je einer Kompanie aus den Countys Hampshire, Hardy, Frederick, Rockingham und Page sowie fünf Kompanien aus Shenandoah County. Da ich in den vergangenen 15 Jahren nur selten mein Heim verlassen habe, habe ich nur sehr wenige der alten Kameraden wiedergesehen. Richtete der Zufall doch einmal ein Treffen ein oder hörte ich Neuigkeiten über einen meiner alten Jungs, so bereitete mir dies stets große Freude, besonders, wenn ich erfuhr, dass es ihnen gut ging. Ich bin überzeugt, Sie empfinden ebenso.

      Es ist, wie Sie in Ihrem Brief schrieben: Ich war niemals ein sonderlich beredter Mensch und bin von zurückhaltender Wesensart. Die größte Lehre, welche ich aus meinem Dienste als Captain im Mexikokriege zog, war jene, dass es meine Pflicht und Verantwortung war, so gut für das Wohlergehen der Männer unter meinem Kommando zu sorgen, wie die Umstände es gestatteten.

      Es freut mich zu hören, dass Sie Ihre Erinnerungen an Ihre vier Jahre in der Stonewall Brigade niedergeschrieben haben und sobald das Buch wieder verfügbar ist, werde ich gewiss ein Exemplar erstehen, da ich nicht daran zweifle, dass sein Inhalt mein Interesse erregen wird.

      In Ihrem Brief ist mir eine kleine Ungenauigkeit bezüglich meiner Person aufgefallen, die jedoch keineswegs von Belang ist. Ich quittierte damals nicht meinen Posten, sondern war aus einem triftigen Grunde (dessen Details hier nicht erörtert werden müssen) kein Kandidat für eine Wiederwahl bei der Umstrukturierung der Armee. Ich wurde in die Legislative gewählt, in welcher ich die letzten Kriegsjahre hindurch bis zur Kapitulation diente. Anschließend praktizierte ich rund 15 Jahre lang als Anwalt, bevor ich mich auf eine kleine Farm unweit Abington zurückzog.

      Recht und Gesetz waren mein angestammtes Berufsfeld und ein Jahr nach dem Ende des Mexikokrieges betätigte ich mich erstmals als Anwalt. Erst kürzlich erhielt ich zwei Schreiben von Randolph Barton, an den Sie sich womöglich noch erinnern. Er schrieb mir, er habe erstmals seit Kriegsende das Schlachtfeld bei Manassas besucht und sei sehr interessiert an Berichten über die Taten des 33rd Virginia und der Stonewall Brigade an jenem denkwürdigen 21. Juli 1861.

      Barton war bei Ausbruch des Krieges Kadett am Virginia Military Institute in Lexington, Virginia. Als ich Anfang Juli in Winchester das 33rd Virginia aufstellte, wurde er dem Regiment zugewiesen. Ich verfügte zu jenem Zeitpunkt über keinen Stabsoffizier und so ernannte ich ihn zum Sergeant-Major. Er war ein intelligenter, junger Mann, diente als Generaladjutant in General Walkers Stab und ist heute ein geachteter Anwalt in Baltimore. Er bat mich um eine Niederschrift meiner Erinnerungen an die Rolle des 33rd Virginia und der Stonewall Brigade in der Schlacht und ich ließ sie ihm zukommen. Abgesehen von einigen kleinen Unterschieden entsprachen sie seinen eigenen Erinnerungen.

      Unsere Armee verließ Winchester am 18. Juli gegen 14.00 Uhr; die Stonewall Brigade marschierte an der Spitze. Das 33rd Virginia erreichte Manassas erst kurz vor Tagesanbruch des 20. Juli (einem Samstag). An diesem Morgen brachen wir auf und schlossen uns bei McLane's Ford am Bull Run den übrigen Regimentern der Brigade an. Unsere Gefechtslinie erstreckte sich von Union Mills am Bull Run nach links bis zur Steinbrücke. Wir rechneten mit einem Angriff auf unser Zentrum und unsere rechte Flanke, aber am frühen Sonntagmorgen stellte sich heraus, dass der Feind in Richtung der Steinbrücke marschierte, offensichtlich, um unsere linke Flanke zu umgehen und die Manassas Gap-Bahnlinie zu erreichen. Die Stonewall Brigade wurde den Bull Run hinauf geschickt (wobei sie annähernd parallel zum Wasserlauf marschierte und mehrere kurze Marschpausen einlegte), bis sie die Kuppe des Hügels beim Haus der Familie Henry erreichte. Dort formierte sich die Brigade in einem kleinen Kiefernwäldchen in Gefechtslinie. Zwischenzeitlich tobte die Schlacht bereits an der Steinbrücke und unsere dortigen Einheiten mussten vor einer erdrückenden Übermacht zurückweichen. Die Linie unserer Brigade war folgendermaßen aufgestellt: Das 5th Virginia an der rechten Flanke, zu seiner Linken das 4th und 27th Virginia (diese beiden Regimenter unterstützten Pendletons Geschützbatterie), das 2nd Virginia und schließlich an der linken Flanke das 33rd Virginia.

      Unsere Brigade bildete zu diesem Zeitpunkt die äußerste Linke unserer Armee und das 33rd Virginia, das die linke Flanke unserer Brigade bildete, erhielt den Befehl, sich am Rande des Kiefernwäldchens niederzulegen. Durch die Bäume und die Geländebeschaffenheit waren wir somit vor den Blicken des Feindes verborgen, der in großer Zahl zu unserer Rechten vorwärts drängte.

      Unsere Befehle lauteten, die feindlichen Soldaten bis auf 30 Schritte herankommen zu lassen, eine Salve abzufeuern und dann sogleich mit dem Bajonett auf sie einzustürmen. General Jackson kam die Linie entlang geritten und wies mich an, die feindliche Artillerie im Blicke zu behalten. Wie Sie ja wissen, war das 33rd Virginia erst unmittelbar vor unserem Aufbruch aus Winchester aufgestellt worden und mit Ausnahme von zwei oder drei Kompanien waren die Männer noch gänzlich unerfahren. Zudem blieben die beiden Kompanien von Captain Holliday (der es später zum Gouverneur brachte) und Captain Jones (später Colonel) zurück. Eine fungierte als Wachtabteilung, die andere musste anderweitige Dienste verrichten und folglich standen uns beide in der Schlacht nicht zur Verfügung. Wir zogen also mit lediglich acht Kompanien in den Kampf und verfügten insgesamt über etwa 400 kampfbereite Männer. Als General Jackson mich anwies, die Artillerie des Feindes im Auge zu behalten, liefen Captain William Lee (ein tapferer Mann, der als unser Lieutenant-Colonel fungierte) und ich zur Kuppe des Hügels hinauf, von wo aus wir die feindlichen Kanonen vor uns und zu unserer Linken zügig über die Sudley Road herankommen sahen. Zudem bewegte sich feindliche Infanterie den Hügel entlang auf unsere linke Flanke zu. Wir eilten unverzüglich zum Regiment zurück.

      Unsere Jungs befanden sich in beträchtlicher Aufregung, da eine solide Kanonenkugel knapp vor ihrer Stellung den Boden aufgerissen hatte und zugleich unbekannte Soldaten in roten Uniformen zu ihrer Linken aufgetaucht waren. Zuvor hatten die feindlichen Geschütze die übrigen Regimenter der Brigade und Pendletons Batterie beschossen. Da meine Männer unerfahrene Rekruten und bereits sichtlich beunruhigt waren, machte ich mir Sorgen um ihr Betragen, falls ich den Feind tatsächlich auf 30 Schritte herankommen ließe, wie General Jackson es befohlen hatte. Ich beschloss also, nicht länger zu warten und unverzüglich einen Sturmangriff zu befehlen, der in der Eroberung der feindlichen Batterie (oder zumindest einer Sektion der Batterie) resultierte. Soweit ich mich erinnere, konnten die Kanonen kein einziges Geschoss auf uns abfeuern. Kein Regiment aus abgehärteten Veteranen trug jemals einen entschlosseneren Sturmangriff vor, wenn er auch nicht ganz mustergültig verlief. Natürlich vermochten wir die eroberte Stellung ohne Unterstützung nicht gegen die feindliche Übermacht zu halten. Wir hatten die Artilleriepferde niedergeschossen und ich nahm als Souvenir die Trense eines Pferdes an mich. Ich benutze sie noch heute.

      Das 33rd Virginia verlor in dieser Schlacht mehr Männer als jedes andere Regiment unserer Armee. Captain Lees Tod betrübte mich sehr. Ich hatte erst kurz zuvor seine Bekanntschaft gemacht, empfand aber bereits starke Sympathie für ihn. Er war ein aufrechter und tapferer Mann


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