Vier Jahre in der Stonewall Brigade. John Overton Casler
war er mir von ausgesprochen großem Nutzen. Auch mein Freund Barton ist stets ein verlässlicher Kamerad gewesen. Ich hege noch immer die Hoffnung, das Shenandoah-Tal besuchen zu können und einige der Überlebenden des 33rd Virginia zu treffen, doch womöglich muss ich mich damit bescheiden, mich ihrer mit der zärtlichsten Zuneigung zu entsinnen. Ich bin nun 75 Jahre alt und spüre die schwere Last des Alters.
Ich verbleibe als Ihr ergebener Freund,
Arthur C. Cummings, Colonel der 33rd Virginia Infantry."
John O. Caslers Brief:
"Manassas Junction, 24. Juli 1861.
Geliebter Vater, geliebte Mutter,
Erneut greife ich zur Feder, um euch einige Zeilen zu schreiben, damit ihr wisst, wo ich gegenwärtig bin und dass es mir noch gutgeht.
Der vergangene Sonntag war ein Tag, wie ich ihn noch niemals zuvor erlebt habe und ich bete zu Gott, dass ich derartiges nie wieder erleben muss. Wir fochten eine der erbittertsten Schlachten aus, die der amerikanische Kontinent je gesehen hat. Mir fehlen die Worte, die Szenen dieser Schlacht zu beschreiben. Die menschliche Sprache kann dem Schrecken nicht gerecht werden.
Am Donnerstag verließen wir Winchester und marschierten den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch. Am Freitag gegen 09.00 Uhr erreichten wir die Piedmont-Bahnstation und am Abend bestiegen wir schließlich die Waggons, in denen wir in der Nacht Manassas Junction erreichten. Am folgenden Morgen marschierten wir etwa sechs Kilometer in östliche Richtung zu einer Stelle, wo bereits am Donnerstag ein Gefecht stattgefunden hatte. Dort verbrachten wir den Rest des Tages und die Nacht, wobei wir jederzeit mit einem Angriff rechneten.
Am Sonntagmorgen wurden unsere Truppen in sechs Kilometern Entfernung angegriffen und wir strebten im Eilmarsch dem Schlachtfeld entgegen, das wir gegen 12.00 Uhr erreichten. Bereits seit dem Morgen fanden unablässige Kämpfe statt, doch seit 10.00 Uhr waren diese zu einer regelrechten Schlacht eskaliert. Als wir (also Jacksons Brigade) dort eintrafen, war das Gemetzel bereits im Gange und unser Regiment wurde an die äußerste Linke unserer Armee gestellt. Der Feind versuchte, unsere Flanke zu umgehen, doch er sah unsere tatsächliche Position erst, als er auf weniger als 50 Meter herangekommen war, da wir hinter einer Hügelkuppe verborgen lagen. Die feindliche Linie versuchte, eine Salve auf uns abzufeuern, doch wir waren schneller. Wir eröffneten das Feuer und rückten bereits gegen sie vor, als sie ihre Salve abfeuerten. Wir begannen zu rennen, um einen Bajonettangriff vorzutragen und dabei brüllten wir wie die Wilden. Der Feind wich vor uns zurück und wir konnten seine Artillerie überrennen, doch dann trafen Verstärkungen ein und wir mussten uns zurückziehen, da wir von zwei Seiten unter heftiges Feuer genommen wurden. Ein North Carolina-Regiment eilte uns zu Hilfe und wir stürmten erneut vorwärts. Der Feind musste wieder weichen und jener Teil des Schlachtfeldes befand sich in unserer Hand, ebenso Griffins Geschützbatterie, deren Name bereits in aller Munde ist. Auf einem anderen Teil des Feldes dauerte die Schlacht noch eine weitere Stunde an, doch schließlich zog sich der Feind in beträchtlicher Verwirrung nach Alexandria zurück. Unsere Kavallerie und Artillerie setzten ihm noch etwa zehn Kilometer weit nach, wobei sie viele feindliche Soldaten töteten und verwundeten und nahezu alle ihre Geschütze und Planwagen eroberten. Das Schlachtfeld war wohl acht Kilometer weit von Toten und Sterbenden bedeckt.
Ich vermag noch nicht zu sagen, wie viele Männer wir verloren haben, aber es waren sehr viele. Der Feind hat wohl dreimal so viele Soldaten verloren wie wir. Soweit ich weiß, hat unser Regiment 35 Tote und mehr als 100 Verwundete zu beklagen. In unserer kleinen Kompanie von 32 Mann wurden fünf Mann getötet und fünf verwundet. Unter den Toten befindet sich auch der arme Will Blue. Er wurde von einer Musketenkugel getötet, die ihn durch das Herz traf. Er war wohl sofort tot. Auch Amos Hollenback, Polk Marker, Tom Furlough und Jim Adams (der Bursche, der bei Dr. Moore wohnte) sind gefallen. Will Montgomery hat eine üble Verwundung erlitten, die aber nicht lebensbedrohlich ist. John Rinehart, Bob Grace, Arch Young und Ed Allen wurden leicht verwundet, sind aber schon wieder auf den Beinen.
Wir haben 26 Kanonen erbeutet und zwischen 1.000 und 2.000 Gefangene gemacht, darunter einige hohe Tiere aus Lincolns Regierung. Auch General Scotts persönliche Kutsche ist uns in die Hände gefallen. Er und einige feine Damen kamen eigens aus Washington nach Centreville gefahren, um "die Rebellen rennen zu sehen". Nun, sie sahen uns tatsächlich rennen, aber wohl nicht in die Richtung, die sie erwartet hatten.
Am nächsten Morgen lief ich etwa drei Kilometer weit über das Schlachtfeld und sah mir den Fluchtweg der Yankees an. Überall lag weggeworfene Ausrüstung herum: Mäntel, Patronentaschen, Feldflaschen, Musketen und Decken. Ich sah auch viele unbrauchbare Planwagen.
Während der Schlacht pfiffen mir die Granaten, Kanonenkugeln und Musketenkugeln um den Kopf. Ich konnte ihren Luftzug im Gesicht spüren, doch ich erlitt nicht einmal einen Kratzer. Das Gerücht macht die Runde, dass wir bald vorrücken werden, um Washington einzunehmen. Jeff Davis traf nach der Schlacht hier ein und befindet sich gegenwärtig auf dem Weg nach Alexandria.
In der Schlacht kämpften rund 40.000 Yankees und etwa 25.000 von unseren Jungs.
Ich bitte euch, euch von der eventuellen Nachricht meines Todes nicht überraschen zu lassen. Niemand von uns vermag zu sagen, wann seine Zeit gekommen ist.
Lebt wohl,
John O. Casler"
John O. Casler, 1863
Captain Randolph Bartons Brief:
"Baltimore, Maryland, 15. Januar 1897.
John O. Casler,
geliebter Kamerad! Unser Kommando erreichte Manassas Junction am 20. Juli, irgendwann in den Morgenstunden, glaube ich. Im Verlaufe des Tages marschierten wir zur rechten Flanke unserer Linie und am folgenden Tage wurden wir in Phasen der Untätigkeit und Eile hin und her geschickt, je nachdem, wo unsere Anwesenheit auf dem Schlachtfeld nach Ansicht unserer Kommandeure erforderlich zu sein schien. Mein Mittagessen bestand aus Brombeeren, denn da ich keiner der einfachen Soldaten war (ich war Sergeant-Major), war es mir möglich, eine Menge von ihnen zu pflücken, während wir durch die Felder marschierten. Gegen 13.00 Uhr erreichte unser Regiment den Höhenzug, auf dem das inzwischen berühmte Haus der Familie Henry steht, wo wir die Position an der linken Flanke unserer Brigade einnahmen. Zu diesem Zeitpunkt war unsere Brigade noch als die 1st Brigade oder Jacksons Brigade bekannt, doch nach dem Ende der Schlacht nannte man uns nur noch die Stonewall Brigade.
Während wir uns unserer Position näherten, hörten wir zum ersten Mal das fürchterliche Kreischen der feindlichen Granaten, die über unsere Köpfe hinweg flogen. Sie waren zu hoch gezielt, aber dennoch nicht ungefährlich. Heute erinnere ich mich mit einiger Belustigung an den tödlichen Ernst und die scheue Neugierde, welche sich auf den Gesichtern der Männer abzeichneten, als die Geschützbatterien der Unionscaptains Ricketts und Griffin ihre tödlichen Geschosse über uns hinweg spien, doch ich kann mich nicht entsinnen, dass auch nur einer unserer Jungs sichtbare Anzeichen von Feigheit gezeigt hätte. Sie alle blieben an ihrem Platz in der Formation, befolgten ihre Befehle und bezogen prompt und entschlossen ihre Stellung zur Linken des 2nd Virginia, dem mein Bruder Strother, mein Vetter Willie Barton und alle meine Freunde aus Winchester angehörten. Mein Bruder David diente in der Rockbridge Battery, die von unserer Brigade unterstützt wurde. Mein Onkel Frank Jones und mein Schwager Thomas Marshall dienten in Jacksons Stab. Ich erinnere mich, dass mir der Ernst der Lage vollkommen bewusst war, doch ich verspürte zu keinem Zeitpunkt den Drang, kehrtzumachen und davonzulaufen. Mein Ehrgefühl und der Wunsch, es den tapfersten Männern auf dem Schlachtfeld gleichzutun, bestimmten mein Handeln und ich glaube, den anderen Soldaten unseres Regiments (mit Ausnahme des Adjutanten) erging es ebenso. Ich ging mit weniger Furcht in diese Schlacht als in alle folgenden und wenn auch meine damalige Arglosigkeit bezüglich der Realitäten des Krieges zweifellos zu meiner Ruhe beitrug, so glaube ich, dass auch mein Jahr in Lexington meine Nerven in mancherlei Hinsicht gestählt hatte. Auf dem Schlachtfeld begriff ich, dass die Befehle unserer Offiziere in jeder Situation unbedingt zu befolgen waren und die einfachen Soldaten in ihrer